24.07.2017

Regenbogen

Lieber Joep,

Mein liebster und schönster Joep, gestern war schon wieder der 23.

Gestern vor 17 Monaten bist du für immer in unseren Armen eingeschlafen. Du warst so stark, hast allen gezeigt was für ein Kämpfer du bist, dass du das Durchsetzungsvermögen von Papa hast! Ein echter Daniels gibt nicht auf, ein Daniels kämpft und du hast bis zum letzten Atemzug so sehr gekämpft. 

Mama hatte sogar irgendwie die Hoffnung dass du die Nacht auch noch überleben würdest und dass die Ärzte morgens einsehen dass sie falsch liegen. Du stirbst nicht, nicht mein Sohn, er wird euch allen zeigen wie stark er ist. Aber tief in meinem Herzen wusste ich es besser, egal wie stark du warst, niemand ist so stark dass ein kaputtes Gehirn kein Problem ist.... Du konntest nicht glücklich werden, du konntest niemals werden was du hättest werden müssen. Ein Leben voller Leid wollte dir jeder ersparen...

Gestern vor genau 17 Monaten als du so hart um dein Leben gekämpft hast, hast du uns gezeigt was dein Zeichen ist. Du hast uns deinen ersten Regenbogen geschickt und als wir ihn sahen wussten wir dass diese Verbindung zwischen Himmel und Erde immer unsere Verbindung sein wird.

Der Regenbogen bedeutet für uns sichtbare Liebe zwischen Himmel und Erde. Unsere Liebe die für ein paar Minuten in den schönsten Farben für jeden sichtbar vom Himmel strahlt.

Mama geht es seit dem Urlaub schlechter. Gestern hat sie sicher 1000 Mal zu Papa gesagt dass sie nicht arbeiten will, die Kraft nicht findet um diese Woche zu funktionieren.

Ich ging wieder früh ins Bett. Ich lag ihm Bett und surfte durchs Internet. Ich dachte nicht daran dass es jetzt genau 17 Monate her war dass dein kleines Herz seine letzten Schläge schlug. Der 23. ist ein Tag der nicht mehr so schwer ist wie anfangs, ich denke nicht mehr die ganze Zeit daran was genau war.  Aber gestern um 21.15 guckte ich vom Bett aus kurz aus dem Fenster und da sah ich ihn. Einen riesigen Regenbogen! Genau vor unserem Schlafzimmerfenster. Genau über dem Friedhof, über dir und das obwohl es gar nicht wirklich regnete. Es waren die letzten Sonnenstrahlen und sie zauberten uns einen wunderschönen Regenbogen.

Jeder Regenbogen erinnert mich an dich und schenkt mir Freude und Stolz. Ein kompletter Regenbogen bedeutet für mich aber noch so viel mehr. Dann weiß Mami wie viel Mühe du dir gibst. So ein Regenbogen direkt überm Friedhof, das ist etwas ganz besonderes. Und dann am 23. ganz spät abends! Das war wirklich ganz besonders.

Mami rief sofort Papa, er musste sofort kommen, sofort. Ich war fast schon hysterisch, ich rief ihn und er sollte sofort da sein, Papa kam sofort aber Mama hatte solche Angst dass auch nur eine Sekunde zuviel von deinem Zeichen verpasst werden könnte.

Papa kam zu Mama ins Bett und wir setzten uns vors Fenster um dein Geschenk zu bewundern. Papa sagte dass du bestimmt wusstest dass es mir nicht gut geht und dass du mir Kraft schickst und so war es auch. Mami fühlte sich sofort besser, wirklich wahr. Auf einmal wusste ich dass ich diese Woche wohl arbeiten kann und dass ich stark genug bin.

Wir sassen eine viertel Stunde auf dem Bett und der Regenbogen wurde immer schöner. Er war sogar kurz doppelt. Es ist so schade dass man einen Regenbogen nie so schön aufs Foto bekommt wie er in Wirklichkeit ist. Du warst das Schönste was wir je gesehen haben und ein Regenbogen ist wohl das schönste das die Natur zu bieten hat lieber hübscher Joep. Du schenkst uns das schönste was du uns schenken kannst und Mami und Papi sind so froh und stolz auf dich!

So lange hatten wir schon keinen ganzen Regenbogen mehr gesehen, so lange ist es her dass wir einen Regenbogen über dem Friedhof gesehen haben! Letztes Jahr schienen sie überall zu sein aber dieses Jahr sind sie seltener. Um so schöner dass du uns gestern einen geschickt hast lieber Schatz. Schon die ganze Woche dachte ich dass es Regenbogenwetter ist aber nie sah ich einen. Und dann war er da, so unerwartet und spät am Abend.

Während wir auf dem Bett sassen und deinen Regenbogen bewunderten appte Coco mir. Auch bei ihr Zuhause war ein Regenbogen und sie schickte mir deine Grüsse und meinte dass sie sich auch freut endlich wieder einen Regenbogen zu sehen und dass sie für den Rest ihres Lebens immer an dich denken wird wenn sie einen sieht.

Gestern wolltest du wieder angeben kleiner Joep. Gestern hast du uns wieder gezeigt wie stark du bist. Du bist so stark weil Mama und Papa auch stark sind, das hast du von uns. Also werden Mama und Papa auch in Zukunft stark sein, genau wie du!

Wir lieben dich so sehr Schatz!
Es gibt keine Worte um zu beschreiben wie sehr wir dich lieben und wie viel du uns bedeutest. 

Danke für den wunderschönen Regenbogen Joepi! Danke dass du uns Kraft schenkst wenn wir sie brauchen und danke dass du gut auf uns und deinen kleinen Bruder aufpasst. 

Wir werden dich immer lieben! Joeps Bruder wird auch bei jedem Regenbogen an seinen grossen Bruder denken. Wir werden ihm deine Zeichen beibringen, er wird sie auch verstehen. 

Pass gut auf dich auf liebster Joep, irgendwann sehen wir uns wieder und dann zeigst du uns wie man einen Regenbogen macht. Bis dahin werfe ich dir noch unfassbar viele Kusshände in den Himmel!

Mami liebt dich so unfassbar viel und vermisst dich immer. Da wo du bist gibt es keine Zeit...  Für dich ist es als ob wir schon fast da sind, nur noch ein klitzekleiner Moment und dann halten wir dich wieder! Bis dahin spiel mit den anderen Engeln!

Mama 💓

23.07.2017

Bruderliebe 💙💛

An Joeps Grab hängt eine Spieluhr. Jedes Mal wenn wir bei ihm sind ziehen wir sie auf und hören 'you are my Sunshine'.

Vor ein paar Monaten habe ich hier beschrieben dass ich eine Spieluhr aus Joeps Jacken habe machen lassen und wie ich davon träumte dass Joep auf diese Art und Weise irgendwann seine Geschwisterchen in den Schlaf 'singen' wird. Auch diese Spieluhr spielt die Melodie 'you are my Sunshine'.

Seit ein paar Wochen spielen wir Joeps Bruder diese Spieluhr vor. Joeps Bruder ist ein kleiner Genießer der erst richtig aktiv wird wenn er nicht bekommt was er will oder etwas aufhört dass ihm gefällt. Er tritt immer mehr wenn Rene weg geht als wenn Rene mit ihm redet und kuschelt. Auch mit der Spieluhr hatte ich schnell das Gefühl dass sie ihm gefiel. Er wurde ganz ruhig wenn die Musik lief, hielt inne und lauschte. Sobald die Musik vorbei war ging es dann los! Wenn ich die Spieluhr wieder auf zog war er wieder ruhig.

