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04.09.2017

3. Trimester

Und auf einmal befinden wir uns mitten im 3. Trimester. WOW. Die Zeit die ich letztes Jahr so verflucht habe ging auf einmal so schnell dass ich gar keine Zeit hatte sie zu verfluchen! Ich bin jetzt in der 37. SSW, das Ende dieser Schwangerschaft kommt wirklich in Sicht. Ende diesen Monats oder Anfang des Nächsten haben wir wieder ein Baby. Hoffentlich eins das wir sofort mit nach Hause nehmen dürfen. Hauptsache er wird glücklich!

32. SSW
In einer Woche darf er geboren werden und können wir ihn sofort mit nach Hause nehmen! Mittlerweile bin ich in Mutterschutz, zuhause ist alles fertig für seine Ankunft. Alle Klamotten haben ich gewaschen, alles was wir kaufen konnten haben wir gekauft und aufgebaut. Im Auto steht wieder ein Maxi Cosi, liegt ein Kinderwagen. Wir haben wieder einen Laufstall im Wohnzimmer, wir haben ein Beistell-bett im Schlafzimmer. 

In dem Lied 'zo mooi' das für uns für immer mit Joep verbunden sein wird heißt es: 'Und alles war bereit, wir machten die Gesten, die man macht wenn jemand willkommen ist, so willkommen, dass es für immer weh tun wird.'  Wieder ist alles fertig und wieder sind wir groß in den Gesten. Wir sind so bereit wie man es nur sein kann. Wir können kaum noch warten. In den nächsten 4 Wochen ist es soweit, dann werden wir unser Baby, Joeps kleinen Bruder, in den Armen halten und in mir ist es ruhig. Ich weiß dass er uns so unfassbar gut tun wird und das wir perfekte Eltern für ihn sein werden.

Aber ich sollte auch etwas zum 3. Trimester schreiben. Mir geht es noch genauso gut wie im 2. Trimester. Es gab 2 Tage in denen Joeps Bruder sehr ruhig war, viel ruhiger als normal und ich machte mir Sorgen. Bei Joep hätte ich sicher nicht angerufen um zu fragen ob alles okay ist aber diesmal ging ich doch ins Krankenhaus. Er ist normal so stark und liebt seine Yogaübungen die dafür sorgen dass mein Bauch die verrücktesten Formen an nimmt. Aber jetzt fühlte ich schon seit 2 Tagen nur ganz leichte Bewegungen, ich fühlte Joeps Bruder aber er war so schwach dass ich mir Sorgen machte. Ich ging also ins Krankenhaus, ich zweifelte so lange ob gehen sollte oder nicht aber ich rief doch an und konnte sofort vorbei kommen. Es wurde ein CTG gemacht und ich fühlte mich wirklich wie die grösste Anstellerin. Alles in mir sagte dass ich keinen Grund habe hier zu liegen, dass alles einfach okay ist. Dazu kam dass das CTG im Kreisssaal gemacht wurde und ich Joep so nah war, er wurde nur ein paar Räume weiter geboren. Das war emotional wirklich schwieriger als die Sorgen die ich mir um Joeps Bruder machte. Vor allem weil der kleine Scherzkeks 3 Minuten nachdem ich am CTG lag wieder anfing mit aller Kraft zu treten und seine Yogastunde begann.  Es war schön, eine halbe Stunde lang hörte ich seinen Herzschlag, ich fühlte ihn wieder so stark wie eh und je und auf dem Ultraschall sah auch alles gut aus. Natürlich war alles gut, ich wusste es, ich wusste dass ich mich anstellte aber ich durfte mich anstellen! Ich darf mich so viel anstellen wie ich will, Joep ist tot, lieber habe ich 10000 mal zu oft Angst als einmal zu wenig.  Seit dem fühle ich Joeps Bruder wieder stärker, er ist nicht mehr so faul gewesen wie die 2 Tage und es gibt keinen Grund mehr mir Sorgen zu machen.

Ansonsten kann ich eigentlich nichts erzählen das abweicht von meiner Schwangerschaft mit Joep außer dass es mir körperlich sogar besser geht. Das liegt aber daran dass ich 2 Wochen eher aufgehört habe zu arbeiten und dass ich die ersten 2 Wochen im August nur halbe Tage gearbeitet hat. Ich hatte wieder solche Rückenschmerzen, die hatte ich bei Joep auch schon. Im oberen Rücken und sitzen ist einfach Gift für meinen Rücken. Diesmal war es mir egal, ich ging einfach schon 6 Wochen vor dem ausgerechneten Datum in Mutterschutz und sagte auf der Arbeit bescheid dass ich die 2 Wochen davor nur noch halbe Tage arbeiten würde. (Ein Hoch auf die Niederlande in der man sowas als Arbeitnehmer einfach selbst entscheiden kann.) Bei Joep habe ich die Schmerzen 'ignoriert', ich wollte funktionieren, ich wollte weiter arbeiten. Zwei Wochen länger arbeiten bedeutete zwei Wochen die ich nach der Geburt länger bei Joep zuhause sein konnte. Diesmal habe ich auf meinen Körper gehört und ich weiß dass ich das auch beim nächsten Kind so machen werde. Je besser es mir körperlich geht desto besser geht es mir mental. Dann nehme ich mir halt unbezahlten Urlaub!

Seit heute bin ich also in der 37. SSW, mir geht es soweit gut. Ich vermisse Joep noch immer, das wird sich nie ändern. Es war komisch Joeps Klamotten zu waschen und zu wissen dass er sie nie getragen hat. Dass sie jetzt für Joeps Bruder sind. Ich fühlte mich wie in einer Zeitreise. Es war wieder Januar 2016, ich bereitete alles für Joep vor. Ich wusch die gleichen Klamotten, ich wusch die gleichen Schubladen aus, dekorierte das selbe Regal. Natürlich wusste ich dass ich es dieses mal alles für Joeps Bruder tat und nicht für Joep. Aber es waren die gleichen Handlungen, ich habe das alles schon einmal gemacht. Es war nicht schrecklich oder so, es fühlte sich richtig an. Joeps Bruder verdient diese Klamotten genauso wie Joep sie verdient hat. Diesmal werden sie getragen, diesmal werde ich sehen wie sie meinem Sohn stehen, wie goldig und perfekt er aussieht in den Outfits die wir für ihn haben.

Das nächste Update das ich schreiben werde wird wohl über die Geburt gehen. Ich habe keine Angst vor der Geburt. Wir haben abgesprochen dass Joeps Bruder nach der Geburt von einem Kinderarzt untersucht wird. Die nächsten Wochen werden wir mit einem Kinderarzt reden um unsere Erwartungen an diese Untersuchung zu besprechen. Ich will sicher wissen dass Joeps Bruder keine Hirnblutung hat, ich will sicher sein ein gesundes Kind mit nach Hause zu nehmen. Aber vor allem will ich dass er nicht unnötig viel untersucht wird, er soll nicht zur Kontrolle im Krankenhaus bleiben wenn das nicht nötig ist. Sobald der Kinderarzt grünes Licht gibt fahren wir nach Hause. So schnell wie möglich! Ich freue mich soooo sehr ihn bald zuhause zu haben, zu kuscheln. Nur Rene, Joeps Bruder und ich im Bett, wir werden ihn stundenlang angucken, genau so wie wir seinen Bruder in uns aufgesaugt haben. Jeder Millimeter seines Körpers wird studiert. Was hat er von Papa? Was von Mama? Was hat er von Joep?

Ich bin froh und dankbar dass ich keine Ängste habe. Die hatte ich wirklich nur im ersten Trimester und das war hart aber ich bin davon überzeugt dass das durch die Fehlgeburt und Joeps Geburtstag kam. Nach dem Verlust seines Kindes kann man wieder schön schwanger sein. Es ist natürlich ganz anders als bei Joep, ich sitze nicht auf meiner rosa Wolke aber mehr als keine Ängste haben konnte ich mir nicht wünschen. Ich lebe von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Noch immer kann ich mir kaum vorstellen dass wir den Kleinen bald zuhause haben. Aber das ist okay für mich, bald ist er zuhause und dann werde ich mich sicher kneifen weil ich es sogar dann noch nicht glauben kann. Dass wir nach so langer Zeit tatsächlich wieder richtig Glück haben. Joeps Bruder ist unser grösstes Glück, ein gesundes Kind ist das grösste Glück. Nach all den Niederlagen werden wir wieder Glück haben, natürlich traue ich mich noch nicht mich darauf zu verlassen. Mein Leben hat mir 2016 doch sehr klar vor Augen gehalten dass nichts so läuft wie ich es mir wünschen würde, dass ich mich nicht darauf verlassen kann dass einfach alles gut geht! Aber 2017 war bis jetzt gut zu uns und ich hoffe dass es das auch bleibt.

5 Tage vor der Geburt

09.08.2017

Einen Traum den wir nur für Joeps Bruder träumen

Als ich von Joep schwanger war hatte ich so viele Träume, wir träumten von der Zukunft die uns so rosig erschien. Jeder kleine Junge den wir unterwegs trafen liess uns wieder weiter träumen. Wird Joep das auch so machen? Wird Joep es besser machen?

Wir hatten quasi schon sein ganzes Leben erträumt. Joep würde clever sein und studieren, was genau war uns egal aber er würde im Leben was erreichen. Wir würden ihm immer ein gutes Vorbild sein. Joep würde gutes Essen lieben, wir träumten davon wie wir zusammen kochen würden und er nur das Beste gut genug fände. Das Beste und natürlich Pommes, Pommes würde er auch lieben, wie alle kleinen Kinder.

Wir träumten davon wie er mit anderen Kindern spielt und jede Menge Freunde hier in der Strasse hat. Wir fragten uns ob er der Anführer der Gruppe sein würde? Ob er den meisten Unfug von allen Kindern machen würde? Wir lachten bei dem Gedanken dass auf einmal andere niederländische Kinder "Scheisse" sagen würden und alle Eltern wüssten genau dass sie das von Joep gelernt haben weil ich zuhause meinen Mund nicht halten konnte.

Wir träumten davon dass Joep hellbondes Haar hat und sportlich ist. Wir träumten davon dass wir ganz oft mit ihm zum Strand gehen würden, wir wohnen so nah am Strand und Joep würde den Strand lieben und mit Papa riesen Sandburgen bauen!

Wir träumten davon wie er seine kleinen Schwestern beschützt und auf sie auf passt. Wie er es hassen würde wenn seine Freunde seine kleine Schwester toll fänden. Ja wir träumten davon dass er schnell ein Schwesterchen bekommen würde. Ein Junge und ein Mädchen, das schien uns so perfekt. Eventuell wenn die beiden was älter sind noch ein 3. Kind hinterher.

