31.10.2016

Tattoo

Heute wurde ich zum zweiten Mal von einer Fremden auf mein Tattoo angesprochen und es hat mich wirklich gefreut. Ich hatte die Ärmel meines Blazers hoch gekrempelt und man sah ein Stück meines Tattoos.

Nach der Arbeit musste ich tanken bevor ich nach Hause gefahren bin. Ich stehe vor der Kasse und die Kassiererin sagt: "wow, das ist ein cooles Tattoo. Was bedeutet es?"

Ich Krempel den Ärmel komplett hoch um ihr das ganze Tattoo zu zeigen und jetzt sieht man erst Joeps Fussabdrücke. Ich erkläre ihr dass mein Sohn gestorben ist und ich dieses Tattoo für ihn hab stechen lassen, dass es seine Abdrücke sind und dass auf dem ersten Shirt dass ich für ihn gekauft habe 'just smile to me' stand und  darum auch just smile auf meinem Arm steht.

Sie war so nett, ich sah ihr an wie sehr sie sich erschrocken hat und dass es ihr leid tat, meine Stimme war schwach und ich hatte sofort Tränen in den Augen. Es zu sagen ist immer so schwer. Mein Sohn ist gestorben.

Ich sagte ihr dass ich es schön fand dass sie gefragt hat und dass ich gerne über ihn rede. Ich sah ihre Erleichterung und sie wünschte mir viel Kraft. Ich lief sofort weg weil ich es eilig hatte.

Irgendwie tat es so gut auf Joep angesprochen zu werden. Das würde auch passieren wenn er noch leben würde. Es fühlte sich so richtig an.

29.10.2016

Wessen Schuld ist es?

Nachdem Joep gestorben ist fragte ich mich immer und immer wieder warum? In meinem Kopf gab es so viele Szenarios in denen sein Tod verhindert hätten werden können. Wenn einfach jemand etwas mehr getan hätte, eine Person die weiter gedacht hätte... Er könnte noch leben.

Wenn die Hebamme nach der Geburt nicht für 1,5 Stunden zu einer anderen Geburt gegangen wäre, vielleicht hätte sie eher gemerkt dass Joep krank war und hätte er es überlebt?

Wenn beim 20 Wochen Ultraschall der Herzfehler entdeckt worden wäre, wäre Joep in Leiden geboren worden und hätte er es überlebt!?

Was wenn der Cardiologe der Joep kurz nach der Geburt untersucht hat schneller gesehen hätte was los ist, dann wäre es ihm nie so schlecht gegangen, wäre er nie so blau geworden und hätte er kein Sauerstoffmangel gehabt. Vielleicht hätte er dann auch keine Hirnblutung gehabt und hätte er es überlebt?

Was wenn sie in Leiden vor dem ersten Eingriff sein Gehirn kontrolliert hätten? Vielleicht hatte er schon eine Hirnblutung und dann hätten sie vielleicht anders handeln können. Würde er noch leben?

Was wenn sie sofort nach dem Eingriff oder sogar während des Eingriffes sein Gehirn kontrolliert hätten, dann wäre die Blutung nie fatal geworden, Joep wäre vielleicht behindert aber nicht tot?

All diese Fragen hatte ich ständig im Kopf, immer und immer wieder habe ich mir diese Szenarios ausgemalt. Und wochenlang hatte ich keine Antwort auf diese Fragen. Als Joep sechs Wochen tot war hatten wir einen Termin im Krankenhaus in dem Joep gestorben ist. Endlich konnten wir alle Fragen die wir in den letzten Wochen hatte stellen. Nicht auf alle Fragen haben wir Antworten bekommen. Aber eins wissen wir jetzt sicher.

Wenn jemand Schuld ist, dann auf die Frau die den Ultraschall gemacht hat als ich 20 Wochen schwanger war. Sie hätte den Herzfehler sehen müssen, es war ihr Fehler. Sie ist die einzige die einen Fehler gemacht hat. Hätte sie gesehen dass Joep Transposition der großen Arterien hatte, dann wäre er in Leiden geboren worden. Joep hätte nicht 2 Stunden auf meiner Brust gelegen, Joep wäre niemals fast gestorben kurz nach der Geburt. Sie hätten 8 Stunden eher sein Gehirn kontrolliert. Wenn Joep eine Hirnblutung gehabt hätte, dann wäre sie niemals fatal geworden. Sie hätten ihn 8 Stunden eher operieren können, er hätte maximal eine Behinderung, er hätte glücklich werden können.

Wir wissen wessen Schuld es ist dass Joep tot ist. Ich habe nach seinem Tod noch einmal mit ihr gesprochen. Es hat sie sehr getroffen, sie hat die Ultraschallbilder immer und immer wieder angeschaut, sie konnte den Herzfehler auf ihren Bildern nicht sehen, sie hatte einfach nicht die richtigen Bilder gemacht. Alles sah gut aus, Joep was groß und stark, hatte genug Fruchtwasser, es gab keinen Anhaltspunkt dafür dass etwas nicht in Ordnung war.

Letztendlich ist Joep auch Opfer des Systems geworden. Sie hatte eine halbe Stunde Zeit um alles zu kontrollieren, das war einfach zu wenig Zeit um alles zu kontrollieren. Sie hatte Jahre Erfahrung, das letzte was sie wollte war das Joep stirbt. Sie war davon überzeugt das Joep gesund war, genauso wie ich es war. Es gab keinen Grund für sie weiter zu suchen.

Wir sind nicht sauer, aber es tat so unfassbar weh zu erfahren dass Joep tot ist weil jemand einen Fehler gemacht hat. Ja, er war krank, ja, es war auch ein heftiger Herzfehler, aber der wäre nicht tödlich gewesen, ich weiß es weil ich Joep kenne, ich weiß wie stark er war. Ich weiß dass er ein Kämpfer war und es geschafft hätte.

28.10.2016

Ergebnisse Blutuntersuchung

Am Tag bevor Joep starb wurde ihm Blut abgenommen. Sie wollten sein Blut testen um aus zu schließen dass die Hirnblutung eine erbliche Ursache haben kann. Man sagte uns dass sie nicht davon ausgehen dass sie es aber sicherheitshalber untersuchen wollen. Natürlich wollten wir das auch, die Chance das Joep sterben würde lag bei 0,01%, wir wollten 100% sicher wissen ob es an uns lag und ob es für andere Kinder die wir in Zukunft bekommen wollen ein Risiko gibt.

Man sagte uns sofort dass es Monate dauern würde,  mindestens ein halbes Jahr. Nach einem halben Jahr haben wir noch immer nichts gehört. Ich habe seitdem ein paar Mails verschickt un nach zu fragen aber erst heute bekamen wir eine Antwort. Joeps letztes Puzzelstück. Wir wissen alles was wir wissen können über sein Leben, wir haben alle Puzzelstücke zusammen getragen.

Meine Telefon klingelte, es wurde keine Nummer angezeigt. Oft will ich dann nicht mal dran gehen aber ich dachte vielleicht ist es die Arbeit. Ich ging ran und die Ärztin die Joep mit betreut hat meldete sich. Mein Herz schlug plötzlich so heftig, ich fühlte es im Hals. Ich hatte Angst davor was ich jetzt zu hören bekomme. Sie wusste natürlich was für eine Wirkung ihr Anruf hat und sie frug ob der Zeitpunkt in Ordnung war, sagte dass sie versteht dass es für mich ein Schock sein muss ihre Stimme zu hören.

Ich sagte dass es wie aus dem nichts kommt, mich überrumpelt und dass ich auch Angst habe was ich jetzt erfahren werde. Ich wusste nicht wie ich auf die Ergebnisse reagieren würde. Sie erzählte dass alles gut war, alle Ergebnisse waren gut. Joep hatte keine Krankheit die eine Hirnblutung begünstigte. Er hatte einfach so unfassbar viel Pech. Ich fand das so schwer zu hören. Irgendwie war ich so stolz auf ihn dass er sonst ganz gesund war. Er war bis auf seinen Herzfehler perfekt.  Aber wie kann so ein kleiner Mann denn so viel Pech haben...

Wir haben darüber geredet wie schlecht es Joep nach der Geburt ging und dass das die Ursache war, dass wir aber nie genau wissen werden wann und warum die Hirnblutung entstanden ist. Sie vermutete dass seine Hirnblutung während des ersten Eingriffes entstanden ist. Dass der Druck während der OP auf seinen Körper und sein Gehirn einfach zu groß war in seinem Zustand. Er war so instabil... Aber wenn sie ihn nicht sofort operiert hätten, dann wäre er noch am ersten Tag gestorben. Ohne diese Operation hätte er auch keine Chance gehabt.

Sie fragte noch wie es Rene und mir jetzt geht, ob wir gut miteinander reden können, sie war froh zu hören dass wir als Paar noch immer glücklich sind. Sie erzählt dass der Anruf so lang auf sich warten ließ weil sie Brustkrebs hatte und deswegen selbst 4 Monate nicht gearbeitet hat. Außerdem sagt sie dass eine Folgeschwangerschaft ganz anders wird, unsere anderen Kinder viel mehr und besser kontrolliert werden.