Es freute uns dass ihm die Spieluhr gefällt. Aber seit dieser Woche tanzt er förmlich in meinen Bauch zu der Melodie! Das ist wirklich beeindruckend, das Taktgefühl hat er vom Papa, ganz sicher nicht von mir ;) man fühlt wie er sich im Takt bewegt, zur Melodie tritt und mit dem Armen rudert.
Sofort haben wir versucht ob er, genau wie Joep, auch auf HipHop reagiert aber das schien ihm nicht zu gefallen. Seine Spieluhr aber liebt er! Wenn er wach ist kann ich deutlich fühlen wie er sich im Rhythmus der Musik bewegt.

Joep 'singt' für seinen Bruder und Joeps Bruder liebt sein Lied! Die Spieluhr verbindet die beiden und das sie jetzt schon so gut ankommt freut mich wirklich sehr.

Echte Bruderliebe, wenn auch so anders als ich es wollte...

20.07.2017

Traum

Fast hätte ich diesen Traum vergessen. Seit einer gefühlten Ewigkeit habe ich (endlich) wieder über Joep geträumt. Es war in der Nacht auf den 15.

Kurz danach wurde ich wieder wach und dachte wtf... Warum träume ich nie etwas schönes, warum kann er nie leben? Es dauerte eine Weile bis ich wieder einschlief...

Aber zu meinem Traum:

Ich lief über den Friedhof und entdecke eine komplett neue Ecke die mir wirklich gut gefiel. Sofort wusste ich: Joep sollte hier liegen und nicht da hinten zwischen den ungepflegten Kindergräbern. Ein Mitarbeiter vom Friedhof kam vorbei und wir redeten. Er erklärte mir dass es in diesem Stück nur wenig Kindergräber gibt aber dass wohl alle Gräber sehr klein sind weil hier Leute einer bestimmten Kultur begraben werden. In dieser Kultur ist es üblich die Beine und Arme vom Torso zu entfernen und sie so in möglichst kleinen Gräbern begraben werden.

Es störte mich nicht, ich wusste dass Joep hier liegen sollte und der Mitarbeiter vom Friedhof meinte dass das kein Problem sei. Ein paar Minuten später kam er mit Joep zurück. Joep lag in seinem Korb, das neue Grab war schon ausgehoben aber auf einmal hatte ich Zweifel. Was würde Rene sagen? Also rief ich Rene an und Rene kam sofort vorbei. Rene öffnete den Korb aber ich traute mich nicht rein zu schauen. Zu oft habe ich darüber nachgedacht wie Joep jetzt wohl aussehen wird... Rene meinte dass es gar nicht so schlimm sei, er gab ihm von einer Skala 1-10 noch immer eine 7. Ich schaute mir Joep nicht an.

Wir entschieden uns ihn zurück in sein ursprüngliches Grab zu legen, dass es doch besser ist wenn er bleibt wo er war. Wir trugen ihn zusammen zurück zu den Kindergräbern. Ich fühlte dass sich drinnen etwas bewegte, es fühlte sich an wie kleine Kiesel Steine die durch unsere Bewegung hin und her flogen. Die Erde rieselte auf meine Arme als ich Joep ein Stück alleine trug und ich fragte mich wie viel Dreck wohl bei ihm in seiner Kiste sei. Ich wunderte mich dass ich ihn gar nicht riechen konnte. Wenn er doch eine 7 war... Dann sollte ich etwas riechen?

Als wir wieder bei seinem Grab ankamen war das ganze Stück Friedhof auf dem er lag irgendwie leer. Alle Kinder waren aus ihrem Grab genommen wurden, die Erde war ganz eben, ohne Unkraut. Es sah aus wie ein Stück Garten... Uns wurde erklärt dass wegen einem Maulwurf alles neu gemacht werden musste und dass wir Joep jetzt wieder neu begraben konnten. Er sollte jetzt ganz links liegen anstatt in der Mitte und das Grab neben ihm das schon 10 Jahre alt ist würde gar nicht mehr zurück kommen.

Ich fing also an sein Grab zu schaufeln, ich wusste gar nicht wie tief ich graben musste. Ich erinnerte mich daran dass wir die Kiste auf der Beerdigung selbst ins Grab setzen konnten und dann wusste ich plötzlich genau was ich zu tun hatte.

Ich grub und grub, es dauerte länger als ich dachte und auf einmal stieß ich auf einen alten Grabstein aus 1911. Es war der Grabstein für ein Baby und darauf stand in Deutsch dass das Baby tot geboren worden war.  Irgendwie berührte es mich dass damals ein Baby mit so viel Liebe beerdigt wurde und es seinen eigenen Stein hatte. Wir stellten Joep in seinem Korb auf dieses Kindergrab.

Ende

Als ich an dem Tag am Friedhof vorbei fuhr rief ich Joep zu dass Mami ihn nie einfach so aus seinem Grab holen würde und dass er sich wirklich keine Sorgen machen müsse. Der Traum beschäftigte mich den ganzen Tag.

Meine Schwester WhatsAppte mir morgens dass auch sie in der gleichen Nacht von Joep geträumt hatte. In ihrem Traum war Joep ein hübscher kleiner Junge. Er war leicht behindert aber er klammerte sich wie ein Äffchen an meine Schwester und wollte immerzu kuscheln. Es war das erste Mal dass sie von Joep träumte. 

19.07.2017

Erinnerungskiste

Schon lange spiele ich mit dem Gedanken eine Erinnerungs-Schatzkiste für Joeps Sachen zu kaufen. Zum ersten Mal habe ich danach gegoogelt als Joep 4 Monate tot war aber für Rene war es damals noch viel zu früh. Wir verabredeten dass wir nach 6 Monaten nochmal darüber nachdenken würden aber 2 Monate später war uns beiden nicht mehr danach. Der Drang so eine Kiste in Auftrag zu geben war weg, komplett weg und sollte die nächsten 12 Monate auch nicht wieder kommen.

Es fühlte sich richtig an das Joeps Sachen überall waren, sein Zimmer ist/war seine Gedenkstätte und wir sind gerne dort und schauen uns seine Sachen an.

Mittlerweile sagt uns die Zeit aber dass es wirklich Zeit wird. Aus Joeps Zimmer muss wieder ein Babyzimmer werden damit es irgendwann das Zimmer seines Bruders werden kann. In 10 Wochen haben wir wieder ein Baby das dieses Zimmer braucht. Also beschäftigte ich mich wieder mit den Kisten.

Es sollte eine von Hand bemalte Kiste sein, man kann sie überall bestellen. Aber meistens wird der Entwurf der Geburtskarte hierfür als Vorlage benutzt und genau die haben wir nicht. Zuerst wollte ich gerne selbst einen Entwurf machen aber ich hatte Angst dass das Endergebniss nicht gut genug wird. Natürlich musste die Kiste perfekt werden!

Irgendwann kam mir die Idee: Die perfekte Vorlage für seine Kiste ist der Ballon den er im Krankenhaus hatte und den wir auch für seinen ersten Geburtstag hatten. Wir gaben die Kiste also in Auftrag und bekamen einen ersten Entwurf. Ich wäre nicht ich wenn mir der Entwurf natürlich nicht gut genug gewesen wäre. Also setzte ich mich hinter meinen Laptop und entwarf in Photoshop alle Seiten der Kiste. Es fühlte sich gut an das selbst zu machen.