Alle Träume die werdende Eltern so träumen träumten wir für Joep.

Und dann auf einmal waren all die Träume es die unser Leben zur Hölle machten, wir träumten sie weiter aber wussten dass unsere Träume niemals Wirklichkeit werden würden. Es dauerte lange bis wir uns abgewöhnten zu träumen. Bis wir uns nicht mehr bei allem Neuen fragten wie Joep das wohl finden würde. Wie es wohl wäre wenn er jetzt gerade bei uns wäre. Bis wir andere Kinder ansehen konnten ohne daran zu denken dass Joep alles was sie tun nie tun wird.

Wir haben uns abgewöhnt zu träumen weil Träume uns so weh taten.Wir träumen nicht mehr von der Zukunft, unsere Zukunft sieht auch nicht mehr so rosig aus. Wir haben gelernt wie sehr es weh tut wenn Träume platzen.

Aber jetzt bin ich wieder schwanger, hoch schwanger. Ich will wieder träumen, für Joeps Bruder, von Joeps Bruder. Aber alle Träume haben wir schon für Joep geträumt. Die Träume haben sich ja nicht in Luft aufgelöst. Ich träume noch immer davon mein Baby nach der Geburt mit nach Hause zu nehmen, ihn zwischen uns ins Bett zu legen und ihn einfach zu bewundern. Ich träume noch immer davon mit meinem Baby raus zu gehen so dass Leute sehen wie hübsch mein Baby ist und sie uns auf ihn ansprechen. Ich träume davon wie stolz wir sein werden.

Joeps Bruder verdient auch seine eigenen Träume! Und genau da ist das Problem, wenn man doch schon alles geträumt hat was es gibt, was soll man denn dann noch träumen? Worauf sollen wir hoffen? Ich hätte gerne einen neuen Traum, eine perfekte rosa (oder babyblaue) Welt für uns und Joeps Bruder von der ich träumen kann, eine die nur für Joeps Bruder ist. Aber die gibt es nicht, es gibt nur eine allegemeine Babytraumwelt. Wahrscheinlich ist das beim 2. Kind immer so dass man kaum/keine neuen Träume hat. Man wünscht sich für all seine Kinder nur das Beste und darum träumt man auch nur vom Besten.

Natürlich träume ich auch davon dass Joeps Bruder klug und hübsch wird, viele Freunde haben wird und dass er ein glücklicher Junge werden wird.

Aber vor allem hoffe ich dass wir ihm alles geben können das er braucht um das zu erreichen, dass wir keine ängstlichen Eltern werden die ständig Angst davor haben dass sie ihr Kind verlieren können, weil wir wissen wie schnell das gehen kann. Wir wären die entspanntesten Eltern überhaupt für Joep gewesen, aber wie wir jetzt sein werden weiss ich nicht.

Wir haben kleine verhaltende Träume und Pläne für Joeps Bruder die wir so nicht für Joep hatten. Der erste Wunsch ist dass wir die ersten Tage alleine mit ihm sein wollen, dass ihn keiner ausser uns (und der Geburtshelferin die die erste Woche bei uns sein wird) anfasst. Einfach damit wir uns in Ruhe an ihn gewöhnen können. Bei Joep konnte ich nicht darauf warten dass jeder vorbei kommt um ihn zu bewundern. (Und im Krankenhaus wollte ich dann niemanden sehen und meine kurze Zeit mit ihm nicht teilen) Diesesmal wünschte ich dass das nicht nötig ist, wir wollen einfach unsere Ruhe mit ihm haben und unser junges Familienglück geniessen. Mal sehen wie wir das umsetzen werden. Rene und ich haben beide eine sehr grosse Familie und wenn jeder vorbeikommen will dann haben wir das Haus wochenlang voll. Ganz zu schweigen von den Freunden und Kollegen die alle so mit uns mitgelebt haben und sicher auch gerne unser neues Wunder bewundern wollen.

Ein anderer Traum den wir für Joeps Bruder haben ist dass er vor allem selbstgemachtes Essen isst. Das haben wir auch für Joep geträumt, aber im letzten Jahr haben wir uns was das betrifft weiter entwickelt. Wir haben letztens zum Beispiel selbst Joghurt gemacht und haben extra hierfür auf einem Bauernhof frische Milch gekauft (Die ich nicht trinken durfte...). Wir wollen gerne dass er weiss woher sein Essen kommt und er merkt dass es besser schmeckt wenn man es selbst macht als wenn man es fertig im Supermarkt kauft.

Wir sind noch auf der Suche nach einem Traum den wir nur für Joeps Bruder träumen und der nichts mit Joep zu tun hat. Aber ehrlich ist ehrlich, der einzige wirklilch neue Traum den wir haben ist dass wir davon träumen zusammen Joep zu besuchen. Wir träumen davon vorher in den Streichelzoo zu gehen der hier gleich um die Ecke ist und davon dass Joeps Bruder gerne seinen grossen Bruder besucht. Aber diesen Traum gäbe es nicht ohne Joep. Wir werden sehen ob wir einen Traum finden den wir nur für Joeps Bruder träumen.

Und wenn das nicht so ist dann ist auch das total in Ordnung. Der wichtigste Traum den ich für beide geträumt habe und jetzt für Joeps Bruder träume ist dass es die glücklichsten Jungs der Welt werden. Hauptsache Joeps Bruder wird glücklich!

08.08.2017

Mamakraft

Kennt ihr noch das Gefühl dass ihr kurz nach der Geburt eures Kindes hattet? Als ihr auf einmal wusstet dass ihr für dieses kleine Baby alles tun werdet und bis ans Ende der Welt gehen würdet? Diese unfassbare Kraft, Rene und ich nennen sie Mama- und Papakraft.

Als Joep noch lebte versprachen wir ihm weiterhin immer stark zu sein, für ihn. Und in dem Moment war ich mir sicher dass wir das schaffen weil er mir so viel Kraft schenkte. Sogar kurz nach seinem Tod war diese unfassbare Stärke noch in mir, vor allem wenn ich gerade von seinem Grab kam. Ich fühlte ihn ganz nah bei mir und doch wurde diese Kraft und Stärke mit der Zeit immer weniger. So wenig bis sie letztendlich ganz weg war. Ohne Baby/Kind gab es für uns keine Mama- oder Papakraft. Was habe ich Eltern beneidet die schon ein Kind hatten, einfach weil ich dachte dass sie diese Kraft noch haben und sie einen Grund zum kämpfen haben. Einen Grund den ich so lange gesucht habe aber alles was ich fand war ein kleiner Funken Hoffnung dass wir irgendwann noch einmal Eltern werden würden.

In den letzten Wochen fällt mir auf dass es mir psychisch besser geht. Erst ging es Rene besser als mir, irgendwann ging es uns gleich gut/schlecht aber in letzter Zeit merken wir dass es mir besser geht und ich die Stärkere bin. Was verrückt ist denn ich bin schwanger und müde und mein Leben besteht eigentlich nur noch aus arbeiten, essen und schlafen. Aber wenn ich wach bin dann sitze ich viel weniger rum als vorher. Der Nesteldrang setzt langsam ein, ich will dass alles fertig ist. Nur noch 2 Monate und wir haben wieder ein Kind. In mir herrscht eine Unruhe die dafür sorgt dass ich anfange alles zu sortieren, sauber zu machen und vor zu bereiten.

Erst heute wurde mir bewusst warum es mir besser geht als Rene, dabei ist es doch so logisch. Es kommt durch Joeps Bruder, meine Mamakraft setzt langsam aber sicher ein. Ich trage ihn 24/7 mit mir rum, spüre ihn immer. Ich habe eine kleine Batterie im Bauch die mich mit extra Energie versorgt. Bei Joep wurde mir erst im Krankenhaus bewusst dass er eine kleine Batterie ist, ich durch ihn die stärkste Frau der Welt geworden bin. Diesmal erkenne ich es schon 2 Monate vor der Geburt. Joeps Bruder macht wieder eine starke Frau aus mir, etwas wovon ich nicht gedacht hatte dass ich das dieses Jahr noch so empfinden würde. Ich bin sicher noch nicht so stark wie vor Joep, ich bin noch lange nicht so wie ich war aber ich weiss  dass ich stark genug bin um das mit Joeps Bruder alles zu schaffen! Dass er eine starke Mama hat und ich bin überzeugt dass bald auch die Papakraft einsetzten wird und Rene auch von unserer kleinen Batterie profitieren wird.

Mama und Papakraft, wir sind bereit für dich und durch dich bereit für alles was die nächsten Jahre noch auf uns zukommt. Vielleicht ist es ja gerade diese Kraft die wir brauchen um wieder glücklich werden zu können!
Joep, ich liebe dich! Ich vermisse dich! Du hast Mami gezeigt wie stark sie sein kann und genau das hilft Mami gerade wieder etwas Vertrauen in die Zukunft zu bekommen. Danke mein kleiner schöner Schatz!

23.07.2017

Bruderliebe 💙💛

An Joeps Grab hängt eine Spieluhr. Jedes Mal wenn wir bei ihm sind ziehen wir sie auf und hören 'you are my Sunshine'.

Vor ein paar Monaten habe ich hier beschrieben dass ich eine Spieluhr aus Joeps Jacken habe machen lassen und wie ich davon träumte dass Joep auf diese Art und Weise irgendwann seine Geschwisterchen in den Schlaf 'singen' wird. Auch diese Spieluhr spielt die Melodie 'you are my Sunshine'.

Seit ein paar Wochen spielen wir Joeps Bruder diese Spieluhr vor. Joeps Bruder ist ein kleiner Genießer der erst richtig aktiv wird wenn er nicht bekommt was er will oder etwas aufhört dass ihm gefällt. Er tritt immer mehr wenn Rene weg geht als wenn Rene mit ihm redet und kuschelt. Auch mit der Spieluhr hatte ich schnell das Gefühl dass sie ihm gefiel. Er wurde ganz ruhig wenn die Musik lief, hielt inne und lauschte. Sobald die Musik vorbei war ging es dann los! Wenn ich die Spieluhr wieder auf zog war er wieder ruhig.

Es freute uns dass ihm die Spieluhr gefällt. Aber seit dieser Woche tanzt er förmlich in meinen Bauch zu der Melodie! Das ist wirklich beeindruckend, das Taktgefühl hat er vom Papa, ganz sicher nicht von mir ;) man fühlt wie er sich im Takt bewegt, zur Melodie tritt und mit dem Armen rudert.
Sofort haben wir versucht ob er, genau wie Joep, auch auf HipHop reagiert aber das schien ihm nicht zu gefallen. Seine Spieluhr aber liebt er! Wenn er wach ist kann ich deutlich fühlen wie er sich im Rhythmus der Musik bewegt.

