25.01.2019

Raus aus dem tiefen Tief

Tiefs können noch immer so tief sein. So weh tun. Das leben kann sich noch immer anfühlen als ob es alles Sinnfrei ist. Als ob man nie wieder glücklich sein kann, als ob alles immer schwer bleibt, es nie besser wird.

Anfangs dauerten diese Tiefs Tagelang, ja sogar Wochenlang konnte ich mich so fühlen. Ohne jegliche Motivation und Hoffnung. Immer an den Strohhalm geklammert das es doch irgendwann besser wird. Wenn ich so am Boden lag dauerte es manchmal 2 Wochen bis ich mich wieder okay fühlte. Ich musste mich von diesem Anschlag auf mein Befinden langsam erholen.

Irgendwann merkte ich das diese Tiefs kürzer wurden, die Abstände dazwischen immer kleiner wurden und ich mich schneller erholte. Nicht jedes Tief war gleich tief, die ganz tiefen wurden immer weniger.

Vorgestern Abend (23.01) hatte ich definitiv wieder so ein ganz tiefes Tief. Am Ende meiner Kräfte, ich wollte alles hinschmeißen. Mich ein halbes Jahr krank melden und mich zuhause einschließen. Mich vor der Welt und all ihrem Scheiß verstecken und einfach meine Ruhe haben.

Aber heute geht es mir wieder gut. Und das im Januar. Es überrascht mich selbst. Es ging mir so schlecht, ich war mir sicher das kann erst nach Joeps Geburtstag wieder besser werden. Am nächsten Morgen ging es mir noch immer schlecht aber nicht mehr so dramatisch schlecht. Ich schaffte es arbeiten zu gehen aber beim ersten Rückschlag auf der Arbeit kämpfte ich schon wieder gegen die Tränen. Diesen Monat geht einfach wirklich alles schief. Es ist schrecklich und jetzt gab es Probleme mit dem mir versprochenen unbefristeten Vertrag und ich hatte nicht mal die Kraft zu fragen warum der auf sich warten lässt. Ich hatte nicht die Energie etwas dagegen zu tun.

Morgens hatte ich 3 Meetings die mich forderten und zur Mittagspause ging ich einkaufen. Danach ging es mir besser. Es war als wäre nichts gewesen. Verrückt wie schnell es gehen kann. Also sprach ich das Problem mit dem Vertrag an und fand heraus wo das Missverständnis entstand und was noch geregelt werden muss bevor der Vertrag aufgestellt wird. Eine Formalität die damit zu tun hat das ich darum gebeten habe das etwas in meinem Vertrag geändert wird. Vorgestern Abend schaffte ich es nicht mal mich um den Kleinen zu kümmern und gestern Abend schaffte ich es zu kochen, mich um den Kleinen zu kümmern und auf zu räumen bevor Rene zuhause war. Ich hatte so einen schönen Abend mit dem Boef, wir haben so schön gespielt.

Es ist verrückt wie schnell ich mittlerweile aus dem Tiefsten tief aufstehen kann und wie schnell ich die Energie zurück habe um wieder positiv zu denken und mich wieder an Dingen und Situationen zu erfreuen.

Langsam, Schritt für Schritt wird es besser. Es sind schleichende Schritte aber es gibt immer wieder solche Momente in denen ich realisieren wie weit ich gekommen bin.

24.01.2019

ich will versuchen positiv zu denken

Manchmal fällt es mir so schwer positiv zu denken. Manchmal scheint alles schief zu gehen. Dieses Jahr fängt genau so an. Irgendwie scheint der Januar für uns einfach immer der Monat zu sein in dem alles schief geht. Obwohl ich das auch nicht so pauschalisieren darf. Januar 2017 wurde ich schwanger vom Boef. Dafür war Januar 2018 einfach Katastrophal und auch dieser Januar hat nichts Gutes für uns in Petto.