Ausser dem Ballon wollten wir auch unbedingt einen Regenbogen auf der Kiste. Natürlich, der Regenbogen gehört zu Joep. Er ist unser Zeichen.

Letzte Woche Donnerstag kam die Kiste dann an und ich packte sie aus. Sie ist wirklich schön geworden und wir entschieden uns sie erst einmal in den Flur zu stellen. Hier sehen wir sie hier jeden Tag mehrmals. Ob das ihr endgültiger Platz wird wissen wir noch nicht, vielleicht stellen wir sie irgendwann ins Wohnzimmer oder in unser Schlafzimmer aber im Moment steht sie im Flur nicht im Weg, der Platz scheint uns jetzt perfekt zu sein.

Seitdem wir die Kiste zuhause haben sind wir damit beschäftigt sie zu füllen. Es tut unfassbar weh Joeps Sachen in eine Kiste zu stecken. Sie lagen in seinem Zimmer und sie wandern jetzt in diese wunderschöne Schatzkiste. Aber es bleibt eine Kiste, wir schließen den Deckel danach. Es fühlt sich an als ob wir etwas abschließen das wir niemals abschließen wollten. Aber wir wissen auch dass es richtig ist. Sein Zimmer muss weniger Joep werden, mehr Baby.

Aber alles was wir in die Kiste stecken geht natürlich erst einmal durch unsere Hände. 

  • Die dicke fette Mappe aus dem Krankenhaus. Eine Krankenmappe die wahrscheinlich nach 8 Tagen dicker ist als die von mir. Gestern schaute ich mir zum erstenmal an was auf den CDs ist die in der Mappe sind. Es sind alles Scans von Joeps Gehirn. Ich scrollte also durch sein kleines beschädigtes Gehirn und sah wieder was ich vor fast 1,5 Jahren zum letzten Mal sah. Der Beweis, eindeutig: Er kann nicht glücklich werden. Joep musste sterben oder fürchterlich leiden. Die Bilder sind so eindeutig dass die Ärzte und nicht einmal die Wahl gaben... Wir durften nicht entscheiden. 
  • Die Schere mit der Rene Joeps Nabelschnur durchschnitt an der noch ein klein wenig Blut klebt... Da war alles noch so perfekt.
  • Das Tagebuch das die Schwestern für Joep im Krankenhaus schrieben.
  • Der Esel der eine Herzgeräuschpuppe ist mit dem Joep im Krankenhaus gekuschelt hat. 
  • Die Jacke die Joep anhatte.
  • Die Mützen die Joep anhatte... Ich kann ewig so weiter machen. Jedes einzelne Stück in der Kiste hat so einen unfassbaren emotionalen Wert für uns.

Es tut weh eine Kiste zu packen, weil es sich anfühlt als ob wir jetzt echt mit dem Thema abschliessen und das obwohl wir niemals abschliessen werden. Das geht gar nicht. Wir werden immer mit Joep leben, niemals ohne. 

Auf der anderen Seite fühlt es sich so richtig an. All seine Sachen fein säuberlich zusammen geräumt. Die Hälfte steht jetzt nicht mehr auf dem Schrank. Jetzt kann jeder immer in die Kiste gucken. Joeps Bruder wird Joep kennenlernen durch diese Kiste. Wahrscheinlich wird er mit seinen Stofftieren spielen wollen. 

Jetzt fehlt nur noch das Fotoalbum... Dann haben wir alles getan was noch zu tun ist.
Ich will gerne dass das Fotoalbum zu Boefs Geburt fertig ist. Aber spätestens zu Joeps Geburtstag will ich dass das Fotobuch fertig ist!

18.07.2017

Umgang mit den Kollegen die mir nicht gut tun

Die letzten Wochen habe ich öfter mal über Kollegen geschrieben die mir Sachen an den Kopf geworfen haben die ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verzeihen kann. Nicht ohne eine Entschuldigung.

Es sind alles Kollegen mit denen ich sehr eng zusammen arbeite also kann ich ihnen nicht wirklich aus dem Weg gehen.

Die ersten Tage nachdem ich verletzt wurde war ich so wütend dass ich sie gar nicht angucken wollte. Jeder ihrer Fehler störte mich so sehr und meine Wut und Frustration standen mir und meiner Professionalität im Weg.

Ignorieren kann ich sie ja schlecht aber am liebsten wollte ich gar nicht mit ihnen reden.
Mittlerweile habe ich meinen Weg was das betrifft gefunden. Ich rede nur noch über die Arbeit mit ihnen, es gibt einfach keinen privaten Austausch mehr! Und das hilft. Jetzt brauche ich mich nur noch über ihre Arbeit ärgern und nicht mehr über ihre Verletzungen.

Übrigens scheint es mir kein Zufall zu sein dass alle 3 Kollegen über die ich in den letzten Wochen geschrieben habe Kollegen sind die ihre Arbeit nicht gut machen... (Ich bin wirklich nicht die einzige die so denkt) Irgendwie ist das extra frustrierend, ich ärgere mich über ihren persönlichen Charakter und über die Arbeit die sie liefern, wodurch ich Sachen doppelt und dreifach machen muss.

Aber meine Frustration über schlechte Arbeit von Kollegen finde ich dann wieder sehr gesund. Sowas ärgerte mich früher auch und war mir lange Zeit relativ egal. Arbeit war mir sowieso sehr egal. Dass sich das langsam ändert ist gut, wieder ein kleiner Schritt in Richtung Glück!

Die Arbeit gibt mir keine Energie, sie macht mir keine Freude und das ist schade. Aber wirklich Freude hat sie mir denk ich nie gemacht, meine Energie bekam ich immer aus der Zusammenarbeit mit meinen Kollegen. Das würde ich mir auch jetzt wünschen aber das ist momentan leider nicht möglich. Wenn ich nächstes Jahr wieder arbeiten gehe wird das sicher anders werden. Dann werde ich mir etwas suchen das mir Freude bringt, was das sein wird weiss ich noch nicht aber ich bin überzeugt dass mein Manager mir dabei helfen wird etwas zu finden das mir gut tut anstatt etwas zu machen das nur okay ist.

NACHTRAG: Anfang August habe ich mit dem besagten Kollegen noch einmal unter 4 Augen gesprochen, einfach weil es zwischen uns nicht wirklich gut lief und die frustrationen von beiden Seiten natürlich nicht weniger wurden. Er hatte keine Ahnung warum ich Abstand nahm und warum mich sein Verhalten und seine Inkompetenz (die er natürlich nicht sieht...) so stören. Naja, jedenfalls habe ich ihm da dann auch erklärt war er gesagt hat, wie sehr es mich verletzt hat und dass ich deswegen so wenig wie möglich mit ihm rede. Das Gespräch war okay, er geht jetzt definitiv besser mit mir um und er nimmt mich viel ernster, das ist gut. Allerdings habe ich ihm auch erklärt dass ich nur Interesse habe in ein gutes Verhältniss auf der Arbeit und nicht in meiner freien Zeit, incl der Pausen. Das klappt wirklich gut und er hat Verständniss oder zumindest akzeptiert er es. 

15.07.2017

Und wie geht es euch? Gut?

Heute war es wieder so weit. Es war nicht das erste Mal diese Woche. Man fragt uns wie es uns geht und anstatt auf unsere Antwort zu warten wird sie im gleichen Atemzug auch schon beantwortet. Gut!

Muss doch. Joep wäre heute schon 17 Monate alt, in 11 Wochen bekommen wir einen kleinen Bruder. Es muss uns doch gut gehen.