Joep 'singt' für seinen Bruder und Joeps Bruder liebt sein Lied! Die Spieluhr verbindet die beiden und das sie jetzt schon so gut ankommt freut mich wirklich sehr.

Echte Bruderliebe, wenn auch so anders als ich es wollte...

07.07.2017

Unruhe

Irgendwie habe ich oft so ein unruhiges Gefühl von dem ich nicht weiss woher es kommt.

Unruhig ist vielleicht auch das falsche Wort für dieses Gefühl, ich weiss nicht genau was ist es, wo es her kommt und warum es da ist. 

Es ist wie eine Art regelmäßige Erinnerung daran dass halt nichts gut ist und es niemals wieder gut werden kann. 

Ich fühle mich nicht gehetzt oder so, es ist eine Art Schatten die über mir schwebt. Manchmal ist er da, manchmal nicht. 

Vielleicht ist es die Angst vor dem normalen Leben? Das normale Leben... Was ist das überhaupt? Manche Abende, so wie gestern sind so erschreckend normal. Dann sprechen wir über die Arbeit und erzählen uns diese kleinen unwichtigen Dinge die passiert sind. Der Kollege der Stunden beschäftigt ist obwohl ich das gleiche in 15 Minuten mache und meine Resultate sogar viel besser sind. Sowas normales im Abend anstatt Stunden über Joep zu reden. 

Aber in dem Moment realisierte ich mir auch dass ich das alles also einfach so erzähle. Als Anekdote. Normal wenn ich sowas im letzten Jahr erzählt habe wollte ich Renes Meinung und Hilfe, dieses Mal was es einfach nur weil es mich beschäftigt hat. Mich beschäftigt jetzt wieder sowas in meiner Freizeit und das obwohl Arbeit mir vor ein paar Monaten noch so am Arsch vorbei ging. Ich arbeitete, aber nur weil ich es musste, nicht weil ich es wollte oder es sich okay anfühlte. Das ist jetzt anders. Dafür habe ich aber dieses unruhige Gefühl von dem ich einfach nicht weiss was es ist, was es mir sagen will...

Menschen sehen mir meine Trauer nicht mehr an. Das ist gut und schlecht gleichzeitig. Auf der Arbeit fragt nie jmd aufrichtig wie es mir denn geht. Ich habe 2 Kollegen die schon eher in die Kategorie Freunde fallen denen ich ehrlich gesagt hab dass der Urlaub nicht so pralle war. Zum Rest sagte ich einfach dass Slowenien ein tolles Land ist und dass sie mal dahin müssten. Es ist die Wahrheit und die unpersönlichste Antwort die ich geben konnte.

Aber der Rest denkt ich bin eine glückliche strahlende Schwangere. Ja so hat mich der Betriebsarzt diese Woche noch beschrieben. Ich bin ein anderer Mensch, ich bin nicht mehr so verletztlich wie im letzten Jahr. Verletztlicher als vor Joep aber ich falle in der Menge nicht mehr auf.  Niemand sieht mir an dass ich schon ein Kind habe. Ich spreche weiterhin viel über Joep aber irgendwie reagiert die Welt anders. Er wäre jetzt schon fast 17 Monate alt und die Welt hat sich weiter gedreht. 

Ich bin froh dass ich mich im ersten Jahr so intensiv mit meinen Gefühlen auseinander gesetzt habe, ich sie gelebt habe. Wenn mich das alles in ein paar Jahren einholen würde dann wäre die Welt um mich rum weniger verständnissvoll.

Was ich jetzt mit dem Gefühl machen werde? Nichts, es ist da und es ist okay. Alle Gefühle sind immer okay und das sage ich aus tiefster Überzeugung. Ich habe keine Unruhe wegen der Schwangerschaft, es kommt durch Joep, meine Trauer, mein Leben. Und darum ist es so okay. 

Joep hat mir im letzten Jahr so viele Gefühle gegeben die ich oft nicht verstanden habe aber mit der Zeit lernte ich damit zu leben, sie an zu nehmen und zu akzeptieren. Man kann wohl sagen dass er mir was das betrifft sehr viel beigebracht hat. Vor seinem Tod verstand ich immer all meine Gefühle, ich wusste was ich fühlte und warum, ich wusste wie ich mich in bestimmten Situationen fühlen würde. Das alles hat sich verändert. Meine Gefühle überraschen mich jetzt oft. Situationen die mir Angst machen sind oft viel einfacher als gedacht und Situationen die so unbedeutend sind können plötzlich alle Wunden aufreißen. 

05.07.2017

3D Ultraschall

Schon bevor ich schwanger war wusste ich dass ich alles was ich in Joeps Schwangerschaft gemacht habe ich auch in der nächsten Schwangerschaft machen will.

Dieses Kind verdient den gleichen Luxus und die gleiche Liebe. Ich kann schon kaum etwas für ihn kaufen aber einen 3D Ultraschall konnten wir wieder machen. So ein Ultraschall kann am besten mit 26 Wochen gemacht werden. Natürlich waren wir genau dann in Urlaub aber das war kein Problem. Ich machte einach einen Termin für die Woche nach unserem Urlaub. 27 Wochen sind auch super :)

Ich erinnere mich noch gut an Joeps 3D Ultraschall. Es war im November, Rene's Geburtstagsgeschenk! Joep hatte die ganze Zeit über sein Gesicht in die Plazenta gedrückt wodurch wir sein Gesicht nie richtig sehen konnten. Wir waren enttäuscht aber durften es eine Woche später nochmal probieren. Ein Geschenk von Joep. Plötzlich war seine Nase in der Plazenta nicht mehr schlimm, wir würden ihn ja in einer Woche wieder sehen. Und in der nächsten Woche bestätigte sich dann was wir schon vorher erahnen konnten. Joep sah aus wie Papa. Wir waren so stolz auf unseren kleinen Hübschen und kurz nach der Geburt sah er seinen 3D Bildern wirklich mega ähnlich. Ganz der Papa mit ein bisschen mehr Mama als erwartet.

Gestern Abend hatten wir also den 3D Ultraschall von Joeps Bruder und es dauerte nur ein paar Sekunden bis sie sagte dass der kleine wirklich ganz der Papa ist. Ja, das hatten wir auch gesehen. Auch Joeps Bruder kommt ganz nach Papa. Er ähnelt Joep wirklich sehr aber man sieht auch deutlich dass es ein anderes Kind ist, im Gegensatz zum 2D Ultraschall. Die beiden haben die gleiche Nase und ihr Profil im Ultraschall ist wirklich identischen.

Jetzt sahen wir dass Boefs Nase etwas kleiner ist. Seine Lippen und Joeps Lippen scheinen identisch zu sein. Sie haben beide die dicken Lippen von Papa aber die Lippenform von Mama. 

Es war schön die Unterschiede und Gemeinsamkeiten meiner Männer zu bewundern. Von mir gab es nur die kleinen Ohren und die Form der Lippen. Joeps Bruder war wirklich so ein hübscher Kerl, etwas feiner und weicher als sein Bruder. Ich liebte das 'grobe' in Joeps Gesicht und jetzt liebe ich das 'feine' in Boefs Gesicht.

Der 3D Ultraschall hat mir überraschenderweise psychisch wirklich geholfen. Ich weiss jetzt ungefähr wie Joeps Bruder aussieht und auf einmal ist alles so viel echter. Wir bekommen wieder ein Baby und zum ersten Mal tagträume ich wie es wohl sein wird. Jetzt sehe ich vor mir wie ich ihn festhalte und  ich sehe dabei sein kleines Gesicht.

Joeps Bruder war übrigens ein ganz entspanntes Kerlchen das sich nicht ärgern liess. Er wollte seine Hände und Füße gern vorm Gesicht halten und all das rütteln am Bauch hat ihn gar nicht gestört. Er war super aktiv und einfach unfassbar perfekt. Nach einer Weile wurde er müde und er drehte sich, zack mit der Nase in die Plazenta. Wahrscheinlich ist die Plazenta einfach ein tolles weiches Kissen :)
Joeps Bruder sabbert fröhlich auf seiner Hand und seinem Fuss :)

Zum 2. Mal haben wir das hübscheste Baby auf der Welt gemacht... Es ist wirklich ein Wunder. Wie schaffen Eltern es nur immer die hübschesten Babys zu machen :)

Es war sogar so hübsch dass sie gefragt haben ob sie sein Foto auf Facebook benutzen dürfen. Ich dachte sie stellen generell Fotos vom 3D Ultraschall online aber als wir uns Zuhause die FB Seite angeschaut haben sahen wir dass es da kaum 3D Ultraschall Fotos gibt. Bald stehen da also Fotos von unserem kleinen hübschen Model und macht er Werbung für sie. Ich kann nicht sagen dass ich nicht stolz bin! Es wird wohl das einzige Foto von Joeps Bruder auf Facebook bleiben und es wird ohne Namen sein, aber wir werden wissen dass er es ist!

20.06.2017

Die Angst ihn nicht genug lieben zu können

Ich dachte immer dass ich wusste wie wahre Liebe sich anfühlt. Die Liebe die ich für Rene empfinde ist so tief, so pur und so echt dass ich in der Schwangerschaft mit Joep eigentlich nur eine Angst hatte: Was wenn ich ihn nicht genug lieben kann? Was wenn alle Mütter dieser Welt ihre Kinder mehr lieben als ihren Mann und ich das nicht kann? Was wenn Joep immer nur meine Nummer 2 sein wird.
Ja das war wohl die einzige Sorge die ich hatte... Ich liebte Joep schon in der Schwangerschaft so sehr und ich wollte nichts lieber als eine Familie zu sein. Rene, Joep und ich. Das ultimative Glück. Aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen dass ich noch mehr lieben kann. Dass ich Joep mehr lieben kann als Rene.
In der Sekunde in der Joep geboren wurde verschwand diese Angst und begriff ich wie lächerlich es doch war. Die Liebe die ich eh schon für Joep empfand explodierte. Vervielfachte sich ins unermessliche. Ich kann die Liebe die ich für Joepi fühlte und fühle nicht in Worte fassen. Ich weiss nur dass sie wuchs, jeden Tag den wir zusammen hatten wurde diese Liebe noch stärker und unser Band noch enger. Ich hätte sofort mein Leben für ihn gegeben. Ich wusste dass nichts auf der Welt so wichtig war wie Joep. Ich wollte alles für ihn geben, ihm alles geben. Ich wollte ihm alle Türen öffnen und ihn glücklich machen.
Aber Joep starb. Die Liebe blieb, wuchs weiter und veränderte sich weiter. Sie ist heute anders als sie vor einem Jahr war. Ich kann nicht beschreiben wir anders... Sie ist stark, ich vermisse ihn schrecklich aber sie hat kein Ventil. Ich kann sie nicht schenken...
Mein Verstand sagt mir dass Joeps Bruder bald all diese Liebe bekommt. Alle Liebe die für ihn explodieren wird und alle Liebe die ich für Joep habe aber nicht geben kann. Joeps Bruder bekommt die doppelte Portion Liebe von uns aber wieder habe ich Angst.
Angst ihn nicht genug lieben zu können. Was wenn ich ihn nicht so sehr lieben kann wie Joep? Als ich das das erste Mal dachte fand ich es schrecklich. Ich erzählte es Rene und er meinte: aber die Angst hattest du doch auch bei Joep.
Das beruhigte mich, ja auch Joep konnte ich so lieben wie er es verdient. Natürlich werde ich Joeps Bruder genauso lieben können.
Mein Verstand weiss das. Aber mein Gefühl sagt mir auch diese Schwangerschaft wieder: so viel Liebe kann ich für keinen anderen Menschen empfinden. Er wird meine Nummer 2 sein, er wird ihm nie das Wasser reichen können.
Und wenn mein Verstand mir dann sagt dass die Liebe zu Joep doch jeden Tag wuchs bekomme ich Angst ihn nach 2 Wochen mehr zu lieben als Joep. Ich kann mir halt einfach nicht vorstellen jemals jemanden mehr zu lieben als Joep.
Nur eins weiss ich ganz sicher. Alles was wir Joep nicht geben konnten werden wir Joeps Bruder geben. Ihm wird es nie an etwas fehlen, schon gar nicht an Liebe. Er ist unser größtes Glück, er ist der Grund dass wir wieder glücklich werden.