Vielleicht ziehen wir es auch an und verursachen viel davon selbst indem wir im Januar generell so schlecht drauf sind. Der Teufel kackt auf einen Haufen und so auch bei uns. Wenn erstmal was schief geht dann gleich alles. Und so sind die letzten Wochen alle guten Hoffnungen für dieses Jahr die wir hatten zerbrochen. Zumindest fürs Frühjahr. Vielleicht haben wir ja im Sommer eine positivere Einstellung und schaffen wir es dann auch unser Leben etwas positiver zu sehen.


Aber jetzt, so kurz vor Joeps Geburtstag ist es schwer. Vor allem wenn man das Gefühl hat das alles schief geht. Wenn man sich so down fühlt das man nicht mehr kämpfen will und einfach alles nur stumm erträgt. So war es auch kurz nachdem Joep starb. Ertragen und hoffen das sich die Probleme von selbst beheben. Ertragen und hoffen das man uns Hilfe anbietet und wir nicht um Hilfe betteln müssen. So einfach ist das aber nicht. Wir müssen selbst darum bitten wenn wir es alleine nicht schaffen.


Momentan haben wir einfach nicht die Kraft zu Kämpfen und deswegen warten wir. Warten auf die Therapie für Rene weil eine andere zu suchen zu viel Aufwand ist. Warten auf die Hypothek die wir schon lange haben sollten (das Gutachten liess 3 Wochen anstatt 4 Tage auf sich warten) und warten auf meinen unbefristeten Vertrag obwohl mir schon 3 mal versprochen wurde das ich ihn längst haben sollte. Warten darauf das wir alle wieder gesund werden. Warten bis wir die Kraft haben wieder zu kämpfen.


Und hoffen! Hoffen das der Aufbau trotzdem die nächsten Wochen starten kann. Hoffen das bei dem Vertrag nur etwas schief gegangen ist (wovon ich stark ausgehe). Hoffen das die Therapeutin schnell wieder arbeiten kann und Rene helfen kann. Hoffen das ich wieder gesund werde und die Hilfe bekomme die ich brauche. Hoffen das ich es schaffe mein Glück wieder selbst zu formen. (oh wie naiv)


Ich will so gerne raus aus meinem Loch. Die Zügel selbst in die Hand nehmen. Positiv denken und hoffen das dieses Jahr besser endet als es beginnt.


In meinem Kopf gibt es einen Plan, ich habe eine Idee wie es gehen kann. Wie ich mich besser fühlen kann. Anfangen sollte ich damit gesünder und weniger zu essen, mich mehr zu bewegen. Damit ich wieder mag was ich im Spiegel sehe. Wenn ich das endlich schaffe sollte ich meine Energie auf den Dachaufbau richten. Ich habe mich das ganze Jahr so darauf gefreut, hier sollte ich postive Energie tanken können. Und dann im Sommer zurück in die KiWu Klinik. Damit wir nächstes Jahr vielleicht nochmal das Glück haben dürfen ein Baby zu bekommen.


Es ist so einfach. Aber gleichzeitig ist es so ein riesen Berg. Ich weiss ich kann das. Ich muss nur wieder zu mir selbst finden. Wieder die Frau und Mutter sein die ich sein will. Wieder gut für meine Liebsten sorgen können.

10.01.2019

Melancholie im Winter

Seit letztem Jahr Januar weiß ich das der Winter wohl immer schwer bleiben wird. Ich fühle mich schwermütig. Denke so viel über Dinge nach über die ich den Rest des Jahres viel weniger nachdenke.

Ab März denke ich darüber nach wie Weihnachten wohl werden wird. Was wir machen sollen. Dieses Jahr waren wir wieder in Urlaub. Haben Weihnachten nicht mit der Familie gefeiert. Geschenke gab es nicht unterm Tannenbaum sondern im Flugzeug und im Hotel. Aus praktischen Gründen. Neues Spielzeug im Flugzeug bedeutet ein abgelenktes und fröhliches Kind :)

Wir haben trotzdem gut gegessen und versucht zu entspannen. Eigentlich fing es schon Nikolaus an. An Nikolaus habe ich im März keine Sekunde gedacht. Trotzdem hat Nikolaus für uns die schweren Monate eingeleitet. Die Tage wurden kürzer und die Melancholie immer grösser. 

