Unser Baby ist tot. Er wurde nur 8 Tage alt. Alles was in seinem kurzen Leben passiert ist steht in seinem Tagebuch beschrieben. In diesem Blog beschreibe ich regelmäßig wie ich mit diesem enormen Verlust und der Trauer umgehe. Wir kämpfen um ein glückliches Leben, ein Leben ohne unseren wunderschönen Joep.
Über einen Eintrag im Gästebuch würde ich mich freuen!
30.12.2016
Fehlgeburt
27.12.2016
2016 - Joeps Jahr geht vorbei...
Ich habe so viel von Joep gelernt. Ich habe gelernt wie stark ich lieben kann, dass mein Kind wirklich das aller Schönste für mich ist. Ich habe Kräfte gehabt von denen ich nicht wusste dass ich sie habe. Ich habe um Joep gekämpft wie eine Löwin. Ich sass an seinem Bett und habe mich nicht geschont nach der Geburt. Ich brauchte keine Ruhe. Joep brauchte mich und ich war für ihn da. Ich habe in dieser Woche so viel gelernt. Ich habe meinen Sohn kennen gelernt, ich habe gelernt dass Liebe stärker ist als der Tod.
2016 fing für mich perfekt an. Hochschwanger drehte sich natürlich alles um Joep. Ich konnte mich nicht bewegen ohne ihn zu spüren. Aufstehen ging kaum noch. Ich habe gelernt dass eine Geburt das schönste ist was es auf der Welt gibt, dass all die Horrorgeschichten vor denen ich nie Angst hatte die extremen Ausnahme Situationen sind. Die schönen Geschichten sollten viel mehr erzählt werden.
Und dann starb Joep und zum ersten mal in meinem Leben habe ich erfahren was Trauer eigentlich bedeutet. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich erfahren wie es sich anfühlt richtig traurig zu sein. Wie es ist wenn man so traurig ist dass einem das Leben nicht mehr lebenswert erscheint. Ich weiß jetzt wie es sich anfühlt um zu leben nur des Lebens wegen und nicht weil man es möchte. Ich weiß wie sich ein Leben ohne Glück anfühlt. Ich habe lernen müssen Menschen die ich liebe vor den Kopf zu stoßen weil ich keine Nähe mehr ertragen konnte. Ich habe gelernt mich in der Vordergrund zu stellen und dafür zu sorgen dass Menschen mir nicht mehr die so kostbare Energie rauben.
Ich habe gelernt dass trauern so viel mehr ist als ich dachte. Ich habe gelernt, dass man jeden Tag an sein verstorbenes geliebtes Kind denkt. Jeden Tag Stunden lang. Ich habe gelernt dass das Leben nicht gut ist. Mein Leben ist momentan schlecht und ich habe gelernt damit um zu gehen. Erst stirbt mein Baby und dann werde ich nicht mehr schwanger. Es ist wie ein schlechter Film.
Dieses Jahr gab es keinen Tag an dem ich nicht an Joep gedacht habe. Er war immer in meinem Kopf, immer. Jeden Tag habe ich über und mit ihm geredet. Ich habe gelernt dass es jede Menge Raum in meinem Leben für Joep gibt. Ich habe gelernt dass Menschen die ich mochte auf einmal keinen Teil meines Lebens ausmachen weil sie mich nicht verstehen wollen und mir nur weh tun und dann auch noch denken sie seien im Recht. Ich habe gelernt dass ich Dinge fühle die nicht zu mir passen. Aber das ist okay, ich darf alles fühlen was ich fühle weil es normal ist und dazu gehört, es ist okay anderen ihr Glück nicht zu gönnen weil ich es doch selbst viel mehr verdiene. Weil ich doch selbst ein gesundes Baby verdiene und ich in meiner Schwangerschaft alles richtig gemacht habe. Wir haben doch eine Eigentumswohnung, finanzielle Sicherheit, wir hatten doch alles. Joep war geplant und nicht ungewollt und er starb. Andere werden ungewollt schwanger und kümmern sich nicht um ihre Kinder. schreien sie in der Öffentlichkeit an, sind in meinen Augen schlechte Eltern, aber ihre Kinder leben.
Es ist Joeps Jahr und das Jahr ist fast vorbei. Nur noch wenige Tage und 2016 ist Vergangenheit. Und irgendwie fühlt es sich an wie ein Abschied von Joep. Es ist sein Jahr und es ist fast vorbei. Natürlich ist meine Trauer dann nicht vorbei aber ich habe Angst was die Welt dann von mir erwartet. Wenn ich sage letztes Jahr ist mein Sohn gestorben... das hört sich so viel weniger schlimm an als vor ein paar Monaten ist mein Sohn gestorben. Wie lange wird mein Umfeld noch Verständnis haben? Und wie werde ich auf Unverständnis reagieren?
Ich habe Angst vor 2017. Sollte ich gute Vorsätze haben? Alles was ich will ist ein Baby aber das kann man nicht planen. Kinder sind ein Geschenk, großes Glück und ob ich dieses Glück wieder haben darf weiß ich nicht? Bedeutet ein positiver Schwangerschaftstest denn dass ich auch ein gesundes Kind mit nach Hause nehmen darf? Die Gefahr ist doch so groß dass er das nicht bedeutet. Viel grösser als die Chance dass Joep sterben würde als er doch so fit geboren wurde.
Ich habe Wünsche für 2017, keine Vorsätze. Ich wünsche mir dass es mir wieder etwas besser geht, dass Joep immer so nah bei mir ist wie in 2016. Ich wünsche dass meine Umgebung weiterhin Verständnis für mich hat. Ich wünsche mir dass wenn ich wieder schwanger werden darf ich auch ein gesunder Baby bekommen werde. Ich wünsche mir dass eine erneute Schwangerschaft tatsächlich wieder Glück in unser Leben bringt. Ich wünsche mir dass ich die Welt ein klein wenig besser machen kann indem ich anderen Menschen helfe. Ich wünsche mir dass ich meine Versprechen die ich Joep gegenüber gemacht habe halten kann. Es sind Wünsche aber ich traue mich nicht zu hoffen dass sie in Erfüllung gehen. Ich habe das Vertrauen ins Leben verloren. Ja vielleicht wünsche ich mir sogar dass ich dieses Vertrauen wieder finden kann. Vielleicht noch nicht in 2017 aber irgendwann... Und ich hoffe dass ich alles Gute was ich jetzt noch habe für immer behalten kann, ich wünsche mir dass 2017 nicht noch schlimmer wird als 2016. Denn auch das lese ich, dass das zweite Jahr noch schlimmer ist als das Erste.
2016 ist Joeps Jahr. Joep hat es zum schönsten und traurigsten Jahr meines Lebens gemacht. Ich habe so viele liebevolle Erinnerungen und wunderschöne Momente die ich nie vergessen werde. Und so viel traurige Momente die auch immer dazu gehören werden.
Egal welches Jahr wir schreiben, meine Liebe für Joep wird immer groß sein! Ich wünsche mir dass Joep nicht vergessen wird. Ich wünsche mir dass Menschen an Joeps Geburtstag denken und uns wissen lassen dass sie an ihn denken. Das tut uns so gut und ist so wichtig für uns. Ich wünsche mir dass Joep niemals vergessen wird und sein Name immer genannt wird, dass er nicht nur für uns immer dazu gehört.
Erste Weihnachten ohne Joep
23.12.2016
Wo auch immer wir sind, du gehörst zu uns!
14.12.2016
Weltweiter Candle Lighting Day
In Holland wird dieser Tag in den meisten Gemeinden in Gruppen 'gefeiert' und man kann sich aussuchen ob und wohin man gehen möchte. Viele Mamas mit denen ich rede gehen an diesem Tag zu so einem Treffen, manche zünden auch nur zuhause eine Kerze an und stellen sie um 19 Uhr ins Fenster und denken an unsere Engel.
Der Friedhof auf dem Joep liegt organisiert jedes Jahr so ein Treffen für Eltern von verstorbenen Kindern, dabei ist es nicht wichtig wie alt das Kind war, es geht um den Verlust seines Kindes. Ich sah schon vor Monaten einen Aushang hierfür und wusste sofort dass ich gehen wollte, auch Rene wollte gehen. Im November bekamen wir außerdem einen Brief mit einer Einladung.
Auf dem Weg zum Friedhof liefen wir am Oliebollenkraam vorbei und sie verschenkten gerade die Reste des Abends bevor sie schlossen, wir bekamen also beide noch was Leckeres für unterwegs. Wir bedankten uns bei den Leuten und auf dem Weg zum Friedhof natürlich auch bei Joep, es war ein Geschenk von Joep, da waren wir uns sicher. Noch nie zuvor haben wir dort etwas geschenkt bekommen und sie stehen direkt neben dem Friedhof. Letzte Jahr standen sie nicht da und schon als wir sie dieses Jahr zum ersten mal sahen sagten wir dass es ein Geschenk von Joep ist. Ich esse so gerne Oliebollen und jetzt konnte ich sie immer ganz in der Nähe kaufen. Wir haben ein paar mal Oliebollen gekauft auf dem Weg zu Joep.