12.06.2017

2. Trimester

Ich bin jetzt in der 25. Schwangerschaftswoche und es scheint mir ein guter Moment zu sein um ein Schwangerschaftsupdate zu schreiben.

Mein letztes Update endete damit dass es mir nach dem Ultraschall in der 13. Woche besser ging und dass ich hoffte dass es so bleiben würde. Bis jetzt kann ich wirklich nur sagen dass das zweite Trimester soviel besser ist als das erste. All meine Ängste und Sorgen sind weg, ich fühle mich körperlich viel besser und mein Bauch ist deutlich schwanger, etwas worauf ich sehr stolz bin.

Mittlerweile wissen wir dass wir wieder einen Sohn bekommen, er konnte nicht damit wachten uns sein Geschlecht zu verraten und so wussten es schon mit 14+4 Wochen. Anfangs wünschte ich mir so sehr einen Jungen dass ich fast Angst hatte es würde ein Mädchen sein. Mit der Zeit wurde mir dasimmer egaler und bevor wir dem Ultraschall hatten war es mir dann total egal. Ein Mädchen wäre genauso willkommen gewesen und ich träumte schon fast davon Haare zu flechten und Röcke zu kaufen. Aber diese Schwangerschaft fühlte sich körperlich genau so an wie die Schwangerschaft mit Joep also konnte ich mir nur schwer vorstellen dass es ein Mädchen wird. Irgendwie erwarte ich dass es mir bei einem Mädchen anders geht.

Wie gesagt bekamen wir dann also die Neuigkeiten dass es ein Junge wird obwohl wir nur für den NIPT im Krankenhaus waren. Wir waren beide so erleichtert, das war unfassbar und überraschend. Wieder einen Sohn bekommen zu dürfen, das machte das junge Glück das ich seit 2 Wochen fühlte plötzlich noch viel stärker. Ja so sollte es sein, es ist fair und gerecht dass wir wieder einen Sohn bekommen. Wir träumten doch von einem grossen Bruder und einer kleinen Schwester und jetzt können wir diesen Traum weiter träumen.

Ungefähr zu dieser Zeit bekam ich auch mehr Energie und ging es mir körperlich besser. Wenn es mir körperlich gut geht dann geht es mir psychisch auch meist besser und so war es jetzt auch. All die Ängste waren wie weg geblasen. Das kam wohl auch dadurch dass Rene und ich den kleinen seit der 15. SSW beide jeden Tag fühlen können. Ich musste keine Angst mehr haben dass sein Herz nicht mehr schlägt denn wenn ich seine Tritte fühle weiß ich dass alles gut ist. In mir wächst gerade ein sehr sportlicher Bursche, ich sagte schon scherzhaft dass ich mehr Eiweiß essen muss damit seine Muskeln auch gut wachsen. Der Kleine kann manchmal so hart treten dass wir uns richtig erschrecken.

Das grosse Organscreening hatten wir 2 Mal aber auch hier hatte ich irgendwie keine Angst mehr vor. Psychisch war der erste Termin allerdings heftig weil er im Krankenhaus stattfand in dem Joep gestorben ist und in den wir so lange nicht mehr waren. Eine Herzspezialistin hat sich sein Herz und auch sonst alles gut angeguckt und sagte alles sieht perfekt aus. Joeps Herzfehler war natürlich nicht erblich aber es tat gut zu hören dass wirklich alles okay war, und das aus der Universitätsklinik die auf Herzfehler spezialisiert ist. Den nächsten Termin hatten wir im Krankenhaus in dem Joep auch geboren wurde und in dem wir diese Schwangerschaft zur Kontrolle sind. Auch hier sah alles einfach richtig gut aus und wir konnten uns beim Screening auch aufs Schöne konzentrieren. Wir bewunderten seine kleine Nicht die aussieht wie joeps Nase und lachten dass er immer gegen den Ultraschallkopf boxte. Unser kleiner Boef fand das wohl lustig, er hat halt schon seinen eigenen Kopf. 

Ansonsten arbeite ich jetzt wieder Vollzeit und bin sogar wieder beim Kunden eingesetzt was zum Glück bedeutet dass ich wieder in Den Haag arbeite und viel weniger lange unterwegs bin. Vollzeit arbeiten klappt gut aber ich merke dass ich Urlaub brauche. Das ist allerdings zu dieser Jahreszeit ganz normal, der letzte Urlaub war kein richtiger Urlaub und ist schon wieder ein halbes Jahr her. Weihnachten sind wir geflohen und ich hatte eine Fehlgeburt, der Urlaub tat uns gut aber es fühlte sich halt nicht an wie Richtiger Urlaub. Und hiervor war der letzte Urlaub der Sommerurlaub als ich geerade schwanger von Joep war. Ich habe zwar nicht viel gearbeitet im letzten Jahr aber mein Leben war so viel schwerer als jemals zuvor. So viel schwerer als wenn ich einfach arbeiten gegangen wäre. 

Irgendwie kann ich mir noch nicht vorstellen dass wir in ein paar Monaten ein Baby zuhause haben. Wenn ich es ganz genau nehme bin ich jetzt zum 3. mal schwanger und ich habe kein Baby zuhause. Warum sollte das jetzt anders sein? Es ist wirklich schwer zu beschreiben, ich habe keine Angst dass er sterben könnte, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen aber ich kann mir auch nicht vorstellen dass wir bald ein Baby im Haus haben. Unser Haus ist ja schon seit mehr als 1,5 Jahren bereit, alle Babysachen stehen bereit und warten auf ein Baby... Vielleicht hilft es wenn wir was mehr Babysachen im Schlaf- und Wohnzimmer stehen haben aber bis jetzt lebe ich wirklich von Tag zu Tag. Wir fahren bald in Urlaub und danach bin ich im 3. Trimester. Würde der Kleine heute geboren werden hätte er eine 50%ige Chance zu überleben. Die Wahrscheinlichkeit dass es jetzt noch schief geht wird von Tag zu Tag kleiner aber trotzdem kann ich mir noch nicht vorstellen dass wir bald ein Baby im Haus haben. Ich versuche mich daran zu erinnern wie das bei Joep war, ob ich das zu dem Zeitpunkt schon konnte, ich freute mich sicher und zählte die Wochen aber ob ich mir vorstellen konnte wie es ist ein Baby im Haus zu haben weiss ich nicht mehr. Ich zähle auch jetzt die Wochen und freue mich über jede Bewegung im Bauch.

Ausserdem mache ich mir seit diesem Wochenende Sorgen ob ich nicht zu viel Stress habe. Auch in der Schwangerschaft mit Joep hatte ich Angst dass der Stress nicht gut sein könnte aber jetzt ist es anders, ich fühle mich nicht gestresst, ich glaube ich erkenne Stress gar nicht mehr. Trauer ist für unsere Körper Stress, Stress ist schlecht fürs Baby, aber Dauerstress ist im letzten Jahr das normalste der Welt für mich geworden. Ich fühlte mich nie gestresst, ich trauer! Aber es scheint den gleichen Effekt auf meinen Körper zu haben, ob ich es fühle oder nicht, es ist nicht gut für den Kleinen und Vollzeit arbeiten bedeutet doch vielleicht auch extra Stress?

Rene hat seit Freitag Rückenschmerzen die auf Stress zurück zu führen sind, auch Rene hatte keine Ahnung dass er so viel Stress hatte. Er trauerte und arbeitete, fühlte sich erschöpft aber nicht gestresst und jetzt haben wir Freitag zu hören bekommen das die Ursache für seine Schmerzen Stress ist. Das hat mich unsicher gemacht, was wenn ich auch viel mehr Stress in meinem Körper habe als ich denke? Was wenn Vollzeit arbeiten schlecht für den kleinen Mann ist? Freitag habe ich einen Termin beim Gynaecologen und dann werde ich das besprechen.

Aber alles in allem geht es mit in dieser Schwangerschaft jetzt wirklich gut. Ich bin froh dass ich keine Ängste mehr habe die ich auch nicht bei Joep hatte, dass ich mir nicht den ganzen Tag Sorgen mache und total Unsicher bin. Ich bin sogar optimistisch dass ich mich in den nächsten Wochen wirklich an den Gedanken gewöhnen kann dass wir bald ein Baby zuhause haben und ich den Kleinen immer besser kennen lernen werde, von seiner Zukunft träumen werde. Wir werden die besten Eltern für ihn werden die sich ein Kind nur wünschen kann!

26.05.2017

Regenbogenbaby

Regenbogenbaby - so nennt man die Kinder die nach dem Verlust geboren werden. Nach dem Regen und Sturm kommt wieder Sonnenschein ins Leben und mit ihm in der Natur so oft ein Regenbogen. Das ist der Gedanke hinter dem Begriff Regenbogenbaby. Der Regen und Sturm schwächt ab und lässt die Sonne ab und zu durchscheinen, genug Sonne für einen Regenbogen.

