31.12.2017

Tschüss 2017

Auch dieses Jahr geht wieder vorbei. Die Zeit steht nicht still auch wenn es sich oft so anfühlte.
Letztes Jahr tat es mir so weh. 2016 ist Joeps Jahr und irgendwie musste ich damit abschließen obwohl ich noch gar nicht bereit war.
Das ist dieses Jahr anders. Mir könnte es nicht egaler sein dass heute der letzte Tag des Jahres ist. 2017 war leichter als 2016. Wir funktionieren wieder. Ich hatte letzte Jahr keine Pläne für 2017, ich hoffte einfach dass ich wieder Mama werden darf und dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen.
Wir haben Joeps Bruder, unseren kleinen Sonnenschein. Er hat uns dieses Jahr sehr vereinfacht. Wir haben wieder erfahren wie Glück sich anfühlt, etwas das 2016 noch unmöglich erschien. Da gab es kein Glück mehr nachdem Joep starb. Mit Joep starben alle Zukunftspläne und wir trauten uns keine neuen zu machen.
Für nächstes Jahr gibt es wieder Pläne. Eine menge Pläne und Hoffnungen.
Ich wünsche mir dass es Joeps Bruder gut geht und er sich weiterhin so toll entwickelt. Das er so ein glücklicher Junge bleiben darf.
Ich wünsche mir dass wir die Kraft finden wieder an Familienplanung zu denken und das es nicht wieder so schwer wird wie bei Joeps Bruder. Aber bevor wir daran denken müssen wir erst lernen zu leben anstatt nur zu funktionieren.
Ich möchte wieder an meiner Karriere arbeiten und mich entscheiden in welche Richtung es gehen soll. Neuer Job? Neue Branche? Gehaltserhöhung? Weniger arbeiten aber nicht weniger Geld haben wäre mein Wunsch, damit ich mehr bei Joeps Bruder sein kann.
Dachaufbau. Nächstes Jahr wird angebaut, wir bekommen eine extra Etage und eine Dachterrasse.
Joeps Geburtstag feiern auf eine Art und Weise die eine Tradition wird und die Joeps Bruder viel Freude machen wird.
Kinderbuch schreiben.
Ein guter Mensch sein und bleiben.
Versuchen glücklich zu sein und dankbar bleiben für was ich habe. Joep dabei immer in meinem Herzen tragen.
Jeden Tag guten Morgen und gute Nacht Joep sagen.
Ich wünsche mir das Joeps Bruder Joep liebt. Ihn sieht als den super Bruder im Himmel der immer da ist und coole Regenbögen macht.
Ich hoffe einfach dass 2018 OK wird. Das Joep genauso anwesend bleibt wie er jetzt ist, das es sich nicht anfühlt als ob schon wieder ein Jahr mehr zwischen uns steht.
Und zu guter Letzt wünsche ich mir das dieser Blog nicht nur mir hilft sondern auch anderen. Das all die lieben anderen Sternenmamis die ich kennen gelernt haben ihren Weg finden und wir zusammen lernen wieder zu leben. Ich wünsche euch dass aller Beste für 2018.

