15.12.2019

Unser jüngster hat das RS Virus

Am 7.12.2019 wurde unser dritter Sohn geboren und wir konnten unser Glück kaum fassen. Seit Joep haben wir uns nicht mehr so komplett gefühlt. Es ist verrückt wie gut es uns ging und das obwohl René bei der Geburt schon richtig erkältet war. Kurz nach der Geburt erwischte es dann auch den Boef und wir hatten 2 grosse kranke Männer im Haus. Die Nächte wurden bis zum übergeben durchgehustet und an Schlaf war nicht zu denken. Der einzige der gut schlief war unser kleines Boefje.

Bis er plötzlich Schnupfen bekam. Kein Drama, wir spülten seine Nase und damit schien es ihm gut zu gehen. Trotzdem dachte ich Freitags (der 13.) das wir besser mit ihm zum Arzt sollten. Immerhin wird es am Wochenende wieder so ein Aufwand wenn wir dann zum Wochenendarzt müssen. 

Ein bisschen albern kam ich mir schon vor. Für einen Schnupfen zum Arzt. Aber die anderen Männer des Hauses waren so krank... Das wollte ich unserem Neugeborenen gerne ersparen.

Bevor wir fuhren sagte ich noch das ich Angst habe das wir ins Krankenhaus müssen. Hallo hysterische Mama. Wie kommst du denn bitte darauf? Ich lachte den Gedanken weg. Die Hormone. Dann bei Hausarzt wurde ein leichtes Krachen in der Lunge gehört und plötzlich war mir klar das das nicht gut war. Wir mussten sofort ins Krankenhaus. Notaufnahme. In einem durch, nicht mehr nach Hause. 

Dem kleinen ging es immer schlechter. Trinken wollte er nicht mehr, seine Atmung wurde immer angestrengter. Freitag Abend ging es ihm so schlecht das es mir das erste mal durch den Kopf schoss. Das ist nicht nur eine Erkältung. Wir können ihn verlieren! Tag 4-7 soll er den Höhepunkt dieser Erkältung erreichen und wir hatten Tag 3. Ich hatte Angst wie viel schlechter es ihm die nächsten Tage noch gehen würde.

Er bekam also Sauerstoff, eine Magensonde und wurde noch Freitag abend auf die Kinderintensiv verlegt. Zu wenig Platz auf der normalen Station sagten sie uns, kein Grund zur Sorge. Gut das ihr hier seid sagten sie dann eine Etage höher. Das sie geschockt waren wie schlecht es ihm ging. Auch Samstag und heute hörte ich immer wieder die Worte: sehr krankes Kind, er ist noch so klein!

René fragte mich Samstag als wir kurz alleine waren (der Boef war mit meinen Eltern eben draussen spielen) das er nicht weiss was die Risikos sind und das ihn das stört. Ich fragte was meinst du mit Risikos? "Kann es sein das wir hier mit leeren Händen raus gehen?" -"ja, ja ich glaube das könnte passieren"

Wieder schob ich den Gedanken weg. 'Nur eine Erkältung' sagte ich mir aber mein Kopf wusste das er hier gerade in meinem Arm ums Überleben kämpft. Mein Baby das gerade erst eine Woche alt ist kämpft um sein Leben und ich sitze nur da und fühle mich unglaublich machtlos. Ich rede mit der Schwester, heute traue ich mich. Sage ich habe das Gefühl er kämpft ums Überleben und sie nickt, ja er hat es sehr schwer aber das die Medizin noch nicht am Ende ist. Würde es ihm noch schlechter gehen wäre der nächste Schritt Beatmung, dann müssten wir zurück nach Leiden. Aber soweit wird es nicht kommen. Langsam scheint er auf dem Weg der Besserung zu sein. In einer Woche sind wir bestimmt zuhause und feiern zusammen Weihnachten.

Viel zu viele flashbacks, viel zu viele Tränen. Und trotzdem ist dieses mal alles anders. Dieses Mal wird er gesund. Es ist nur eine Erkältung, keine schwere Hirnblutung, kein schwerer Herzfehler. Ein anderes Kind. Andere Krankheit. Weniger gruselig. Gruselig ja, aber wir haben auch so viel Hoffnung. 

