13.10.2016

Was hat uns nach Joeps Tod gut getan?

Als wir nach Hause kamen, ohne Joep, hatten wir solche Angst. Wie würde es drinnen sein? Wir laufen die Treppe hoch und an unserer Türe hängt eine Tüte mit Kinderschokolade. Ich musste nicht lange nachdenken, ich wusste sofort von welcher Freundin die kam, es gibt nur eine die immer Kinderschokolade im Haus hat und die ich aufesse wenn ich sie besuche.

Als wir in die Wohnung laufen sehen wir einen wunderschönen weißen Blumenstrauss auf unserem Tisch und Karten von Renes Familie. Das hat uns gut getan. Außerdem war unser Kühlschrank aufgeräumt und voll frischem Essen. Letztendlich haben wir nur das Brot gegessen weil wir nicht kochen konnten, nicht mal für die fertig Pasta Soße hatten wir genug Energie. Aber die Geste war sehr liebevoll und nett und hat uns gezeigt dass es auch noch etwas Gutes gibt in der Welt. Für einen winzigen Moment waren wir dankbar und soweit es geht froh dass wir so viel Unterstützung hatten.

Am selben Abend kam die Bestatterin, sie war ein wahrer Segen für uns. Sie war so angenehm und hat einfach alles richtig gemacht. Hat uns alles aus unseren Händen genommen und hat eine perfekte Beerdigung für Joep geplant.

Auf der Beerdigung waren viele Leute die mit uns von Joep Abschied genommen haben, sie haben mit uns um unseren kleinen hübschen Jungen geweint, das hat uns gut getan. Zu wissen das all die Menschen für uns da sind und Joep so viele Herzen berührt hat.

Wir haben uns isoliert und es dauerte lange bevor wir aus der Isolation raus gekommen sind. Noch heute gehen wir nicht auf Geburtstage oder Feiern. Menschen die obwohl wir nicht ans Telefon gegangen sind uns einfach einen Whatsapp Bericht geschickt haben und uns alle Zeit und Geduld gegeben haben die wir brauchten haben uns gut getan. Niemand konnte von uns erwarten dass wir uns melden, aber es tat gut das niemand aufgegeben hat sich zu melden. Irgendwann haben wir reagiert und oft hatten Menschen ein gutes Timing, schrieben genau in dem Moment in dem wir reden wollten. Viel öfter war das Timing schlecht und haben wir nicht oder erst Tage später reagiert, aber jeder der weiterhin geschrieben hat hat uns gut getan.

Uns hat noch viel mehr gut getan: Blumen die uns geschickt wurden, Karten die wir bekommen haben. Jeder mit dem wir über Joep reden konnten, der zugehört hat hat uns gut getan. Jeder den ich um Joep hab weinen sehn tat mir gut, tut mir immer noch gut. Er verdient jede Träne, jedes Lächeln und jedes Kompliment. Jede Blume, jedes Stofftier dass man uns für Joep mitbringt tut uns gut. Jeder der Joeps Grab besucht tut uns gut.

Unsere Arbeitgeber haben alles richtig gemacht und nie Druck ausgeübt, das war sehr angenehm. Wir mussten uns zumindest finanziell keine Sorgen machen. Unsere Zukunft war und ist so ungewiss, aber das wir finanziell gut da stehen hat uns viel innere Ruhe gegeben.

Kollegen und Freunde die immer wieder fragen ob wir zusammen lunchen können, die flexibel waren, die Pausen überzogen haben wenn wir das brauchten, das hat uns sehr gut getan. Noch heute geh ich oft mittags mit jedem Essen.

Meine Familie die obwohl sie weit weg wohnt immer für mich da war und immer für alles Verständnis aufgebracht hat tat mir gut, auch wenn ich sie manchmal verletzen und vor den Kopf stoßen musste. Die Liebe die wir von ihnen bekommen tut mir sehr gut. Dass sie ihre Liebe für Joep zeigen tut mir unfassbar gut. 

Jeder der einfach ohne Urteil zuhört tut uns gut, immer noch.

Menschen die gefragt haben ob sie etwas für uns tun können waren nett aber wir haben immer abgelehnt. Wir hatten nicht die Energie zu fragen wenn wir etwas brauchten, was bessere gewesen wäre wäre ein: ich komm gleich vorbei und mach sauber oder ich hab gekocht und bring euch etwas Essen vorbei. Wir haben nie danach gefragt weil wir in Momenten in denen wir es brauchen einfach nicht die Energie hatten. Natürlich hätten wir oft nein gesagt und mehr als essen vorbei bringen wäre oft auch nicht möglich gewesen. Zusammen essen, bei uns, in unserer Wohnung, das ging erst nach Monaten. Aber es hätte uns sicher gut getan, letztendlich haben wir fast jeden Tag essen bestellt weil wir keine Energie zu kochen hatten aber das war auch ok. Wir hatten jeden Tag etwas warmes im Bauch.

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