28.12.2017

Unser erstes Weihnachtsfest ohne Joep

Wir haben Weihnachten überstanden. Mehr schlecht als recht möchte ich sagen...
Heiligabend fing morgens ganz schlimm an, nicht nur für mich, auch für Rene. Die Tage davor waren schon schwer aber Heiligabend kam alles raus was sich angestaut hatte. Ich wünschte Joeps Grab frohe Weihnachten. Ich stand vor einem Grab. Dem Grab meines geliebten Sohnes und wünschte frohe Weihnachten. Wie mich diese Worte trafen... Nicht unterm Weihnachtsbaum, nein an seinem Grab war der Ort an dem wir zusammen waren. Joeps Bruder ging es zum Glück wieder besser und er war sehr lieb.
Ich habe versucht mich ab zu lenken, dem Schmerz nicht zu viel Kontrolle zu erlauben. Es musste noch so viel vorbereitet werden. Das Auto gepackt, Geschenke eingepackt und das Haus sauber gemacht werden. Ich lief so unkoordiniert rum, war die ganze Zeit beschäftigt aber schaffte nichts. Mein Kopf war wie in Watte gepackt.
Abends war dann irgendwann doch alles soweit vorbereitet und wir gingen nachdem wir Raclette gegessen haben früh ins Bett. Am nächsten Morgen ging es uns ganz okay und wir schafften es zeitig los zu fahren. Joeps Bruder war zwischendurch quängelig also machten wir noch eine 3/4 Std Pause in der wir etwas rum liefen und er essen konnte. Rene und ich konnten uns in dieser Zeit vorbereiten auf das was uns die nächsten Tage erwartete. Immer wieder warnte ich Rene. Wenn es schrecklich wird werde ich dir die Schuld geben. Du willst das, wir machen das für dich. Wenn es nach mir ginge wären wir Zuhause oder in Urlaub aber sicher nicht auf dem Weg Richtung Deutschland.
Am 25. Lief es dann besser als gedacht. Joeps Bruder war der Trubel zwar zu viel aber er hing deswegen einfach den ganzen Tag an meiner Brust und fühlte sich gut. So nah und sicher bei Mama war das okay für ihn und dadurch auch für mich. Das erste Geschenk das wir bekamen war für Joep und das war schön. Er gehörte dazu auch wenn seine Name nie oft genug fallen kann. Es drehte sich viel mehr um die Lebenden und das tat weh aber er wurde nicht vergessen und das war schön. Mehr konnte ich von meiner Schwiegerfamilie nicht erwarten.
Wir schliefen in einem B&B. Als wir dort ankamen erzählte man uns sofort das sie gerade Oma und Opa geworden sind. Was für ein Zufall, Joeps Bruder, ihr Enkel heisst Joep. BAM. Natürlich sagte ich sofort ohne nachzudenken was mir einfiel: wunderschöner Name, so heisst unser erster auch. Ein fragendes Gesicht guckte mich an. Warum ist er Weihnachten nicht  bei euch. Also erzählte wir von Joep und die Leute waren wirklich sehr lieb und nett und reagierten sehr  gut auf uns und unsere Geschichte. Rene hatte in dem alten Gebäude leider Allergie und ihm ging es dadurch nicht so gut. Er schlief mit Tuch auf dem Gesicht um die Luft zu filtern. Joeps Bruderkonnte erst nicht schlafen weil es einfach schon zu spät war. Er war aufgedreht und Rene bekam das erste Mal zu hören das es seine Schuld war. Wir hätten viel eher ins Bett gemusst aber Rene gefiel der Abend zu gut und blieb hängen. Es fiel mir schwer streng zu sein, Rene schien es zu genießen und Rene brauchte diese positive Erfahrung. Aber Joeps Bruder war müde und musste ins Bett. Wir schlossen den ersten Weihnachtstag mit dem Gefühl ab das es alles viel weniger schlimm war als befürchtet und das wir das nächstes Jahr noch Mal schaffen.
Der zweite Weihnachtstag begann ruhig. Wir badeten zusammen in der riesen Badewanne und gingen vor dem Frühstück noch spazieren. Joeps Bruder wollte nicht richtig essen aber das schien mir kein Problem. Er hatte den Tag zuvor ja nur an meiner Brust gehangen. Wir fuhren nach Deutschland zu meiner Familie und Joeps Bruder trank ein paar Minuten bis der erste Besuch kam. Er war abgelenkt und hatte gute Laune. Es war schön. Er lachte mit allen und die Stimmung war gelassen. Mit und mit wurde es voller  und Joeps Bruder bekam Hunger. Ich sah es an ihm aber er trank nicht. Weinte immer nur wenn ich ihn anlegen wollte. Wir gingen spazieren in der Hoffnung das er danach essen würde. Nichts. Ich probierte von 12 bis 16 Uhr ihm etwas essen zu lassen aber es gingen immer nur ein paar Schlücke rein. Er hatte schon Stunden keine volle Windel mehr. Der gelbe Streifen auf seiner