Also erwarten wir wohl unser Regenbogenbaby, aber für mich passt dieser Begriff einfach nicht. Joep ist mein Regenbogenbaby. Joep hat den Regenbogen als sein Zeichen ausgewählt und vielleicht hat er sogar gewollt dass er grosser Bruder wird und so auf lange Sicht ein Regenbogen in unserem Leben ist. Für mich ist es einfach kein Zufall dass es einen wunderschönen kompletten Regenbogen gab als Joep gerade in meinem Armen lag und um sein Leben kämpfte, einen Kampf von dem wir wussten dass er ihn bald aufgeben muss. Zwischen 2 Atempausen gab es den Regenbogen und es war seine Leiter in den Himmel. Seitdem habe ich so viele Regenbögen gesehen wie nie zuvor und das Timing war oft einfach so besonders richtig. Einmal fragte ich Joep: Wenn es dir gut geht, bitte schicke mir nächste Woche einen Regenbogen. Und schon am nächsten Tag sahen wir den ersten Regenbogen und ab dann bekamen wir jeden Tag von jemandem ein Foto der gerade einen Regenbogen sah. Drei oder vier Tage hintereinander mindest einen Regenbogen am Tag. Joep geht es gut, wo auch immer er ist. Und der Regenbogen ist sein Zeichen, Joep ist mein Regenbogenbaby.

Aber diesen Kleinen Regenbogenbaby zu nennen geht mir irgendwie doch zu weit. Wir nennen ihn beim Namen oder aber kleinen Bruder. Das ist was er ist, ein kleiner Bruder. Und ein sportlicher/aktiver noch dazu :)


18.05.2017

Schwesterchen? Brüderchen?


Jeder der hier wirklich mitliest weiss es schon lange.  Aber ich wollte trotzdem erzählen wie wir erfahren haben dass Joep einen kleinen Bruder bekommt und wie wir es der Familie erzählt haben.

Weil wir den Niptest gemacht haben um aus zu schließen dass der Kleine eine tödliche Chromosomenabweichung hat hatten wir in der  15. Schwangerschaftswoche einen Termin zur Blutabnahme. Bevor Blut abgenommen wird wird auch standard ein Ultraschall gemacht um zu kontrollieren ob das Baby lebt.

Wir fragten die Hebamme bevor sie den Ultraschall machte ob man denn schon sehen könne was es wird und sie verneinte. Ich bin aber nicht dumm und wusste dass man es sehr sehr oft (98%) wohl schon deutlich sehen kann. Die gute Frau wurde etwas schärfer im Ton und sagte und dass es eine medizinische Untersuchung ist, wir nicht zum Vergnügen hier sind und dass frühestens mit 18 Wochen geguckt wird welches Geschlecht das Baby hat. Rene und ich wurden also zurecht gewiesen und ich hatte das Gefühl dass wir wohl nicht den besten ersten Eindruck hinterlassen haben.

Während des Ultraschalls besserte sich die Stimmung zum Glück wieder. Wir sprachen ganz offen über Joep und den Kleinen und sie kontrollierte ob alles gut aussah. Dann ganz plötzlich war es sehr eindeutig zu sehen: Ein Junge, unter seinem Bauch sahen wir eindeutig was wir auch bei Joep sofort sahen. Sie drehte den Ultraschall sofort weg und fragte: wolltet ihr das Geschlecht noch wissen?
Ich sagte dass ich es schon weiss, dass ich gesehen habe was sie auch sah und auch Rene hatte eindeutig einen kleinen Jungen erkannt. Jetzt guckte sie doch von allen Ecken und Kanten nach und ja, der Kleine ist eindeutig ein Junge, ganz sicher.

Die Hebamme wollte gar nicht gucken aber unser kleiner Mann konnte sein Geheimnis einfach nicht für sich behalten.

Bei Joep hatten wir mit 16 Wochen eine Ultraschall um sein Geschlecht zu bestimmen und da ging es ganz ähnlich. Sie setzte den Ultraschall auf meinen Bauch und bevor sie ihn überhaupt bewegte war Joep so gut und deutlich im Bild dass sie sagte: ich sehe es schon. Rene hatte es auch schon gesehen aber ich schaute noch auf meinen Bauch wo gerade erst der Ultraschall angesetzt wurde. Schnell guckte ich auf den Bildschirm der vor uns hing und ja es war eindeutig. Joep lag da stolz und präsentierte uns sein bestes Stück.

Sein kleiner Bruder ist da kein Stück besser, auch er scheint verdammt stolz auf sein bestes Stück zu sein und hält es uns bei jedem Ultraschall ins Bild. So offensichtlich dass ich mich doch wirklich frage wie Eltern überrascht werden können von einem Sohn. Wie sehen sie das nicht schon auf dem Ultraschall? Wenn ich irgendwann mal wieder schwanger bin und mir wird nicht sofort ein kleiner Pimmel präsentiert weiss ich sofort dass ich ein Mädchen bekomme.

Wir freuten uns mehr darüber dass Joep einen kleinen Bruder bekommt als ich erwartet habe. Ich bin eine Jungen​ Mama und jetzt darf ich es auch leben. Dafür bin ich so dankbar. All seine Klamotten, sein Zimmer, alles kann bleiben wie es ist. Alles wird der Kleine tragen und der Gedanke macht mich froh. Wir waren so stolz, wieder ein Junge! Wie kann man sich so über einen Jungen freuen? Manchmal fühle ich mich richtig altmodisch, Jungs sind für mich besser als Mädchen. Das ist schon lustig. Versteht mich nicht falsch, ein Mädchen wäre wirklich sehr willkommen gewesen und das nächste soll auch bitte eins werden. Aber jetzt fühlt sich ein Junge einfach unglaublich richtig an. Als ob wir es verdienen wieder einen Sohn zu bekommen. Meine ganze Schwangerschaft dachte ich alles verläuft genau wie bei Joep. Ich fühlte dass es ein Junge wird aber etwas in mir war skeptisch, es hätte ja auch einfach der Wunsch sein können und keine Intuition. Auch bei Joep war ich mir von anfang an sicher dass er ein Junge ist.
Genau wie der Kleine konnten und wollten auch Mama und Papa das Geheimnis nicht lange für sich behalten. Noch am gleichen Tag habe ich eine Karte gemacht. Eigentlich zwei, es ist die gleiche Karte aber in zwei Sprachen.

Auf der ersten Seite steht ein Foto von Joep und darunter der Text: Bekomme ich eine Schwester oder einen Bruder? Innen ist dann alles in Babyblau und steht: Mama und Papa sagen dass ich einen kleinen Bruder bekomme.

Es auf diese Art und Weise zu erzählen fühlte sich richtig an. Die Karten wurden mit der Post verschickt und sollte bei allen am gleichen Tag ankommen. Ich hätte Joepi so gerne erzählen lassen dass er einen Bruder bekommt, aber das geht nicht. Auf diese Art und Weise konnten wir Joep erzählen lassen dass er einen kleinen Bruder bekommt und weiss ich dass die Karte und somit Joeps Foto bei allen zuhause steht. Sein kleines hübsches Gesicht ist noch einmal überall zu sehen! 

17.05.2017

Ist es dein erstes Kind?

Schon lange bevor ich wieder schwanger war wusste ich dass diese Frage kommen wird. Man wird nur sehr selten gefragt ob man Kinder hat in meinem Alter. Dazu kommt dass viele Leute finden dass ich jünger aussehe. Gestern bin ich 30 geworden und ein paar Freunde waren richtig schockiert dass ich älter bin als sie.

Im letzten Jahr fragte mich also niemand ob ich Kinder habe, Menschen die nicht von Joep wussten hatten keine Ahnung und die Frage schien so unnötig zu sein. Aber jetzt bin ich wieder schwanger und mein Bauch ist da. Man sieht es mir an, ich bekomme ein Kind. Gestern waren wir in der Stadt und haben Klamotten für Rene gekauft (natürlich erst nachdem ich neue Schuhe zum Geburtstag bekommen habe) als die Verkäuferin mich an der Kasse fragte wie weit ich denn sei. Ich sagte ihr dass wir Halbzeit haben, 20 Wochen. Die nächste Frage war ob wir denn schon wüssten was es wird, ich sagte ihr stolz dass es ein Junge wird und habe nicht einmal daran gedacht dass da noch eine Frage auf mich wartet. Doch sie kam sofort hinterher: Ist es dein erstes Kind? Ich sagte ihr nein, es ist mein zweites und sie strahlte mich an. Ich strahlte nicht mehr und ganz automatisch sagte ich ihr dass mein Erster gestorben ist.

Es war gar keine Frage ob ich es vielleicht nicht sagte. Ich weiss dass sie das sicher nicht erwartet hat und sie hat einfach gut reagiert, war sichtlich geschockt und das reicht mir wirklich schon. Sie wünschte uns ganz viel Glück dass dieses Mal alles gut geht und in dem Moment kam Rene zur Kasse gelaufen und wechselte das Thema ohne zu ahnen dass wir gerade über Joep sprachen. Ob sie erleichtert war oder nicht war ihr nicht an zu sehen aber es war okay. Die Stimmung war nicht schlecht oder so, ich durfte es erzählen und ich hatte nicht das Gefühl gerade ein no go begangnen zu haben.

Aber es ließ mich nachdenken. Wie machen andere das? Ist es normal sofort zu erzählen dass Joep tot ist? Ihr Strahlen hat mich dazu veranlasst zu sagen dass halt nicht alles rosa rot ist. Sie sah einfach aus als freute sie sich für mein perfektes Leben und ich bin zu offen und zu ehrlich um das so stehen zu lassen. Für mich würde es sich anfühlen als ob ich Joep verleugnen würde. Er ist da, er ist die Liebe meines Lebens, aber er ist halt auch nicht da. Joeps Geschichte erzählt sich so schnell: "Mein Erster ist gestorben..." Am liebsten würde ich hinterher sagen dass er gross und stark und perfekt war aber das ist nicht wirklich nötig. Ich will halt nicht dass sie denken dass es eine Fehlgeburt war. Aber die Leute sollen denken was sie wollen. Joep war perfekt, das wissen wir und jeder der uns kennt.

Die Frage wird wohl noch oft kommen und ich bin gespannt wie ich das nächste Mal reagiere. Ich denke dass ich immer sagen würde dass es mein zweites Kind ist. Aber ob ich auch jedes Mal sage dass Joep tot ist? Ich denke schon, allein schon um dieses beglückwünschende Grinsen aus ihrem Gesicht zu bekommen. Aber vielleicht tut mir das das nächste Mal ja auch gerade gut... Ich habe zwei Söhne, ich bin stolz und laufe vor Liebe über! Ich lächle auch oft bei dem Gedanken an meine Jungs.

15.05.2017

Ich bin nicht stolz auf mich

Diese Woche wurde mir plötzlich bewusst dass ich nicht stolz auf mich bin. Ich weiss ich habe alles Recht der Welt stolz auf mich zu sein. Was ich im letzten Jahr geschafft und überwunden habe, mein Kampf zurück ins Leben. So einen Kampf kämpfen die meisten Menschen ihr ganzes Leben nicht.
Ich arbeite 32-40 Stunden die Woche, meine Wohnung ist immer sauber, wir kochen regelmässig. Vor einem Jahr war das alles unmöglich, da war duschen und zu Joep gehen eine Tagesaufgabe die ich oft nur gerade so schaffte.