Morgen ist das Boefje älter als Joep je geworden ist. Morgen kann ich durchatmen. Heute geht es ihm besser als gestern! Das schlimmste scheinen wir überstanden zu haben. Alle sind vorsichtig positiv gestimmt!

Er ist halt ein kleiner Daniels. Unheimlich stark!

07.08.2019

Joep wird schon wieder grosser Bruder!

Wow,

Hier war es so lange ruhig. Seit März habt ihr nichts mehr von mir gehört (es sei denn ihr folgt mir auf Instagram, dann habt ihr das ein oder andere mitbekommen. @joepssternenmama).

3 grosse Sachen sind seitdem passiert. 

1. Wir haben aufgestockt. Angebaut. Eine Etage oben drauf gesetzt und haben uns wohnlich (und Kostentechnisch) verdoppelt! 

Wir lieben es. Dieser Wunsch entstand schon vor Joeps Geburt. Mehr Platz für Joep und sein Geschwisterchen. Beim Architekten sassen wir das erste mal kurz vor der Geburt vom Boef und zeitig zu Baubeginn machte sich dann noch jmd auf den Weg!

2. Joep und sein kleiner Bruder bekommen einen kleinen Bruder! Die letzten Tage dieses Jahres werden wir also mit 2 Kindern im Arm verbringen dürfen. Wow! Wir könnten gar nicht glücklicher sein. 2 kleine Jungs zuhause!





Und 3. René und ich sind seit ein paar Monaten wieder beim Psychologen und haben gerade eine Traumatherapie begonnen. EMDR. Mega heftig aber die beste Vorbereitung aufs nächste Jahr!

Wie ihr seht, dieses Jahr haben wir uns so voll gepackt wie es nur eben ging. Dazu arbeiten wir beide ja auch noch und haben den Boef zuhause. Aber dafür haben wir uns ganz bewusst für diese 3 Dinge entschieden.

Das erste Jahr nach Joep war das pure überleben.
Die 2 Jahre darauf wurden wir gelebt und das vierte Jahr haben wir endlich die Kontrolle übernommen.

Ja wir haben uns auch übernommen. So ein Anbau und eine Schwangerschaft sind nicht die beste Kombination. Ja die Therapie reisst uns erstmal wieder tierisch zurück. Aber wir haben ein Ziel vor Augen und sind zuversichtlich das nächstes Jahr entspannter wird. Immerhin haben wir endlich selbst die Kontrolle und unseren Weg gefunden.

Wir sind noch lange nicht da wo wir hin wollen. Aber auf einem guten Weg!

Und jetzt? Genießen wir die 2. Halbzeit und machen weiter wie gehabt. Unsere kleine Familie auf Nr 1! Wir sind streng geworden im verteilen unserer Energie aber merken auch wie sehr uns das hilft.

16.03.2019

Uns geht es wieder besser.

Ruhig ist es hier geworden. Meine Mama sagt immer: Wenn ich nichts von dir höre weiß ich dass es dir gut geht. Und meistens hat sie damit Recht! Genauso ist es gerade auch hier.

Es passiert viel in unserem Leben, vor allem spannende neue Sachen. Gerade bauen wir zb an, bzw auf! Mega cool. Davon haben wir schon geträumt als ich noch von Joep schwanger war und jetzt ist es soweit. (Auf Instagram werde ich regelmässig etwas hierzu teilen also wenn es dich interessiert folge mir gerne: Joepssternenmama) Jeden Tag wird auf unserem Dach gearbeitet damit wir eine neue Etage bekommen! Zwei neue Schlafzimmer und ein Badezimmer kommen hinzu und wir freuen uns einfach!

Der Boef ist einfach so ein tolles Kind und macht uns jeden Tag so glücklich. Er fängt gerade an zu laufen und wir freuen uns schon so sehr darauf mit ihm spazieren zu gehen und mit ihm die Welt auf 2 Beinen zu entdecken anstatt ihn immer zu tragen. Obwohl ich das Tragen noch lange nicht aufgeben werde :) Solang er das Tragetuch liebt tragen wir ihn!

Renes PTBS bestimmt noch immer unser Leben und schränkt uns sehr ein aber ich merke das wir uns in diesem kleinen Leben immer besser zurecht finden. Wir gewöhnen uns daran das wir weniger können als wir gerne wollten und genießen einfach die Zeit die wir haben. Gleichzeit arbeiten wir an einem Plan wie es René in Zukunft besser gehen wird. René will das es ihm besser geht und ich bin so unendlich stolz auf ihn dass er nicht einfach den Kopf in den Sand steckt sondern alles versucht das er versuchen kann.