Plötzlich ärger ich mich wieder das Menschen mich fragen ob der Boef ein Ersatz sei. (nicht ganz so plump aber trotzdem) Dann stehe ich unter der Dusche und kann an nichts anderes denken als daran das Joep doch kein Hund ist und ich keiner von den Menschen bin die sich immer den gleichen Hund kaufen und ihm den selben Namen geben. Als unser erster Hund starb war ich gerade in der 2. Klasse. Er starb ganz jung (2 Jahre) und plötzlich ohne Vorwarnung. Meine kleine Schwester spielte mit ihm im Garten und plötzlich legte er sich hin und war tot, einfach so hatte sein Herz aufgehört zu schlagen. Nur ein paar Wochen später überraschten unsere Eltern uns mit einem neuen Hund. Ich erinnere mich noch gut an diesen Abend. Die Trauer machte Platz für Freude und wir liebten diesen kleinen Hund sofort über alles. Aber niemals dachte die kleine Imke das wir unseren ersten Hund ersetzt haben. Immer waren es zwei eigenständige Hunde für mich. Ein gemaltes Bild von unserem ersten Hund hing immer im Esszimmer (schon zu Lebzeiten, es war ein Geburtstagsgeschenk für meinen Vater) und allen Freunden die bei uns zu Besuch waren erzählte ich das das unser erster Hund war - ganz normal. Warum verstand ich als kleines Mädchen schon Dinge die Erwachsene Menschen scheinbar noch immer nicht verstehen? Lebewesen ersetzt man nicht. Weder ein Haustier noch ein Kind. Schon gar nicht ein Kind. Und wenn jemand ein zweites oder drittes Kind bekommt, bedeutet das dann das diese Person sein erstes Kind vergisst? Niemals. 

Dann denke ich darüber nach wie mein ehemaliger Manager mir versuchte schonend zu erklären das ich von einem anderen Kind schwanger war und dass Joep nicht zurück kommt. Nur weil ich meinte dass die beiden sich auf dem Ultraschall so ähnlich sehen. Nur weil ich stolz war das man sieht das sie Brüder sind. Nur weil ihre Namen gut zusammen passen... Sauer war ich damals, und geschockt. Er war nicht der Einzige der es für nötig hielt mir so etwas zu sagen. Dann frage ich mich: Freuen sich nicht alle Eltern über Ähnlichkeiten ihrer Kinder? Ist es nicht normal das wenn man im Ultraschall die kleine Nase wieder erkennt das man sich erträumt das das Kind wohl die gleiche Nase hat und man sich ausmalt wie es wohl aussehen mag?

Ihr merkt schon, der melancholische Winter hat mich fest im Griff. Ich könnte noch ewig über dieses eine Thema weiter schreiben und es ist nicht das einzige Thema das mich unter der Dusche beschäftigt. 

Joeps Geburtstag steht vor der Türe und ich weiß nicht ob wir ihn feiern können - Weil wir anbauen und zuhause dann vermutlich einer Baustelle gleichen wird und wir eine Zeit in einem Ferienhaus wohnen werden. Ob das zu Joeps Geburtstag der Fall sein wird weiß ich noch nicht. Aber es ist gut möglich. Und wen sollen wir dieses Jahr einladen? Wen laden wir ein um nicht enttäuscht zu werden?

Meine Schwester die letztes Jahr auf Joepis Geburtstag war kann dieses Jahr nicht kommen weil eine Kollegin krank ist und sie arbeiten muss, dafür hat meine kleine Schwester gesagt das sie wenn ich sie dieses Jahr einladen will sie kommen möchte. Das hat mir so gut getan und ich wünsche mir so sehr das wir wieder näher zusammen wachsen. 