Und als dann eine Mama (Noahs Mama, Noah durfte leider nur ein halbes Jahr alt werden) die ich vor ein paar Wochen kennen gelernt habe zu mir sagte dass sie wirklich stolz auf sich selbst ist war das erste was ich dachte: "Ja, ich bin auch stolz auf sie." Und gleich hinterher dachte ich: "Aber ich bin nicht stolz auf mich."

Warum weiss ich dass ich stolz sein kann aber ich fühle es nicht? Weil ich noch nicht bin wo ich war. Wenn ich  mein jetziges Leben mit meinem früheren Leben vergleiche dann kann ich so viel viel weniger als damals. Damals war ich stolz auf mich, aber heute bin ich es nicht mehr und das obwohl ich im letzten Jahr mehr erreicht und geschafft habe als jemals zuvor in meinem Leben. Ich habe das Schlimmste auf der Welt überlebt, wir haben gekämpft und gewonnen. Wir haben etwas überlebt wovon ich nicht wusste wie wir es überleben sollten.

Jeder sagt mir ich kann stolz auf mich sein, Menschen sind stolz auf mich, aber ich kann nicht stolz auf mich selbst sein. Ich bin so unendlich stolz auf Rene, auf Joep und den Kleinen der so gut wächst. Aber auf mich selbst kann ich noch nicht stolz sein. Nicht auf das Gesamtpacket Imke. Ich bin einfach noch nicht gut genug, ich bin zu kritisch. Ich war immer kritisch, auch mir selbst gegenüber aber früher war ich gut genug. Heute bin ich das nicht mehr und diese Erkenntnis erschreckt mich.

Meine Messlatte liegt zu hoch, ich verstehe das und weiss dass es falsch ist aber ich kann es nicht ändern. Ich denke dass solang ich weiss und fühle dass ich es gut mache bin ich auf dem richtigen Weg. Irgendwann werde ich wieder stolz auf mich sein. Aber jetzt weiss ich noch nicht wie ich stolz auf etwas sein soll dass ich doch nie wollte. Es ist passiert, es war nicht meine Wahl... Der Schmerz ist noch zu stark und lässt es einfach nicht zu dass ich stolz sein kann.

Ich werde stolz sein wenn ich wieder etwas erreiche dass ich früher noch nicht erreicht habe. Ich werde stolz sein wenn ich eine gute Mama bin für Joeps kleinen Bruder. Ich werde stolz sein wenn wir Sachen schaffen die wir früher schon planten.

05.05.2017

Das erst mal wieder Glück fühlen

Das letzte Mal glücklich waren wir als Joep noch lebte. Mit Joep verschwand auch alles Glück aus unserem Leben. Niemals hätte ich mir träumen lassen dass man vergessen kann wie Glück sich anfühlt.

Glück gehörte zu unserem Leben und auf einmal was jegliches Glücksgefühl verschwunden. Monatelang, ja sogar mehr als 1 Jahr lang fühlte ich kein Glück.

Nach dem positiven Schwangerschaftstest im Dezember war ich für eine kurze Sekunde enthousiast aber glücklich war ich nicht. Zu Recht denn kurze Zeit später verlor ich das Baby, ich ahnte es damals sofort und somit wich der Enthusiasmus bevor er Glück werden konnte für eine Art Nüchternheit die nicht zu mir passte. Erst sehen dann glauben war das Motto.

Im Januar dann unser größtes Glück, wieder schwanger, diesmal ohne Blutung. Enthousiast ja, aber Glück gab es nicht. Die Nüchternheit und Angst machte sich breit und das erste Trimester war wohl das Gegenteil von glücklich. Ich fühlte mich richtig depressief und hatte ständig Angst auch dieses Baby zu verlieren.

Diese Angst wich erst als ich in der 13. SSW einen Ultraschall​ hatte und alles wirklich gut aussah. Abends gingen wir etwas essen und plötzlich fühlte ich einen kurzen Moment so viel Erleichterung und ein wenig Glück. Alles wird wieder okay...

Ich erschrak richtig. So fühlt sich Glück also an. Ich sagte Rene dass ich mich glücklich fühlte und während ich die Worte sprach verschwand das Gefühl wieder. Auf einmal verstand ich was gerade passiert war und mir wurde bewusst  dass ich schon über ein Jahr nicht mehr glücklich war, dass ich vergessen hatte wie es sich anfühlt.

Es war so traurig dass ich anfing zu weinen, ich hatte vergessen wie sich Glück anfühlt. Wie kann ein Mensch so lange ohne jegliches Glücksgefühl überleben?

Seitdem gibt es immer Mal wieder kurze Momente in denen ich Glück fühlen kann. Ich bin stolz auf den kleinen und bei jedem Ultraschall bin ich so verliebt in ihn.  Aber jedes Mal wenn ich Glück fühlen kann wird mir auch wieder bewusst wie selten und besonders es ist und dann denke ich daran wie anders es hätte sein müssen. Ich brauchte nie viel zum glücklich sein, jetzt werde ich wohl nie mehr haben was ich wirklich brauche und richtig glücklich zu sein. Joep wird uns immer fehlen.

20.03.2017

Wann ist ein guter Moment um wieder schwanger zu werden nach dem Verlust seines Kindes?

Eine Frage die sich wohl alle Mamas und Papas stellen nachdem ihr Kind gestorben ist. Vor allem wenn es sich um einen Verlust eines Babys handelt. Der Kinderwunsch den man hatte ist nicht mit seinem Kind gestorben. Nein, bei mir wurde der Wunsch nur noch stärker. Jeden Tag schwirrte mir dieser Gedanke im Kopf, ich will Kinder. Ich kann nur glücklich werden wenn ich wieder Kinder habe.

Also flehte ich Rene an es wieder zu probieren. Rene wollte es nicht sofort wieder probieren, wollte noch ein bis zwei Monat länger warten aber ohne die Hoffnung konnte ich nicht leben und Rene stimmte ein, tat es für mich. Ich sagte mir dass mein Kopf einfach keine klare Entscheidung treffen kann, dass aber mein Körper entscheiden wird wann er ein gesundes Kind machen kann. Ich vertraute meinen Körper dass ich nicht schwanger werde bevor ich dazu auch wirklich bereit bin. Ja, das war sicher eine sehr naive Einstellung aber sie hat mir in dem Moment das Leben gerettet. Ich konnte etwas tun um wieder glücklich zu werden.

Während die Welt um mich herum sich nicht einmal traute darüber zu reden ob wir noch ein zweites Kind wollen oder nicht nagte der Gedanke jeden Tag in unseren Köpfen. Wieder schwanger werden, am liebsten gestern schon.

Es war eine Art Sucht nach Glück, am glücklichsten waren wir mit Joep und die einzige Art und Weise wieder Glück in unser Leben zu bekommen schien eine Schwangerschaft zu sein.  Wir wollten nichts lieber als wieder glücklich sein, Joep konnten wir nicht zurück haben, Joep wollten wir nie ersetzen, aber dieses Glücksgefühl, das wollten/brauchten wir in unserem Leben.

Wir probierten also schnell wieder schwanger zu werden, im nachhinein sage ich 100% ehrlich dass ich froh bin dass es nicht sofort geklappt hat! Es war dumm zu denken dass ich es könnte, wieder schwanger sein und trauern gleichzeitig. Es war naiv zu denken dass es mir innerhalb von einem Jahr gut genug geht um mich Vollzeit um ein Kind kümmern zu können und dabei auch noch eine gute Mutter zu sein. Ich hätte mich um das Kind kümmern können, diese Urkraft einer jeden Mama sorgt dafür dass wir das können, aber wie lange wäre das gut gegangen? Wie lange hätte ich mich auch um den Haushalt, mich selbst und meinen Mann kümmern können? Ich bin froh dass es nicht sofort geklappt hat, ich wäre überfordert gewesen und hätte mich wahrscheinlich schrecklich schuldig gegenüber Joep gefühlt weil er es doch verdient dass sich all meine Gedanken um ihn drehen. Wie soll das gehen mit einem neuen Baby im Haus? Ich konnte nicht einmal einen Film gucken ohne mich danach schuldig zu fühlen weil ich nicht an Joep gedacht hatte. Filme habe ich oft in 2 Etappen geguckt nur damit ich Zeit hatte an Joep zu denken.

Aber wann ist ein guter Moment es wieder zu probieren? Es gibt ein paar Dinge über die man nachdenken sollte bevor man sich entscheidet wieder schwanger zu werden.

1. Kannst du mit einem erneuten Verlust umgehen? Die Chance auf eine Fehlgeburt liegt bei ca. 30%. Die Natur kann nicht rechnen, die Natur interessiert es nicht dass dein Baby/Kind gerade gestorben ist und du schon einen Verlust zu verkraften hast. Die Chance dass es sehr früh schief geht ist hoch. Aber leider wissen wir nur zu gut dass es mehr Risikos gibt als eine Fehlgeburt. Auch ein Regenbogenkind kann wieder krank sein, kann wieder sterben. Schafft ihr noch einen Verlust? Seid ihr psychisch dazu in der Lage? Habt ihr einen Plan? Was macht ihr wenn es nochmal schief geht?

2. Ist dein Zyklus wieder regelmäßig? Es kann sein dass ihr plötzlich merkt dass ihr nicht mehr fruchtbar seid. Leider ist das nicht nur mir passiert. Wie geht ihr dann damit um? Hormone, IUI, IVF... So eine Kinderwunschbehandlung bringt Menschen ohne Verlust schon oft an den Rand ihrer Kräfte. Wie sieht das bei euch aus?  Schafft ihr das?

3. Denkt dein Partner über eine erneute Schwangerschaft genauso wie du? Ein Kind erzeugen nach einem solchen Verlust bedeutet geplanter Sex auf Timing und das obwohl Sex so oft das letzte ist worauf man Lust hat wenn es einem so schlecht geht. Aber es muss Tag x sein, ansonsten verschwendet ihr einen Monat und das ist auch keine Option, oder? Seid ihr beide bereit dieses Stress in eurem Leben zu zu lassen? Ich würde jedem empfehlen es nur zu probieren wenn beide Partner 100% hinter dem Plan stehen und es wollen.

4. Hattet ihr genug Zeit zu trauern? Nach meiner Erfahrung (und auch die von anderen Mamas mit denen ich Kontakt habe) dauert trauern viel länger als man sich vorstellen kann, wenn ihr es wieder versucht kann es gut sein dass ihr in 9 Monaten wieder ein Baby im Arm haltet, seid ihr dann auch sicher so weit? Neun Monate scheinen so lange zu dauern aber sie fliegen vorbei. Trauer bedeutet Stress für den Körper, Stress in einer Schwangerschaft sollte vermieden werden weil sie nicht gut fürs Baby ist.