Wir sind extra etwas eher zum Friedhof gegangen weil wir erst noch zu Joep wollten. Von meiner Schwester hat er zu Weihnachten ein neues Stofftier für sein Grab bekommen und auch wir haben ihm ein Neues mitgebracht. Also bekam er zwei neue Stofftiere und wir haben alle Kerzen angezündet die auf seinem Grab stehen. Auch der kleine Junge der neben ihm liegt hat eine Kerze von uns bekommen. In meiner Vorstellung sind die beiden Freunde und ich wollte dass an diesem besonderen Tag an dem es doch um Kerzen geht auch für ihn eine Kerze brannte.
Wir gingen zurück zur Aula in der auch die Trauerfeier für Joep stattgefunden hat, mittlerweile leuchteten überall Kerzen, der Weg zur Aula war mit Kerzen und Fackeln erleuchtet, es war wirklich sehr schön. Wir wurden schon zuvor am Eingang des Friedhofes mit Handschlag empfangen und gefragt für wen wir kamen. Auch jetzt wurden wir wieder am Eingang der Aula gefragt für wen wir kamen, für Joep. Sie machte einen Hacken hinter seinen Namen, wir durften wieder seinen Namen nennen, etwas was wir nur so selten machen können, fast nie bei Leuten die uns und Joep nicht kennen. Alle Eltern nennen die Namen ihrer Kinder so oft aber Joeps
Bevor wir in die Aula gingen kamen wir in einen Warteraum, es war nicht der Raum in dem wir vor der Beerdigung mit Joep waren sonder der Raum an der anderen Seite in dem am 27. Februar auch alle Gäste für Joep empfangen wurde. Wir liefen also in den Warteraum und bekamen sofort etwas zu trinken angeboten. Und dann standen wir da, zwischen all den Leuten die wir nicht kannten, alle Sitzplätze waren besetzt, die einzige Ecke in die man sich stellen konnte war auch schon voll, wir mussten uns also in die Mitte des Raumes an einen grossen Tisch stellen wodurch wir immer jemandem den Rücken zukehrten. Wir fühlten uns verloren und waren viel jünger als alle anderen in dem Raum. Ich fühlte mich fehl am Platz, ich wollte und sollte hier nicht sein und trotzdem war ich genau dort wo ich hin gehörte. Niemand redete miteinander, nur mit ihren Partnern. Mit und mit füllte sich der Raum, neben älteren Menschen waren jetzt auch Kinder dabei und ich bemerkte plötzlich wie sich Erleichterung in mir breit machte. Es waren keine Babys oder dicken Bäuche da, etwas was für mich noch immer so konfrontierend und schmerzhaft ist. Auf der einen Seite war ich froh dass keine Schwangeren da waren, auf der anderen Seite dachte ich darüber nach was ich denn nächstes Jahr mache. Dann hoffe ich wieder ein Baby zu haben oder zumindest auch wieder schwanger zu sein, ob das anderen dann auch so weh tut? Aber ich werde gehen weil es dazu gehört, ich werde immer für Joep gehen und seine Geschwister werden mitkommen, es ist doch auch ihr Bruder.
Ein Mann kam zu uns, ein Sprecher wie sich heraus stellte und wir erzählten ihm von Joep. Er begleitete schon seit 40 Jahren trauernde Eltern und er schien uns zu verstehen, auch wenn er unseren Schmerz nicht kannte.
Nach einiger Zeit durften wir in die Aula, die 2. und 3. Reihen waren schnell besetzt, wir wollten nicht hinten sitzen also setzten wir uns ganz vorne in die erste Reihe. Rene wollte den Bildschirm gut sehen konnten also sassen wir auf den Plätzen auf denen wir auch bei Joeps Beerdigung sassen, die letzten freien Plätze vorne links. Neben uns sassen keine Eltern sondern Sprecher, Mitarbeiter und eine Sängerin. Irgendwie war es weniger heftig als ich dachte um wieder in diesem Raum zu sein, ich hatte keine Flashbacks oder so etwas obwohl ich mir wohl darüber im Klaren war dass Joep auch hier war, dass wo jetzt hinter uns eine Familie mit kleinem Kind sass vor fast 10 Monaten meine Schwester mit ihren Kindern sass.
Der Dienst war wirklich schön, vor uns stand ein Tisch mit Fotos, auch Joeps Foto stand dazwischen. Manche Fotos standen in einem Bilderrahmen, niemand hatte uns gesagt dass wir sein Foto in einem Rahmen mitnehmen sollten und ich fand es sehr Schade dass Joeps Foto nicht eingerahmt war. Nächstes Jahr wird es das wohl sein, dann weiß ich es besser. Der Tisch war voller Fotos, die meisten ohne Rahmen. Die Aula war voll, wie viele Menschen genau da waren weiß ich nicht aber es waren mindestens 50.
Es wurde gesungen und geredet. Zwischendurch wurden die Namen unserer Kinder genannt und durften die Eltern eine Kerze anzünden und vor das jeweilige Foto stellen.
Zuerst wurde das Lied 'precious child' gesungen, die Frau die das Lied gesungen hat war vermutlich eine ausgebildete Opernsängerin, zumindest hat sie unfassbar schön und gut gesungen. Meine Tränen liefen in Strömen, auch Rene weinte. Der Text des Liedes, die Art wie sie es sang und ihre Stimme waren so schön und so traurig.
Es wurde eine Rede gehalten von dem Mann mit dem wir schon zuvor geredet haben, er sagte ein paar Dinge die ich erkannte und die Rene und ich auch so empfinden, aber auch ein paar Dinge die wir nicht so erlebt haben. Jeder trauert anders sagt man und seine Beispiele waren der Beweis hierfür. Er sagte er hat in den Jahren gelernt dass man Trauende nicht therapieren kann, sondern dass man nur viel von Ihnen lernen kann und dass er seit Jahren immer mehr und immer wieder lernt und er sah uns dabei an. Ich fragte mich ob wir denn etwas gesagt haben was neu für ihn war, ob er auch von uns gelernt hatte. Seinem Ausdruck nach war das so. Er sagte außerdem dass das Wort 'verarbeiten' nicht richtig ist und das ist etwas dass ich auch schon oft gesagt habe. Verarbeiten hört sich an als ob ich aktiv etwas tun kann und wenn ich meine Arbeit gut mache dann ist danach alles wieder gut. Aber es wird nie wieder gut, Joep wird immer fehlen also ist das Wort 'verarbeiten' für mich nie genug, es ist so viel mehr als das. Aber was er dann sagte machte es nochmal deutlicher: Abfall wird verarbeitet aber sein Kind verarbeitet man nicht. BAM, ja dachte ich, das stimmt. Auf NL sagt man dass man dem Verlust einen Platz geben muss. Etwas was mich auch immer störte, was für einen Platz? Türe zu und fertig? Das stimmt auch nicht, man kann seinem Kind keinen Platz geben, es ist immer da, überall, nicht auf einem Platz. Und auch das Wort Verlust stimmt nicht, etwas was man verliert kann man wieder finden, aber ich kann Joep nicht mehr finden, er kommt nie wieder. Er wusste worüber er redet.
Es wurden noch ein paar Gedichte vorgelesen und mehr Lieder gesungen. Dann durften wir eine Kerze für Joep anzünden als sein Name, sein Geburtsdatum und Todestag vorgelesen wurde. Rene zündete die Kerze an und ich stellte sie vor Joeps Foto. Beim letzten Lied das gesungen wurde brach die Wahrheit dann über mich hinein. Auf einmal war der Schmerz wieder so groß, Joeps Foto steht da weil er tot ist, alle Menschen und Kinder auf den Fotos sind Tod. Alle Menschen hier vermissen ihr Kind und ich vermisse Joep. Ich weinte und Rene nahm mich in den Arm. Das einzige Taschentuch dass ich bei mir hatte hatte Rene schon benutzt aber es störte mich auch nicht, ich weinte in Renes Armen, auf dem gleichen Platz an dem ich auch vor 9,5 Monaten in Renes Armen weinte, ich weinte um Joep.
Danach gingen wir alle nach draußen mit der Kerze die wir zuvor angezündet hatten. Wir sollten die Fotos stehen lassen weil wir noch zurück kommen sollten um noch zusammen einen Kaffee zu trinken. Wir liefen nach draußen und jetzt war ein Weg auf dem Friedhof mit Fackeln erleuchtet, wir liefen alle zu einem grossen Herz aus Kerzen dass bei den Kindergräbern aufgestellt wurde. Auch die Sängerin und der Mann der Klavier gespielt hatte waren da und sangen gemeinsam Alle standen wir zusammen um das Herz und setzten die Kerzen für unsere Kinder in das grosse Herz. Aber wir würden nicht in Den Haag wohnen wenn die Kerzen die wir hinstellten nicht innerhalb von einer Minute wieder ausgeblasen wären. Ich fand es nicht schlimm, ich stellte mir vor wie all die Kinder auf den Wolken darüber lachten.