Es gab dieses Jahr viele schwere Momente, das habt ihr hier mitbekommen, als es mir nicht gut ging habe ich geschrieben. Aber seitdem wir Joeps Geburtstag wieder mit unseren Lieben gefeiert haben geht es uns jeden Tag ein bisschen besser und das is schön. Genau so schön wie seine Geburtstagsfeier es war. Genau wie letztes Jahr war sie erfüllt von Kinderlachen und Liebe!

Ich merke das uns diese Zeit nach Joeps Geburtstag als Paar gerade unheimlich gut tut. Die Liebe zwischen uns wächst und jetzt wo es mir besser geht habe ich wieder so viel mehr Verständnis für Rene und kann ich viel besser Rücksicht nehmen. Zum Glück! Ich habe zwischendurch sehr an mir gezweifelt weil ich einfach zu viel von ihm erwartet habe, weil ich selbst kaum konnte.

Natürlich ist auch diesmal nicht alles Friede Freude Eierkuchen. Aber wir halten zusammen und sortieren unser Leben so wie es gut ist für uns. Es ist schon verrückt wie stark wir mittlerweile sind. Dinge die uns früher aus der Bahn geworfen hätten tun uns heute so wenig. Wir denken in Lösungen, machen uns keinen Stress mehr um Dinge die wir doch nicht ändern können und genießen einfach das hier und jetzt solange es gut ist.

Natürlich ist gerade alles ziemlich stressig aber ich war schon lange nicht mehr so voller Tatendrang und positiver Energie wie gerade (Könnte auch daran liegen das ich eeeendlich mal halbwegs gesund bin). Ich weiss das wir es als Familie schaffen. Wir freuen uns einfach so über den Aufbau und unseren kleinen Mann das wir gerade gar kein Auge für das Negative haben.

Gestern zum Beispiel hörte ich im Radio über eine Schießerei. 40 Tote in einer Moschee. Mein Herz blieb kurz stehen, meine Gedanken waren bei den Hinterbliebenden und mir wurde schlecht bei dem Gedanken das einer der Täter es live auf Facebook geteilt hat. Aber nach ein paar Minuten ließ dieses Gefühl wieder nach. Es ist vielleicht gemein aber neben so etwas sehen meine Probleme dann plötzlich wieder so klein aus und ich bin einfach nur dankbar für meine Männer und meine Familie. Ich höre so etwas und bin mir plötzlich meiner Liebe noch mehr bewusst.

14.02.2019

Spendenaufruf - Spenden in Joeps Namen

Spendenaufruf - Morgen ist es soweit. Joep hat Geburtstag. 

In mir beginnt eine vorsichtige Freude auf zu leben. Ich freue mich auf Joeps Woche weil ich weiss er wird mir wieder so nah sein wie sonst nie.


Seit Tagen will ich diesen Spendenaufruf posten aber mir fehlte die Kraft. Jetzt habe ich sie. 

Ich spende mein Youtube Geld! 200 Euro! Gespendet wird ans Kinderhospiz Regenbogenland! Sie kümmern sich liebevoll um todkranke Kinder und um deren Angehörige - Lange über den Tod des Kindes hinaus. 

Wenn Joep euch so sehr berührt hat das ihr mein Versprechen an ihn auch wahr machen wollt dann freue ich mich über jeden Cent den ihr spendet. Der Link befindet sich in meiner bio!


Ich habe Joep versprochen jeden Tag etwas Gutes zu tun und zu seinem Geburtstag, in seiner Woche will ich gerne etwas extra Gutes tun und dabei an ihn denken. Der Gedanke das Joep die Welt auch nach 3 Jahren noch verbessert tut meinem Mamaherz einfach unheimlich gut!

25.01.2019

Raus aus dem tiefen Tief

Tiefs können noch immer so tief sein. So weh tun. Das leben kann sich noch immer anfühlen als ob es alles Sinnfrei ist. Als ob man nie wieder glücklich sein kann, als ob alles immer schwer bleibt, es nie besser wird.