Pampers blieb gelb. Er weinte die ganze Zeit. Schon lange waren wir oben, nicht mehr beim Rest. Gingen nochmal spazieren, zumindest schlief er irgendwann ein. Aber auch danach trank er keinen Schluck. Es war ihm einfach alles viel zu viel und langsam bekam ich Stress. Uns ging es seit Wochen schlecht, psychisch waren wir am Ende. Weihnachten ohne Joep. So schrecklich falsch aber für Joeps Bruder wollten wir Normalität. Jetzt hatten wir ein Baby das sich total verweigerte und dem es so deutlich schlecht ging. Er sah richtig ausgetrocknet aus. Um 4 Uhr packten wir Hals über Kopf die Sachen und fuhren nach Hause. Haben nicht einmal alle Geschenke ausgepackt. Der Weg nach Hause war schwer. Sehr hart. Joeps Bruder weinte oder schlief. Allerdings weinte er viel mehr als das er schlief. Wir machten jede Menge Pausen immer in der Hoffnung das er trinken würde. Bei Breda trank er dann immerhin 3 Minuten und dann war wieder Schluss. Die 3 Minuten hatten zumindest gereicht ihn schlafen zu lassen. Der arme kleine Mann war so fertig das er nicht mehr konnte. Erst als wir von der Autobahn runter fuhren wurde er wach und weinte noch einmal bis wir Zuhause waren. Zuhause machte ich ihn bettfertig. Wenn er diese Nacht nicht trinkt dann fahren wir ins Krankenhaus dachte ich. Wir legten uns ins Bett. Eine sauber Windel war nicht nötig. Die war noch immer leer.
Sobald wir im Bett lagen trank er. Er trank bis er einschlief. In der Nacht wurde ich öfter wach als er und jedes Mal liess ich ihn trinken und er trank. Ich wollte nicht abpumpen, ich wollte das er trinkt, alles einholt das er am Vortag nicht getrunken hat aber meine Brüste taten weh also musste ich mittags doch 100 ml abpumpen.
Aber der zweite Weihnachtstag fing schön an. Bevor es so voll wurde war Joeps Bruder gut drauf. Joeps Bruder und Joep bekamen Geschenke. Wir spielten mit den Kindern meiner Schwester. Joep bekam von meiner Schwester einen Brief der herzzerreissend schön und traurig war. Endlich hatte ich das Gefühl daß er richtig dazu gehörte. Das Joep so geliebt wird wie er es verdient und zwar nicht nur von uns.
Der erste Spaziergang mit Joeps Bruder war auch wirklich schön. Mein Neffe wollte mit und dann wollte auch seine Schwester mit, also ging auch die Mama mit und wir spielten zusammen. Rene rannte mit den beiden 2-jährigen über den Fussballplatz und alle hatten so viel Spaß. Joeps Bruder schlief ganz ruhig bei mir und wenn ich Rene und Lenn von hinten sah dann brach mein Herz... Joep wäre genauso gross. Das sollten wir jeden Tag haben. Rene ist so ein toller Papa. Der coole Onkel Rene der sich für nichts zu schade ist und so toll mit Kindern spielt.
Rene habe ich auf dem Weg nach Hause und am nächsten Tag noch viele (nicht wirklich gerechtfertigte) Vorwürfe gemacht. Joeps Bruders erstes Weihnachten waren die schlimmsten Tage seines Lebens. Erst fühlt er sich so unwohl das er nicht von meiner Brust wollte und dann ist es sogar so schlimm das er sich weigert zu essen. 2 Tage Stress waren einfach zu viel. Und dann noch die Autofahrten die er ja eh hasst, auch an guten Tagen.
Momentan denke ich: nächstes Jahr machen wir es anders. CenterParcs oder so. Nur wir... Mal schauen wie wir nächstes Jahr Weihnachten feiern. Joeps Bruder ist dann natürlich viel größer und kann richtig essen und trinken. Er wird dann viel wiederstandsfähiger sein als jetzt. Aber ein Ding weiss ich ganz sicher. Nie wieder Weihnachten bei der Familie mit so einem kleinen Baby. Joeps Bruder wollte nur nach Hause und das haben wir erst viel zu spät verstanden. Ich dachte wir fahren nicht bevor er gegessen hat. Ich wollte ihm das nicht antun. Hungrig im so verhassten Auto.
Wir haben uns beide bei Joeps Bruder entschuldigt. Wir haben es versaut und das tut uns leid. Da will man alles richtig machen, sein Kind glücklich sehen aber man tut ihm so viel Leid an. Weihnachten war schwer. Psychisch aber vor allem weil es Joeps Bruder schlecht ging. Wäre Joeps Bruder nicht so fertig gewesen hätte es schön sein können.
Momentan erholen wir uns alle 3 von diesen stressigen Tagen. Gestern wurde Joeps Bruder geimpft und hat noch immer erhöhte Temperatur, weint noch immer viel mehr als normal. Rene und ich sind auch noch immer total erschöpft.