Rene und ich gingen noch zu Joeps Grab, er hatte neue Stofftiere bekommen und die alten standen noch an der Bank. Ich wollte sie mit nach Hause nehmen und waschen. Wir verwahren sie, sie wurden Joep geschenkt auf der Beerdigung oder kurz danach. Als wir beim Grab waren brannte eine extra Kerze auf Joeps Grab und bei seinem kleinen Nachbarn brannten jetzt alle Kerzen. Alles war so hell und die Kerzen hier wurden nicht durch den Wind ausgeblasen. Ich freute mich so dass in dieser kurzen Zeit noch jemand da war, bei Joep war und ihm eine Kerze gegeben hat. Ich habe die Eltern seines kleinen Freundes nicht gesehen, sie waren nicht bei dem Treffen aber sie waren wohl am Grab. Ich freute mich so dass sie auch an Joep dachten und es gab mir ein warmes Gefühl dass sie sich sicher auch gefreut hatten dass ich eine Kerze angezündet habe für ihr Kind. Ich hockte vor Joeps Grab und weinte und weinte. Rene war auch am Ende seiner Kräfte und er wollte nur noch nach Hause also gingen wir nach Hause als ich wieder dazu in der Lage war. Wir holten nicht mehr Joeps Foto ab, wir konnten es nicht mehr. Wir gingen nach Hause und taten den Rest des Abends gar nichts mehr, wir hatten keine Kraft mehr, ich sass eine Stunde in meiner Winterjacke auf der Couch bevor ich die Kraft fand um ins Bett zu gehen.
Montag morgen fuhr ich weinend zur Arbeit. Ich sass 5 Stunden im Büro aber eigentlich tat ich nichts, ich konnte mich nicht konzentrieren. Nach der Arbeit fuhr ich zum Friedhof und holte Joeps Foto ab, ich hatte zuvor eine Email geschickt um Bescheid zu sagen dass ich es gerne abholen möchte. Ich habe noch mit der Dame geredet die auch am Abend zuvor da war und habe ihr noch Feedback gegeben was mir besonders gut gefiel und was mir nicht so gut gefiel. Sie war sehr froh und dankbar darüber und wollte es auf jeden Fall weiterleiten und nächstes Jahr mit in die Planung einbeziehen. Wenn also nächstes Jahr etwas noch besser ist als dieses Jahr, dann haben wir das Joep zu verdanken. Lieber kleiner Joep.
12.12.2016
Precious Child
08.12.2016
Traum
Heute Nacht habe ich wieder über Joep geträumt. Ich erinnere mich nur noch an Bruchstücke aber es war kein schlimmer Traum, es war kein Albtraum. Ich war wohl traurig als ich wach wurde, all die Liebe die ich in meinem Traum empfand war noch immer da und erinnerte mich schmerzhaft daran dass ich ihn nicht wirklich festhalten kann.
In meinem Traum war Joep tod, aber schon etwas länger. Ich sah ihn an und er war wunderschön, genauso wie er immer aussah. Plötzlich sagte jemand dass er jetzt so lange tot ist dass er nicht mehr so hübsch ist und ich zweifelte ob ich ihn nog sehen wollte. Er war in ein Tuch eingewickelt und jemand sagte mir ich könnte ruhig gucken. Rene guckte zuerst und sagte mir auch dass ich ruhig gucken kann. Jemand schlug das Tuch auf Seite und ich sah ihn. Die Haut an seiner Brust sah aus als ob er Ausschlag hätte und auch seine Lippen waren dunkel, fast schwarz. Ich strich ihm über seinen Kopf, ein paar mal und auf einmal öffnete er seine Augen, die Krankenschwester die bei uns war konnte es gar nicht glauben. Sobald meine Hand nicht mehr auf seinem Kopf lag waren seine Augen wieder zu, also streichelte ich ihn weiter und er machte seine Augen wieder auf und fing wieder an zu atmen. Alle Zeichen des Todes an seinem Körper verschwanden ganz schnell und er war wieder wunderschön. Ich hob ihn auf und drückte ihn fest an mich, davon überzeugt dass einzig und allein meine Liebe und Wärme ihn retten könnte und dass alle unrecht hatten.
Ich wachte auf und erinnerte mich noch an alle Details des Traumes. Ich weiß noch dass ich es eigentlich aufschreiben wollte aber es war mitten in der Nacht und ich war zu müde. Sofort erinnerte ich mich an etwas das ich mal gelesen habe: Eine Mutter bekam Zwillinge, viel zu früh mussten sie geholt werden und nur ein Baby überlebte. Als man ihr das tote Baby an die Brust legte fing es plötzlich wieder an zu atmen. Es war ein Wunder, ein echtes Wunder. Aber für mich war es nur ein Traum...
Joep wacht nie mehr auf, meine liebe hat ihn 'nur' 13 Stunden kämpfen lassen, sie konnte ihn nicht retten, wir konnten ihn nicht retten. Niemand konnte ihn retten. Irgendwann werde ich von Joep als gesunden kleinen Jungen träumen, irgendwann wird er in meinen Träumen leben.
05.12.2016
Ich bin eine unsichtbare Mama
Ich bin jetzt seit 9,5 Monaten Mama aber niemand sieht es mir an. Ich habe kein Kind auf meinem Arm. Ich habe keine Flecken auf meinen Klamotten, ich habe keine Augenringe weil ich nicht genug schlafe. Ich habe keine Wickeltasche bei mir, Ich habe keinen Maxicosi im Auto. Niemand sieht mir an dass ich Mama bin.
Joep wurde Montags geboren, schon Freitags war mein Bauch weg und man sah mir nicht mehr an dass ich gerade Mama geworden bin. Ich war erstaunt wie schnell es ging, Mittwochs sah ich noch aus als sei ich im 6. Monat schwanger und Freitag morgen stehe ich auf und mein Bauch war weg. Als wir Mittwochs, den Tag nach Joeps Tod nach Hause kamen war aus mir plötzlich eine unsichtbare Mama geworden. Mein Bauch war im Verhältnis sogar flacher denn je, ja ich war noch dicker als vor der Schwangerschaft aber das Fett war anders verteilt und wenn ich stand war mein Bauch einfach flach. Kein einziger Schwangerschaftsstreifen auf meinem Bauch zeigte dass ich ein grosses und kräftiges Kind bekommen habe. Mein Körper erholte sich noch von der Geburt aber niemand sah mir an dass ich gerade erst ein Kind geboren habe, weil ich kein Kind habe dass ich zeigen kann.
Ich bin Mama, aber eine Mama mit leeren Händen. Ich weiß Sachen übers Mama sein die andere Mütter nicht wissen. Ich weiß wie es sich anfühlt sein Kind zu vermissen, es nicht versorgen zu dürfen. Ich weiß so viel über die Trauer um meinen Joep. Aber ich weiß nicht wie es ist nächtelang nicht zu schlafen weil Joep weint. Ich weiß nicht wie es sich anfühlt ein Kind zuhause zu haben. Ich bin Mama, aber ich bin eine unsichtbare Mama. Niemand sieht mich als Mama.
Wenn ich draußen bin, wenn ich rum laufe, niemand sieht an mir dass ich eine Mama bin. Ja wir sind noch jung, viele Leute in unserem Alter haben noch keine Kinder, es ist nicht ungewöhnlich dass man in unserem Alter noch keine Kinder hat. Niemand fragt mich ob ich Kinder habe, niemand sieht mir an dass ich Mama bin. Ich bin eine unsichtbare Mama mit einem unsichtbaren Kind auf meinem Arm. Mein unsichtbares Kind trage ich immer bei mir. Er sitzt immer auf meinem Arm, ich drücke ihn fest an mein Herz, denn da gehört er hin.
Es vergeht kein Tag an dem ich nich an meinen lieben schönen Joep denke und an dem ich ihn nicht vermisse. Es vergeht kein Tag an dem ich ihn mir nicht zurück wünsche und es vergeht keine Woche in der ich mich nicht frage wozu ich das alles mache, in der ich nicht denke ich will keine unsichtbare Mama sein. Ich hab nie darum gebeten, ich wollte das nicht. Ich will das nicht!
Aber mich hat niemand gefragt, ich hatte keine Wahl. Ich bin unsichtbar und Joep bleibt immer mein unsichtbares Kind an meiner Hand.
30.11.2016
Wenn dein Name genannt wird aber ein anderer Joep gemeint ist
Gestern im Büro sass dann jemand neben mir der in ein Gespräch über einen Joep verwickelt war. Ich hörte deinen Namen, immer und immer wieder aber sie sprachen nicht über dich. Ich war wie in Trance als meine Kollegin lachend 'Joepie de Poepie' sagte. Dein Name gefiel uns so gut weil er sich immer fröhlich anhört und er so einfach gereimt werden kann. Wir nennen dich immer Joepisnoepi. Aber jetzt wird also ein anderer Joep 'Joepie de Poepie' genannt. Niemals werden Leute über ihren Kollegen Joep reden und damit dich meinen. Mein Herz brach und ich weinte, meine Gefühle übermannten mich und ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Auf einmal vermisste ich dich so sehr und war der Schmerz den ich fühlte so intensiv.
Heute schaffe ich diese erst so schmerzhafte Erfahrung so hin zu biegen dass es eine schöne Erfahrung ist. Joep sagte 'Hallo' so wie nur er es kann, es war dein Zeichen.
24.11.2016
Joepkissen
Bis heute schlafen wir jede Nacht mit dem Kissen im Arm. Einer von uns hält das Kissen immer fest, auf diese Art und Weise können wir doch noch mit Joep kuscheln. So anders als wir uns das vorgestellt haben aber es tut uns wohl gut. Das Kissen ist weich, lange nicht so weich wie Joep war aber wir fühlen uns nachts geborgen wenn wir das Kissen im Arm halten.