Anfangs dauerten diese Tiefs Tagelang, ja sogar Wochenlang konnte ich mich so fühlen. Ohne jegliche Motivation und Hoffnung. Immer an den Strohhalm geklammert das es doch irgendwann besser wird. Wenn ich so am Boden lag dauerte es manchmal 2 Wochen bis ich mich wieder okay fühlte. Ich musste mich von diesem Anschlag auf mein Befinden langsam erholen.

Irgendwann merkte ich das diese Tiefs kürzer wurden, die Abstände dazwischen immer kleiner wurden und ich mich schneller erholte. Nicht jedes Tief war gleich tief, die ganz tiefen wurden immer weniger.

Vorgestern Abend (23.01) hatte ich definitiv wieder so ein ganz tiefes Tief. Am Ende meiner Kräfte, ich wollte alles hinschmeißen. Mich ein halbes Jahr krank melden und mich zuhause einschließen. Mich vor der Welt und all ihrem Scheiß verstecken und einfach meine Ruhe haben.

Aber heute geht es mir wieder gut. Und das im Januar. Es überrascht mich selbst. Es ging mir so schlecht, ich war mir sicher das kann erst nach Joeps Geburtstag wieder besser werden. Am nächsten Morgen ging es mir noch immer schlecht aber nicht mehr so dramatisch schlecht. Ich schaffte es arbeiten zu gehen aber beim ersten Rückschlag auf der Arbeit kämpfte ich schon wieder gegen die Tränen. Diesen Monat geht einfach wirklich alles schief. Es ist schrecklich und jetzt gab es Probleme mit dem mir versprochenen unbefristeten Vertrag und ich hatte nicht mal die Kraft zu fragen warum der auf sich warten lässt. Ich hatte nicht die Energie etwas dagegen zu tun.

Morgens hatte ich 3 Meetings die mich forderten und zur Mittagspause ging ich einkaufen. Danach ging es mir besser. Es war als wäre nichts gewesen. Verrückt wie schnell es gehen kann. Also sprach ich das Problem mit dem Vertrag an und fand heraus wo das Missverständnis entstand und was noch geregelt werden muss bevor der Vertrag aufgestellt wird. Eine Formalität die damit zu tun hat das ich darum gebeten habe das etwas in meinem Vertrag geändert wird. Vorgestern Abend schaffte ich es nicht mal mich um den Kleinen zu kümmern und gestern Abend schaffte ich es zu kochen, mich um den Kleinen zu kümmern und auf zu räumen bevor Rene zuhause war. Ich hatte so einen schönen Abend mit dem Boef, wir haben so schön gespielt.

Es ist verrückt wie schnell ich mittlerweile aus dem Tiefsten tief aufstehen kann und wie schnell ich die Energie zurück habe um wieder positiv zu denken und mich wieder an Dingen und Situationen zu erfreuen.

Langsam, Schritt für Schritt wird es besser. Es sind schleichende Schritte aber es gibt immer wieder solche Momente in denen ich realisieren wie weit ich gekommen bin.

24.01.2019

ich will versuchen positiv zu denken

Manchmal fällt es mir so schwer positiv zu denken. Manchmal scheint alles schief zu gehen. Dieses Jahr fängt genau so an. Irgendwie scheint der Januar für uns einfach immer der Monat zu sein in dem alles schief geht. Obwohl ich das auch nicht so pauschalisieren darf. Januar 2017 wurde ich schwanger vom Boef. Dafür war Januar 2018 einfach Katastrophal und auch dieser Januar hat nichts Gutes für uns in Petto.


Vielleicht ziehen wir es auch an und verursachen viel davon selbst indem wir im Januar generell so schlecht drauf sind. Der Teufel kackt auf einen Haufen und so auch bei uns. Wenn erstmal was schief geht dann gleich alles. Und so sind die letzten Wochen alle guten Hoffnungen für dieses Jahr die wir hatten zerbrochen. Zumindest fürs Frühjahr. Vielleicht haben wir ja im Sommer eine positivere Einstellung und schaffen wir es dann auch unser Leben etwas positiver zu sehen.


Aber jetzt, so kurz vor Joeps Geburtstag ist es schwer. Vor allem wenn man das Gefühl hat das alles schief geht. Wenn man sich so down fühlt das man nicht mehr kämpfen will und einfach alles nur stumm erträgt. So war es auch kurz nachdem Joep starb. Ertragen und hoffen das sich die Probleme von selbst beheben. Ertragen und hoffen das man uns Hilfe anbietet und wir nicht um Hilfe betteln müssen. So einfach ist das aber nicht. Wir müssen selbst darum bitten wenn wir es alleine nicht schaffen.