Wir legen auf weil unser Abendessen vor der Türe steht. Ich lege auf und muss so weinen. Das alles hat mich so überrumpelt, plötzlich war ich wieder bei Joep im Krankenhaus... Er ist schon mehr als 8 Monate tot aber ich fühle es noch wie gestern, erinnere mich noch an jedes Detail.
Wir vermissen ihn noch immer so sehr, werden ihn immer vermissen.

25.10.2016

Friedhof

Joep ist jetzt schon 8 Monate tot und Monate lang war ich fast täglich bei seinem Grab, saß auf der kleinen Bank, habe mit ihm geredet, für diesen Blog geschrieben, für ihn gesungen und sehr oft habe ich hier weinend gesessen. Körperlich ist das der Ort an dem ich ihm nah sein kann, also zieht es mich regelmäßig hier hin.

Es ist ein wirklich schöner Friedhof mit netten Mitarbeitern. Und natürlich kennen sie mich, vielleicht nicht beim Namen aber sie wissen dass ich die Mutter von Joep bin. Irgendwie auch schön dass sie mich nur als Mama von Joep kennen, so kennen mir nur ganz wenig Menschen. Auf der Strasse bringt mich fast niemand mit Joep in Verbindung, hier jeder.

Und immer sind sie so nett, gerade laufe ich über den Friedhof und ein Mitarbeiter fragt mich wie es mir denn jetzt geht. Ich sage ihm dass es mir langsam besser geht. Ich kenne seinen Namen nicht aber ich weiss dass sein bester Freund gestorben ist und er danach 2 Jahre nicht er selbst war. Er versteht den Schmerz, weiss wie es ist jemand zu vermissen. Ist immer net zu mir gewesen, zurückhaltend aber freundlich.

Aber es ist doch auch komisch. Nicht Mal der Metzger bei uns auf der Ecke kennt mich so gut wie die Menschen hier. Auf der einen Seite kennen sie mich natürlich nur oberflächlich, aber auf der anderen Seite sehen sie seit Monaten meinen Schmerz und sie haben geholfen Joep zu begraben. Sie kennen eine Seite die andere Menschen die mir nicht nah sind nie sehen. Sie kennen mich besser als meine Nachbarn mich kennen. Den Haag ist anonym und darüber war ich vor allem nach Joep tot so dankbar. Dass der Metzger eben nicht weiss was passiert ist hat es möglich gemacht wieder zum Metzger zu gingen. Das wir im Supermarkt selbst abrechnen können hat es möglich gemacht das wir einkaufen gegangen sind. Den Haag ist so anonym wie ich es will aber hier auf dem Friedhof darf man mich kennen.

Wenn Joep irgendwann ein grosser Bruder wird bekommt er einen Ballon oder ein Stofftier auf dem steht dass er grosser Bruder wird. Sie werden wohl die ersten sein die die Möglichkeit haben es zu erfahren.

Es ist wirklich ein schöner Friedhof mit sehr netten Mitarbeitern. Wenn sie hier sauber gemacht haben und ich kam zu Joep haben sie sich immer zurück gezogen so dass ich meine Ruhe hatte. Ich bin dankbar dafür dass es hier immer so angenehm ist. Jetzt merkt man dass der Winter vor der Türe steht, es wird kalt und alle Bäume verlieren ihre Blätter. Aber auch im Februar war es ein schöner Friedhof. Der älteste in ganz Holland und einer der größten.

Nur das Beste für Joepi Snoepi

23.10.2016

Neue Träume

Gerade werde ich wach weil ich wieder geträumt habe. Von Joep. Es war ein komischer Traum der mich jetzt nicht mehr schlafen lässt.

Ich war bei Joep auf dem Friedhof und er sollte am nächsten Tag seinen Grabstein bekommen. Es war ein Traum in der Zukunft, das weiß ich weil es ein neues Babygrab gab bei ihm. Joep sollte also endlich seinen Grabstein bekommen und aus irgendeinem Grund der wohl nur in Träumen logisch ist konnte er dafür nicht in seinem Grab bleiben. Ich habe ihn also raus geholt und in meinen Armen gehalten. Er sah perfekt aus, wunderschön und gar nicht tot. Ich lief mit ihm zur Friedhof Verwaltung um zu sagen dass wir ihn wegen des Grabsteins eine Nacht mit nach Hause nehmen werden. Ich legte ihn auf einen Tisch und die Frau und ich schauten ihn uns gemeinsam an. Er war so schön, ich wollte zuhause noch einmal mit ihm kuscheln. Als die Frau kurz weg war um etwas zu holen dachte ich dass Joep atmete. Ich hörte ihn atmen, ich fasste ihn am und hatte das Gefühl dass er nicht mehr so kalt ist. Die Frau kam zurück und sagte natürlich das das unmöglich sei und da gähnte er dann, riss seinen kleinen perfekten Mund so weit wie möglich auf um herzhaft zu gähnen. Die Frau lief sofort los um einen Krankenwagen zu rufen, während sie weg war hörte er wieder auf zu atmen und ich bekam Panik, ich drücke ihn fest an mich und dann sah ich wie er nach meiner Brust suchte. Er lebte.

Aber dann dachte ich an seinen Hirnschaden, ist der jetzt nicht noch viel schlimmer? Was passiert jetzt? Lag er Monate wach im Grab? Nein er war gerade erst aufgewacht, da war ich mir sicher. Aber ich hatte auch schreckliche Angst dass er nicht leben wird, nie glücklich werden kann.

Dann wachte ich auf. Was für ein Traum. Wenn man wach ist macht so vieles keinen Sinn mehr. Dann sind all die Details plötzlich so unrealistisch aber es war so echt in meinem Traum. Joep war wieder da.
Jetzt liege ich im Bett und am liebsten würde ich Rene wecken um von meinem Traum zu erzählen aber dann kann er auch nicht mehr schlafen. Darum schreibe ich es auf.

Gestern hat Rene auch von Joep geträumt. Es war das erste Mal dass er von ihm geträumt hat aber es war auch ein sehr schmerzhafter Traum. Joep war 4 Jahre alt und lag auf Renes Beinen. Er wog vielleicht 10 kg und sah aus wie Rene. Rene sagte: komm Joep, du schaffst das, komm hoch zu Papa. Joep sollte aus eigener Kraft hoch kommen aber das konnte er nicht. Rene war verzweifelt weil Joep quasi gelähmt war. Er konnte sein Gewicht nur minimal verlagern, gerade genug dass Rene es fühlen konnte, aber er konnte sich nicht bewegen.

Rene wollte immer so gerne von Joep träumen, er träumte lebend von ihm. Aber es war ein so schmerzhafter Traum.

Diese Woche habe ich außerdem 2 Mal von einem Regenbogen geträumt. Also indirekt von Joep. Von Joep wie er jetzt Teil meines Lebens ist.

Heute vor 8 Monaten ist Joep in unseren Armen gestorben. Ich denke dass das der Grund für unsere Träume ist diese Woche.

20.10.2016

Zeichen von Joep

Oft fühle ich Joep so nah bei mir, dann bin ich mir sicher er ist noch da, irgendwie, irgendwo aber nah. Einstein sagte Energie verschwindet nie, sie wandelt sich lediglich um. Also kann Joep auch nicht komplett weg sein, seine Energie ist noch hier. Joep ist bei mir, in meinem Kopf und in meinem Herzen.

Am Tag an dem Joep gestorben ist gab es einen riesigen kompletten wunderschönen Regenbogen. Seitdem erinnert mich jeder Regenbogen an Joep, aber vor allem die kompletten Regenbögen. Ich weiß nicht wie oft ich in meinem Leben einen kompletten Regenbogen gesehen habe seit dem 23.2 waren es 4 und alle 4 hatten ein besonderes Timing.

Der erste war am Tag an dem Joep in unseren Armen um sein Leben kämpfte, alsob er sagen wollte: guck Mama und Papa, das ist unser Zeichen. Ein Regenbogen und Joep sind für immer mit einander verbunden für uns.

Das 2. und 3. mal dass ich einen Regenbogen gesehen habe waren Momente in denen ich vor Traurigkeit nicht mehr weiter wusste. Ich lang weinend im Bett und war so unendlich traurig und verzweifelt. Ich lag im Bett und hatte unser Schlafzimmer so dunkel wie möglich gemacht weil ich nichts von der Welt mitbekommen wollte. Die Gardinen waren zugezogen und ich habe einfach nur geweint, Rene war bei mir. In beiden Fällen kam auf einmal wie aus dem nichts das Bedürfnis um die Gardinen auf zu machen und nach draußen zu schauen. Und da war er dann, es waren die einzigen zwei Momente in denen ich so traurig war das ich die Gardinen zugezogen hatte. Wir lagen zusammen im Bett und sahen komplette und perfekte Regenbögen genau über dem Friedhof auf dem Joep liegt. Ich musste noch mehr weinen weil Joep so fantastisch ist, es war eindeutig ein Zeichen von meinem kleinen Jungen.