Außerdem haben wir die kleine Decke unter der Joep immer lag noch zwei mal gekauft. Joep wurde unter dieser Decke beerdigt und schläft jetzt für immer unter dieser Decke. Anfangs schliefen wir auch immer unter den Deckchen. Erst hatten wir nur eine aber als Rene eine Woche für die Arbeit nach Serbien musste habe ich noch eine gekauft. Ich wollte dass Rene die Decke mitnimmt weil er sie doch braucht. Für ihn war es viel schwerer in Serbien als für mich alleine zuhause. Aber sobald die Decke aus dem Haus war brauchte ich sie auch also habe ich sie nochmal gekauft. Ich brachte Rene zum Flughafen und fuhr erst zum Ikea bevor ich nach Hause fuhr. Ich musst sogar warten bis der Ikea aufmachte aber das war kein Problem. Jetzt liegen die Decken auf dem Kopfstück des Bettes aber wir benutzen sie nur noch wenn es und richtig schlecht geht.
Das war Anfangs unsere einzige Medizin. Wenn es uns richtig richtig schlecht ging lagen wir auf dem Bett, Joeps Kissen im Arm, Joeps Kätzchen in der Hand und Joeps Decke über uns. Dann fühlten wir uns immer etwas besser.
23.11.2016
Die Achterbahn
Wenn ich mich für eine Metapher entscheiden muss die mein Leben beschreibt dann ist es die Achterbahn.
Mein Leben ist ein einziges auf und ab. Manchmal fühlt sich die Achterbahn eher an wie ein Kinderkarussel, dann geht es mir Tage lang gut aber dann ganz plötzlich und aus dem nichts stürze ich wieder ab und falle so tief dass ich mich erschrecke. Gestern war so ein Tag, ich wurde wach und mir war sofort klar dass es ein schlechter Tag ist. An solchen Tagen vermisse ich Joep noch mehr, dann ist der Schmerz jede Sekunde da, dann weigert mein Kopf sich an etwas anderes als an Joep zu denken. Dann kann ich nicht stark sein, dann fließen meine Tränen unaufhörlich und ich kann nicht dagegen tun ausser meine Kopfschmerzen mit Paracetamol bekämpfen.
Heute vor 9 Monaten kämpfte Joep in meinen Armen um sein Leben. Es war ein ungerechter Kampf den er nicht gewinnen konnte weil niemand ihm dabei helfen wollte/konnte. Ihm war sicher nicht bewusst dass er sterben musste, er hat so lange gekämpft und sich dagegen gewährt. Joep hatte keine Chance.
Und jetzt nenne ich mein Leben eine Achterbahn weil der tiefe Schmerz mich immer wieder so plötzlich überrascht und mich überfällt. Es ist eine Achterbahnfahrt ohne echte Höhen, ohne Glücksschreie und ohne Adrenalin das für diesen glücklichen Rausch sorgt in dem man denkt dass man alles kann. Oft fühle ich mich als ob ich nichts kann, dann habe ich keine Energie. Ich fühle mich abwechselnd ok und schlecht, manchmal geht es mir fast gut. Aber 'gut' ist ein Wort dass ich fast nie benutze. Wenn ich früher sagte dass es mir gut ging ging es mir so viel besser als jetzt. Richtig gut geht es mir nicht mehr. Richtig gut wird es mir nie wieder gehen denn Joep wird mir immer fehlen. Mein Leben wird nie wieder gut denn Joep kommt nie wieder zurück.
Aber auch meine Gefühle für Joep sind eine Achterbahn. Diese unfassbar starke Liebe die ich immer für ihn empfinde, dieser Stolz der dazu gehört wenn ich an ihn denke wechselt sich ab mit dieser tiefen Traurigkeit.
Anfangs war mein Leben eine Achterbahnfahrt in der ich Angst um mein Leben hatte. Eine Achterbahnfahrt von der ich wusste dass andere sie vor mir nicht überlebt haben, also habe ich mich am Bügel festgeklammert und ihn nicht mehr losgelassen, Rene sass neben mir und hat gut aufgepasst dass ich auch genug Kraft hatte um mich zu halten und wenn ich Mal keine Kraft hatte hat er mich festgehalten. Mittlerweile ist die Achterbahnfahrt nicht mehr gefährlich. Ich habe mich daran gewöhnt und sie ist jetzt mein Leben. Rene sitzt noch immer neben mir auf dieser Fahrt. Zusammen gehen wir durch hohen und Tiefen. Wenn es dem anderen schlecht geht geht es einem selbst auch sofort schlechter. Wir fahren die selbe Strecke.
Joep hat uns auf diese Achterbahn gesetzt und ich werde niemals absteigen können. Das Gefühl zu fallen wird immer Teil meines Lebens sein. Aber ich weiss es dass nach dem Fall auch wieder hoch geht. Es ist Joeps Achterbahn und ich will gar nicht absteigen. Joep wird immer Teil meines Lebens sein und mit ihm auch diese Achterbahn.
Früher liebte ich Achterbahnen. Vielleicht schaffe ich es ja auch irgendwann diese Achterbahn zu lieben. Schon jetzt wünsche ich mir manchmal wenn es mir Wochen lang ok ging dass ich nochmal fallen kann. Damit ich weiss dass ich all diese Gefühle noch für Joep habe und ich sie noch fühlen kann. Er verdient doch jedes Gefühl. Ich weiss genau dass wenn ich falle ich nur wieder zurück nach oben will aber wenn ich zulange oben bin sehne ich mich auch nach der Tiefe und dem Schmerz der unten auf mich wartet.
Wie es sich für eine gute Achterbahn gehört falle ich schnell und tief. Wenn ich dann wenn ganz am Boden bin merke ich irgendwann wie es ganz ganz langsam wieder hoch geht. Heute morgen geht es wieder langsam bergauf. Wie lange es dauert bis ich oben bin weiss ich nicht. Ob ich in einmal ganz nach oben fahre oder ob ich vorher nochmal falle weiss ich nicht.
Joep ich liebe dich von ganzem Herzen. Mein Schönster, mein Perfekter! Ich lebe nicht ohne dich, ich lebe mit dir. Du bist immer bei mir, auf deine Art und Weise gehörst du immer dazu.
14.11.2016
Über Trauer redet man nicht
Trauern gilt als Unterbrechung des Lebens, nicht als Teil des Lebens
Ich sitze nicht mehr 24/7 in einem schwarzen Loch aus dem ich nicht raus komme. Ich fühle mich nicht mehr depressief, ich bin einfach traurig, ich trauere um Joep.
Heute habe ich etwas gelesen worüber ich zuvor nie nachgedacht habe was aber 100% wahr ist. 'Meine Welt steht still/stand still' - wahrscheinlich habe ich das hier oft geschrieben. So fühlt es sich auch an, jeder lebt weiter aber wir nicht. Gerade lese ich also diesen Artikel und mir wird bewusst dass es Unsinn ist. Meine Welt steht nicht still, mein Leben geht weiter, aber ich trauer. Trauer ist Teil meines Lebens, ich lebe mein Leben nicht so wie vor einem Jahr aber das ist nicht falsch. Mein Leben steht nicht still, ich lebe mein Leben! Ich lebe es so wie es sich richtig anfühlt.
Ich lebe anders als vorher ja, wenn Leute denken dass es schlecht oder falsch ist, dass ich wieder mehr sein sollte wie ich war dann haben sie Unrecht. Wenn sie denken ich schmeiße mein Leben weg weil ich es momentan nicht lebe dann haben sie Unrecht. Mein Leben steht nicht still, ich lebe mein Leben einfach anders als früher. Ich hatte mir meine Zukunft anders vorgestellt ja, aber so wie ich mein Leben jetzt lebe fühlt es sich richtig an. Es ist gut so, wir machen es gut!
Unser Leben ist so anders als wir dachten, aber wir haben unser Leben nicht aufgegeben. Wir tun was sich richtig anfühlt, wir kämpfen um zu leben. Warum dachte ich dass mein Leben still steht wo ich doch jeden Tag so kämpfe. Natürlich geht mein Leben weiter. Ich hätte das so viel früher verstehen sollen... Aber jeder nickte immer ab wenn ich sagte meine Welt steht still...
11.11.2016
Trauerpsychologin
Was wusste denn meine Familie? Meine Freunde? Was wussten gar die Fremden die wir sprachen, die uns 10 Minuten erlebt haben. Niemand war wirklich bei uns. Niemand fragte uns wie denn die ganz schlechten Momente sind in denen wir mit niemandem reden wollten, in denen wir niemand sehen wollten. Niemand wusste wie es wirklich ist. Wie konnte ich ihnen dann glauben dass wir es wirklich gut machen, dass wir auf dem richtigen Weg sind?
Meine Hebamme meinte immer wieder ich solle zu einer Trauerpsychologin, aber ich hatte keine Energie mir eine zu suchen. Ich dachte wie soll sie mir denn helfen? Jeder sagte mir dass ich das nicht nötig hätte. Irgendwann hat sie mich dann überzeugt und ich habe mir gedacht, warum nicht. Was habe ich zu verlieren? Ich wollte dass mir jemand sagt dass ich es gut mache, dass ich wirklich gesund trauere, dem ich glauben kann. Wenn ich jemanden das glauben kann, dann doch einer Trauerpsychologin die den ganzen Tag nichts anderes tut als Menschen wie mich zu betreuen. Sicherlich nicht immer Mamas, aber Trauer ist Trauer dachte ich mir.