24.12.2017

Heiligabend am Morgen

Heute ist der 24. Gestern ist Joep vor 1 Jahr und 10 Monate gestorben. Ich habe sein Grab sauber gemacht. Den Stein mit einer Bürste geschrubbt.
Heute Abend ist Heiligabend. Meine Nacht war schlecht, Joeps Bruder hatte gestern leicht erhöhte Temperatur und diese Nacht war er ständig wach. Schlief nur mit Brust im Mund. Ob er merkt wie es mir geht und deswegen extra Trost braucht? Ich hoffe es nicht. Ich hoffe er ist krank. Rene wird erkältet, vielleicht fühlt Joeps Bruder sich auch krank... Ich will nicht Schuld sein, ich will nicht schlecht für ihn sein.
Heiligabend. Seit dem 10. Dezember falle ich, ich spüre es. Und die letzten Tage stürze ich richtig tief. Es fühlt sich richtig an, ich tauche tief in die mir so bekannte Trauer. Umarme und lebe sie in jedem mir möglichen Moment. Ich kann und will jetzt nicht dagegen ankämpfen. Ich bin stark für Joeps Bruder. Lache, küsse und kuschel mit ihm. Aber wenn er schläft oder Rene ihn hat dann lebe ich in meiner Trauerblase und fühle mich hier sehr wohl. Man sieht es auch hier im Blog. Auf einmal schreibe ich so viel. So viel Trauer die raus muss und dieser Blog ist mein Ventil.
Tief fallen fühlt sich so viel besser an als Weihnachten feiern. Ich habe es schon 1000 Mal bereut das wir zugesagt haben. Tief fallen, am Boden liegen. Das kenne ich. Lasst mich einfach liegen, ich stehe nach Weihnachten schon wieder auf. Hier kenne ich mich aus, hiermit kann ich umgehen. Irgendwie ist dieser tiefe Schmerz gerade mein bester Freund.
Gestern waren wir nur eben im Supermarkt und Käse kaufen. Es so war so voll in den Läden, ich konnte es nicht aushalten. Ich bekam kaum noch Luft. Keinen Schritt konnte ich laufen ohne Menschen ausweichen zu müssen. Ich hasse Supermärkte sowieso schon immer. Einkaufen ist Renes Aufgabe. Aber gestern dachte ich ich breche zusammen wenn ich nicht schnell raus komme.
Heute ist also Heiligabend. Vor heute habe ich keine Angst. Heute ist Weihnachten wie es sich für mich richtig anfühlt. Nur mit Rene und Joeps Bruder und Joep im Herzen. Heute trauern wir als Familie anstatt etwas zu feiern. Ohne Geschenke auspacken, ohne Baum, mit Raclette. Rene geht es ähnlich wie mir. Auch Rene bereut es das wir zugesagt haben. Irgendwie werden wir auch die nächsten 2 Tage überleben. Irgendwie schaffen wir es immer.
Wenn Joeps Bruder morgen früh noch erhöhte Temperatur hat sagen wir alles ab. Ich bin so im Zwiespalt. Ich will nicht das er krank ist. Er fühlt sich sichtbar schlecht, ist so schlapp und still wenn er nicht gerade weinerlich ist. Aber Weihnachten feiern will ich auch nicht. Ich hoffe er ist heute wieder gesund... Ich wünschte wir könnten Weihnachten absagen. Aber es fühlt sich an als ich das nicht ohne einen besseren Grund als Trauer bringen kann.
Ich möchte schreien... Alles raus schreien. Aber es ist gerade 6 Uhr. Ich sitze im Badezimmer auf dem Boden und weine und tippe. Rene und Joeps Bruder liegen im Bett, kuscheln und schlafen. Also bin ich leise und der Kloss in meinem Hals wird immer größer, schwerer und schmerzhafter.
Wäre Joep doch nur bei mir. Mein kleiner lieber perfekter Joep. Könnte ich dich doch nur noch einmal halten und küssen und kuscheln. Einmal in deine Augen sehen. Mit dir war ich so stark lieber Joep.  Mit dir in meinem Arm war ich die beste Version von mir selbst. Ich möchte mich so gerne noch einmal komplett fühlen.
Weihnachten 2017. Unser letztes erstes Mal ohne Joep....

22.12.2017

Wenn Rene weint

Es gibt sie noch immer, diese Tage an denen wir einfach nur weinen können. Ob wir uns jetzt besonders schlecht fühlen weil Weihnachten vor der Türe steht?
Es sind besonderen Tage im Jahr die auch besonders weh tun. An Feiertagen wird uns wieder so bewusst wie anders es hätte sein sollen. Joep wäre jetzt gross genug um seine Geschenke selbst aus zu packen. Ich hätte voller Vorfreude für meine Jungs Geschenke gekauft und sie unter den Baum gelegt. Wir hätten zusammen Plätzchen gebacken. Papa und Joep hätten einen Baum gekauft.
Dieses Jahr gibt es keinen Baum und keine Geschenke. Joeps Bruder bekommt einen neuen Kinderwagen aber den gibt es erst nach Weihnachten. Er hat ein Buch bekommen aber das wird nicht eingepackt oder ausgepackt. Nein ich packe nur Geschenke für andere ein. Weihnachten feiern wir nur weil es sein muss. Es ist Joeps Bruders erstes Weihnachten und Rene ist es wichtig dass wir das feiern.
Aber auch Rene geht es diesen Monat schlechter als andere. Ihn so traurig zu sehen macht es extra schwer. Ihn so wie gestern morgen weinen zu sehen bricht mein Herz. Er guckte sich Joeps Fotobuch an und musste so weinen. Joeps Bruder war gerade beim stillen eingeschlafen und ich wusste Rene will nicht dass ich ihn jetzt tröste. Es brach mein Herz... Die Minuten bis er zu mir kam, dazu bereit war mit mir zu weinen dauerten ewig. Und dann musste er 2 Minuten später los zur Arbeit.
Da saß ich dann, den schlafenden Joeps Bruder auf meinen Arm, auf der Couch. Ich fühlte mich so traurig, Rene so traurig zu sehen tut mir so weh. Ich fiel tief in die Trauer, genau wie Rene. Rene musste arbeiten, musste sich ablenken, incl Weihnachtsfeier im Abend. Ich war den ganzen Tag mit Joeps Bruder allein und einfach nur traurig. Das ist es wie sich die Vorweihnachtszeit jetzt für uns anfühlt. Zum heulen, schrecklich. Aber ich hatte Joeps Bruder und keine Zeit richtig zu trauern, es konnte nicht raus, nicht Mal an Joeps Grab.
Wenn Rene so weint steht auch meine Welt wieder auf dem Kopf. Sein Schmerz ist mein Schmerz. Mein Schmerz ist sein Schmerz.
Dieses Wochenende fängt Weihnachten an. Weihnachten ohne Joep. Alles in mir schreit das das nicht geht. Wie denn? Am liebsten würde ich alles absagen. Die nächsten Wochen Winterschlaf halten. Weihnachten, Silvester. Das alles setzt uns zu. Und dann im neuen Jahr... Dann hat Joep schon wieder Geburtstag. Es bleiben schwere Wochen.