Diesen Sonntag waren wir zusammen bei Joeps Grab und ich habe ihn um ein Zeichen gebeten. Ich habe um einen Regenbogen gebeten wenn er das denn kann um mir ein Zeichen zu geben, als Antwort auf eine Frage die ich ihn gestellt habe. Ein Regenbogen wäre eine sichere Antwort dachte ich denn ich habe schon Monate keinen Regenbogen mehr gesehen.
Vorgestern Nacht habe ich dann von einem Regenbogen geträumt, es war der schönste Regenbogen mit unfassbar intensiven Farben, aber ich fand einen Traum nicht gut genug als Zeichen.
Heute morgen auf dem Weg nach Hause war es dann ein echter Regenbogen. Erst war es ein ganz kleines Stück und ich musste wieder weinen. Joeps Zeichen war wieder da nur ein paar Tage nachdem ich ihn darum gebeten habe. Ich stehe vor einer roten Ampel und denke: aber Joeps Zeichen ist ein kompletter Regenbogen. Wieder finde ich dieses Zeichen nicht deutlich genug. Ich denke es und gucke nach links, genau in diesem Moment ist der Regenbogen komplett geworden und ich erkenne jetzt auch deutlich wo der Regenbogen ist: genau über dem Friedhof, über Joeps Grab. Ich rufe Rene an um ihm davon zu erzählen, Rene glaubt nicht wirklich an Zeichen aber er fand es wohl schön. Als wir auflegen spielte mein Handy plötzlich das Lied: 'zo mooi' ab. Die Musik App war nicht einmal geöffnet, es war einfach alles viel zu zufällig um Zufall sein zu können. Ich will gerne glauben dass es ein Zeichen war. Ich bin sofort durchgefahren um Joep zu besuchen und er hatte von jemandem Blumen bekommen. Das hat mich auch wieder so glücklich gemacht. Lieber hübscher kleiner Joep hatte Besuch.

Schick uns weiter deine Zeichen Schatz. Oft bilde ich sie mir nur ein, ich will so gerne Zeichen von dir sehen das ich sie überall hinein interpretiere, aber komplette Regenbögen über deinem Grab... Das kann gar keine Einbildung sein, das ist unser Zeichen.

18.10.2016

Gedicht voor Joep

Ik mis
Je zachte lichaam
Je mooie mondje
En lieve oortjes

Ik mis
Jouw ademhalen
En de kracht die je mij gaf

Ik mis
Het om je aan te raken
En nu dit niet meer kan
Raakt het mij des te meer

Ik mis
Je zo erg lieve Joep
Met elke cel in mijn lichaam
Tot in het diepst van mijn hart

Grabrede

Auf Joeps Beerdigung haben wir beide einen Brief vorgelesen den wir Joep geschrieben haben.

Mamas Brief:


Lieber Joep,

Danke dass du uns diese Woche geschenkt hast. Durch dich haben wir so viel gelernt. Ich dachte ich wüsste wie sich wahre Liebe anfühlt, aber die Liebe zu dir, zu meinem Kind, meinem wunderschönen Sohn ist so viel stärker und unendlicher als ich mir je erträumen konnte.


Danke dass du Mama und Papa in der letzten Woche so viel Kraft gegeben hast. Deine Geburt und die Stunden die du auf meinem Bauch gelegen hast waren die schönsten Momente in meinem Leben. Für den Rest meines Lebens werde ich hieraus Kraft zehren. Ich werde die Erinnerung hieran beschützen, lieb haben und für immer in meinem Herzen tragen.

Mein ganzer Körper tut weh jetzt wo ich weiß dass ich dich für immer hab gehen lassen. Dass ich dich nie wieder anfassen kann, nie wieder deine weiche Haut spüren kann. Dein wunderschönes Gesicht küssen kann. In den Tagen die ich mit dir hatte war ich immer wieder überrascht wie perfekt du bist. Wie wunderschön mein Sohn ist. Ich habe dich stundenlang angeguckt, und ich konnte wirklich nichts finden dass nicht perfekt war.

Dein Mund war eine Mischung aus dem von Papa und mir, du hattest meine Wangen. Papas Händchen und Füßchen. Deine Ohren waren klein und hübsch, so wie die von mir. Wenn dein Mund ganz entspannt ist, dann liegt dir ein kleines Lächeln auf den Lippen. Ich glaub das hast du von uns beiden…

Du warst so groß. 56 cm und 4 kg schwer. Papa und ich waren die ganze Schwangerschaft überzeugt dass wir einen großen Jungen bekommen würden. Du kannst dir nicht vorstellen wir stolz wir auf dich sind. Die ganze Woche habe ich jedem gesagt wie stark du bist, dass du ein Kämpfer bist. Du hast alle überrascht und bewiesen wie stark du bist als du 13 Stunden lang ohne Maschinen gekämpft hast bevor du endlich in unseren Armen für immer einschlafen durftest. Hast du gesehen wie überrascht die Ärztin war? Sie dachten du hältst vielleicht 2 Stunden durch. Aber du bist unser Sohn. So stark!

Der Abschied von dir war so schwer. Ein Wirrwarr der Gefühle. Jedes Mal wenn du aufgehört hast zu atmen habe ich dir gesagt dass es okay ist, dass du gehen darfst. Dass alle kleinen Engelchen auf dich warten. Aber jedes Mal wenn du wieder angefangen hast zu atmen waren wir auch so erleichtert. Ich hatte solche Angst vor dem Abschied am Dienstag, aber es war wichtig und richtig dass wir auf diese Art Abschied voneinander nehmen konnten. Jede Minute mit dir in den letzten Stunden und Tagen haben wir genossen. Unser wunderschöner starker Junge. Endlich durften wir dich festhalten, mit dir kuscheln, dich in all deiner Pracht sehen, ohne Beatmungsgerät, Pflaster, Kanülen und Schläuchen. Etwas was Mama und Papa sich so gewünscht haben. Leider konnten wir das nur so kurze Zeit genießen. Ich bin mir sicher dass dir das Kuscheln auch gefallen hat. Du wärst genau so ein Kuschler geworden wie Mama und Papa es sind.

Jetzt müssen wir heute endgültig Abschied von dir nehmen. Wir sind auf deiner Beerdigung. Ein Tag von dem ich gehofft habe ihn niemals erleben zu müssen. Und sicher nicht so schnell. Vor 2 Wochen warst du noch sicher, stark und gesund in meinem Bauch. Wir haben uns so auf dich gefreut, du warst schon in meinem Bauch ein kleines Papakind. Auch im Krankenhaus haben Papas Lieder dich immer beruhigt. Heute liegst du in einem Korb und müssen wir dich gehen lassen. Mama und Papa tragen dich ein letztes Mal, die letzten Meter in denen wir dein Gewicht in unseren Händen spüren können. In den 8 Tagen deines kurzen Lebens ist so viel passiert. Ich will dir noch so viel sagen. Die Woche mit dir war viel zu kurz um dir alles zu sagen. Aber ich werde weiter mit dir reden, dir immer alles erzählen. Und du wirst als kleiner Engel zuhören, uns kennen lernen. So gerne hätte ich dich besser kennen gelernt. Ich hatte so viele Pläne für dich, du solltest der glücklichste keine Rabauke der Welt werden. Genauso frech und voll Fantasie wie Papa und ich es früher waren. Wir wollten dir alles ermöglichen, du hättest alles werden können. Wir wollten Teilzeit arbeiten damit wir genug Zeit für dich haben, aus dir einen großen Bruder machen.  Du wärst sicher ein toller Bruder geworden, hilfsbereit und liebevoll. Ich denke du warst nicht nur optisch eine perfekte Mischung aus Papa und Mama. Du hättest sicher auch alle guten Eigenschaften von uns gehabt.

Lieber Joep, siehst du all die Menschen? Alle Menschen die hier heute sind lieben dich. Alle kommen sie um dich zu verabschieden. Das ist deine einzige Feier die du jemals haben wirst. Weißt du noch Dienstag? Als du mit uns im Bett lagst und wie Abschied nehmen mussten? Da gab es einen wunderschönen Regenbogen am Himmel. Deine Leiter in den Himmel.  Heute haben Mama und Papa ganz viele Ballons für dich organisiert, in allen Regenbogenfarben. Die lassen wir gleich zusammen mit guten Wünschen für dich fliegen. Sie kommen im Himmel an und dann kannst du damit spielen.

Du bist jetzt an einem besseren Ort, du fühlst keinen Schmerz mehr, keine Zeit. Warte auf uns kleiner Engel. Bald sind Mama und Papa bei dir und können wir wieder kuscheln. Dann bekommst du alle Küsse die ich dir so gern geben würde, die ich dir aber in diesem Leben nie wieder geben kann.
Ich liebe dich, ich werde dich immer lieben. Für immer werde ich deine Mama sein, für immer bleibst du in meinem Herzen. Auch wenn ich heute noch nicht weiß wie, habe ich dir versprochen dass Mama und Papa wieder zusammen glücklich sein werden und das werden wir schaffen. Ich verspreche dir dass wir das schaffen. Dass du immer stolz auf uns sein kannst. Wir werden gute Menschen sein. Uns für dich noch mehr Mühe geben. Jeden Tag etwas Gutes tun und dabei an dich denken.