Ich habe keine Therapie, ich denke auch nicht dass ich die brauche aber mit ihr zu reden tut mir gut. Anfangs hatte ich alle 3 bis 4 Wochen einen Termin, jetzt alle 8 Wochen. Ich brauche jemanden der mich kontrolliert, der mich zur Not warnen kann wenn es doch schief gehen sollte. Mein Betriebsarzt warnte mich davor dass es sein kann dass ich eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickel. Joeps kurzes Leben war voller traumatischer Erlebnisse die dazu führen können, zum Glück habe ich bis jetzt keine Symptome. Eine Psychologin zu haben die mich betreut gibt mir das Gefühl dass ich alles richtig mache, dass ich alles daran tue um so schnell wie möglich auf die beste Art und Weise wieder glücklich zu werden.
Dass ist mein Ziel, ich habe Joep versprochen wieder glücklich zu werden und ich arbeite daran. Jeden Tag, ich tue mein bestes um ihn Stolz zu machen.
08.11.2016
Wir mussten alles neu lernen
Natürlich hatten wir noch alle Fähigkeiten die wir hiervor hatten, aber irgendwie waren auch die weggesteckt hinter einem dunkeln Mantel aus Trauer. Wir hatten keine Energie uns auf irgendetwas zu konzentrieren, keine Energie um etwas zu tun. Aufstehen und duschen war eine Tagesaufgabe die wir zwar immer geschafft haben aber oft zu unmöglich erschien.
Wir mussten wieder lernen mit Menschen zu reden. Ich erinnere mich dass Rene irgendwann eine Email an seinen Arbeitgeber schreiben wollte und dass er für eine Email Tage brauchte anstatt 20 Minuten.
Unsere Konzentration war so schlecht, wir vergassen einfach alles. Wir mussten lernen alles in unseren Kalender zu schreiben und selbst das hat oft nicht geholfen.
Wir mussten lernen uns durch zu setzen, Menschen die er viel zu gut mit uns meinten ihre Grenzen spüren lassen. Wir mussten lernen 'nein' zu sagen. Jede Konfrontation war uns eigentlich zu viel, zu schwer.
Rene konnte nicht nein sagen und wenn er zu viel tat dann fiel er innerhalb von 5 Minuten in einen so tiefen Schlaf dass ich ihn stundenlang nicht wecken konnte. Er wurde 3 Stunden später mit Muskelkater und Schmerzen im ganzen Körper wach und fühlte sich Tage lang extra schlapp.
Wir mussten lernen für uns zu sorgen, 3 mal am Tag zu essen aber nicht zu viel zu essen. Wir mussten lernen wieder regelmäßig zu kochen, das dauerte mindestens ein halbes Jahr und noch heute kochen wir nicht so ausgebreitet wie früher.
Anfangs haben wir beide zugenommen, Essen machte nicht glücklich aber es war angenehm zu essen. Wir bestellten das erste halbe Jahr fast jeden Tag essen, gesund ist das natürlich nicht. Mittlerweile sind viele Kilos die wir zugenommen haben wieder runter. Ich wiege noch 1 kg mehr als vor der Schwangerschaft, Rene wiegt wieder was er vor der Geburt wog. Aber es war ein langer Weg.
Wir mussten lernen einkaufen zu gehen und nach unseren Bedürfnissen ein zu kaufen. Oft kauften wir ein um zu kochen nur damit es Ende der Woche alles im Müll landete. Wir hatten einfach keine Energie zu kochen. Irgendwann sind wir umgestiegen und haben nur noch sachen gekauft die max 10 minuten kochzubereitung hatten. Und auch das war noch zu viel, dann wurde es Suppe aus der Dose oder Tiefkühlpizza. Anstatt zu kochen haben wir meistens Salat gemacht.
Im Sommer haben wir dann einen Gasgrill gekauft und oft gegrillt. Wir haben Würstchen und Kartoffelsalat beim Metzger gekauft, dass ging schnell und war lecker.
Haushalt war auch zu viel für uns, wir mussten lernen jeden Tag ein bisschen zu machen. Eigentlich habe ich das zu 90% übernommen. Aber oft habe ich die Wäsche 2 Tage in der Waschmaschine vergessen und musste ich sie nochmal waschen. Ich habe nicht mehr darauf geachtet ob die Sachen evtl besser nicht in den Trockner konnten, alles kam in den Trockner weil ich keine Energie hatte etwas auf zu hängen. Alles kam immer in die Spülmaschine, von Hand abwaschen war keine Option.
Irgendwann hat eine Freundin für uns gestaubsaugt und ich war ihr so dankbar. Es war so eine Kleinigkeit für sie aber es hat mich so entlastet.
Wir wollten Sport machen, aber wir hatten keine Energie. Im Sommer haben wir oft das Fahrrad genommen anstatt mit dem Auto zu fahren, aber das ist jetzt auch vorbei. Wir haben jetzt angefangen zuhause zu trainieren, bis wir genug Energie haben fürs Fitnessstudio.
Es fühlte sich an als ob wir alles wieder neu lernen mussten. Wir mussten lernen wieder zu leben. Wir lernen es noch immer. Meine Konzentration ist noch immer nicht was sie mal war, ich habe noch immer wenig Energie. Ich arbeite jetzt vier Tage die Woche für drei Stunden und ich merke dass das momentan genug ist, dass mehr nicht gut wäre. Ich lerne wieder zu arbeiten, auch arbeiten gehört in mein Leben.
Lachen
Die Tage nachdem Joep gestorben ist waren so unfassbar schwarz. Alles was wir konnten war aufstehen, duschen und zu Joeps Grab gehen. Ein paar mal die Woche sind wir mit Freunden und Kollegen mittags was essen gegangen. Wir fanden es wichtig um raus zu gehen, es gab die ersten Monate keinen Tag an dem wir nicht raus gegangen sind. Aber seit Joep gestorben ist gab es keinen einzigen Tag an dem wir nicht kurz gelacht haben. Wir haben uns nie gezwungen zu lachen, es kam von selbst, ganz natürlich.
Wir lachen zwar nicht mehr so ausgelassen und Lachen bedeutet auch nicht mehr dass wir glücklich sind. Aber wir haben unseren Humor nicht verloren und es gab jeden Tag zumindest noch kleine Momente in denen wir gelacht haben. Anfangs über uns und Joep, mit und mit gab es immer mehr Gründe zu lachen.
Wir erkannten uns selbst nicht mehr nach Joeps Tod, wir waren so unbeholfen und das war irgendwie auch lustig. Unsere Reaktionen waren übertrieben, auf alles. Wir konnten nichts daran tun aber Rene böse zu sehen fand ich immer lustig, heute noch. Es passt einfach nicht zu Rene, Rene ist nie sauer auf jemanden. Wenn er jetzt plötzlich sauer wird und total überreagiert muss ich lachen.
Es ist gut das wir noch Lachen können. Es ist Joeps geschenk an uns. Wir werden immer lachen und Joep wird immer mitlachen und stolz sein.
05.11.2016
Wer war ich? Wer bin ich?
Durch Joep habe ich mich verändert. Ich bin nicht mehr wer ich war, das ist eindeutig. Aber wer bin ich jetzt? Was hat sich verändert und wer werde ich in Zukunft sein?
Anfangs hat mir das Angst gemacht, ich werde nie wieder sein wer ich mal war. Ich war immer zufrieden mit wer ich war. Ich mag alles an meinen alten ich. Aber viel davon ist weg, zumindest im Moment nicht mehr sichtbar, ob es wieder zurück kommt wird nur die Zeit zeigen können. Es dauerte eine Zeit bis ich verstand dass Veränderung nicht automatisch bedeutet das ich mein neues ich weniger mögen werden als mein altes. Ja ich bin anders, aber auch wenn Joep noch leben würde hätte er mich verändert. Kinder verändern einen Menschen und ich arbeite daran um ein guter Mensch zu bleiben. Ich habe Joep versprochen um immer ein guter Mensch zu sein und daran werde ich mich halten.
Früher war ich lebensbejahend, ich war immer Optimist und positiv. Ich war bewusst naiv, ich wollte naiv sein und in allem und jedem immer das Beste sehen. Ich war extrovertiert, gerne unter Leuten. Menschen gaben mir Energie, ich mochte Menschen und Menschen mochten mich. Ich hatte immer eine sehr gute Menschenkenntnis wodurch ich auch bewusst naiv sein konnte, meine Intuition sagte mir wer gut für mich ist und wer nicht. Ich habe immer auf mein Bauchgefühl vertraut und das ging immer gut, ich wurde nie von Menschen enttäuscht denen ich vertraute. Ich war 100% loyal gegenüber meiner Familie und meinen Freunden. Ihr Wohl war mir immer wichtiger als mein Eigenes. Ich war hilfsbereit und hatte die meiste Zeit ein Lächeln im Gesicht. Ich war glücklich, ich fand mein Leben perfekt und ich hatte alles was ich wollte. Meine Arbeit machte mir Spass weil ich meine Kollegen sehr mochte, ich ging gerne zur Arbeit, ich hatte immer Verabredungen zur Mittagspause, ich wurde gemocht. Ich habe früher viel gelacht, aufrichtig gelacht. Ich war immer ehrlich, sagte was ich dachte und kam für mich selbst auf wenn es nötig war. Ich war mit mir selbst im Reinen und ich mochte mich wirklich so wie ich war. Ich hatte nie große Ansprüche, eine kleine Wohnung reichte mir, ich hatte alles was ich zum Glücklichsein brauchte.