Alles dreht sich nur um Joeps Bruder und das obwohl sich diese Woche in unseren Köpfen alles nur um Joep dreht. Wir haben beide eine wirklich schwere Woche. Haben beide mehr geweint als die letzten Wochen zusammen. Unsere Achterbahn ist wieder ganz unten angekommen, ganz ohne Grund. Irgendwie scheint alles einfach schwerer zu sein, die Menschen in unserer Umgebung unmöglicher zu sein denn je.

Und es stört mich dass man alle Antworten für uns beantwortet anstatt sich unsere Antworten an zu hören. Wenn ich sage dass es mir schlecht geht sagt man: logisch, diese Schwangerschaft muss schrecklich schwer für dich sein. Aber Joeps Bruder hat nichts damit zu tun, ich habe keine Ängste, momentan nicht. Mir geht es schlecht weil ich Joep vermisse und scheinbar ist das schwer zu verstehen. Vielleicht langweilt es Menschen ja auch... Ständig die gleiche Leier...

Aber Joep bleibt einfach mein Lieblingsthema, über nichts rede ich lieber und wenn ich dann das Gefühl habe dass ich nicht über ihn reden kann weil die Menschen einfach nur hören wollen dass es mir gut geht dann finde ich das schwer... Dann bin ich einfach froh wenn ich wieder meine Ruhe habe, ich wieder Zuhause bin. Hier kann ich zumindest immer über Joep reden. Er ist auch Renes liebstes Thema.

Auch immer wieder schön wenn Leute mich erschrocken angucken und fragen warum es uns denn schlecht geht, ja sogar schlechter als normal... Was soll ich denn sagen? Weil Joep tot ist? Rene sagt das manchmal so knallhart weil es ihn stört... Ich erkläre immer freundlich dass es oft keine Grund gibt, dass die Trauer ein auf und ab ist und dass es sehr wohl einen steigenden Trend gibt aber wir uns halt gerade in einem Tief befinden... Wie oft ich das nicht schon erklärt habe, immer wieder. Dann wünschte ich mir ich könnte Leuten auch mal vor den Kopf stossen, so wie Rene. Aber irgendwie kann ich's nicht.

Ich hab mich von Rene's Facebook aus in einer Gruppe angemeldet für Sterne Eltern. Ich wollte Joeps Geschichte hinaus in die Welt schicken, ich dachte es tut mir vielleicht gut. Irgendwie ist das auch echt so aber auf der anderen Seite merke ich dass Facebook wirklich nicht zu mir passt. Dass es mir auch schadet. Mein Blog hat in den letzten Tagen so viele Klicks gehabt wie noch nie in so kurzer Zeit. Das ist wirklich wunderbar und macht mich stolz. Leute lernen Joep kennen und das fühlt sich richtig an, ich habe von ein paar Mamas die Nachricht bekommen dass ihnen der Blog sehr gut gefällt und das macht mich extra stolz. Wenn der Blog jemandem hilft dann hat es sich gelohnt! Aber ich merke auch dass ich in meiner Trauer versinke. Tausende Menschen und Geschichten auf einmal in einer Gruppe sind zu viel...

Diese Woche ist einfach alles zu viel.

Ich liebe dich mein wunderschöner Joep. Ganz viele Menschen auf Facebook haben gesagt dass du so ein Hübscher bist. Mama ist stolz!

Mein kleiner Prachtkerl! Voor altijd mijn prachtig ventje!

Mami liebt und vermisst dich. Schenk mir weiterhin deine Kraft damit es mir bald wieder etwas besser geht!

Ich schicke dir 1000 Küsse in den Himmel!

13.07.2017

Ein Cousin den sie nie kennen lernen konnten

Mittlerweile haben wir eine Menge Nichten und Neffen und keine(r) davon hat Joep im Krankenhaus kennen gelernt. Kleine Kinder waren auf der Station nicht erlaubt und so waren sie da, bei uns, bei ihm, aber halt auch nicht.
Meine Schwestern haben beide kleine Kinder, meine Neffen sind 3,5 Jahre alt, waren gerade 2 als Joep starb. Meine Nichte und Neffe waren gerade 3 Monate alt. Meine Schwägerin war gerade schwanger, die Töchter meiner anderen Schwägerin waren schon Teenager. Alle waren sie auf der Beerdigung, keiner von ihnen hat Joep im Krankenhaus kennengelernt.
Meine älteren Nichten haben den Abschied natürlich ganz bewusst mitbekommen, sie haben sich während der Schwangerschaft so auf Joep gefreut, ihm Geschenke gekauft, ihn in meinem Bauch strampeln gefühlt. Sie waren so glücklich, endlich ein Cousin, endlich ein Baby in der Familie! Als wir das letzte Mal heim fuhren nach dem Geburtstag meiner Nichte sagte sie zu mir: Bestell Joep liebe Grüsse wenn du das nächste Mal bei ihm bist. Solche kleinen Kommentare tun mir gut, es ist so lieb dass sie an Joep denken und er auch für sie dazu gehört. Dass er nicht nur erwähnt wird wenn wir über ihn reden.
Aber die Kinder meiner Schwestern waren viel zu klein um sich erinnern zu können. Wie erklärt man so kleinen Kindern dass ihr Cousin tot ist? Eine Frage die mich oft beschäftigt jetzt wo wir wieder ein Kind erwarten. Wie wird Joeps Bruder damit umgehen dass er einen Bruder hat? Was werden wir ihm sagen?
Irgendwie machen meine Schwestern das so gut. Als ich im Januar bei den beiden Jungs war hatten sie Rene schon knapp ein Jahr nicht mehr gesehen, ich dachte sie wüssten sicher nicht mehr wer er ist, Rene war auch dieses mal nicht dabei. Sie waren total begeistert von ihrem Geburtstagsgeschenk und als wir meinten dass es auch vom Onkel ist sagten sie sofort: Onkel Marcel? Nein, von Rene. Es wunderte mich nicht, Onkel Marcel sehen sie so regelmässig. Ich fragte: Wisst ihr wer Rene ist? Und beide sagten voller überzeugung: JA! Papa Rene!
Ich war so gerührt. Am Esstisch hängt ein grosses Foto von uns Dreien aus dem Krankenhaus. Die beiden wiesen zu dem Foto und sagten Papa Rene. Sie wussten noch wer wir sind und sie wussten auch ganz genau wer Joep ist. Es war so etwas Natürliches und es machte mich so froh. Papa Rene... Das ist etwas was ich nie höre aber es ist so wahr, es tat mir so gut!
Auch die Beiden meiner anderen Schwester wissen mir ihren mittlerweile 1,5 Jahren ganz genau wer Joep ist. Meine Schwester schickt mir manchmal Fotos oder Videos von A. auf denen sie die Karten mit Joeps Fotos drauf festhält. Eine Karte von der Beerdigung und die andere Karte in der wir erzählt haben dass Joep einen kleinen Bruder bekommt. Dann schaut sie sich die Fotos an und guckt Joep so lieb an. Wenn meine Schwester sie fragt wer das auf den Fotos ist sagt sie Joep. Manchmal bekomme ich Sprachnachrichten von den beiden in denen sie Sachen wie Joep und Himmel sagen. Als sie noch nicht sprechen konnten bekam ich Videos in denen sie vor seinem Foto standen und auf die Frage wer Joep ist genau auf Joep zeigten.
Diese Woche wachte meine Nichte aus dem Mittagsschlaf auf und sagte im Halbschlaf immer Joep und Himmel und winkte in den Himmel.
Es ist so schön zu sehen wie Joeps Cousinen und Cousins mit ihm umgehen, dass sie wissen wer er ist und er nicht vergessen wird, nicht mal von denen die ihn eigentlich gar nicht kannten.
Jedesmal liebe ich die Kids noch mehr wenn ich so etwas sehe oder höre! Und es macht mir Mut, wenn meine Schwestern das können, dann können wir das auch. Dann wird Joeps Bruder genauso selbstverständlich mit Joep umgehen wie sie.