5. Und wenn dann alles klappt, dann bedeutet eine erneute Schwangerschaft Stress und Erschöpfung. Arbeitet ihr wieder Vollzeit? Schaffst du es Arbeit und Schwangerschaft unter einen Hut zu bekommen? Auf einmal gibt es so viele neue Ängste und Sorgen die einen verrückt machen können. Wie wirst du damit umgehen? Ich machte mir nie unnötige Sorgen aber jetzt hatte ich im ersten Trimester oft Angst dass das Kind vielleicht gestorben sein könnte ohne dass ich er gemerkt habe. Wie gehst du mir solchen Ängsten um?

6. Es kann Monate dauern bis du wieder schwanger bist. Jeden Monat wieder steigt die Hoffnung die dann so jäh zerstört wird wenn es wieder nicht geklappt hat. Es ist schwer mit dieser Enttäuschung um zu gehen in Zeiten in denen doch sowieso alles schon so schlecht erscheint. Kannst du damit umgehen? Wenn nicht solltest du warten bis du es kannst. Jedes Mal wenn du deine Periode bekommst bedeutet dass nicht nur dass es nicht geklappt hat, es bedeutet auch dass ein neuer Zyklus begonnen hat, eine neue Chance auf eine Schwangerschaft.

7. Hast du dein Leben wieder weitestgehend im Griff? Wie sieht euer Haushalt aus? Schafft ihr es regelmäßig gesund zu kochen und leben? Schafft ihr es zu arbeiten, soziale Kontakte zu pflegen und euch um euch selbst zu kümmern? Erst wenn das alles langsam wieder läuft habt ihr genug Energie und eine gute Basis für eine Schwangerschaft.

8. Timing. Es kann sein dass euer Kind im gleichen Monat geboren wird wie euer verstorbenes Kind. Seid ihr dazu bereit? Seht ihr es als Geschenk vom verstorbenen Geschwisterchen oder wird es vielleicht zu schwer? Wollt ihr diesen Monat wirklich teilen? Oder wollt ihr lieber einen Monat warten? Außerdem wird die ganze Schwangerschaft dann sehr parallel laufen was sehr konfrontierend sein kann. Ich würde euch dazu raten es diesen Monat nicht zu versuchen weil ich von vielen anderen Mamas gehört habe wie schwer es sein kann wenn jeder auf dem Geburtstag deines verstorbenen Kindes fragt was er denn zum Geburtstag des Geschwisterchen kaufen soll. Der Februar gehört Joep und noch bin ich nicht bereit ihn zu teilen. Vielleicht dass mir das bei Kind Nummer 3 oder 4 nicht mehr so viel ausmacht, aber jetzt will ich es noch nicht.

Wenn ihr euch dazu entscheidet zu warten, dann will ich euch doch eins mit auf den Weg geben: Kontrolliert euren Zyklus, kennt euren Zyklus bevor ihr anfangt es zu probieren. Es macht das Schwanger werden einfacher und wenn etwas nicht in Ordnung ist wisst ihr das sofort und habt ihr sofort Hilfe wenn ihr es wieder probieren wollt. Mein Zyklus war plötzlich nicht mehr gut, ich konnte ohne Hormone nicht mehr schwanger werden, hatte keinen guten Eisprung, und das obwohl ich vor Joep nie Probleme hatte, im Gegenteil, bei Joep war ich innerhalb von 4 Monaten schwanger, es war der 1. Monat in dem wir aufs Timing geachtet haben. Ich bemerkte schnell dass mein Zyklus nicht ok war aber niemand wollte mir glauben und ich hatte nicht die Kraft mich durch zu setzen. 6 Monate nachdem Joep geboren wurde hatte ich dann Gewissheit. Ich kann nicht schwanger werden, nicht ohne Hilfe. Ich bekam alle Hilfe die ich brauchte, der 1. Monat mit Hormonen war mein Zyklus immer noch nicht gut, ab dem 2. hatte ich dann endlich Zyklen in denen wir eine Chance hatten. Im Dezember war ich dann endlich schwanger aber hatte eine Fehlgeburt. Im Januar wurde ich wieder schwanger, ganz ohne Hormone, und bis jetzt geht alles gut.

Für mich selbst war der Moment in dem ich wusste ich bin wirklich bereit wieder schwanger zu werden nach 7 Monaten gekommen. Nach 7 Monaten wusste ich sicher dass ich körperlich und psychisch in der Lage bin wieder schwanger zu werden. Bis dahin habe ich meinen Körper die Regie gegeben und ihm Vertraut. Ab diesem Moment wurde das nicht schwanger werden schwerer, denn mein Kopf schien zu wissen was mein Körper nicht akzeptieren wollte. Mein Zyklus war endlich stabil und trotzdem ging es mir nicht schnell genug. Ich weinte weil mein Leben so ungerecht war und verlor all mein Vertrauen, ich dachte ich könnte nicht mehr schwanger werden und das war sehr schwer für mich. Aber auch das hatte wohl wieder sein Gutes. Ohne Hoffnung machte ich mir auch keinen Stress mehr und war ich trotz Spritzen, mehreren Ultraschalluntersuchungen und Tabletten nicht mehr den ganzen Tag damit beschäftigt dass ich schwanger werden will. Und plötzlich ging es wie von selbst. Nach der Fehlgeburt hatte ich wieder vollstes Vertrauen in mich und meinen Körper und das hat sich gelohnt. Joep wird großer Bruder :)

NOCH 1 TIPP: So schwer es euch auch fällt, macht nicht den Fehler den ich gemacht habe. Ich habe mit jedem darüber geredet dass wir es wieder versuchen und jeden Monat fragten mich irgendwelche Menschen ob es denn schon geklappt hat. Gut gemeint aber auch so lästig. Man denkt gerade selbst nicht dran und dann wird man wieder gefragt. Und als ich schwanger war wollte ich es erstmal keinem erzählen aber Menschen wussten dass wir es versuchten also log ich sie an. Diesen Zyklus bekomme ich keine Hormone, es kann noch Wochen dauern bis ich meine Periode nach der Fehlgeburt bekomme meinte die Gynäkologin. Erst dann fangen wir wieder an mit Hormonen. Im Februar sagte ich dann jedem dass sich im Moment alles um Joep dreht und wir gar nicht an Babys machen denken.... Ich wollte noch nicht dass die Welt weiß dass ich schwanger bin weil ich es selbst noch nicht realisierte. Ich brauchte Zeit für mich, um mich an diesen Gedanken zu gewöhnen.

19.03.2017

Wird Joep bald grosser Bruder?

Im Moment sieht alles danach aus dass unser Wunsch im Oktober Wirklichkeit wird.

Etwas in mir weigert sich diesen Eintrag  'Joep wird grosser Bruder' zu nennen. Ich hoffe dass dieses Mal alles gut geht und dass wir im Oktober ein gesundes, vor allem aber lebendes Kind bekommen. In meinem Bauch wächst ein Geschwisterchen, Joep wird grosser Bruder aber das Vertrauen dass diesmal alles gut gehen kann muss noch wachsen, genau wie das Baby.

Ich freue mich über Pietje. So nennen wir das Baby bis wir wissen was es wird und es einen echten Namen bekommt. Pietje gibt mir Hoffnung dass wir es wirklich schaffen können, das wir wirklich wieder glücklich werden können.

Aber jetzt ist alles noch ganz frisch und komisch. Ich fühle mich noch nicht schwanger, ich fühle mich müde, kränklich, psychisch am Ende meiner Kräfte.

Anstatt dass jetzt alles einfacher wird ist alles schwerer geworden. Ich hatte so gehofft dass eine Schwangerschaft meine Welt etwas besser, mein Leben etwas einfacher macht aber die ersten Wochen war alles einfach nur extra schwer. Anstatt extra Freude in meinem Leben gibt es extra Ängste und Sorgen. Ich hatte gerade erst eine Fehlgeburt, Joep ist tot. Natürlich habe ich Angst, natürlich ist es schwer und traue ich mich nicht mich zu freuen. Ich war naiv, ich habe gehofft anstatt realistisch zu sein...

Ich traue mich nicht mich zu freuen. Manchmal freue ich mich kurz aber dann ist die Angst wieder da. Oft scheint die Schwangerschaft aus meinen Gedanken verdrängt zu sein, dann ist mir wieder übel oder hab ich Bauchweh und dann fällt es mir wieder ein. Dann schäme ich mich dass ich an dem Tag kaum an Pietje gedacht habe. Aber mein Kopf scheint mich schützen zu wollen... Wenn ich mich richtig drauf einlasse kann es wieder so weh tun.

Das alles ist okay für mich. Ich tue 100% was ich tun muss für Pietje. Ich schone mich, höre auf meinen Körper und langsam kommt die Neuigkeit auch in unseren Köpfen an. Wir bekommen wieder ein Kind. Und das Kind verdient dass ich mein bestes gebe, dieses Kind braucht jetzt noch nichts außer einer gesunden Mama. Und wenn ich erst genießen kann wenn Pietje in unseren Armen liegt ist das auch okay für mich. Diese Schwangerschaft muss ich nicht genießen, das einzige was ich von mir aus muss ist alles richtig machen, keine Risikos eingehen und offen sein für alles was kommt. Ich darf diese Schwangerschaft genießen, aber wenn ich es nicht kann, dann ist das okay.

Joep wird großer Bruder.
Ich bin jetzt 12 Wochen schwanger. Nach der Fehlgeburt im Dezember hat es sofort wieder geklappt. Ich habe im Januar keine Hormone für den Eisprung bekommen und trotzdem bin ich schwanger geworden. Wir hatten schon ein paar Untersuchungen und beim letzten Ultraschall konnten wir Pietje schon richtig erkennen, das Näschen ist deutlich zu sehen. Arme und Beine strampelten lustig vor sich hin. Aus dem kleinen Knubbel ist in nur 1 Monat ein kleiner Mensch geworden.

Es ist noch zu früh um über Ähnlichkeiten zu sprechen aber ich sah Joeps Beine und Nase... Rene sah es auch. Es sind halt Geschwister, wir sind sehr gespannt wie ähnlich sich die beiden sein werden. Und ob Joep einen Bruder oder eine Schwester bekommt.

Aber alles was ich will ist dass das Kind glücklich werden kann. Etwas was Joep nicht konnte...