Momentan haben wir einfach nicht die Kraft zu Kämpfen und deswegen warten wir. Warten auf die Therapie für Rene weil eine andere zu suchen zu viel Aufwand ist. Warten auf die Hypothek die wir schon lange haben sollten (das Gutachten liess 3 Wochen anstatt 4 Tage auf sich warten) und warten auf meinen unbefristeten Vertrag obwohl mir schon 3 mal versprochen wurde das ich ihn längst haben sollte. Warten darauf das wir alle wieder gesund werden. Warten bis wir die Kraft haben wieder zu kämpfen.


Und hoffen! Hoffen das der Aufbau trotzdem die nächsten Wochen starten kann. Hoffen das bei dem Vertrag nur etwas schief gegangen ist (wovon ich stark ausgehe). Hoffen das die Therapeutin schnell wieder arbeiten kann und Rene helfen kann. Hoffen das ich wieder gesund werde und die Hilfe bekomme die ich brauche. Hoffen das ich es schaffe mein Glück wieder selbst zu formen. (oh wie naiv)


Ich will so gerne raus aus meinem Loch. Die Zügel selbst in die Hand nehmen. Positiv denken und hoffen das dieses Jahr besser endet als es beginnt.


In meinem Kopf gibt es einen Plan, ich habe eine Idee wie es gehen kann. Wie ich mich besser fühlen kann. Anfangen sollte ich damit gesünder und weniger zu essen, mich mehr zu bewegen. Damit ich wieder mag was ich im Spiegel sehe. Wenn ich das endlich schaffe sollte ich meine Energie auf den Dachaufbau richten. Ich habe mich das ganze Jahr so darauf gefreut, hier sollte ich postive Energie tanken können. Und dann im Sommer zurück in die KiWu Klinik. Damit wir nächstes Jahr vielleicht nochmal das Glück haben dürfen ein Baby zu bekommen.


Es ist so einfach. Aber gleichzeitig ist es so ein riesen Berg. Ich weiss ich kann das. Ich muss nur wieder zu mir selbst finden. Wieder die Frau und Mutter sein die ich sein will. Wieder gut für meine Liebsten sorgen können.

10.01.2019

Melancholie im Winter

Seit letztem Jahr Januar weiß ich das der Winter wohl immer schwer bleiben wird. Ich fühle mich schwermütig. Denke so viel über Dinge nach über die ich den Rest des Jahres viel weniger nachdenke.

Ab März denke ich darüber nach wie Weihnachten wohl werden wird. Was wir machen sollen. Dieses Jahr waren wir wieder in Urlaub. Haben Weihnachten nicht mit der Familie gefeiert. Geschenke gab es nicht unterm Tannenbaum sondern im Flugzeug und im Hotel. Aus praktischen Gründen. Neues Spielzeug im Flugzeug bedeutet ein abgelenktes und fröhliches Kind :)

Wir haben trotzdem gut gegessen und versucht zu entspannen. Eigentlich fing es schon Nikolaus an. An Nikolaus habe ich im März keine Sekunde gedacht. Trotzdem hat Nikolaus für uns die schweren Monate eingeleitet. Die Tage wurden kürzer und die Melancholie immer grösser. 