20.12.2017

Ich habe den 15. vergessen

[15-12 18:12] Imke: Ach
[15-12 18:12] Imke: Ich hab's vergessen
[15-12 18:12] Imke: Krass
[15-12 18:12] Imke: Dabei hab ich von ihm geträumt
[15-12 18:13] Imke: Echt krass
[15-12 18:14] Imke: Dabei war ich mir darüber im klaren das ich heute Geld bekomme und hab gehofft was vom Kinderwagen zu hören weil der 14. Deadline war
[15-12 18:14] Imke: Also ich wusste echt das es der 15. ist
[15-12 18:14] Imke: Hab 1000 Mal an Joep gedacht
[15-12 18:14] Imke: Sogar geweint
[15-12 18:15] Imke: Aber nicht gecheckt das der 15. ja sein Tag ist
[15-12 18:16] Imke: Hab auf dem Weihnachtsmarkt sogar gesucht ob es nichts Hübsches für sein Grab gibt
[15-12 18:16] Imke: Wie kann das...
[15-12 18:18] Imke: Wäre Sommer würde ich jetzt noch gehen... Dann morgen und oder übermorgen
[15-12 18:18] Imke: Ich hab sogar gelesen dass Joep jetzt 1 Jahr und 10 Monate alt wäre und es nicht gecheckt
[15-12 18:19] Imke: Es sollte wohl so sein...
[15-12 18:19] Imke: Irgendwann wird der 15. ein normaler Tag


Lieber wunderschöner Joep. Ich habe zum ersten Mal vergessen dass der 15. doch ein ganz besonderer Tag ist. Das es dein Tag ist. Es fühlt sich so komisch an. Hätte deine Tante mich nicht gefragt wie mein Tag war und ob ich bei dir war, vielleicht hätte ich es komplett vergessen...

Das Komische ist das es sich nicht schrecklich anfühlt. Mich plagen keine Schuldgefühle.
Ich denke immer und jeden Tag an dich Schatz. Aber am 15... Da war ich so glücklich mit dir. Diese 2 Stunden perfektes Glück. Nie wieder wird meine Welt sich so perfekt anfühlen wie in diesen 2 Stunden.

Könnte ich nur zurück in der Zeit. Könnte ich diese 2 Stunden nur immer und immer wieder erleben. Hätte ich sie nur auf Video. Oder als Hologramm damit ich mich wieder im gleichen Raum befinden kann, mit dir. Nicht nur in meiner Erinnerung und in meinem Herzen. Hätte, könnte, würde... Das alles geht nicht liebster schönster Joep.  Und jetzt vergessen ich schon deinen Tag. Ganz normal und natürlich, irgendwann muss es so sein. Aber trotzdem erschreckend.

Ich liebe dich Joepi. Liebster schönster Joep. Mami ist so stolz auf dich.

18.12.2017

Familienfoto

Wie macht man das? Ein Familienfoto wenn einer fehlt? 

Was kann man tun um sein verstorbenes Kind mit aufs Foto zu bekommen?

Diese Frage stellt sich mir in den letzen Monaten immer wieder und hat sich wie so vieles selbst geklärt.

Ein Freund von uns hat bei uns zuhause Fotos von uns gemacht und aus allen kleinen Ideen die wir hatten hat er etwas Komplettes und Rundes kreiert das sich wirklich richtig anfühlt 

In diesem Foto steckt so viel Joep und obwohl er sogar so in den Vordergrund gerückt ist macht es nicht den Eindruck als ob es hier nur um ihn geht. Jemand der nicht weiss das Joep tot ist merkt es wahrscheinlich nicht mal. 