12.07.2017

Meiner Meinung nach hast du keine Kinder - bitte was?!

Letzte Woche Freitag hielt ein Kollege es wohl für notwendig mich auf zu klären dass ich ja wohl keine Kinder habe.

Ich muss wohl nicht erklären wie ich mich fühlte und wie weh es tat. Joep gehört für mich immer dazu, wenn mich jemand fragt ob ich mein erstes Kind bekomme würde ich nie auf die Idee kommen ja zu sagen. Joeps Bruder ist mein Zweiter und wird immer mein Zweiter bleiben. Schlimm genug dass er nicht mit seinem Bruder aufwachsen kann, nicht mit ihm spielen kann. Aber er wird niemals das Gefühl haben unser einziges Kind zu sein, so sehen wir es nicht und so werden wir ihn nicht erziehen.

Aber um zu erzählen wie mein Kollege auf die unfassbare Idee kam mir das an den Kopf zu werfen muss ich etwas aus holen. Wir arbeiten für eine grosse Versicherung und modernisieren momentan ein uraltes Programm mit dem Versicherungen geändert werden können. Dabei geht es pur um die Ausstrahlung und nicht um neue Funktionen weil dieses alte Programm kaum noch genutzt wird und wahrscheinlich in einem halben Jahr gar nicht mehr. Wir sollen die Funktionalität 1 zu 1 übernehmen und es so schnell wie möglich fertig bekommen weil jeder Cent der investiert wird quasi einer zuviel ist. Er modelliert das Programm und ich teste es. Manche Sachen die zu schlecht sind verbessern wir wenn es wenig Aufwand ist. Und auch dieses Mal hatte er sich überlegt etwas zu verbessern. Allerdings war jede Verbesserung die er sich überlegte eine Verschlechterung und mir fiel auch keine gute Lösung ein. Deswegen sagte ich ihm dass er einfach das alte übernehmen soll, all die Stunden Diskussion mit ihm und allen die er dazu holte waren es einfach nicht wert.

Sein Problem war aber dass er mir dieses Mal aus Prinzip kein Recht geben wollte, er hatte sich etwas überlegt und versuchte es durch zu boxen und scheinbar waren ihm alle Mittel Recht. Es ging um eine Reiseversicherung, wenn ein Kunde seine alte Versicherung ändern will kann er Kinder zufügen oder entfernen und genau hier hatte er eine brilliante Idee die ich einfach nur als Verschlechterung emfand. Um seinen Standpunkt zu unterbauen diskutierte er also wieder obwohl ich schon seit Tagen sagte dass es meiner Meinung nach keinen Sinn mehr hatte und er einfach tun solle was gefragt wurde. Naja sein Argument war also: Stell dir vor eine Familie hat 3 Kinder und eins stirbt (ja, gutes Beispiel...), dann hat die Familie nur noch 2 Kinder und muss ein Kind von der Versicherung entfernen. Unabhängig davon dass sein Argument nicht stimmte und er damit nichts erreichte war ich geschockt. Ich sagte: Die Familie hat noch immer 3 Kinder, auf ihrer Versicherung stehen dann auch noch immer 3 Kinder. Seine Reaktion: Nein, die Familie hat nur noch 2 Kinder. Ich fragte: Und ich dann? Habe ich dann keine Kinder? - Ja, du hast meiner Meinung nach keine Kinder.

BAM!!!

Ich sagte dass ich sehr wohl ein Kind habe und mein zweites Kind erwarte. Nein so sieht er das nicht und ausserdem mache ich gerade etwas ganz persönliches hieraus. Darum geht es ja gar nicht. Ich war wirklich fassungslos. Ich versuchte Joep zu verteidigen, ich hatte Tränen in den Augen, ich verteidigte alle toten Kinder die dazu gehören! Und jetzt war ich die jenige die es zu persönlich auffasst? Obwohl er doch mit diesem Beispiel kam? Obwohl er doch weiss dass Joep tot ist. Ich sagte also dass es der jenige ist der es mit seinem Beispiel persönlich machte und dass ich nicht mehr weiter darüber diskutieren würde, dass ich emotional werde und es mich verletzt. Er sagte sorry aber es kam nicht an, er verstand nicht warum ich aufgebracht war. Er verstand nichts... Hiernach beschwerte er sich dann noch hinter meinem Rücken über mich und das war der Moment in dem mir klar war dass ich hierüber nicht mehr mit ihm diskutieren würde.

Fazit: Ich erklärte die ganze Situation an jmd der über uns steht und er solle doch bitte entscheiden weil wir einfach nicht auf einen Nenner kommen. Er hörte sich alles an, es wurde wieder viel zu viel diskutiert aber letztendlich wird jetzt gemacht was ich schon seit Tagen sagte.

Und mein persönliches Fazit? Ich rede privat gar nicht mehr mit ihm, jemand der so unsensibel ist, mir so weh tut... Ich rede nur noch das Nötigste mit ihm. Mir ins Gesicht sagen dass er die Diskussionen toll findet (die mich schon lange störten weil wir uns im Kreis drehten), mir ins Gesicht sagen dass ich seiner Meinung nach keine Kinder habe und dann hinter meinem Rücken schlecht über mich reden wenn ich kurz nicht da bin und jeder es mitbekommt... Solche Menschen will ich nicht in meinem Leben, solche Menschen brauche ich auch nicht in meinem Leben.

Allerdings sorgen solche Situationen dafür dass ich nicht warten kann dass die Zeit vergeht und ich nicht mehr arbeiten muss und das ist schade, sehr schade. Es fing gerade wieder an Spass zu machen. Den Tag habe ich was Arbeit betrifft wirklich wenig geschafft weil es mir so schlecht ging. Ich erzählte es abends Rene und Rene war so sauer und meinte: Bin ich froh dass ich deine Kollegen nicht habe...

11.07.2017

Sie sehen was wie sehen wollen

Die neuen Menschen in meiner Umgebung aber auch die Menschen dir mir nicht besonders nahe stehen sehen in mir eine ganz normale glückliche schwangere Frau.

Dann frage ich mich oft ob ich wirklich Glück ausstrahlen kann obwohl die Traurigkeit mich doch viel besser beschreibt. Ich fühle mich nicht glücklich, ich bin noch lange nicht wo ich einmal war und ich habe Frieden damit dass ich vielleicht nie wieder so glücklich werde. Mit 90% wäre ich mehr als zufrieden und noch immer überdurchschnittlich glücklich.

Aber mir fällt auf dass Leute sehen was sie sehen wollen.  Man fragt mich nicht wie es mir wirklich geht, ich bekomme maximal ein Kompliment dass sie so viel Respekt vor mir haben wie ich das alles schaffe. Sie fragen nach der neuen Schwangerschaft aber wollen nicht über meinen Verlust reden. Ich kann nicht sagen dass ich es schrecklich finde, dass es mich stört... Aber ich wundere mich wie blind die Menschen sind, wie blind sie sein wollen und dass es jetzt an mir ist damit um zu gehen.