Plötzlich ärger ich mich wieder das Menschen mich fragen ob der Boef ein Ersatz sei. (nicht ganz so plump aber trotzdem) Dann stehe ich unter der Dusche und kann an nichts anderes denken als daran das Joep doch kein Hund ist und ich keiner von den Menschen bin die sich immer den gleichen Hund kaufen und ihm den selben Namen geben. Als unser erster Hund starb war ich gerade in der 2. Klasse. Er starb ganz jung (2 Jahre) und plötzlich ohne Vorwarnung. Meine kleine Schwester spielte mit ihm im Garten und plötzlich legte er sich hin und war tot, einfach so hatte sein Herz aufgehört zu schlagen. Nur ein paar Wochen später überraschten unsere Eltern uns mit einem neuen Hund. Ich erinnere mich noch gut an diesen Abend. Die Trauer machte Platz für Freude und wir liebten diesen kleinen Hund sofort über alles. Aber niemals dachte die kleine Imke das wir unseren ersten Hund ersetzt haben. Immer waren es zwei eigenständige Hunde für mich. Ein gemaltes Bild von unserem ersten Hund hing immer im Esszimmer (schon zu Lebzeiten, es war ein Geburtstagsgeschenk für meinen Vater) und allen Freunden die bei uns zu Besuch waren erzählte ich das das unser erster Hund war - ganz normal. Warum verstand ich als kleines Mädchen schon Dinge die Erwachsene Menschen scheinbar noch immer nicht verstehen? Lebewesen ersetzt man nicht. Weder ein Haustier noch ein Kind. Schon gar nicht ein Kind. Und wenn jemand ein zweites oder drittes Kind bekommt, bedeutet das dann das diese Person sein erstes Kind vergisst? Niemals. 

Dann denke ich darüber nach wie mein ehemaliger Manager mir versuchte schonend zu erklären das ich von einem anderen Kind schwanger war und dass Joep nicht zurück kommt. Nur weil ich meinte dass die beiden sich auf dem Ultraschall so ähnlich sehen. Nur weil ich stolz war das man sieht das sie Brüder sind. Nur weil ihre Namen gut zusammen passen... Sauer war ich damals, und geschockt. Er war nicht der Einzige der es für nötig hielt mir so etwas zu sagen. Dann frage ich mich: Freuen sich nicht alle Eltern über Ähnlichkeiten ihrer Kinder? Ist es nicht normal das wenn man im Ultraschall die kleine Nase wieder erkennt das man sich erträumt das das Kind wohl die gleiche Nase hat und man sich ausmalt wie es wohl aussehen mag?

Ihr merkt schon, der melancholische Winter hat mich fest im Griff. Ich könnte noch ewig über dieses eine Thema weiter schreiben und es ist nicht das einzige Thema das mich unter der Dusche beschäftigt. 

Joeps Geburtstag steht vor der Türe und ich weiß nicht ob wir ihn feiern können - Weil wir anbauen und zuhause dann vermutlich einer Baustelle gleichen wird und wir eine Zeit in einem Ferienhaus wohnen werden. Ob das zu Joeps Geburtstag der Fall sein wird weiß ich noch nicht. Aber es ist gut möglich. Und wen sollen wir dieses Jahr einladen? Wen laden wir ein um nicht enttäuscht zu werden?

Meine Schwester die letztes Jahr auf Joepis Geburtstag war kann dieses Jahr nicht kommen weil eine Kollegin krank ist und sie arbeiten muss, dafür hat meine kleine Schwester gesagt das sie wenn ich sie dieses Jahr einladen will sie kommen möchte. Das hat mir so gut getan und ich wünsche mir so sehr das wir wieder näher zusammen wachsen. 

Ich habe auch im Januar keine Zeit zu trauern. Noch immer nicht. Das setzt mir zu. Ich will so gerne endlich zusammenbrechen dürfen damit ich danach wieder aufstehen kann und dieser aufgestaute Druck des letzten Jahres endlich weg ist. Ich denke das ich das wirklich brauche und es mir danach besser geht. Aber noch schaffe ich es. Dieses Jahr will ich gerne zu einem Psychologen. Es interessiert mich sehr von einem Psychologen zu hören wie er meine Situation einschätzt. Vermutlich sagt er ich soll auf mich aufpassen. Weiss ich schon, versuche ich auch aber es ist schwer. Wir haben so viele Pläne dieses Jahr und ich muss fit sein. Ich muss stark sein. Ich muss auch dieses Jahr wieder so viel von mir... Aber es geht nicht anders. Meine Trauer ist auch die Kindheit vom Boef und er soll nicht darunter leiden. Also bin ich stark, stark für zwei damit Rene sich erholen kann und bald auch wieder stark sein kann.