Wundert sich maximal über die Komposition die aber so im Gleichgewicht ist.

Mama, Papa und den immer hungrigen Boef erkennt man auf den ersten Blick.

Aber Joep ist auf so vielen Arten mit dabei.

  • Natürlich der Ehering den ich trage und den Joep gehalten hat.
  • Mein Ringfinger dessen Nagel ich für ihn immer in einer anderen Farbe lackiere.
  • Die Katze die Rene festhält, Joeps Katze.
  • Die brennenden Kerzen. Eine davon im Glas auf dem Joep steht.
  • Die Katze die wir aus seinen Jacken haben nähen lassen, sie ist auch eine Spieluhr für Joeps Bruder. Das selbe Lied wie in der Spieluhr an Joeps Grab.
  • Joeps Handabdruck aus Bronze.
  • Und natürlich Joeps Fotobuch das immer auf unserem Tisch liegt.


Ja Joep, du bist immer in unserem Herzen und jetzt auch auf diesem Foto.

Wir lieben dich so sehr. Wir vermissen dich schrecklich, unser ewig kleiner Joep. Du kleiner grosser Bruder der du bist!

16.12.2017

Guten Morgen

Gerade liege ich im Bett und mir wird bewusst wie unnormal mein Leben doch ist.
Joeps Bruder ist schon seit halb 4 immer wieder wach. Es ist gerade 7 Uhr. Soweit so normal mit Baby.
Er liegt vor mir und trinkt im Halbschlaf. Rene liegt hinter mir, fest an mich gekuschelt. Ich habe ihn geweckt und er hat sich diese Nacht viel um Joeps Bruder gekümmert so dass ich wenigstens ein bisschen schlafen konnte. Jetzt schläft er also wieder, fest an mich gekuschelt. Joeps Bruder liegt vor mir, in meinem Armen, schläft und trinkt abwechselnd.
Soweit so normal. Ein Moment den ich genießen sollte. Hab ich auch bis vor ein paar Minuten. Aber jetzt liege ich hier zwischen den beiden und weine und schniefe. Ich vermisse Joep. Er sollte dabei sein, auch mit uns kuscheln.
Ich weine leise, will niemanden wecken. Die Nacht war lang genug. Dabei will ich nichts lieber als getröstet zu werden. Hören dass Rene sagt wie sehr auch er Joep liebt und vermisst.
Ich will Joeps Fotos und Videos anschauen. Meinen perfekten kleinen Mann sehen. Aber dann würde ich nicht mehr leise weinen und ich will doch niemanden wecken.
Nichts ist normal, nicht heute morgen.

15.12.2017

Traum: Joepi lebt wieder

Ich habe von Joep geträumt. Endlich wieder. Es ist es ist lange her das er mich in meinen Träumen besucht hat.
Joep war tot aber noch nicht beerdigt. Wir waren irgendwo mit Joeps Bruder zu Besuch und ich ging alleine eher nach Hause. Joep lag in seinem Bett, in seinem Zimmer. Er war größer, kein kleines Baby mehr. Noch immer ein Baby aber etwas größer als Joeps Bruder jetzt ist. Ich sah ihn an, ich musste alles für die Beerdigung vorbereiten. Joep war schon lange tot aber das sah man nicht an ihm. Es sah so friedlich aus, als würde er schlafen.
Ich stand neben seinem Bett und guckte ihn mir genau an. Sein kleiner hübscher Kopf war geschwollen aber das machte nichts aus, er war mein perfektes Kind. Während ich ihn ansah, eines der letzten Male das ich ihn sehen konnte sah ich plötzlich das er sich bewegte. Er atmete. Ein Wunder.  Ich wurde euphorisch, panisch. Starrte ihn an, konnte das sein? Bildete ich mir das ein? Joep war doch schon Monate tot, wie konnte er jetzt leben. Ohne gegessen und getrunken zu haben?
Aber Joep ist mein Wunderjunge und er wachte auf, hatte Hunger. Er war schlapp aber ich nahm ihn auf den Arm und legte ihn an. Ich saß mit ihm auf der Couch und sah ihn an. Er sah mir so ähnlich, hatte meine Nase und das tat mir leid. Aber er trank, nicht so stark wie Joeps Bruder trinkt, ganz schwach aber er trank. Er war bei mir und nichts auf der Welt war noch wichtig. Joep lebte, lag an meiner Brust und trank.