Letzte Woche hatte ich zum Beispiel zwei solche Erlebnisse. Das erste Mal war es mein Betriebsarzt. Ich arbeite wieder Vollzeit, es handelte sich einfach um ein abschließendes Gespräch. Er war echt total begeistert wie gut es mir doch geht und wie viel besser ich jetzt doch aussehe. Ich sei eine strahlende Schwangere die wieder total im Leben steht. Er war so positiv dass ich ihn wirklich bremsen musste. Solche Worte erschrecken mich. Als ich ihn verbesserte sagte er er beschreibt einfach was er sieht, was ich jetzt ausstrahle, vergleicht es mit unseren ersten Gesprächen. Dass es in mir drin vielleicht ganz anders aussieht sei die eine Sache, aber das ist wie ich jetzt wieder auf die Welt wirke. Mich überraschten seine Worte, seine Beschreibung. Wie kann ich denn ausstrahlen dass ich glücklich bin und dabei strahlen? Wenn ich ein Foto von mir sehe sehe ich vor allem Traurigkeit in meinem Gesicht.

Ein paar Tage später hatte ich ein Gespräch mit einem türkischen Kollegen, erst ging es nur um die Arbeit. Es ging darum dass die Versicherung für die wir arbeiten beim Partner nicht nach dem Geschlecht fragt und ich sagte scherzhaft: "ja total modern von uns, jeder darf lieben wen er lieben will. Genau wie in Deutschland, da dürfen Homo's jetzt auch heiraten." Naja ich hatte bei meiner Bemerkung wohl nicht daran gedacht wie mein türkischer Kollege darüber denkt. Fazit: Er hat nichts gegen Homosexualität aber es ist wohl eine Krankheit. Und was soll denn bitte als Nächstes kommen? Das man Tiere heiraten darf? Sowas kann ich echt nicht unkommentiert lassen und natürlich gab ich meine Meinung zum besten. Aber der Herr hatte seine Meinung und wich auch nicht davon ab. Er ist davon überzeugt dass Homosexuelle niemals glücklich sein können. Ich sagte dass ich der Meinung bin dass die meisten viel glücklicher sind als ich und dass ihr einziges Problem solche Einstellungen aus der Gesellschaft sind. Oh man, wie ich nur sagen könnte ich sei nicht glücklich, ich hätte doch alles im Leben war seine Reaktion. Einen tollen Mann, eine eigene Wohnung,  einen Job, ich war gerade noch im Urlaub. Natürlich bin ich glücklich! Ich muss glücklich sein, er wusste es besser als ich. Er ist wohl sowas wie ein Glücksbarometer. Also erklärte ich ihm dass ich vielleicht im Urlaub war aber dass uns das nicht glücklich macht, dass immer jemand fehlt. Dass ich fast jeden Tag um Joep weine. Dass ich wirklich niemals von mir selbst sagen würde dass ich im Moment glücklich bin. Ich weiß dass ich auch viel Glück im Leben habe und ich bin dankbar, wirklich. Aber ich habe halt noch viel mehr Traurigkeit in mir und meinem Leben. Er war der Meinung dass jeder Mensch auch traurig ist und dass es nicht bedeutet dass man nicht glücklich sein kann. Ja er ist auch oft traurig, zum Beispiel weil seine Schwester jetzt ein Kind hat und noch eins bekommt und er sie nicht mehr so oft sehen kann, nicht mehr mit ihr alleine sein kann. Ich sagte ihm dass man das wirklich nicht vergleichen kann, ich war fassungslos dass er dachte dass das ein guter Vergleich sei. Ich sagte dass uns das Schlimmste passiert ist was einem Menschen passieren kann, sein Kind zu verlieren ist so schlimm, man kann es sich nicht vorstellen wenn man es nicht selbst erlebt hat. Daraufhin meinte er dass er mich wirklich versteht, dass er sich so gut vorstellen kann wie es mir geht... Seine Mama hat wohl auch mal gesagt dass es das ALLER schlimmste ist wenn man sein Kind verliert. Seine Mama, die nie ein Kind verloren hat, aber letztendlich war das das Argument dass ihn wohl überzeugte dass ich vielleicht weniger glücklich bin als er dachte... Mir ist es egal was er von mir denkt, aber es erschreckt mich einfach dass man so über mich denkt. Ich kann einfach nicht verstehen wie Menschen so naiv und dumm sein können. Ich denke von mir selbst immer dass ich gute Menschenkenntnis habe, ich verstehe dass ich mich besser in andere hineinversetzen kann als der Durchschnitt. Aber dass es Menschen mit so schlechter Menschenkenntnis gibt macht mich wirklich fassungslos. 

Ich versuchte ihm also zu erklären dass es nicht stimmt und merkte mal wieder dass Menschen halt lieber mein Lachen als meine Tränen sehen. Und das ist wohl normal, es ist der einfachere Weg. Sie erwarten dass es wieder gut ist und kann man es ihnen übel nehmen? Es geht mir ja auch viel besser. Man sieht mir meine Traurigkeit nicht mehr an, nicht wenn man mich vorher nicht kannte. Nicht wenn man nicht weiß dass ich pures Glück ausstrahlte und dass es das war was mich hübsch machte, was mich ausmachte.

07.07.2017

Unruhe

Irgendwie habe ich oft so ein unruhiges Gefühl von dem ich nicht weiss woher es kommt.

Unruhig ist vielleicht auch das falsche Wort für dieses Gefühl, ich weiss nicht genau was ist es, wo es her kommt und warum es da ist. 

Es ist wie eine Art regelmäßige Erinnerung daran dass halt nichts gut ist und es niemals wieder gut werden kann. 

Ich fühle mich nicht gehetzt oder so, es ist eine Art Schatten die über mir schwebt. Manchmal ist er da, manchmal nicht. 

Vielleicht ist es die Angst vor dem normalen Leben? Das normale Leben... Was ist das überhaupt? Manche Abende, so wie gestern sind so erschreckend normal. Dann sprechen wir über die Arbeit und erzählen uns diese kleinen unwichtigen Dinge die passiert sind. Der Kollege der Stunden beschäftigt ist obwohl ich das gleiche in 15 Minuten mache und meine Resultate sogar viel besser sind. Sowas normales im Abend anstatt Stunden über Joep zu reden. 

Aber in dem Moment realisierte ich mir auch dass ich das alles also einfach so erzähle. Als Anekdote. Normal wenn ich sowas im letzten Jahr erzählt habe wollte ich Renes Meinung und Hilfe, dieses Mal was es einfach nur weil es mich beschäftigt hat. Mich beschäftigt jetzt wieder sowas in meiner Freizeit und das obwohl Arbeit mir vor ein paar Monaten noch so am Arsch vorbei ging. Ich arbeitete, aber nur weil ich es musste, nicht weil ich es wollte oder es sich okay anfühlte. Das ist jetzt anders. Dafür habe ich aber dieses unruhige Gefühl von dem ich einfach nicht weiss was es ist, was es mir sagen will...

Menschen sehen mir meine Trauer nicht mehr an. Das ist gut und schlecht gleichzeitig. Auf der Arbeit fragt nie jmd aufrichtig wie es mir denn geht. Ich habe 2 Kollegen die schon eher in die Kategorie Freunde fallen denen ich ehrlich gesagt hab dass der Urlaub nicht so pralle war. Zum Rest sagte ich einfach dass Slowenien ein tolles Land ist und dass sie mal dahin müssten. Es ist die Wahrheit und die unpersönlichste Antwort die ich geben konnte.