Gute Nacht Joep, schlaf gut mein Junge. Wir werden für immer so stolz auf dich sein. Unser hübscher kleiner Kämpfer. Jetzt kannst du für immer mit den anderen kleinen Engeln spielen. Irgendwann werden wir wieder zusammen sein, bis dahin pass gut auf dich auf. Ich liebe dich.


Papas Brief:

Lieve Joep,

Net na je geboorte toen je bij mama op de borst lag, kon ik me ogen niet van je afhouden. Mama en ik zochten naar de overeenkomsten die je met ons had. Steeds weer ontdekten we iets nieuws. Je was zo mooi! En wat was ik trots op je.

Mooi prachtig ventje van me. Dankjewel voor de week die papa met jou mocht hebben. Hoewel deze week verschrikkelijk moeilijk voor mij was, heb ik echt van jou genoten en de meest mooie momenten uit mijn leven meegemaakt. Voor de rest van mijn leven zal ik aan je blijven denken, van je houden en deze herinneringen koesteren.

De dagen in het LUMC waren heel heftig. Maar zolang ik jou in mijn armen had leek het alsof ik de wereld aankon. Je hebt mij in deze moeilijke periode zo ontzetten veel kracht gegeven. Ik wist helemaal niet dat zoon klein mannetje dat in zich kon hebben.

Twee weken geleden zat jij nog veilig in de buik van mama. Nu lig je in een mandje en moeten we veel te vroeg afscheid van elkaar nemen. Ik kan het nog niet accepteren en wil je niet laten gaan. Er is nog zoveel dat ik met je had willen doen.

Wij zouden zoveel plezier met elkaar gaan beleven. Samen rekenen, zwemmen, skateboarden EN natuurlijk ook flauwe grapjes met mama uithalen. En ook al houdt papa absoluut niet van voetballen, met jou had ik niets liever dan dat gedaan. Want papa zou er alles voor doen om jou gelukkig te maken.

Liefste Joep. Zie je al deze mensen die hier aanwezig zijn. Ze zijn vandaag gekomen om samen met ons afscheid van jou te nemen. Ze houden allemaal zo ontzettend veel van je en zullen je enorm missen. Je hebt jouw papa het mooiste op aarde gegeven. Maar nu ben ik zo verdrietig dat ik je niet beter heb mogen leren kennen en het doet zoveel pijn om je al te moeten laten gaan.

Niet alleen voor mij, maar ook voor mama is dit verschrikkelijk moeilijk. Het is nu nog onvoorstelbaar om zonder jou samen weer gelukkig te worden, maar we hebben jou beloofd dat we hiervoor ons best gaan doen. En hoe moeilijk dit ook zal zijn, ik heb er alle vertrouwen in dat ons dit zal lukken.

Slaap zacht lieve Joep. Ik hou van je en zal altijd van je blijven houden. Ik ben voor altijd jouw papa en zal altijd trots op je zijn. Rust zacht lieve vent van me.  Liefs, Je Papa.

Leben nach dem Tod

Wo ist Joep jetzt? Was passiert mit uns wenn wir sterben? Wie geht es ihm? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Geht es ihm gut? Kennt er uns noch?

Alles Fragen die ich mir immer und immer wieder gestellt habe. Niemand hat eine Antwort auf diese Fragen aber es gibt viele Theorien und irgendwie hab ich mir meine eigene Antwort zusammen gereimt. Eine Antwort die sich gut anfühlt aber die auch viele Fragen offen lässt, vielleicht sogar noch mehr Fragen aufwirft. 

Ich denke dass es Joep gut geht, wo er ist weiß ich nicht aber er kann uns sehen, kann uns manchmal ein Zeichen schicken um uns zu zeigen dass es ihm gut geht. Ich sage oft er ist im Himmel, sitzt auf einer Wolke und guckt uns zu. Er fühlt keine Zeit, keinen Schmerz, keine Trauer, es geht ihm gut. Irgendwann werden wir wieder zusammen sein und dann wird es sich für ihn nicht anfühlen wie 50-60 Jahre. 

Ich muss denken dass er noch irgendwo ist und dass er uns noch nah ist, der Gedanke dass er einfach weg ist tut zu weh, ich will es nicht denken, ich traue mich nicht zu denken dass er für immer weg ist.

Früher glaubte ich an Wiedergeburt, aber das ist ein Gedanke den ich heute nicht mehr so schön finde. Was wenn Joep wiedergeboren wird und ich ihn deswegen nicht mehr nach meinem Tod wiedersehe. Er ist mein Sohn, wir wären perfekte Eltern gewesen, was wenn er jetzt zu Eltern kommt die nicht so gut für ihn sorgen? Ihm nicht alles geben was ich ihm gegeben hätte? Die einzige Option ist dass er wieder zu uns kommt, sonst ist Wiedergeburt für mich einfach keine Option für mich. Aber woher soll ich wissen dass er zurück kommt? Woran merke ich dass er wieder da ist? Und wenn ich es merke, wie gehe ich dann damit um? Das Kind wird nicht Joep sein, es wird sein Geschwisterchen sein, ich werde dann nicht auf einmal wieder glücklich sein weil er zurück gekommen ist weil Joep als Joep uns immer fehlen wird. Er wird dann nicht mehr Joep heißen... 

Ich versuche mir das Leben nach dem Tod positiv vor zu stellen, es muss ihm einfach gut gehen!

Gott

Ich war nie sehr gläubig, habe nie an die Kirche geglaubt aber wohl an einen Gott. Ich habe nicht gebetet, aber als Joep geboren wurde haben wir gebetet, ich habe jeden gefragt ob er für ihn beten kann. Gott, Allah, sie wurden alle gefragt, von gläubigen und nicht gläubigen Menschen aber es hat nichts geholfen. Joep ist tot, Gott hat nichts getan um ihn zu retten.

Kurz nachdem Joep gestorben ist wurde mir bewusst ich glaube nicht mehr an Gott. Gott so wie ich an ihn glaubte gibt es nicht. Gott ist nicht allmächtig oder gut, dann wäre das nie mals passiert. Ein guter Gott hätte Joep nicht sterben lassen, dafür gibt es einfach keinen Grund. 

Für mich gibt es zwei logische Möglichkeiten:
1. Es gibt keinen Gott
2. Gott ist nicht so mächtig wie die Welt denkt, er konnte Joep nicht retten, er konnte Joep nicht gesund machen. Dann hat all das beten auch keinen Sinn gehabt, er konnte nichts tun. Wozu beten wir dann? Oder aber er ist mächtig, aber dann ist Joep tot weil er nicht gut ist, wenn er gut wäre dann hätte er Joep gerettet, es gibt keinen Grund ein Kind sterben zu lassen.

Ich glaube nicht mehr an Gott, ich verstehe nicht wie andere Eltern Trost im Glauben finden können, ich bin froh dass sie es können, dass sie denken dass Gott jetzt auf unsere Engel aufpasst aber mir gibt Gott keine Kraft, ich denke lieber dass es ihn nicht gibt als dass er schlecht ist. 

Das einzige was ich nie hören wollte  nachdem Joep gestorben ist waren Sachen über Gott, das hat mich nur böse gemacht. Gott hat ihn zu sich geholt weil er ihn brauchte, was für ein Unsinn. Wie egoistisch wäre er dann, wenn er allmächtig ist kann er sich doch eine andere Art ausdenken um Engel zu machen, dann soll er die Finger von meinem Baby lassen... Nein, es gibt keinen Gott, ich will nicht denken dass ein Gott über uns bestimmt der so wenig für uns tut wenn wir ihn wirklich brauchen. 

Wie geht es dir?

Das ist vielleicht die schlimmste Frage die mir gestellt werden kann*, aber sie wird so oft gestellt. Was soll ich darauf antworten? Ich kann und will nicht tun als ob es mir gut geht wenn es mir doch so schlecht geht. Also sage ich Sachen wie: 'nicht so gut', 'ok' oder 'es geht', manchmal seufze ich auch einfach nur als Antwort. Anfangs sagte ich öfter: 'ich bin hier, heute habe ich genug Kraft um hier zu sein', das war eine wahre Antwort ohne sagen zu müssen mir geht es schlecht.

An guten Tagen sage ich: 'Es geht mir besser' und fast nie 'Heute geht es mir gut'. Aber ich kann nie sagen es geht mir gut ohne dabei zu erklären dass gut nicht gut ist. Für meine Situation geht es mir momentan gut, aber wenn ich früher sagte es geht mir gut dann ging es mir 100 mal besser, es ist nicht zu vergleichen mit dem gut von heute. Ich habe Angst wenn ich sage es geht mir gut, dass Leute denken alles wäre wieder gut, denn das ist es sicher nicht. Ich will nicht das jemand denkt ich vergesse Joep und darum geht es mir besser, das ist nicht so.