14.12.2017

Mit Baby auf den Friedhof

Joeps Bruder war in seinem Leben schon öfter auf dem Friedhof als ich in meinem ganzen Leben bevor Joep starb. Wir besuchen Joep mindestens einmal die Woche aber weil wir so oft spazieren gehen und Joep so nah bei uns begraben liegt besuchen wir ihn auch mal durch die Woche ohne Papa.
Ja, Joeps Bruder wächst auf und der Friedhof ist für ihn das normalste der Welt. Jedes Mal wenn die Frau beim Metzger Ihre standard Bemerkung zum besten gibt wenn sie Joeps Bruder sieht „ach so klein, der weiß noch nichts von der großen bösen Welt“ denke ich wenn du wüsstest... er sieht Mama und Papa regelmäßig weinen, er kennt die Traurigkeit leider schon. Aber ich sage immer nur ja, das werden wir noch lange so beibehalten.
Und ich meine es ernst. Ja er weiß das Mama und Papa oft traurig sind aber deswegen ist seine Welt ja nicht schlecht. Sie ist halt echt, mit echten und puren Gefühlen und voller Liebe. Der eine bekommt unsere Liebe mit Küssen und Kuscheln geschenkt der andere bekommt sie mit Tränen und Lächeln und Kusshänden die Küsse in den Himmel werfen.
Wenn ich durch die Woche auf dem Friedhof bin und die Mitarbeiter sehen mich dann kommen sie angelaufen um Joeps Bruder zu sehen und zu bewundern. Sie sagen das ist das schönste was sie auf dem Friedhof sehen können, neues Leben. Schon ein paar mal wurden andere Mitarbeiter dazu gerufen damit auch sie dem kleinen süßen Joeps Bruder bewundern können. Joeps Bruder versüßt nicht nur mein Leben sondern auch ihren Arbeitstag.
Die Dame aus der Rezeption konnte ihm gar nicht genug Küsschen geben, auch sie war total vernarrt in ihn. Am Sonntag war wieder world wide candle lighting. Wir waren wieder auf der Veranstaltung vom Friedhof. Mit Livemusik, Fotos der Kinder, Gedichten und Kerzen. Alle Eltern zündeten eine Kerze für ihre Kinder an als ihr Name vorgelesen wurde und stellten sie auf ein großes Holzherz auf dem auch die Fotos standen.
Dieses Jahr waren wir zum 2. mal da, mit Joeps Bruder im Tragetuch und der Kleine hat nicht einen Mucks von sich gegeben. Es hatte den Tag richtig geschneit und dadurch war der 2.Teil des Abends
leider nicht möglich aber es war trotzdem wieder sehr schön und bewegend. Wir haben wirklich Glück mit dem Friedhof, es ist sicher einer der Besten mit den liebsten Menschen.
Leider haben wir Sonntag auch einen alten Bekannten von Rene getroffen er und seine Frau haben ihr Baby vor 4 Monaten verloren haben. Ein richtiger Schock. An so einem Abend will man keine bekannten Gesichter sehen. Sowas passiert doch nur Bekannten von Bekannten. Nicht unseren Bekannten, nicht mal denen die wir Jahre nicht gesehen haben. Aber das Leben ist ungerecht und so saßen sie da und weinten um ihren lieben kleinen Sohn. Es passiert halt nicht nur fremden, es ist auch uns passiert.
Die live Band hatte ein Lied speziell für diesen Abend geschrieben und hat allen Eltern eine CD mit dem Lied geschenkt, es ist wirklich ein schönes Lied und wir haben es schon oft zuhause gehört. Aber wie sollte es anders sein, Sonntag Abend habe ich vergessen die CD mit zu nehmen, also bekam Joeps Bruder jede Menge Küsschen als wir sie Dienstag abgeholt haben.