Aber der Rest denkt ich bin eine glückliche strahlende Schwangere. Ja so hat mich der Betriebsarzt diese Woche noch beschrieben. Ich bin ein anderer Mensch, ich bin nicht mehr so verletztlich wie im letzten Jahr. Verletztlicher als vor Joep aber ich falle in der Menge nicht mehr auf.  Niemand sieht mir an dass ich schon ein Kind habe. Ich spreche weiterhin viel über Joep aber irgendwie reagiert die Welt anders. Er wäre jetzt schon fast 17 Monate alt und die Welt hat sich weiter gedreht. 

Ich bin froh dass ich mich im ersten Jahr so intensiv mit meinen Gefühlen auseinander gesetzt habe, ich sie gelebt habe. Wenn mich das alles in ein paar Jahren einholen würde dann wäre die Welt um mich rum weniger verständnissvoll.

Was ich jetzt mit dem Gefühl machen werde? Nichts, es ist da und es ist okay. Alle Gefühle sind immer okay und das sage ich aus tiefster Überzeugung. Ich habe keine Unruhe wegen der Schwangerschaft, es kommt durch Joep, meine Trauer, mein Leben. Und darum ist es so okay. 

Joep hat mir im letzten Jahr so viele Gefühle gegeben die ich oft nicht verstanden habe aber mit der Zeit lernte ich damit zu leben, sie an zu nehmen und zu akzeptieren. Man kann wohl sagen dass er mir was das betrifft sehr viel beigebracht hat. Vor seinem Tod verstand ich immer all meine Gefühle, ich wusste was ich fühlte und warum, ich wusste wie ich mich in bestimmten Situationen fühlen würde. Das alles hat sich verändert. Meine Gefühle überraschen mich jetzt oft. Situationen die mir Angst machen sind oft viel einfacher als gedacht und Situationen die so unbedeutend sind können plötzlich alle Wunden aufreißen. 

05.07.2017

3D Ultraschall

Schon bevor ich schwanger war wusste ich dass ich alles was ich in Joeps Schwangerschaft gemacht habe ich auch in der nächsten Schwangerschaft machen will.

Dieses Kind verdient den gleichen Luxus und die gleiche Liebe. Ich kann schon kaum etwas für ihn kaufen aber einen 3D Ultraschall konnten wir wieder machen. So ein Ultraschall kann am besten mit 26 Wochen gemacht werden. Natürlich waren wir genau dann in Urlaub aber das war kein Problem. Ich machte einach einen Termin für die Woche nach unserem Urlaub. 27 Wochen sind auch super :)

Ich erinnere mich noch gut an Joeps 3D Ultraschall. Es war im November, Rene's Geburtstagsgeschenk! Joep hatte die ganze Zeit über sein Gesicht in die Plazenta gedrückt wodurch wir sein Gesicht nie richtig sehen konnten. Wir waren enttäuscht aber durften es eine Woche später nochmal probieren. Ein Geschenk von Joep. Plötzlich war seine Nase in der Plazenta nicht mehr schlimm, wir würden ihn ja in einer Woche wieder sehen. Und in der nächsten Woche bestätigte sich dann was wir schon vorher erahnen konnten. Joep sah aus wie Papa. Wir waren so stolz auf unseren kleinen Hübschen und kurz nach der Geburt sah er seinen 3D Bildern wirklich mega ähnlich. Ganz der Papa mit ein bisschen mehr Mama als erwartet.

Gestern Abend hatten wir also den 3D Ultraschall von Joeps Bruder und es dauerte nur ein paar Sekunden bis sie sagte dass der kleine wirklich ganz der Papa ist. Ja, das hatten wir auch gesehen. Auch Joeps Bruder kommt ganz nach Papa. Er ähnelt Joep wirklich sehr aber man sieht auch deutlich dass es ein anderes Kind ist, im Gegensatz zum 2D Ultraschall. Die beiden haben die gleiche Nase und ihr Profil im Ultraschall ist wirklich identischen.

Jetzt sahen wir dass Boefs Nase etwas kleiner ist. Seine Lippen und Joeps Lippen scheinen identisch zu sein. Sie haben beide die dicken Lippen von Papa aber die Lippenform von Mama. 

Es war schön die Unterschiede und Gemeinsamkeiten meiner Männer zu bewundern. Von mir gab es nur die kleinen Ohren und die Form der Lippen. Joeps Bruder war wirklich so ein hübscher Kerl, etwas feiner und weicher als sein Bruder. Ich liebte das 'grobe' in Joeps Gesicht und jetzt liebe ich das 'feine' in Boefs Gesicht.

Der 3D Ultraschall hat mir überraschenderweise psychisch wirklich geholfen. Ich weiss jetzt ungefähr wie Joeps Bruder aussieht und auf einmal ist alles so viel echter. Wir bekommen wieder ein Baby und zum ersten Mal tagträume ich wie es wohl sein wird. Jetzt sehe ich vor mir wie ich ihn festhalte und  ich sehe dabei sein kleines Gesicht.

Joeps Bruder war übrigens ein ganz entspanntes Kerlchen das sich nicht ärgern liess. Er wollte seine Hände und Füße gern vorm Gesicht halten und all das rütteln am Bauch hat ihn gar nicht gestört. Er war super aktiv und einfach unfassbar perfekt. Nach einer Weile wurde er müde und er drehte sich, zack mit der Nase in die Plazenta. Wahrscheinlich ist die Plazenta einfach ein tolles weiches Kissen :)
Joeps Bruder sabbert fröhlich auf seiner Hand und seinem Fuss :)

Zum 2. Mal haben wir das hübscheste Baby auf der Welt gemacht... Es ist wirklich ein Wunder. Wie schaffen Eltern es nur immer die hübschesten Babys zu machen :)

Es war sogar so hübsch dass sie gefragt haben ob sie sein Foto auf Facebook benutzen dürfen. Ich dachte sie stellen generell Fotos vom 3D Ultraschall online aber als wir uns Zuhause die FB Seite angeschaut haben sahen wir dass es da kaum 3D Ultraschall Fotos gibt. Bald stehen da also Fotos von unserem kleinen hübschen Model und macht er Werbung für sie. Ich kann nicht sagen dass ich nicht stolz bin! Es wird wohl das einzige Foto von Joeps Bruder auf Facebook bleiben und es wird ohne Namen sein, aber wir werden wissen dass er es ist!

03.07.2017

Urlaub - Abstand tut weh

Ich  besuche Joeps Grab normalerweise ein bis zwei mal die Woche. Die Tatsache dass der Friedhof so nah ist, Joep immer so nah ist tut uns gut. Es dauert nur wenige Minuten und dann stehen wir vor seinem Grab. Wenn ich im Bett liege weiß es dass er nur ein paar hundert Meter Luftlinie von mir weg ist. Joep ist immer bei uns, aber auch sein kleiner Körper ist immer ganz nah. 

Seit Joep gestorben ist hatten Rene und ich eigentlich keinen Urlaub, waren nie länger als eine Woche nicht zuhause. Weihnachten waren wir auf Teneriffa aber auch das war nur eine Woche. Es war eine Flucht und kein Urlaub. Wir waren/sind erschöpft und oft am Ende unserer Kräfte. Es erschien mir so logisch dass das durch die Arbeit kommt, wir brauchten einfach mal Urlaub um unsere Batterien wieder auf zu laden. Richtig? Teilweise ja, teilweise aber auch falsch.