Ich finde es ist eine schwere Frage: Wie geht es dir? Normalerweise stellen Menschen diese Frage ohne eine echte Antwort zu wollen. Niemand will hören dass es mir schlecht geht wenn sie fragen und darüber bin ich mir im klaren, aber ich kann nicht tun als ob alles gut ist wenn mich jemand fragt. Das fühlt sich falsch an, fast als würde ich Joep und meine Trauer um ihn verleugnen. Warum sollte ich sagen dass es mir gut geht wenn es mir doch schlecht geht? Solang es sich nicht richtig anfühlt um zu sagen dass es mir gut geht werde ich nicht sagen dass es mir gut geht. Es passt nicht zu mir, ich war immer offen und ehrlich und das werde ich bleiben. Warum sollte ich lügen um andere zu schonen? Das passt nicht zu mir, ihr fragt mich wie es mir geht als müsst ihr auch meine Antwort ertragen können.

Ich war immer offen und ehrlich darüber wie es mir geht und ich denke dass das meiner Umgebung geholfen hat um mit mir um zu gehen. Fast immer habe ich von mir aus angegeben was ich wohl oder nicht brauche, manchmal wurde ich gehört, manchmal nicht. Aber ich habe es meinem Umfeld einfach gemacht mit mir um zu gehen, habe gesagt wenn mich etwas verletzt hat oder mir etwas gut getan hat.

* Die aller schlimmste Frage die mir gestellt wurde war ob Joep Schmerzen hatte. Etwas woran ich mich gar nicht traue zu denken. Ich kenne die Antwort aber sie tut zu weh. Ich will nicht daran denken dass er 8 Tage lang gelitten hat, will nicht an den Moment denken als er blau wurde weil sein kleiner Körper keinen Sauerstoff mehr bekam...

Heute werde ich wach und alles was ich will ist Joep

Mir geht es seit ein paar Wochen wirklich besser. Ich vermisse Joep noch immer jeden Tag, jede Minute aber es ist nicht mehr dieses 'ich kann doch nicht ohne ihn leben'-Vermissen. Ich denke viel an ihn, oft voller Stolz und mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich bin Mutter, mein Sohn war perfekt, wunderschön, groß und stark. Ein echter Kämpfer. Ich weine nicht mehr jeden Tag, und wenn ich weine dann nicht mehr stundenlang.

Aber heute morgen wurde ich wach und ich wollte nicht aufstehen. Ich habe Joep so vermisst, es tut so weh. Wir sind ein wenig erkältet und erschöpft, also ist aufstehen sowieso schon schwerer als normal aber heute morgen lag ich im Bett und habe mir Fotos von Joep angeschaut, von der Geburt und kurz danach. Als noch alles gut war, wir sahen so glücklich aus, wir waren so glücklich, es waren die glücklichsten zwei Stunden meines Lebens. Joep war so schön. Alles was ich heute morgen wollte war liegen blieben, Joep bei mir haben und kuscheln, Joep ist nicht bei mir, ich kann nur mit seinem Kissen kuscheln. Heute morgen musste ich aufstehen, Rene zur Arbeit bringen und selbst arbeiten.

Manchmal kommt der Schmerz aus dem nichts, dann überfällt es mich so sehr. Warum vermisse ich ihn heute morgen mehr als gestern morgen? Ich weiß es nicht, es ist plötzlich wieder schwerer, wie lange bleibt es so schwer? Heute habe ich auch auf einmal wieder so ein Bedürfnis um zu seinem Grab zu gehen, ihm nah zu sein. Das werde ich auch tun wenn ich nach der Arbeit noch immer das Bedürfnis habe, dann werde ich erst Blumen kaufen, es tut gut ihm etwas hübsches zu kaufen für sein Grab, dann kann ich etwas für ihn tun.

Es bleibt eine wahre Achterbahn, anfangs war die Achterbahn viel heftiger als jetzt, mittlerweile sind die Tiefen nicht mehr so tief wie sie waren, die Höhen höher als sie waren. Die Achterbahnfahrt wird einfacher aber jede Sekunde kann es wieder abwärts gehen und ich weiß nie wann es aufwärts oder abwärts geht, es überrascht mich immer wieder.

Ich werde wach, ich vermisse Joep, ich stehe später auf als sonst, aber ich stehe auf, ich dusche, ich räume auf und ich gehe arbeiten. Ein Erfolg, ich sollte stolz auf mich sein, sollte froh sein dass es mir besser geht und ich das kann, aber ich bin einfach nur down und traurig.

16.10.2016

Trauer Rituale

Meine Trauerpsychologin hat mich gefragt welche Trauer Rituale wir haben und mir vielen spontan nur drei ein. Seitdem ich darauf achte fallen mir aber immer mehr Sachen auf die wir machen um an Joep zu denken.

Viele haben wir anfangs täglich gemacht und haben viel Zeit in Anspruch genommen aber machen wir mittlerweile nicht mehr oder in abgeschwächter Form.

Was wir jetzt noch machen:

1. Gute Nacht Joep sagen
2. Guten Morgen Joep sagen
3. Mit Joeps Decke schlafen
4. Mit dem Fotokissen kuscheln auf dem Joeps Foto ist.
5. Joep liebt dich sagen
6. Ich liebe Joep sagen
7. Mit den Fingern auf den anderen ticken ---- ----- --- ---- (Joep houdt van Papa)
8. Rene Fotos von Joep schicken und dazu schreiben dass Joep ihn liebt
9. Neue WhatsApp Fotos von Joep einstellen
10. Ballons am 15. für Joeps Grab auf die wir malen und schreiben.
11. Wenn wir am Friedhof vorbei fahren ich liebe dich Joep rufen/sagen.
12. Tattoo mir Joeps Fuss Abdrücken küssen und streicheln
13. Sagen dass wir die Eltern von Joep sind
14. Briefe an Joep schrieben
15. Grabstein entwerfen
16. In Joeps Zimmer gehen und uns seine Sachen angucken, sie anfassen und küssen. Seine Haarsträhne ist noch immer sooo weich
17. Zum Grab gehen
18. Fotos von Joep gucken
19. Videos von Joep gucken
20. Op een klein stationnetje singen
21. Mit Joep reden
22. Joeps Grab hübsch machen
23. Joeps Katze in der Arbeitstasche mitnehmen
24. Kerze für Joeps Grab basteln
25. Lieder umdichten in i love Joep

Was wir gemacht haben:
1. Ach Joepi sagen
2. 24/7 an Joep denken
3. Jeden Tag einen Ballon mit einer Botschaft für Joep fliegen lassen
4. Mit Zwitsal Duschen um Joep zu riechen
5. Jede Woche einen Blumenstrauß für Joeps Grab und den gleichen für uns zuhause kaufen
6. Joeps Katze den ganzen Tag am Körper tragen

Meine Psychologin sagt diese Rituale sind da um die Trauer in stand zu halten und das es wichtig ist sich darüber im Klaren zu sein was man tut. In Zukunft müssen wir Abschied nehmen von vielen Ritualen, ich will das nicht aber ich verstehe dass Joep irgendwann weniger Zeit in Anspruch nehmen wird, ich hoffe dass sich ein paar der Rituale mit der Zeit von selbst einstellen werden, ganz natürlich.
Diese Liste wird mir zumindest dabei helfen mir darüber im Klaren zu sein was und wie oft ich es tue. Joep wird immer dazu gehören, momentan noch mit vielen Ritualen die uns dabei helfen seine Nähe und Liebe zu spüren. Irgendwann vielleicht ohne all diese Rituale, sie nehmen nur wenige Minuten am Tag in Anspruch aber sie sind über den ganzen Tag verteilt.

Nachtrag 26 Januar 2017:
Mittlerweile ist die Liste der Dinge die wir nicht mehr tun etwas Länger geworden, ich habe mich nicht bewusst dazu entschieden Sachen sein zu lassen, es hat sich mit der Zeit einfach so ergeben, genau wie ich es mir gewünscht habe. Es ist ein ganz natürlicher Prozess den man nicht verschnellen muss nur weil die Psychologin denk dass es sein sollte. Unser eigenes Tempo ist das beste, davon bin ich überzeugt. 