Ich habe auch im Januar keine Zeit zu trauern. Noch immer nicht. Das setzt mir zu. Ich will so gerne endlich zusammenbrechen dürfen damit ich danach wieder aufstehen kann und dieser aufgestaute Druck des letzten Jahres endlich weg ist. Ich denke das ich das wirklich brauche und es mir danach besser geht. Aber noch schaffe ich es. Dieses Jahr will ich gerne zu einem Psychologen. Es interessiert mich sehr von einem Psychologen zu hören wie er meine Situation einschätzt. Vermutlich sagt er ich soll auf mich aufpassen. Weiss ich schon, versuche ich auch aber es ist schwer. Wir haben so viele Pläne dieses Jahr und ich muss fit sein. Ich muss stark sein. Ich muss auch dieses Jahr wieder so viel von mir... Aber es geht nicht anders. Meine Trauer ist auch die Kindheit vom Boef und er soll nicht darunter leiden. Also bin ich stark, stark für zwei damit Rene sich erholen kann und bald auch wieder stark sein kann.

Ich vermisse Joep so sehr. Mein kleiner wunderschöner Joep. Ich wollte dich nie hergeben. Ich wollte dich retten, beschützen und auf dich aufpassen. Wo ist das nur schief gegangen, was habe ich falsch gemacht. Warum darfst du nicht bei uns sein. Warum Warum Warum. Dieser Kack Winter fragt mich immer wieder warum. Aber es gibt keine Antwort die diese Frage befriedigend beantwortet. Das "was wäre wenn"-Spiel verbiete ich meinem Kopf. Die Antwort darauf ist nämlich immer die gleiche: Joep würde leben. Tut er aber nicht und deswegen stelle ich mit keine "was wäre wenn"-Fragen. Es bringt ja nichts. Es macht Joep nicht wieder lebendig. Ich kann nur die Erinnerung an ihn am Leben halten. Ich konnte Joep nicht am Leben halten aber die Erinnerung an ihn wohl!

Letztes Jahr habe ich zu Joeps Geburtstag was großes gemacht. Das würde ich dieses Jahr auch so gerne machen aber ich weiß noch nicht genau was. Ich denke darüber nach die gleiche Reihe Videos nochmal auf niederländisch aufzunehmen. Dann kann ich noch mehr Menschen erreichen damit Joep und ich zusammen noch mehr Gutes tun. Meine Videos haben so vielen Menschen geholfen. Letztes Jahr haben so viele Menschen mit mir mit getrauert und mit mir um Joep geweint. Joep erobert die Welt auf seine Art und Weise. So viele Menschen denken sofort an Joep wenn sie einen Regenbogen sehen. 

Außerdem möchte ich gerne wie jedes Jahr zu Joeps Geburtstag spenden. Vielleicht werde ich einen Spendenaufruf starten und können wir die Welt zusammen etwas besser machen, das wäre so schön. 

Der Winter bleibt schwer. Vermutlich noch sehr sehr lange. Vermutlich bleibt es immer die schwerste Zeit des Jahres für uns. Aber ich bin guter Dinge das es uns jedes Jahr ein bisschen besser geht. 

Joep. Mama liebt dich. Ich liebe dich soooooo sehr. ich wünschte es gäbe Worte die diese Liebe ausdrücken können. Gibt es aber nicht, kein Wort ist stark genug um diese Liebe zu dir zu beschreiben. Kein Wort ist aussagekräftig genug um zu beschreiben wie schön du bist und wie stolz ich auf dich bin. 

Pass weiter so gut auf uns auf Schatz! Hilfst du uns ein bisschen damit 2019 wieder ein bisschen besser wird als 2018? Hilfst du Papa wieder gesund zu werden? Und Mama dabei gesund zu bleiben? Hilfst du uns dabei das wir es schaffen das dein Bruder das glücklichste Kind der Welt bleibt?

Danke Schatz.