13.12.2017

Vorweihnachtszeit

Letztes Jahr sind wir vor Weihnachten geflohen. Nicht sprichwörtlich sondern wortwörtlich. Wir sind in Urlaub geflogen und wollten nichts von Weihnachten mitbekommen.
Auf Teneriffa überlegten wir uns wie wohl das nächste Weihnachten sein würde. Wir sahen all die Familien und kleinen Babys und hofften so sehr das auch wir Weihnachten ein Baby haben würden. Wir konnten uns nicht vorstellen dieses Jahr Weihnachten zu feiern und wir dachten darüber nach mit Baby in Urlaub zu fliegen und wieder zu fliehen.
Weihnachten steht vor der Türe und wir fliehen nicht. Ich habe wirklich noch gar keine Lust auf Weihnachten, am liebsten würde ich es ausfallen lassen. Aber Rene will feiern und es ist Boefs erstes Weihnachten also stelle ich mich hinten an. Es ist auch nicht mehr wie letztes Jahr als der Gedanke an Weihnachten mich krank machte, mich verzweifeln liess. Ich habe einfach keine Lust. Keine Lust auf Besinnlichkeit, keine Lust auf all die gute Laune. Ausserdem habe ich Angst. Davor das Joep nur für uns so richtig dazu gehört und er nicht erwähnt wird. Auf seiner Geburtstagsfeier wurde ja schon kaum über ihn geredet... Wie soll das Weihnachten werden? Für uns geht es nicht um Besinnlichkeit, es ist nicht plötzlich alles gut nur weil Weihnachten ist. Ich spüre den Druck das alles gut sein muss vor allem jetzt sehr stark. Weihnachten, das Fest der Liebe. Ja Liebe, die habe ich. Aber für mich bedeutet Liebe nunmal auch Schmerz und ich habe Angst davor wie es wird. Ich weiss wir schaffen es aber es wird emotional so richtig schwer werden und ich weiss nicht in wieweit Menschen sich davon bewusst sind. Ich habe Angst das jemand fragt: Wie geht's es euch? Gut? Das sie nicht fragen ob es nicht unfassbar schwer ist. Es scheint so selbstverständlich zu sein dass wir dieses Jahr mit dabei sind aber das ist es nicht. Wirklich nicht.
Ohne Joeps Bruder würden wir es nicht feiern. Wir würden es beide nicht wollen.
Mit Joeps Bruder würde ich am liebsten nur Zuhause feiern. Heiligabend nur wir drei. Zusammen zu Joep, etwas leckeres essen. Die anderen Tage brauche ich nicht.
Aber jetzt müssen wir stundenlang im Auto sitzen und alle abfahren. Das wird stressig, Joeps Bruder gefällt Auto fahren nicht. Schon gar nicht so lange. Und jetzt muss ich ihn Weihnachten so quälen und ihn stundenlang ins Auto setzen, von einer Feier zu nächsten schleppen ohne zu wissen wie er darauf reagiert. Das ist eine doppelte Belastung. Wir haben ein B&B gebucht damit wir am 25. nicht noch zu meinen Eltern fahren müssen um dort zu übernachten. Denn die Fahrt von Schwiegervater zu meinen Eltern dauert nochmal 45 Minuten. Und das obwohl wir morgens schon von Den Haag nach Sittard fahren und von Sittard aus dahin.... Das sind mindestens 3,5 Std, ohne Pausen. Zu viel für Joeps Bruder, das haben wir gemerkt als wir Anfang des Monats auf dem 2. Geburtstag meiner Nichte und meines Neffens waren. Joeps Bruder war auf der Heimfahrt gar nicht ruhig zu bekommen, er hat geschrien bis er keine Stimme mehr hatte und wir angehalten haben um ihn zu beruhigen. Also übernachten wir in einem B&B und haben einen Rückzugsort wenn es Joeps Bruder alles zu viel wird. Am 26. fahren wir dann so früh wie möglich wieder nach Den Haag denn abends weint Joeps Bruder sowieso immer viel, ihn dann noch ins Auto zu zwängen... Ich hoffe wir sind vor seinem abendlichen weinen Zuhause und das es für ihn keine Quälerei wird. Es ist sein erstes Weihnachten und das soll doch schön werden. Wir werden Joeps Bruder jedenfalls nicht rumreichen und versuchen es so ruhig wie möglich für ihn zu gestalten. Wer ihn sehen will kann uns besuchen kommen, Weihnachten ist keine Joeps Bruder kuschel Zeit.
Jetzt muss ich also Geschenke kaufen für ein Weihnachten auf das ich gar keine Lust habe. Normal macht schenken mir so viel Freude. Viel mehr als beschenkt werden. Dieses Jahr fällt es mir schwer mir etwas Schönes zu überlegen. Nur für die Kinder hatte ich ganz schnell was.
Der grosse Lichtblick in dieser Vorweihnachtszeit war meine Schwester die mich vor 2 Wochen fragte was ich gerne für Joep haben möchte. Sie weiss das ich zu seinem Geburtstag gerne spenden möchte und fragte ob ich das nicht auch zu Weihnachten will. Sie hatte ja Recht, Rene hatte auch schon darüber nachgedacht Weihnachten zu spenden. Also habe ich die Chance genutzt und jedem gesagt dass ich mich freuen würde wenn sie für Joep und in seinem Namen spenden und er somit die Welt etwas besser machen kann. An einem Weihnachten das mit so schwer fällt ist das wirklich ein Lichtblick. Sein Name wird Weihnachten genannt. Dafür haben wir jetzt gesorgt. Er kann gar nicht vergessen werden. Rene und ich haben eh keine Wünsche, alles was wir brauchen kaufen wir uns selbst. Vor allem seitdem Joep tot ist kaufe ich alles was mir gut tut. Shoppen kann mich kurzzeitig glücklich machen. Oh was bin ich nur für eine typische Frau... Schlimm :D
Wir haben einfach keine Wünsche also wünschte ich mir von jedem in Joeps Namen zu spenden. Wir brauchen nichts aber es gibt so viele Menschen die es schlechter haben als wir und denen wirklich geholfen werden kann.