Was wir nicht mehr machen, bzw nur noch alle paar Wochen:
  1.  Ach Joepi sagen
  2. 24/7 an Joep denken
  3. Jeden Tag einen Ballon mit einer Botschaft für Joep fliegen lassen
  4. Mit Zwitsal Duschen um Joep zu riechen
  5. Jede Woche einen Blumenstrauß für Joeps Grab und den gleichen für uns zuhause kaufen
  6. Joeps Katze den ganzen Tag am Körper tragen
  7. Mit Joeps Decke schlafen
  8. Mit den Fingern auf den anderen ticken ---- ----- --- ---- (Joep houdt van Papa)
  9. Rene Fotos von Joep schicken und dazu schreiben dass Joep ihn liebt
  10. Neue WhatsApp Fotos von Joep einstellen
  11. Tattoo mir Joeps Fuss Abdrücken küssen und streicheln
  12. Briefe an Joep schrieben (Das was ein Auftrag der Psychologin aber passte nicht zu mir)
  13. Grabstein entwerfen (Der Entwurf ist ferig :))
  14. In Joeps Zimmer gehen und uns seine Sachen angucken, sie anfassen und küssen. Seine Haarsträhne ist noch immer sooo weich (das machen wir nur noch selten)
  15. Lieder umdichten in i love Joep (ich höre auch viel weniger Radio und denke dass es dadurch kommt)

I love Joep

Seitdem wir uns für den Name Joep entschieden haben habe wir oft gesagt i love Joep anstatt i love you. Erst war es ein Scherz, Rene tat als würde er mich meinen meinte dann aber Joep. Wir haben darüber gelacht, nie gedacht das wir das auch noch nach der Geburt machen. Ein lustiges Wortspiel, wie wir es mit so vielen Wörtern immer gemacht haben.

Es passt so gut in jedes Lied und Joep hört sich an wie youp. Wenn jetzt im Radio Liebeslieder laufen singen wir immer i love Joep oder i miss Joep. Jedes liebevolle you wird zu Joep.

Jedes Mal im Auto, eigentlich immer wenn Musik läuft werden wir an Joep erinnert. Das ist wirklich schön. Der Name war immer perfekt, Joep sieht aus wie ein Joep, Joeps Name passt perfekt zu ihm. Aber jetzt ist er noch schöner, wir werden so oft an unseren Joep erinnert.

Ein Lied das momentan viel läuft und besonders gut zu Joep passt ist 'good grief':

Watching through my fingers, watching through my fingers
Shut my eyes and count to ten
It goes in one ear out the other, one ear out the other
Burning bright right till the end
Now you'll be missing from the photographs, missing from the photographs
Watching through my fingers, watching through my fingers
In my thoughts you're far away
And you are whistling the melody, whistling the melody
Crystallizing clear as day
Oh, I can picture you so easily, picture you so easily
What's gonna be left of the world if Joep's not in it?
What's gonna be left of the world, oh
Every minute and every hour
I miss Joep, I miss Joep, I miss Joep more
Every stumble and each misfire
I miss Joep, I miss Joep, I miss Joep more
I LOVE JOEP


You Can't Win With Me

If you say to me,"How are you doing?"
with such sympathy and meaning in your voice
I reply,"I'm fine," and brush you off,
because to talk about my loss with you
is just too painful.
If you see me
and don't mention
the loss that is consuming my thoughts,
I think you don't care enough,
or are too scared to mention it
for fear that you might upset me.
You can't win with me.
If you say,"I'm sorry your baby died,"
it is hard for me to reply to that.
What do you expect me to say?
I want to say,"I'm sorry too!"
or "It's Awful!"
I want to scream,"It's not fair!!"
But I won't
because I don't want to upset myself today,
not in front of you.
So I reply, "Thank you."
That thanks means so much more than that.
It means thanks for caring,
thanks for trying to help,
thanks for realizing that I'm still in pain.
If you don't know what to say to me
that's okay
because I don't know what to say
to you either.
If you see me smile or laugh
don't assume I must have
forgotten my baby for the moment,
I haven't,
I can't,
I never will.
Tell me that I look good today.
I will know what you mean.
I'm getting good at picking up
unspoken cues from you.
If you see me and think I look upset or sad,
you are probably right.
Today might be an anniversary day for me,
or some event might have triggered
a wave of grief in me.
If you don't say anything
I'll think you don't care about me,
but if you do say something,
it might make me feel worse.
You could try asking if I want to talk,
but don't be surprised if I say no.
You can't win with me.
Don't give up on me,
please don't give up.
I need your attempts however feeble,
however trite you might feel they are.
I need your thoughts.
I need your prayers.
I need your love.
I need your persistence.
I need all that
but most of all
I need to be treated normally,
like it used to be
before all of this happened.
But I know it's impossible.
That carefree, naive person
is gone forever,
and I am mourning that loss too.
So you can't win with me.

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by Jane Warland 1996

Was ich will - Liste

1. Ich will dass Joep nicht tot ist. Ich will ihn zurück.
2. Ich will dass du keine Angst hast Joeps Namen zu nennen. Joep war da und er ist wichtig für mich, es ist wichtig für mich dass du ihn auch wichtig findest.
3. Ich will dass du weisst dass wenn ich weine oder ich emotional bin weil du über Joep redest, dann nicht weil du mich verletzt hast. Ich weine um Joep. Du hast über meinen Sohn gesprochen und mir die Möglichkeit gegeben meine Traurigkeit und Liebe zu zeigen und dafür bin ich dir dankbar.
4. Sein Kind zu verlieren ist nicht ansteckend und darum will ich dass du mir nicht aus dem Weg geht, jetzt wo ich deine Unterstützung mehr brauche denn je.
5. Manchmal brauche ich Ablenkung und will ich wissen wie es dir geht, aber ich will auch dass du weisst wie es mir geht. Vielleicht bin ich gerade tief traurig und kann jeden Moment in Tränen ausbrechen, aber ich will dass du mich über Joep reden lässt. Joep ist immer und zu jeder Zeit mein liebstes Gesprächsthema.
6. Ich weiss dass du viel an mich denkst, ich weiss dass auch du traurig bist weil Joep gestorben ist. Ich will dass du mir diese Traurigkeit zeigst, ein kurzer Anruf, eine WhatsApp oder einfach durch mich in den Arm zu nehmen und vielleicht mit mir zu weinen.
7. Ich will nicht dass du denkst dass meine Trauer zu einem bestimmten Moment vorbei sein sollte. Diese ersten Monate sind traumatisch für mich, aber ich will dass du weisst dass ich immer traurig sein werde. Ich werde bis zum Tag am dem ich sterbe traurig sein dass Joep nicht bei uns ist.
8. Ich kämpfe darum wieder glücklich zu werden, aber ich will dass du weisst dass ich nie mehr so richtig glücklich werden kann. Ich werde Joep immer vermissen und ich werde immer um ihn trauern.
9. Ich will nicht das du von mir erwartest dass ich glücklich bin oder dass ich nicht ständig an Joep denke. Es wird noch lange dauern bis das möglich ist also mach dir und mir nichts vor.
10. Ich brauche kein Mitleid aber ich will dass du mir den Raum gibst um traurig zu sein. Ich muss diese Traurigkeit leben um über sie hinweg zu kommen.
11. Ich will dass du verstehst dass mein ganzes Leben komplett auf den Kopf gestellt wurde. Ich weiss das mich niemand gerne traurig sieht und jeder die alte Imke zurück will. Hab bitte genauso viel Geduld mit mir wie ich sie mir dir habe.
12. Wenn ich sage es geht mir gut oder ok, dann will ich das du weisst  dass es mir lange nicht so gut geht wie es mir früher ging. Ich muss noch immer jeden Tag kämpfen um mein Leben zu leben. Wenn sage dass es mir gut geht bedeutet das dass ich einen besseren Tag habe.
13. Ich will dass du weisst dass meine Trauer absolut normal ist. Depression, Wut, Hoffnungslosigkeit und überwältigende Traurigkeit gehören dazu. Vergib mir also bitte wenn ich ruhig bin und mich zurück ziehe oder ich schnell sauer bin und patzig reagiere.
14. Dein Ratschlag von Tag zu Tag zu leben ist hervorragend. Aber manchmal (vor allem die ersten Monate) ist sogar das zu viel. Ich will dass du verstehst das ich von Stunde zu Stunde lebe. Ich kann sehr schlecht planen weil ich nie weiss wie es mir in ein paar Stunden geht.
15. Vergib mir wenn ich unhöflich bin, das will ich wirklich nicht sein. Manchmal ist mir einfach alles zu viel und will ich alleine sein. Wenn ich weg laufe dann hilf mir einen ruhigen Ort zu finden so dass ich alleine sein kann. Wenn ich nicht die Kraft habe weg zu laufen dann merke bitte das ich dir nicht mehr zuhöre und ich in meiner eigenen Welt lebe. Gib mir dann bitte den Raum den ich brauche, versuche meine Körpersprache zu lesen für den Fall dass ich es nicht schaffe dir zu sagen dass ich Ruhe brauche.
16. Ich will dass du verstehst das Trauer Menschen verändert. Mit Joep ist auch ein grosser Teil von mir gestorben. Ich bin nicht mehr wer ich war und ich werde auch nie mehr werden wer ich war. Das bedeutet nicht das ich schlechter bin, ich bin einfach anders.
17. Ich möchte so gerne dass du mich verstehst, dich in mich hinein versetzt. Dass du meinen Verlust und meine Traurigkeit, meine Stille und meine Tränen verstehst.

13.10.2016

Schuldgefühle

Anfangs hatte ich Schuldgefühle. Ich wusste ganz genau ich habe keine Schuld, im Gegenteil ich habe alles getan was ich tun konnte. Habe mich wegen meiner Hüftoperationen untersuchen lassen um sicher zu gehen dass einer natürlichen Geburt nichts im Wege steht. Joep wurde in einem sehr guten Kinderkrankenhaus geboren.