Es ist nicht so dass ich diese Eigenschaften verloren habe. Ich weiss dass sie noch da sind aber ich kann nicht mehr bewusst naiv sein. Ich weiss es jetzt einfach besser. Ich denke die größte Veränderung an mir ist das ich das Vertrauen in eine gute Welt verloren habe und dass alles was mich glücklich machte mir heute nicht mehr genug ist. Ich bin auch nicht mehr extrovertiert, Menschen können mir all meine Energie und Kraft rauben wenn sie über Dinge reden die mich in dem Moment nicht interessieren. Aber ich will dann auch nicht unhöflich sein, oft Träume ich in Gesprächen weg und höre nicht mehr zu, wenn Menschen dann nicht merken dass ich nicht zuhöre und weiter reden dann geht es mir immer schlechter. Unsensibele Menschen rauben mir so viel Energie. Ich bin noch immer sehr offen was meine Gefühle betrifft. Jeder kann und darf wissen wie es mir wirklich geht und warum ich wie reagiere, was ich von Leuten erwarte. Ich höre oft dass Menschen in meiner Umgebung sehr dankbar dafür sind, dass ich es ihnen dadurch leichter mache.
Was sich vor allem geändert hat ist dass ich keine Leidenschaft mehr habe, nichts macht mir noch richtig Freude. Sachen die mir früher viel Spass machten will ich heute nicht mehr machen, sie rauben mir zu viel Energie, ich hab zu wenig Energie. Rene und ich lachen noch jeden Tag und seitdem Joep gestorben ist gab es keinen Tag an dem wir nicht zumindest kurz gelacht haben. Aber wir lachen viel weniger und viel oberflächlicher. Wenn ich lache kann es sein dass ich in der Sekunde in der ich aufhöre zu lachen ich schon wieder nur Traurigkeit fühle und mir nicht mehr nach Lachen zumute ist, dass ich den Tränen näher bin als dem Lachen.
Ich bin noch immer ein guter Mensch, hilfsbereit. Aber ich musste mich selbst an erste Stelle stellen und das war nicht immer einfach.
Ich bin noch immer für viele Sachen sehr dankbar. Familie, Freunde, Arbeit und alles was wir besitzen. Aber es macht mich nicht mehr so glücklich wie früher. Es ist nicht genug, Joep fehlt mir immer. Ich werde wohl nie genug haben, immer wird mir etwas fehlen. Immer wird mir Joep fehlen. Sie sagen die Traurigkeit wird weniger werden und ich merke es auch. Ich weine weniger, ich fühle mich nicht mehr depressiv. Der nächste Schritt ist wohl wieder mehr Glück zu fühlen und wieder lernen auf eine gute Welt zu hoffen. Was mir vor allem fehlt ist dass ich nicht mehr bewusst naiv bin. Dass ich das Vertrauen in die Welt und in das Gute verloren habe. Ich bin eher Pessimist/Realist als Optimist. Meine rosa rote Brille wurde von meiner Nase gerissen und zertreten. Die Welt ist nicht gut und ich muss lernen daraus das Beste zu machen.
Ich habe noch immer Angst vor der Zukunft, Angst davor was uns noch erwartet, vor allem Schmerz den ich noch überleben muss. Aber ich habe keine Angst mehr vor Sachen die mir früher Angst machten. Das Schlimmste was wir je mitmachen müssen haben wir überlebt und ich mache mir keinen Kopf mehr um die Kleinigkeiten die mich früher stressen konnten. Ich finde vieles nicht mehr wichtig, bin vielleicht sogar noch entspannter als vorher was das betrifft. Wozu sollte ich mir um Alltägliches Sorgen machen wo es doch in keinem Verhältnis zu dem steht was wir schon durchgemacht haben. Es war mir immer egal was andere von mir dachten aber jetzt ist es mir noch egaler. Natürlich will ich dass man mich mag aber es stört mich nicht wenn es nicht so ist. Solange ich mich selbst mag und von mir selbst sagen kann dass ich ein guter Mensch bin ist alles in Ordnung. Ich weiss dass mich niemand verstehen kann, warum sollten mich also alle mögen wenn sie mich nicht verstehen. Wohl habe ich Angst in alltäglichen Situationen, wenn ich jemandem begegne den ich seitdem ich schwanger war nicht gesprochen habe, dann habe ich Angst vor ihrer und meiner Reaktion. Es erinnert mich so sehr an meinen Schmerz, ich weiss nicht wie ich reagieren soll, ich habe Angst. Aber wenn sie nichts sagen dann finde ich das auch schrecklich, also spreche ich es immer an wenn ich mit jemandem rede. Ich weiss dass mein Gegenüber auch Angst hat mit mir über Joep zu reden, also bin ich die Stärkere und rede über ihn. Verrückt dass ich die Starke sein muss in diesen Situationen, wo es meinem Gegenüber doch viel leichter fallen sollte als mir.
Wer ich in einem halben Jahr bin weiss ich nicht. Wer ich in 3 Jahren bin weiss ich nicht aber ich hoffe dass ich dann wieder aufrichtig glücklich sein werde, dass wir dann wieder Kinder im Haus haben die mir dabei helfen wieder glücklich zu sein und mir zeigen wie gut es ist naiv zu sein.
03.11.2016
Fotos
Anfangs standen Joeps Fotos natürlich noch ganz oben in meinem Telefon, aber mittlerweile muss ich wirklich weit scrollen um zu seinen Fotos zu kommen oder das Fotoalbum öffnen in dem ich alle Fotos von ihm habe. Die Zeit geht weiter und mein Handy ist der beweis, jeden Monat muss ich wieder etwas länger scrollen. Auch wenn ich nur sehr wenig Fotos mache, Joeps Fotos sind sooo weit unten, ich muss mittlerweile so weit scrollen und es wird immer weiter werden.
Eltern machen Fotos von ihren Kindern, ich bekomme oft Fotos von Kinder, von meinen Nichten und Neffen oder von den Kindern von Freunden, wenn ich sie nicht geschickt bekomme sehe ich sie auf Facebook. Immer wieder neue Fotos.
Wir können das nicht. Alle Fotos die wir von Joep haben und die wir jemals haben werden wurden im Februar genommen. Wir können keine neuen Fotos machen, ich kann nicht stolz jedem zeigen was Joep jetzt kann.
Ich kann nur Fotos von seinem Grab machen.
31.10.2016
Tattoo
29.10.2016
Wessen Schuld ist es?
Wenn die Hebamme nach der Geburt nicht für 1,5 Stunden zu einer anderen Geburt gegangen wäre, vielleicht hätte sie eher gemerkt dass Joep krank war und hätte er es überlebt?
Wenn beim 20 Wochen Ultraschall der Herzfehler entdeckt worden wäre, wäre Joep in Leiden geboren worden und hätte er es überlebt!?
Was wenn der Cardiologe der Joep kurz nach der Geburt untersucht hat schneller gesehen hätte was los ist, dann wäre es ihm nie so schlecht gegangen, wäre er nie so blau geworden und hätte er kein Sauerstoffmangel gehabt. Vielleicht hätte er dann auch keine Hirnblutung gehabt und hätte er es überlebt?
Was wenn sie in Leiden vor dem ersten Eingriff sein Gehirn kontrolliert hätten? Vielleicht hatte er schon eine Hirnblutung und dann hätten sie vielleicht anders handeln können. Würde er noch leben?
Was wenn sie sofort nach dem Eingriff oder sogar während des Eingriffes sein Gehirn kontrolliert hätten, dann wäre die Blutung nie fatal geworden, Joep wäre vielleicht behindert aber nicht tot?
All diese Fragen hatte ich ständig im Kopf, immer und immer wieder habe ich mir diese Szenarios ausgemalt. Und wochenlang hatte ich keine Antwort auf diese Fragen. Als Joep sechs Wochen tot war hatten wir einen Termin im Krankenhaus in dem Joep gestorben ist. Endlich konnten wir alle Fragen die wir in den letzten Wochen hatte stellen. Nicht auf alle Fragen haben wir Antworten bekommen. Aber eins wissen wir jetzt sicher.
Wenn jemand Schuld ist, dann auf die Frau die den Ultraschall gemacht hat als ich 20 Wochen schwanger war. Sie hätte den Herzfehler sehen müssen, es war ihr Fehler. Sie ist die einzige die einen Fehler gemacht hat. Hätte sie gesehen dass Joep Transposition der großen Arterien hatte, dann wäre er in Leiden geboren worden. Joep hätte nicht 2 Stunden auf meiner Brust gelegen, Joep wäre niemals fast gestorben kurz nach der Geburt. Sie hätten 8 Stunden eher sein Gehirn kontrolliert. Wenn Joep eine Hirnblutung gehabt hätte, dann wäre sie niemals fatal geworden. Sie hätten ihn 8 Stunden eher operieren können, er hätte maximal eine Behinderung, er hätte glücklich werden können.