Wir sind mit dem Auto nach Slowenien gefahren, zum ersten Mal waren wir in Slowenien, zum zweiten mal fuhren wir mit dem Auto in Urlaub. Als ich gerade von Joep schwanger war waren wir in Südfrankreich und in der Schweiz. Diesmal also Slowenien. Weil es 14 Stunden Autofahrt sind ohne Pausen und ohne Stau haben wir unterwegs jeweils eine Nacht in München geschlafen.

Die Fahrten liefen wirklich gut, kurz vor den Sommerferien kamen wir relativ gut durch und hatten wenig Stau. Als wir die Grenze zu Slowenien überquerten brach es über mich hinein. Alles lief bis hier so gut aber auf einmal lagen so viele KM zwischen uns und Joep, vier Grenzen lagen zwischen uns und gefühlt waren das zu viele Grenzen, zu viel Abstand. Ich war so traurig, am liebsten hätte ich mich auf der Stelle wieder umgedreht und wäre nach Hause gefahren. Aber wir waren fast da, wir wussten wir würden uns schon dran gewöhnen, dass der Urlaub okay werden würde. Ich sah anfangs die Schöhnheit des Landes und der Stadt gar nicht, wir liefen am ersten Abend durch Izola auf der Suche nach einem Restaurant und ich dachte nur: Wo um alles in der Welt bin ich hier gelandet? Ein paar Tage später erkannte ich den Charme und die Schönheit um mich rum. Früher liebte ich nicht touristische Urlaube und neue Kulturen. Diesmal war das anders, wir hatten ein paar wirklich schöne Momente aber fühlten uns auch oft schlecht. 

Endlich hatten Rene und ich Zeit für uns, konnten wir uns den ganzen Tag nur mit uns, Joep und Joeps Bruder beschäftigen, das war wirklich toll. Mein Highlight des Urlaubs war wirklich alle die Zeit mir Rene. Ich erkannte wieder dass Rene im Leben der einzige ist den ich wirklich brauche, außer Joep vermisste ich im Urlaub niemanden. Die Hitze machte mir zu schaffen, mittlerweile hochschwanger und immer 30-35 Grad waren körperlich schwer. Wir ruhten uns viel aus und machten weniger Ausfüge als wir normalerweise gemacht hätten. Aber auch das war okay, wir hatten vorher bewusst keine Ausflüge geplant weil wir nicht wussten wie es uns gehen würde.

Die erste Woche unseres Urlaubs war wirklich okay bis gut. Rene als echter Fischliebhaber war was das Essen betrifft zumindest genau am richtig Ort. Die Lage unserer Wohnung war wirklich perfekt, die Wohnung wirklich super für eine Ferienwohnung. Aber die letzten Tage waren dann einfach zu viel. Es fing mit unserem Hochzeitstag an. Wir hatten ihn beide komplett vergessen aber morgens gratulierte mir meine Schwester zum 3. Hochzeitstag. BAM, das schlug ein wie eine Bombe. Wie konnten wir denn bitte unseren Hochzeitstag vergessen? Die Antwort war uns beiden sofort klar: Weil in unseren Köpfen nur Joep wichtig ist, weil wir nur an Joep denken und an sonst nichts... Rene fiel es schwerer als mir. Unser Hochzeitstag ohne Joep war zu viel... Wir hatten einen Ausflug geplant und fuhren etwas verspätet doch noch. Der Ausflug war prima aber unsere Stimmung war den ganzen Tag nicht gut. Letztendlich waren wir froh als wir wieder in der Wohnung waren, weg von all den Menschen die ihren Urlaub genossen.

Die Tage hiernach wurden nicht mehr wirklich besser. Das Bedürfnis Joeps Grab zu besuchen war da und ging nicht mehr weg. Zum ersten konnten wir nicht zu ihm obwohl wir es so gerne wollten und so sehr brauchten. Ein paar mal meinten wir dass wir am liebsten JETZT sofort nach Hause fahren würden aber wir taten es nicht. Aufgeben war keine Option, es wäre zu schade gewesen, er hätte sich angefühlt wie versagen. Dazu kam dass die letzten Tage regnerisch waren, das Wetter passte gut zu unserer Stimmung.

Wir liefen oft durch Slowenien auf der Suche nach einer Kleinigkeit für Joeps Grab, Rene hatte die Idee dass wir ihm etwas kaufen könnten und es schien mir eine schönte neue Tradition. Aus jedem Urlaub ein keine Geschenk für Joep mitnehmen. Wir kauften einen von Hand bemalten Stein. Wir hatten ein Foto von uns mit Joep dabei, außerdem seine Hand und Fußabdrücke, das Kissen mit seinem Foto und seine kleine Decke. Das alles stand auf dem Nachttisch und das Kissen lag im Bett. So war Joep immer bei uns. 

Das Fazit des Urlaubs: Ja Urlaub kann uns gut tun, nach ein paar Tagen waren wir wirklich entspannter, ging es uns besser als vorher. Renes Rücken tat kaum noch weh, ich schlief tiefer und war ausgeruhter. Aber zwei Wochen war einfach noch zu viel für uns. Wären wir 1,5 Wochen in Urlaub gefahren würde ich jetzt etwas ganz anderes schreiben, ein vollkommen positiver Urlaubsbericht.

Auch der Weg nach Hause lief wieder gut. Zwischen Slowenien und München standen wir zwar viel im Stau aber von München bis Den Haag lief es richtig gut. Wir fuhren um halb sieben in München los und frühstückten irgendwo auf einem Rasthof. Als ich mir dort die Hände wusch lief vor mir im Spiegel eine Reklame, ein kleines Mädchen fragte: "Papa, kannst du mich vom Flugzeug aus sehen wenn ich im Himmel bin?" BAM, wieder schlug es ein wie eine Bombe. Die Toilette war überfüllt aber ich starrte auf die Reklame, Tränen in den Augen... Kinder sterben, hallo Wirklichkeit, hallo meine Welt, ich weiß dass du immer da bist aber manchmal kannst du dich so brutal aufdrängen. Rene merkte mir sofort an dass etwas passiert war und er fragte was los sei. Auch ihn traf die Reklame mitten in Herz und es tat so weh, es riss so viele Wunden auf aber wir mussten weiter fahren, wir wollten weiter, wir wollten nach Hause.

Als wir Samstags um 16 Uhr endlich in Den Haag ankamen ging es uns sofort besser. Noch nie hat Rene sofort angefangen die Koffer aus zu packen aber diesmal war er viel schneller als ich. Am liebsten wollten wir alles was darauf hindeutet dass wir in Urlaub waren aus der Sicht haben, Zuhause zu sein, nah bei Joep zu sein, das fühlt sich so richtig an! Hier gehören wir hin! Fernweh haben wir wohl erstmal nicht mehr, dafür haben wir jetzt Heimweh. 

Die nächsten Urlaube werden wir es nochmal versuchen, wir werden schon lernen was für Urlaube uns gut tun und welche nicht.

Die letzten schweren Tage des Urlaubes stecken uns noch in den Knochen, wir sind zuhause aber total erschöpft. Das ist schade aber okay. Morgen müssen wir wieder arbeiten, dann wird jeder fragen: Und? Hattet ihr einen schönen Urlaub? - Oh man, könnte ich diese Frage nur umgehen... Ich hab echt keine Lust ständig an den Urlaub zu denken und dann Leuten die doch nichts verstehen erklären zu müssen dass es nur okay war und das obwohl Slowenien doch ein wunderschönes Land ist...