Ich habe wirklich alles getan was ich konnte und das sah ich deutlich an Joep. Er war groß und stark. 56 cm und 4 kg schwer. Ich bin stolz darauf das er so groß war.

Und trotzdem hatte ich Schuldgefühle, weil das ganz normal ist. Ich bin Joeps Mama und ich konnte ihn nicht beschützen. Hätte ich nicht eine 2. Meinung einholen müssen? Warum habe ich darauf vertraut das sie ihren Job gut macht? Hätte sie beim 20 Wochen Ultraschall Joeps Herzfehler gesehen, er würde noch leben. Aber sie hat ihn nicht gesehen, sie hatte 15 Jahre Erfahrung. Meine Intuition war falsch, ich habe mich täuschen lassen. Habe auf mein Bauchgefühl vertraut, habe ihr vertraut weil sie bestätigt hat was ich doch so sicher wusste. In meinem Bauch wächst ein perfekter kleiner kerngesunder Junge.

Ich habe nicht einmal daran gedacht das ich evtl eine zweite Meinung einholen kann. Ich war überzeugt dass alles in Ordnung ist. Aber ich habe mich getäuscht. Joep hat nicht überlebt und ich hatte Schuldgefühle. Ich bin seine Mama, ich hätte ihn beschützen müssen.

Joep es tut mir so leid das ich dich nicht retten konnte. Ich wollte dich bei mir haben, nichts auf der Welt habe ich je so sehr gewollt aber ich konnte dich nicht retten.

Ich verspreche dir, bei deinen Geschwistern werde ich noch gewissenhafter sein. Ich werde mir mehrere Meinungen holen und auf Nummer sicher gehen. Ich vertraue nie wieder so schnell darauf das alles gut ist... Du hast mir gezeigt wie schnell ein Fehler tödlich sein kann und ich werde alles dafür tun das uns das nie wieder passiert. Ich werde sicher überfürsorglich aber lieber das als noch einmal dem System zu vertrauen und noch ein Kind zu verlieren. 

Schuldgefühle haben alle Mamas die ihr Kind verloren haben, sie gehören dazu. Wir müssen lernen damit zu leben denn wir habe alle gemeinsam das wir unsere Kinder nicht retten konnten. Aber sie sollten uns nicht auffressen, ich weiß ich habe keine Schuld. Ich weiß Schuldgefühle sind 100% unnötig. Aber Gefühle sind nicht logisch, mein Verstand kann meine Gefühle nicht an oder ausschalten.

Was hat uns nach Joeps Tod gut getan?

Als wir nach Hause kamen, ohne Joep, hatten wir solche Angst. Wie würde es drinnen sein? Wir laufen die Treppe hoch und an unserer Türe hängt eine Tüte mit Kinderschokolade. Ich musste nicht lange nachdenken, ich wusste sofort von welcher Freundin die kam, es gibt nur eine die immer Kinderschokolade im Haus hat und die ich aufesse wenn ich sie besuche.

Als wir in die Wohnung laufen sehen wir einen wunderschönen weißen Blumenstrauss auf unserem Tisch und Karten von Renes Familie. Das hat uns gut getan. Außerdem war unser Kühlschrank aufgeräumt und voll frischem Essen. Letztendlich haben wir nur das Brot gegessen weil wir nicht kochen konnten, nicht mal für die fertig Pasta Soße hatten wir genug Energie. Aber die Geste war sehr liebevoll und nett und hat uns gezeigt dass es auch noch etwas Gutes gibt in der Welt. Für einen winzigen Moment waren wir dankbar und soweit es geht froh dass wir so viel Unterstützung hatten.

Am selben Abend kam die Bestatterin, sie war ein wahrer Segen für uns. Sie war so angenehm und hat einfach alles richtig gemacht. Hat uns alles aus unseren Händen genommen und hat eine perfekte Beerdigung für Joep geplant.

Auf der Beerdigung waren viele Leute die mit uns von Joep Abschied genommen haben, sie haben mit uns um unseren kleinen hübschen Jungen geweint, das hat uns gut getan. Zu wissen das all die Menschen für uns da sind und Joep so viele Herzen berührt hat.

Wir haben uns isoliert und es dauerte lange bevor wir aus der Isolation raus gekommen sind. Noch heute gehen wir nicht auf Geburtstage oder Feiern. Menschen die obwohl wir nicht ans Telefon gegangen sind uns einfach einen Whatsapp Bericht geschickt haben und uns alle Zeit und Geduld gegeben haben die wir brauchten haben uns gut getan. Niemand konnte von uns erwarten dass wir uns melden, aber es tat gut das niemand aufgegeben hat sich zu melden. Irgendwann haben wir reagiert und oft hatten Menschen ein gutes Timing, schrieben genau in dem Moment in dem wir reden wollten. Viel öfter war das Timing schlecht und haben wir nicht oder erst Tage später reagiert, aber jeder der weiterhin geschrieben hat hat uns gut getan.

Uns hat noch viel mehr gut getan: Blumen die uns geschickt wurden, Karten die wir bekommen haben. Jeder mit dem wir über Joep reden konnten, der zugehört hat hat uns gut getan. Jeder den ich um Joep hab weinen sehn tat mir gut, tut mir immer noch gut. Er verdient jede Träne, jedes Lächeln und jedes Kompliment. Jede Blume, jedes Stofftier dass man uns für Joep mitbringt tut uns gut. Jeder der Joeps Grab besucht tut uns gut.

Unsere Arbeitgeber haben alles richtig gemacht und nie Druck ausgeübt, das war sehr angenehm. Wir mussten uns zumindest finanziell keine Sorgen machen. Unsere Zukunft war und ist so ungewiss, aber das wir finanziell gut da stehen hat uns viel innere Ruhe gegeben.

Kollegen und Freunde die immer wieder fragen ob wir zusammen lunchen können, die flexibel waren, die Pausen überzogen haben wenn wir das brauchten, das hat uns sehr gut getan. Noch heute geh ich oft mittags mit jedem Essen.

Meine Familie die obwohl sie weit weg wohnt immer für mich da war und immer für alles Verständnis aufgebracht hat tat mir gut, auch wenn ich sie manchmal verletzen und vor den Kopf stoßen musste. Die Liebe die wir von ihnen bekommen tut mir sehr gut. Dass sie ihre Liebe für Joep zeigen tut mir unfassbar gut. 

Jeder der einfach ohne Urteil zuhört tut uns gut, immer noch.

Menschen die gefragt haben ob sie etwas für uns tun können waren nett aber wir haben immer abgelehnt. Wir hatten nicht die Energie zu fragen wenn wir etwas brauchten, was bessere gewesen wäre wäre ein: ich komm gleich vorbei und mach sauber oder ich hab gekocht und bring euch etwas Essen vorbei. Wir haben nie danach gefragt weil wir in Momenten in denen wir es brauchen einfach nicht die Energie hatten. Natürlich hätten wir oft nein gesagt und mehr als essen vorbei bringen wäre oft auch nicht möglich gewesen. Zusammen essen, bei uns, in unserer Wohnung, das ging erst nach Monaten. Aber es hätte uns sicher gut getan, letztendlich haben wir fast jeden Tag essen bestellt weil wir keine Energie zu kochen hatten aber das war auch ok. Wir hatten jeden Tag etwas warmes im Bauch.

Arbeit

Rene hatte gerade seinen Job gekündigt und einen Neuen gefunden. Am 1.3.2016 war sein erster Arbeitstag. Mein ausgerechnetes Datum was der 8.2.16. Rene wollte danach 3 Wochen zuhause bei uns sein und dann anfangen bei seinem neuem Job. Das Timing schien uns so perfekt, Resturlaub aufnehmen, 3 Wochen zusammen genießen Und dann frisch und munter einer neue Herausforderung entgegen treten.

Joep ist eine Woche vor Renes 1. Arbeitstag gestorben. Sein neuer Arbeitgeber war auch auf der Beerdigung, wir hatten sie nicht eingeladen aber es war wohl gut dass sie da waren. Dadurch haben sie gesehen was wir mitmachen, wie es uns geht und wie heftig es ist. Sie haben unseren Schmerz gesehen und dadurch wahrscheinlich auch noch mehr Mitgefühl gehabt. Um es kurz zu machen, sie waren super und haben all unsere Erwartungen übertroffen. Sie haben Rene allen Raum gelassen den er brauchte, haben nie Druck ausgeübt. Rene hat selbst entschieden wann er wieder wie viel arbeiten konnte und mittlerweile arbeitet er wieder Vollzeit. Die Zeit des Aufbaus war heftig, sehr schwer für ihn aber er hat es geschafft und mittlerweile wird es immer leichter für ihn.

