05.12.2016

Ich bin eine unsichtbare Mama

Ich bin Mutter. Ich bin Joeps Mama, als Joep geboren wurde wurde aus einer Schwangeren eine Mama. In der Sekunde in dem ich ihn das erste mal festgehalten habe wusste ich was Mama sein bedeutet. All die Liebe die mich in diesen Moment überströmt hat ist unbeschreiblich. Das verstehen wohl nur andere Mamas. Sofort hat das 'Mamasein' eingesetzt und natürlich war Joep das schönste Baby dass ich je gesehen habe. Ich versuche ihn auch jetzt noch objektiv zu betrachten aber er ist und bleibt der Schönste für mich. Auf einmal war ich der stärkste Mensch der Welt. Für Joep wollte ich die Welt besser machen und aus ihm den glücklichsten Jungen der Welt machen und ich habe keine Sekunde daran gezweifelt dass ich das kann.

Ich bin jetzt seit 9,5 Monaten Mama aber niemand sieht es mir an. Ich habe kein Kind auf meinem Arm. Ich habe keine Flecken auf meinen Klamotten, ich habe keine Augenringe weil ich nicht genug schlafe. Ich habe keine Wickeltasche bei mir, Ich habe keinen Maxicosi im Auto. Niemand sieht mir an dass ich Mama bin.

Joep wurde Montags geboren, schon Freitags war mein Bauch weg und man sah mir nicht mehr an dass ich gerade Mama geworden bin. Ich war erstaunt wie schnell es ging, Mittwochs sah ich noch aus als sei ich im 6. Monat schwanger und Freitag morgen stehe ich auf und mein Bauch war weg. Als wir Mittwochs, den Tag nach Joeps Tod nach Hause kamen war aus mir plötzlich eine unsichtbare Mama geworden. Mein Bauch war im Verhältnis sogar flacher denn je, ja ich war noch dicker als vor der Schwangerschaft aber das Fett war anders verteilt und wenn ich stand war mein Bauch einfach flach. Kein einziger Schwangerschaftsstreifen auf meinem Bauch zeigte dass ich ein grosses und kräftiges Kind bekommen habe. Mein Körper erholte sich noch von der Geburt aber niemand sah mir an dass ich gerade erst ein Kind geboren habe, weil ich kein Kind habe dass ich zeigen kann.

Ich bin Mama, aber eine Mama mit leeren Händen. Ich weiß Sachen übers Mama sein die andere Mütter nicht wissen. Ich weiß wie es sich anfühlt sein Kind zu vermissen, es nicht versorgen zu dürfen. Ich weiß so viel über die Trauer um meinen Joep. Aber ich weiß nicht wie es ist nächtelang nicht zu schlafen weil Joep weint. Ich weiß nicht wie es sich anfühlt ein Kind zuhause zu haben. Ich bin Mama, aber ich bin eine unsichtbare Mama. Niemand sieht mich als Mama.

Wenn ich draußen bin, wenn ich rum laufe, niemand sieht an mir dass ich eine Mama bin. Ja wir sind noch jung, viele Leute in unserem Alter haben noch keine Kinder, es ist nicht ungewöhnlich dass man in unserem Alter noch keine Kinder hat. Niemand fragt mich ob ich Kinder habe, niemand sieht mir an dass ich Mama bin. Ich bin eine unsichtbare Mama mit einem unsichtbaren Kind auf meinem Arm. Mein unsichtbares Kind trage ich immer bei mir. Er sitzt immer auf meinem Arm, ich drücke ihn fest an mein Herz, denn da gehört er hin.

Es vergeht kein Tag an dem ich nich an meinen lieben schönen Joep denke und an dem ich ihn nicht vermisse. Es vergeht kein Tag an dem ich ihn mir nicht zurück wünsche und es vergeht keine Woche in der ich mich nicht frage wozu ich das alles mache, in der ich nicht denke ich will keine unsichtbare Mama sein. Ich hab nie darum gebeten, ich wollte das nicht. Ich will das nicht!

Aber mich hat niemand gefragt, ich hatte keine Wahl. Ich bin unsichtbar und Joep bleibt immer mein unsichtbares Kind an meiner Hand.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

"die beste Mama, die Joep sich wünschen konnte"

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