Wir wissen wessen Schuld es ist dass Joep tot ist. Ich habe nach seinem Tod noch einmal mit ihr gesprochen. Es hat sie sehr getroffen, sie hat die Ultraschallbilder immer und immer wieder angeschaut, sie konnte den Herzfehler auf ihren Bildern nicht sehen, sie hatte einfach nicht die richtigen Bilder gemacht. Alles sah gut aus, Joep was groß und stark, hatte genug Fruchtwasser, es gab keinen Anhaltspunkt dafür dass etwas nicht in Ordnung war.
Letztendlich ist Joep auch Opfer des Systems geworden. Sie hatte eine halbe Stunde Zeit um alles zu kontrollieren, das war einfach zu wenig Zeit um alles zu kontrollieren. Sie hatte Jahre Erfahrung, das letzte was sie wollte war das Joep stirbt. Sie war davon überzeugt das Joep gesund war, genauso wie ich es war. Es gab keinen Grund für sie weiter zu suchen.
Wir sind nicht sauer, aber es tat so unfassbar weh zu erfahren dass Joep tot ist weil jemand einen Fehler gemacht hat. Ja, er war krank, ja, es war auch ein heftiger Herzfehler, aber der wäre nicht tödlich gewesen, ich weiß es weil ich Joep kenne, ich weiß wie stark er war. Ich weiß dass er ein Kämpfer war und es geschafft hätte.
28.10.2016
Ergebnisse Blutuntersuchung
25.10.2016
Friedhof
Joep ist jetzt schon 8 Monate tot und Monate lang war ich fast täglich bei seinem Grab, saß auf der kleinen Bank, habe mit ihm geredet, für diesen Blog geschrieben, für ihn gesungen und sehr oft habe ich hier weinend gesessen. Körperlich ist das der Ort an dem ich ihm nah sein kann, also zieht es mich regelmäßig hier hin.
Es ist ein wirklich schöner Friedhof mit netten Mitarbeitern. Und natürlich kennen sie mich, vielleicht nicht beim Namen aber sie wissen dass ich die Mutter von Joep bin. Irgendwie auch schön dass sie mich nur als Mama von Joep kennen, so kennen mir nur ganz wenig Menschen. Auf der Strasse bringt mich fast niemand mit Joep in Verbindung, hier jeder.
Und immer sind sie so nett, gerade laufe ich über den Friedhof und ein Mitarbeiter fragt mich wie es mir denn jetzt geht. Ich sage ihm dass es mir langsam besser geht. Ich kenne seinen Namen nicht aber ich weiss dass sein bester Freund gestorben ist und er danach 2 Jahre nicht er selbst war. Er versteht den Schmerz, weiss wie es ist jemand zu vermissen. Ist immer net zu mir gewesen, zurückhaltend aber freundlich.
Aber es ist doch auch komisch. Nicht Mal der Metzger bei uns auf der Ecke kennt mich so gut wie die Menschen hier. Auf der einen Seite kennen sie mich natürlich nur oberflächlich, aber auf der anderen Seite sehen sie seit Monaten meinen Schmerz und sie haben geholfen Joep zu begraben. Sie kennen eine Seite die andere Menschen die mir nicht nah sind nie sehen. Sie kennen mich besser als meine Nachbarn mich kennen. Den Haag ist anonym und darüber war ich vor allem nach Joep tot so dankbar. Dass der Metzger eben nicht weiss was passiert ist hat es möglich gemacht wieder zum Metzger zu gingen. Das wir im Supermarkt selbst abrechnen können hat es möglich gemacht das wir einkaufen gegangen sind. Den Haag ist so anonym wie ich es will aber hier auf dem Friedhof darf man mich kennen.
Wenn Joep irgendwann ein grosser Bruder wird bekommt er einen Ballon oder ein Stofftier auf dem steht dass er grosser Bruder wird. Sie werden wohl die ersten sein die die Möglichkeit haben es zu erfahren.
Es ist wirklich ein schöner Friedhof mit sehr netten Mitarbeitern. Wenn sie hier sauber gemacht haben und ich kam zu Joep haben sie sich immer zurück gezogen so dass ich meine Ruhe hatte. Ich bin dankbar dafür dass es hier immer so angenehm ist. Jetzt merkt man dass der Winter vor der Türe steht, es wird kalt und alle Bäume verlieren ihre Blätter. Aber auch im Februar war es ein schöner Friedhof. Der älteste in ganz Holland und einer der größten.
Nur das Beste für Joepi Snoepi
23.10.2016
Neue Träume
20.10.2016
Zeichen von Joep
Oft fühle ich Joep so nah bei mir, dann bin ich mir sicher er ist noch da, irgendwie, irgendwo aber nah. Einstein sagte Energie verschwindet nie, sie wandelt sich lediglich um. Also kann Joep auch nicht komplett weg sein, seine Energie ist noch hier. Joep ist bei mir, in meinem Kopf und in meinem Herzen.
Am Tag an dem Joep gestorben ist gab es einen riesigen kompletten wunderschönen Regenbogen. Seitdem erinnert mich jeder Regenbogen an Joep, aber vor allem die kompletten Regenbögen. Ich weiß nicht wie oft ich in meinem Leben einen kompletten Regenbogen gesehen habe seit dem 23.2 waren es 4 und alle 4 hatten ein besonderes Timing.
Der erste war am Tag an dem Joep in unseren Armen um sein Leben kämpfte, alsob er sagen wollte: guck Mama und Papa, das ist unser Zeichen. Ein Regenbogen und Joep sind für immer mit einander verbunden für uns.
Das 2. und 3. mal dass ich einen Regenbogen gesehen habe waren Momente in denen ich vor Traurigkeit nicht mehr weiter wusste. Ich lang weinend im Bett und war so unendlich traurig und verzweifelt. Ich lag im Bett und hatte unser Schlafzimmer so dunkel wie möglich gemacht weil ich nichts von der Welt mitbekommen wollte. Die Gardinen waren zugezogen und ich habe einfach nur geweint, Rene war bei mir. In beiden Fällen kam auf einmal wie aus dem nichts das Bedürfnis um die Gardinen auf zu machen und nach draußen zu schauen. Und da war er dann, es waren die einzigen zwei Momente in denen ich so traurig war das ich die Gardinen zugezogen hatte. Wir lagen zusammen im Bett und sahen komplette und perfekte Regenbögen genau über dem Friedhof auf dem Joep liegt. Ich musste noch mehr weinen weil Joep so fantastisch ist, es war eindeutig ein Zeichen von meinem kleinen Jungen.
Diesen Sonntag waren wir zusammen bei Joeps Grab und ich habe ihn um ein Zeichen gebeten. Ich habe um einen Regenbogen gebeten wenn er das denn kann um mir ein Zeichen zu geben, als Antwort auf eine Frage die ich ihn gestellt habe. Ein Regenbogen wäre eine sichere Antwort dachte ich denn ich habe schon Monate keinen Regenbogen mehr gesehen.
Vorgestern Nacht habe ich dann von einem Regenbogen geträumt, es war der schönste Regenbogen mit unfassbar intensiven Farben, aber ich fand einen Traum nicht gut genug als Zeichen.
Heute morgen auf dem Weg nach Hause war es dann ein echter Regenbogen. Erst war es ein ganz kleines Stück und ich musste wieder weinen. Joeps Zeichen war wieder da nur ein paar Tage nachdem ich ihn darum gebeten habe. Ich stehe vor einer roten Ampel und denke: aber Joeps Zeichen ist ein kompletter Regenbogen. Wieder finde ich dieses Zeichen nicht deutlich genug. Ich denke es und gucke nach links, genau in diesem Moment ist der Regenbogen komplett geworden und ich erkenne jetzt auch deutlich wo der Regenbogen ist: genau über dem Friedhof, über Joeps Grab. Ich rufe Rene an um ihm davon zu erzählen, Rene glaubt nicht wirklich an Zeichen aber er fand es wohl schön. Als wir auflegen spielte mein Handy plötzlich das Lied: 'zo mooi' ab. Die Musik App war nicht einmal geöffnet, es war einfach alles viel zu zufällig um Zufall sein zu können. Ich will gerne glauben dass es ein Zeichen war. Ich bin sofort durchgefahren um Joep zu besuchen und er hatte von jemandem Blumen bekommen. Das hat mich auch wieder so glücklich gemacht. Lieber hübscher kleiner Joep hatte Besuch.
Schick uns weiter deine Zeichen Schatz. Oft bilde ich sie mir nur ein, ich will so gerne Zeichen von dir sehen das ich sie überall hinein interpretiere, aber komplette Regenbögen über deinem Grab... Das kann gar keine Einbildung sein, das ist unser Zeichen.
18.10.2016
Gedicht voor Joep
Je zachte lichaam
Je mooie mondje
En lieve oortjes
Ik mis
Jouw ademhalen
En de kracht die je mij gaf
Ik mis
Het om je aan te raken
En nu dit niet meer kan
Raakt het mij des te meer
Ik mis
Je zo erg lieve Joep
Met elke cel in mijn lichaam
Tot in het diepst van mijn hart
Grabrede
Mamas Brief:
Danke dass du uns diese Woche geschenkt hast. Durch dich haben wir so viel gelernt. Ich dachte ich wüsste wie sich wahre Liebe anfühlt, aber die Liebe zu dir, zu meinem Kind, meinem wunderschönen Sohn ist so viel stärker und unendlicher als ich mir je erträumen konnte.