Ich arbeite noch für den gleichen Arbeitgeber, aber ich arbeite noch lange nicht Vollzeit. Auch mein Arbeitgeber ist sehr fürsorglich und achtet gut auf mich, übt keinerlei Druck aus. Ich bekomme alle Zeit die ich brauche. Ich brauche mehr Zeit als Rene, aber das ist ok. Ich habe Joep unter meinem Herzen getragen, 9 Monate lang. Rene macht seine Arbeit viel mehr Spaß als mir meine, das war immer so. Ihm hat arbeiten immer Spaß gemacht, ich fand vor allem die Kollegen angenehm, aber die Arbeit selbst hat mich nie vom Hocker gehauen Ich hasse sie nicht, aber ich liebe sie auch nicht. Ich denke dass ich darum viel mehr das Gefühl hatte das Arbeit für mich noch nicht gut ist. Rene gibt Arbeit auch Energie, mir raubt sie Energie. Für mich ist es wichtig dass die Balance zwischen Arbeit und Freizeit stimm, dass ich meine Energie fair verteilen kann weil beides wichtig ist. Für Rene war die Arbeit wichtiger als der Rest. Ich mache den Haushalt und habe viel mehr soziale Kontakte als Rene. Alles außer Arbeit klappt bei mir recht gut, bei Rene ist es eher andersrum Arbeit klappt aber der Rest ist für ihn viel schwerer.

Anfangs ging es uns immer gleich schlecht, aber ich merke in letzter Zeit dass es Rene besser geht als mir.

Wir haben in dieser schweren Zeit viel Glück gehabt was Arbeit betrifft, Rene der seine Probezeit bestanden hat ohne 1 Stunde gearbeitet hat, oder ich, die trotzdem zwei Gehaltserhöhungen bekommen hat, obwohl ich erst 3 x 4 Stunden die Woche arbeite.

Leider habe ich oft gehört dass solche Arbeitgeber die absolute Ausnahme sind und wir sehr viel Glück haben. Unsere Arbeit und Umgebung kann man wohl echt als Glück im Unglück bezeichnen. Wir sind sehr dankbar.

08.10.2016

Rene und Imke - unsere Beziehung

Rene und ich waren immer das perfekte Paar. Schon nach 1 Monat wussten wir beide dass wir für immer zusammen sein werden. Wir hatten sofort dieses 'für immer' Gefühl. Das ist jetzt 11 Jahre her. Ich war gerade 18 als ich mich in Rene verliebt habe. Seitdem haben wir eine perfekte Beziehung. Eine Beziehung auf die viele Freunde oft neidisch waren. Wir passen einfach wirklich gut zusammen und einen Partner zu finden der so gut zu einem passt ist etwas ganz besonderes.

Am Tag an dem die Ärzte uns erzählt haben das Joep sterben muss haben wir beide zum ersten Mal gegoogelt was das für uns bedeutet. Wie geht man damit um wenn sein Kind stirbt. Was erwartet uns, wie lange dauert es.

Aber was wir beide sofort lasen war das mehr als 50% der Beziehung zerbrechen. Die anderen werden noch stärker. Wir hatten Angst, ich hatte solche Angst vor der Zukunft. Ich wusste ich verliere Joep aber jetzt auch noch Rene verlieren? Ich hatte solche Angst dass ich alles verliere was ich hatte. Wusste nicht wie ich ohne Joep und Rene überleben soll. Wir hatten beide Angst, haben erst nach Stunden darüber gesprochen. Ziemlich schnell haben wir beide gesagt das wir nicht denken dass wir daran zerbrechen... Wir hatten doch die perfekte Beziehung, wir müssen zu den Beziehungen gehören die stärker werden.

Aber stärker geworden ist unsere Beziehung nicht. Sie war immer perfekt und bleibt immer perfekt. Wir sind wohl die Ausnahme. Wir bleiben zusammen, immer. Das 'für immer' Gefühl war immer da. Es ist noch immer da. Wir wissen nicht wie unsere Zukunft aussieht, aber eins wissen wir sicher: Rene und Imke, Imke und Rene... Es ist unsere Zukunft, zusammen.

Wir werden immer zusammen sein, wir passen perfekt zusammen. Wir haben uns geschworen zusammen zu bleiben bis dass der Tod uns scheidet. Damit war nie der Tod unseres Sohnes gemeint. Joep hat uns lediglich bewiesen dass wir alles schaffen. Es war zwar immer naiv zu sagen dass wir für immer zusammen sind, vor allem mit 18 Jahren, aber es war nicht nur Naivität, es war eine feste Überzeugung. Ich war mir nie so sicher über etwas wie darüber dass Rene der richtige Mann an meiner Seite ist.

Und ihn als Vater gesehen zu haben, so liebevoll, so fürsorglich. Joep hat uns noch einmal bewiesen dass wir perfekt zusammen sind.

Rene, ich liebe dich. Für immer. Danke dass du so ein perfekter Vater bist. Ich werde alles dafür tun um wieder eine Familie zu werden. Wir werden wieder Kinder haben, wir machen aus Joep einen großen Bruder.

Joep liebt dich, wir lieben dich.
Danke das du immer für mich da bist.

06.10.2016

Kinderwunsch

Unser Kinderwunsch ist seitdem wir Joep hatten nicht kleiner geworden. Joep hat uns bewiesen das es der richtige Weg ist. Wir sind dafür gemacht Eltern zu sein, nichts hat uns je so glücklich gemacht.

Wir bekommen Joep nie zurück, obwohl wir das am aller liebsten wollen. Joep... Aber sogar als Joep noch lebte und wir davon überzeugt waren dass er nach Hause kommt und ein glücklicher Junge wird haben wir darüber geredet das wir schnell noch ein Kind wollen. Eins das wir sofort gesund mit nach Hause nehmen dürfen.

Wir wollen gerne wieder schwanger werden. Es würde so viel Glück bringen, dann könnten wir endlich wieder aufrechtes Glück fühlen. Aber das ist nicht so einfach... Seitdem Joep tot ist streikt mein Zyklus. Wir wollen schwanger werden aber wir haben keine Chance.

Unser Baby ist tot und wir können nicht mehr schwanger werden. Unser Leben ist ungerecht. Die Welt ist ungerecht und wir können nichts dagegen tun. Wir müssen dieses ungerechte Leben leben.

Jetzt bekomme ich Medizin um einen guten Zyklus zu bekommen aber das ist alles nicht so einfach. Niemand weiß was los ist, es ist nicht logisch... Wir müssen abwarten bis wir die richtige Behandlung gefunden haben. Und dann abwarten wie lange es dauert bis wir wieder ein Kind erwarten. Bei Joep dauerte es 4 Monate.

Wie lange dauert es bis wir wieder ein Kind bekommen? Wird dann alles gut gehen? Bedeutet schwanger werden auch ein gesundes Baby mit nach Hause nehmen dürfen? 

Und selbst wenn es klappt, es ist nicht Joep. Werden wir dann wieder aufrecht glücklich sein? Werden wir jemals wieder richtig glücklich? Geht das? Glücklich sein und Joep vermissen?

Andere Mamas die viel weiter sind als wir, die schon wieder Kinder haben sagen ja. Glück und Trauer gehen Hand in Hand.

Fotos von Joep






































Joep, du bist das schönste Baby das ich je gesehen habe, der schönste Junge, der schönste Mensch. Du warst so besonders schön. Ich liebe dich

05.10.2016

Automatismus

Ich sage so oft ich liebe dich Joep.
Ich sage jeden Abend: Gute Nacht Joep.
Jeden morgen: Guten Morgen Joep

Zu Rene sage ich öfter 'WIR lieben dich' als 'ich liebe dich'. Am Anfang habe ich es ganz bewusst gesagt. Ich habe es mir ganz bewusst angewöhnt. Es tut uns gut zu hören das Joep uns liebt, er kann es uns niemals selbst sagen, aber wir wissen dass er uns liebt. Ich will dass wir es für immer so machen. Ich will ihm jeden Abend eine gute Nacht wünschen, jeden Morgen einen guten Morgen. 

Aber der Automatismus macht es weniger Besonders. Ich sage es, aber mir fällt auf das ich es manchmal nicht mehr so intensiv fühle wenn ich es sage. Ich sage es aber es ist nichts Besonderes mehr weil ich es seit 7 Monaten jeden Tag sage. Das finde ich schwer. Ich versuche seitdem mir das aufgefallen ist wieder viel bewusster diese Dinge zu sagen. Mit viel Bedeutung, die Bedeutung ist doch so wichtig. Ein aus Automatismus gesagtes ich liebe dich Joep bedeutet viel weniger als ein ganz Bewusstes. 

Jedesmal wenn ich sage ich vermisse dich Joep, dann ist es ohne Automatismus. Ich sage es weil es so weh tut. Ich vermisse dich Joep, Jeden Tag, Jede Stunde und jede Minute.

Ich  liebe dich Joep, ich liebe dich mehr als alles andere. Mein Leben ohne dich leben zu müssen ist das schrecklichste was mir je passieren konnte. Ich könnte auf alles besser verzichten als auf dich. Ich brauche nichts außer dich, Ich habe alles außer dir. 

Ich liebe dich Joep.
Ich vermisse dich Joep.

tot in het diepst van mijn hart.