Erst dann hoffe ich auf ein gesundes Kind. Erst dann hoffe ich dass es ein Junge ist so dass Joeps Kleidung endlich getragen werden  kann... Damit ich nicht alles ungetragen aus seiner Kommode holen muss um Platz zu machen für Mädchensachen. Erst dann hoffe ich dass Pietje klug und hübsch ist... All diese Sachen sind mir so egal. All diese Sachen waren mir so wichtig bei Joep.

Diese Schwangerschaft wird extra gut überwacht und ich habe das Gefühl im guten Händen zu sein. Das gibt eine innere Ruhe die wichtig für mich ist und ich hoffe dass ich Recht habe, dass wir wirklich in guten Händen sind. Dass Pietje alles bekommt was er/sie braucht... Dass Pietje glücklich werden kann. Die nächsten Untersuchungen werden sehr spannend, denn dann erfahren wir ob Pietje gesund ist. Aber so ganz sicher kann man sich nie sein...

Joep passt gut auf Pietje auf, da sind wir uns sicher. Joep ist sicher ein sehr stolzer grosser Bruder!

30.12.2016

Fehlgeburt

Im Urlaub und über Weihnachten hatte ich eine Fehlgeburt.
Bevor wir in Urlaub gefahren sind hatte ich schon eine Blutung und ich dachte dass der Zyklus wieder nicht OK war. Es war viel zu früh um meine Tage zu bekommen und es frustrierte mich dass scheinbar noch immer nichts OK war mit meinem Körper und ich wieder einen Zyklus verpasst hatte und im Nachhinein die Gewissheit hatte dass ich gar nicht schwanger werden konnte im Dezember. Es macht mich fertig dass die leise Hoffnung auf einen guten Zyklus wieder zerschlagen worden war und das so kurz vorm Urlaub.

Meine Angst nicht schwanger werden zu können die mich schon seit Monaten verfolgt war natürlich wieder da. Ich hatte die letzen Monate trotz 2 guter Zyklen in denen wir auch eine echt Chance hatten einfach keine Hoffnung mehr. Und jetzt fuhr ich also mit einer Blutung in Urlaub und ärgerte mich darüber dass ich nicht zum Arzt konnte und mir wahrscheinlich wieder niemand erklären kann was denn los ist.

Bevor ich wieder mit meinen Medikamenten anfing in dem neuen Zyklus wollte ich zur Sicherheit doch einen Schwangerschaftstest machen. Bei Joep hatte ich auch 4 Tage eine Blutung also wollte ich auf Nummer sicher gehen auch wenn es eigentlich keine Hoffnung gab, aber ich werde immer auf Nummer sicher gehen und in der nächsten Schwangerschaft alles richtig machen. Ich machte am 20. Dezember ganz früh einen Test und ging ohne auf das Ergebnis zu warten wieder ins Bett. Einige Zeit später stand Rene auf und ging ins Badezimmer und ich sagte ihm er solle eben gucken. Er machte das Licht an aber seine Augen mussten sich noch ans Licht gewöhnen. Er sah einfach gar nichts und sagte verärgert wie er denn bitte etwas sehen soll bei dem Licht. Im Halbschlaf rief ich dass er es lassen soll. Wenn er nichts sieht dann ist da auch nichts. Doch dann sagte er 'aber ich seh was'. Ich sprang so schnell aus meinem Bett wie ich konnte, selbst überrascht wie wach ich augenblicklich war. Ich lief ins Badezimmer, nahm ihm den Test aus der Hand und tatsächlich: 2 Streifen. Nur ganz leicht aber es war definitiv ein zweiter Streifen. Ein bisschen schwanger gibt es nicht, positiv ist positiv und für den Bruchteil einer Sekunde war ich richtig glücklich. Rene und ich waren richtig glücklich. Zum ersten Mal seit Joep gestorben ist waren wir wieder glücklich.

Aber sofort dachte ich auch an die Blutung. Bei Joep hatte die Blutung zu dieser Zeit in Zyklus schon lange aufgehört. Bei Joep war der Test am gleichen Tag viel stärker positiv. Sofort machte ich mir auch Sorgen. Schon am Flughafen hatte ich zu Rene gesagt dass es auch eine Fehlgeburt sein kann, dass das der Grund sein kann für die Blutung. Und auch jetzt dachte ich wieder daran dass es eine Fehlgeburt sein könnte.

Ab jetzt war der Urlaub eine Mischung aus Hoffnung und Angst. Zeitweise machten wir schon Pläne für das Baby, dann dachten wir wieder dass es nicht geklappt hat. 2 Tage später machten wir noch einen Test und der war Test etwas deutlicher positiv aber auch meine Blutung war inzwischen stärker. Es gab uns wieder etwas mehr Mut. Wenn das HCG in meinem Körper noch steigt dann weil das Baby noch lebte. Aber HCG im Urin hinkt dem im Blut 2 Tage nach also bedeutete das nur dass vor 2 Tagen noch alles in Ordnung war. Beim 1. Test war ich also noch sicher schwanger.

Wir gingen ins Krankenhaus auf Teneriffa in der Hoffnung dass man uns die Angst nehmen kann. Sowas hätten wir bei Joep nie gemacht. Wir waren nie so ungeduldig und hatten immer Vertrauen, aber diesmal dachten wir dass es uns helfen kann den Urlaub besser zu genießen. Der Arzt sah bei 4+1 Wochen noch gar nichts auf dem Ultraschall. Wir gingen raus und ich war einfach nur traurig. Ich dachte das wars, man sieht nichts... Man sollte doch wenigstens etwas sehen? Der Arzt meinte dass es noch zu früh war um etwas zu sehen aber ich dachte es besser zu wissen. Rene hatte nach dem Gespräch wieder Mut. Der Arzt sprach Englisch mit sehr starkem Akzent und war nicht wirklich gut zu verstehen. Renes Positivität steckte mich an und meine Hoffnung kam langsam zurück. Die Blutung stoppte aber nicht und jeden Tag die sie länger dauerte schwand unsere Hoffnung wieder.
Ich bekam langsam aber sicher Schwangerschaftssanzeichen. Ich schlief viel und mir war schlecht wenn ich nicht regelmäßig ass. Einen Morgen gingen wir nach dem Frühstück wieder aufs Zimmer weil mir schlecht war. Auch das gab uns Mut aber diese Wehwehchen wurden auch immer weniger und ich bekam eine Erkältung. Rene schlief auch so viel im Urlaub und ich fragte mich ob es überhaupt Anzeichen waren?

Als wir aus dem Urlaub kamen hatte ich am 28. Dezember einen Termin im Krankenhaus. Die Blutung war noch immer stark und ich hatte wenig Hoffnung. Auf dem Ultraschall sah man schon wieder viel zu wenig. Sie konnten etwas erahnen aber man sah nicht was man sehen sollte bei genau 5 Wochen. Ich lag da und weinte, es fühlte sich an als ob meine Ängste schon bestätigt wurden bevor man es mir sagte. Wir ließen mein Blut untersuchen auf HCG, wenn das HCG in meinem Blut noch steigt war alles gut aber nachmittags bekam ich eine E-Mail dass das HCG schon wieder so niedrig war dass es fast auf meinen Körper raus ist. Ich musste jetzt einfach abwarten bis die Blutung aufhören. Ich hatte sicher eine Fehlgeburt. Ich war alleine zuhause, Rene musste arbeiten und ich wusste nicht was ich fühlen sollte. Bis heute weiss ich es nicht.

Es fühlt sich nicht an als ob wir noch ein Kind verloren haben, dieses Leben war viel zu kurz, das Herzchen schlug nur wenige Tage in meinem Bauch. Wir hatten noch keine Pläne für dieses Kind. Nur das starke Gefühl dass es wieder ein Junge war und den Wunsch dass er bei uns blieb. Das Gefühl was ich jetzt habe ist eine Mischung aus Hoffnung und Schmerz. Ich kann also wieder Schwanger werden. Meine Ängste nie wieder schwanger zu werden sind momentan weg. Ein sicheres Gefühl dass wir 2017 wieder Eltern werden ist dafür gekommen. Aber das Gefühl dass unser Leben so unfassbar ungerecht ist ist nochmal stärker geworden. Wir können nichts planen. Unser Leben macht was es will. Erst stirbt Joep, dann kann ich ohne Hilfe und Hormone nicht mehr schwanger werden und dann bin ich endlich schwanger und habe ich eine frühe Fehlgeburt. Immer wenn ich denke noch schlimmer kann es gar nicht werden scheint mein Leben mit stolz zu zeigen dass es natürlich noch etwas für mich in petto hat.

Irgendwie kann ich es alles überleben. Zusammen mit Rene schaffe ich es alles aber ich kann es nur weil ich es muss. Ich muss überleben. Ich habe nie gewollt das alles zu überstehen aber jetzt muss ich es und ich tue was ich tun muss.

06.10.2016

Kinderwunsch

Unser Kinderwunsch ist seitdem wir Joep hatten nicht kleiner geworden. Joep hat uns bewiesen das es der richtige Weg ist. Wir sind dafür gemacht Eltern zu sein, nichts hat uns je so glücklich gemacht.

Wir bekommen Joep nie zurück, obwohl wir das am aller liebsten wollen. Joep... Aber sogar als Joep noch lebte und wir davon überzeugt waren dass er nach Hause kommt und ein glücklicher Junge wird haben wir darüber geredet das wir schnell noch ein Kind wollen. Eins das wir sofort gesund mit nach Hause nehmen dürfen.

Wir wollen gerne wieder schwanger werden. Es würde so viel Glück bringen, dann könnten wir endlich wieder aufrechtes Glück fühlen. Aber das ist nicht so einfach... Seitdem Joep tot ist streikt mein Zyklus. Wir wollen schwanger werden aber wir haben keine Chance.

Unser Baby ist tot und wir können nicht mehr schwanger werden. Unser Leben ist ungerecht. Die Welt ist ungerecht und wir können nichts dagegen tun. Wir müssen dieses ungerechte Leben leben.

Jetzt bekomme ich Medizin um einen guten Zyklus zu bekommen aber das ist alles nicht so einfach. Niemand weiß was los ist, es ist nicht logisch... Wir müssen abwarten bis wir die richtige Behandlung gefunden haben. Und dann abwarten wie lange es dauert bis wir wieder ein Kind erwarten. Bei Joep dauerte es 4 Monate.

Wie lange dauert es bis wir wieder ein Kind bekommen? Wird dann alles gut gehen? Bedeutet schwanger werden auch ein gesundes Baby mit nach Hause nehmen dürfen? 

Und selbst wenn es klappt, es ist nicht Joep. Werden wir dann wieder aufrecht glücklich sein? Werden wir jemals wieder richtig glücklich? Geht das? Glücklich sein und Joep vermissen?

Andere Mamas die viel weiter sind als wir, die schon wieder Kinder haben sagen ja. Glück und Trauer gehen Hand in Hand.