Danke dass du Mama und Papa in der letzten Woche so viel Kraft gegeben hast. Deine Geburt und die Stunden die du auf meinem Bauch gelegen hast waren die schönsten Momente in meinem Leben. Für den Rest meines Lebens werde ich hieraus Kraft zehren. Ich werde die Erinnerung hieran beschützen, lieb haben und für immer in meinem Herzen tragen.
Mein ganzer Körper tut weh jetzt wo ich weiß dass ich dich für immer hab gehen lassen. Dass ich dich nie wieder anfassen kann, nie wieder deine weiche Haut spüren kann. Dein wunderschönes Gesicht küssen kann. In den Tagen die ich mit dir hatte war ich immer wieder überrascht wie perfekt du bist. Wie wunderschön mein Sohn ist. Ich habe dich stundenlang angeguckt, und ich konnte wirklich nichts finden dass nicht perfekt war.
Dein Mund war eine Mischung aus dem von Papa und mir, du hattest meine Wangen. Papas Händchen und Füßchen. Deine Ohren waren klein und hübsch, so wie die von mir. Wenn dein Mund ganz entspannt ist, dann liegt dir ein kleines Lächeln auf den Lippen. Ich glaub das hast du von uns beiden…
Du warst so groß. 56 cm und 4 kg schwer. Papa und ich waren die ganze Schwangerschaft überzeugt dass wir einen großen Jungen bekommen würden. Du kannst dir nicht vorstellen wir stolz wir auf dich sind. Die ganze Woche habe ich jedem gesagt wie stark du bist, dass du ein Kämpfer bist. Du hast alle überrascht und bewiesen wie stark du bist als du 13 Stunden lang ohne Maschinen gekämpft hast bevor du endlich in unseren Armen für immer einschlafen durftest. Hast du gesehen wie überrascht die Ärztin war? Sie dachten du hältst vielleicht 2 Stunden durch. Aber du bist unser Sohn. So stark!
Der Abschied von dir war so schwer. Ein Wirrwarr der Gefühle. Jedes Mal wenn du aufgehört hast zu atmen habe ich dir gesagt dass es okay ist, dass du gehen darfst. Dass alle kleinen Engelchen auf dich warten. Aber jedes Mal wenn du wieder angefangen hast zu atmen waren wir auch so erleichtert. Ich hatte solche Angst vor dem Abschied am Dienstag, aber es war wichtig und richtig dass wir auf diese Art Abschied voneinander nehmen konnten. Jede Minute mit dir in den letzten Stunden und Tagen haben wir genossen. Unser wunderschöner starker Junge. Endlich durften wir dich festhalten, mit dir kuscheln, dich in all deiner Pracht sehen, ohne Beatmungsgerät, Pflaster, Kanülen und Schläuchen. Etwas was Mama und Papa sich so gewünscht haben. Leider konnten wir das nur so kurze Zeit genießen. Ich bin mir sicher dass dir das Kuscheln auch gefallen hat. Du wärst genau so ein Kuschler geworden wie Mama und Papa es sind.
Jetzt müssen wir heute endgültig Abschied von dir nehmen. Wir sind auf deiner Beerdigung. Ein Tag von dem ich gehofft habe ihn niemals erleben zu müssen. Und sicher nicht so schnell. Vor 2 Wochen warst du noch sicher, stark und gesund in meinem Bauch. Wir haben uns so auf dich gefreut, du warst schon in meinem Bauch ein kleines Papakind. Auch im Krankenhaus haben Papas Lieder dich immer beruhigt. Heute liegst du in einem Korb und müssen wir dich gehen lassen. Mama und Papa tragen dich ein letztes Mal, die letzten Meter in denen wir dein Gewicht in unseren Händen spüren können. In den 8 Tagen deines kurzen Lebens ist so viel passiert. Ich will dir noch so viel sagen. Die Woche mit dir war viel zu kurz um dir alles zu sagen. Aber ich werde weiter mit dir reden, dir immer alles erzählen. Und du wirst als kleiner Engel zuhören, uns kennen lernen. So gerne hätte ich dich besser kennen gelernt. Ich hatte so viele Pläne für dich, du solltest der glücklichste keine Rabauke der Welt werden. Genauso frech und voll Fantasie wie Papa und ich es früher waren. Wir wollten dir alles ermöglichen, du hättest alles werden können. Wir wollten Teilzeit arbeiten damit wir genug Zeit für dich haben, aus dir einen großen Bruder machen. Du wärst sicher ein toller Bruder geworden, hilfsbereit und liebevoll. Ich denke du warst nicht nur optisch eine perfekte Mischung aus Papa und Mama. Du hättest sicher auch alle guten Eigenschaften von uns gehabt.
Lieber Joep, siehst du all die Menschen? Alle Menschen die hier heute sind lieben dich. Alle kommen sie um dich zu verabschieden. Das ist deine einzige Feier die du jemals haben wirst. Weißt du noch Dienstag? Als du mit uns im Bett lagst und wie Abschied nehmen mussten? Da gab es einen wunderschönen Regenbogen am Himmel. Deine Leiter in den Himmel. Heute haben Mama und Papa ganz viele Ballons für dich organisiert, in allen Regenbogenfarben. Die lassen wir gleich zusammen mit guten Wünschen für dich fliegen. Sie kommen im Himmel an und dann kannst du damit spielen.
Du bist jetzt an einem besseren Ort, du fühlst keinen Schmerz mehr, keine Zeit. Warte auf uns kleiner Engel. Bald sind Mama und Papa bei dir und können wir wieder kuscheln. Dann bekommst du alle Küsse die ich dir so gern geben würde, die ich dir aber in diesem Leben nie wieder geben kann.
Ich liebe dich, ich werde dich immer lieben. Für immer werde ich deine Mama sein, für immer bleibst du in meinem Herzen. Auch wenn ich heute noch nicht weiß wie, habe ich dir versprochen dass Mama und Papa wieder zusammen glücklich sein werden und das werden wir schaffen. Ich verspreche dir dass wir das schaffen. Dass du immer stolz auf uns sein kannst. Wir werden gute Menschen sein. Uns für dich noch mehr Mühe geben. Jeden Tag etwas Gutes tun und dabei an dich denken.
Gute Nacht Joep, schlaf gut mein Junge. Wir werden für immer so stolz auf dich sein. Unser hübscher kleiner Kämpfer. Jetzt kannst du für immer mit den anderen kleinen Engeln spielen. Irgendwann werden wir wieder zusammen sein, bis dahin pass gut auf dich auf. Ich liebe dich.
Papas Brief:
Net na je geboorte toen je bij mama op de borst lag, kon ik me ogen niet van je afhouden. Mama en ik zochten naar de overeenkomsten die je met ons had. Steeds weer ontdekten we iets nieuws. Je was zo mooi! En wat was ik trots op je.
Mooi prachtig ventje van me. Dankjewel voor de week die papa met jou mocht hebben. Hoewel deze week verschrikkelijk moeilijk voor mij was, heb ik echt van jou genoten en de meest mooie momenten uit mijn leven meegemaakt. Voor de rest van mijn leven zal ik aan je blijven denken, van je houden en deze herinneringen koesteren.
De dagen in het LUMC waren heel heftig. Maar zolang ik jou in mijn armen had leek het alsof ik de wereld aankon. Je hebt mij in deze moeilijke periode zo ontzetten veel kracht gegeven. Ik wist helemaal niet dat zoon klein mannetje dat in zich kon hebben.
Twee weken geleden zat jij nog veilig in de buik van mama. Nu lig je in een mandje en moeten we veel te vroeg afscheid van elkaar nemen. Ik kan het nog niet accepteren en wil je niet laten gaan. Er is nog zoveel dat ik met je had willen doen.
Wij zouden zoveel plezier met elkaar gaan beleven. Samen rekenen, zwemmen, skateboarden EN natuurlijk ook flauwe grapjes met mama uithalen. En ook al houdt papa absoluut niet van voetballen, met jou had ik niets liever dan dat gedaan. Want papa zou er alles voor doen om jou gelukkig te maken.
Liefste Joep. Zie je al deze mensen die hier aanwezig zijn. Ze zijn vandaag gekomen om samen met ons afscheid van jou te nemen. Ze houden allemaal zo ontzettend veel van je en zullen je enorm missen. Je hebt jouw papa het mooiste op aarde gegeven. Maar nu ben ik zo verdrietig dat ik je niet beter heb mogen leren kennen en het doet zoveel pijn om je al te moeten laten gaan.
Niet alleen voor mij, maar ook voor mama is dit verschrikkelijk moeilijk. Het is nu nog onvoorstelbaar om zonder jou samen weer gelukkig te worden, maar we hebben jou beloofd dat we hiervoor ons best gaan doen. En hoe moeilijk dit ook zal zijn, ik heb er alle vertrouwen in dat ons dit zal lukken.
Slaap zacht lieve Joep. Ik hou van je en zal altijd van je blijven houden. Ik ben voor altijd jouw papa en zal altijd trots op je zijn. Rust zacht lieve vent van me. Liefs, Je Papa.