Ich vermisse Joep so sehr. Mein kleiner wunderschöner Joep. Ich wollte dich nie hergeben. Ich wollte dich retten, beschützen und auf dich aufpassen. Wo ist das nur schief gegangen, was habe ich falsch gemacht. Warum darfst du nicht bei uns sein. Warum Warum Warum. Dieser Kack Winter fragt mich immer wieder warum. Aber es gibt keine Antwort die diese Frage befriedigend beantwortet. Das "was wäre wenn"-Spiel verbiete ich meinem Kopf. Die Antwort darauf ist nämlich immer die gleiche: Joep würde leben. Tut er aber nicht und deswegen stelle ich mit keine "was wäre wenn"-Fragen. Es bringt ja nichts. Es macht Joep nicht wieder lebendig. Ich kann nur die Erinnerung an ihn am Leben halten. Ich konnte Joep nicht am Leben halten aber die Erinnerung an ihn wohl!

Letztes Jahr habe ich zu Joeps Geburtstag was großes gemacht. Das würde ich dieses Jahr auch so gerne machen aber ich weiß noch nicht genau was. Ich denke darüber nach die gleiche Reihe Videos nochmal auf niederländisch aufzunehmen. Dann kann ich noch mehr Menschen erreichen damit Joep und ich zusammen noch mehr Gutes tun. Meine Videos haben so vielen Menschen geholfen. Letztes Jahr haben so viele Menschen mit mir mit getrauert und mit mir um Joep geweint. Joep erobert die Welt auf seine Art und Weise. So viele Menschen denken sofort an Joep wenn sie einen Regenbogen sehen. 

Außerdem möchte ich gerne wie jedes Jahr zu Joeps Geburtstag spenden. Vielleicht werde ich einen Spendenaufruf starten und können wir die Welt zusammen etwas besser machen, das wäre so schön. 

Der Winter bleibt schwer. Vermutlich noch sehr sehr lange. Vermutlich bleibt es immer die schwerste Zeit des Jahres für uns. Aber ich bin guter Dinge das es uns jedes Jahr ein bisschen besser geht. 

Joep. Mama liebt dich. Ich liebe dich soooooo sehr. ich wünschte es gäbe Worte die diese Liebe ausdrücken können. Gibt es aber nicht, kein Wort ist stark genug um diese Liebe zu dir zu beschreiben. Kein Wort ist aussagekräftig genug um zu beschreiben wie schön du bist und wie stolz ich auf dich bin. 

Pass weiter so gut auf uns auf Schatz! Hilfst du uns ein bisschen damit 2019 wieder ein bisschen besser wird als 2018? Hilfst du Papa wieder gesund zu werden? Und Mama dabei gesund zu bleiben? Hilfst du uns dabei das wir es schaffen das dein Bruder das glücklichste Kind der Welt bleibt?

Danke Schatz. 

27.12.2018

Ich suche dich

Joep, du fehlst hier so sehr. Dezember, Januar und Februar sind für uns definitiv die schwersten Monate des Jahres. Und ich merke das ich dich suche. Immer. Überall.

Ich sehe kleine Jungs in deinem Alter und suche Ähnlichkeiten zu dir. Suche nach kleinen Jungs mit deinen Haaren oder deinem Mund. Wenn ich sie von hinten sehe schaue ich sie an bis sie sich umdrehen und ich ihr Gesicht sehe  Natürlich sehe ich nie dich. Jedesmal versetzt es mir einen Stich ins Herz. Du bist nicht da. Niemals wird sich einer dieser Jungs umdrehen mich anstrahlen mich Mama nennen.

Ich schaue in den Himmel und suche dich. Suche deine Zeichen. Den ganzen Tag. 

Ich liege im Bett und sage komm Joep. Leg dich zu Mama. Bitte lass mich spüren das du da bist. Manchmal spüre ich dann dein Gewicht wieder auf meiner Brust. Dann weiss ich genau wo du lagst. Das ich so gerade deinen Kopf küssen konnte. Ganz vorsichtig weil ich dir nicht weh tun wollte. 

Joep ich suche dich immer aber ich finde dich nicht. Werde niemals finden was ich suche. Werde dich nie wieder an mich drücken und dich im Arm halten. 

Ich werde nie sehen wie du ein erwachsener Mann wirst. Werde nie erfahren wofür du dich interessierst. Aber ich werde immer die Männer in deinem Alter anschauen und mich fragen ob du dich auch für Sport oder Politik interessiert hättest.

Ich suche etwas das ich vor langer Zeit verloren habe. Mein wertvollster Besitz. Meinen Sohn. Niemals werde ich aufhören nach dir Ausschau zu halten. Immer auf der Suche nach deinen Zeichen. Immer auf der Suche nach dir. Damit ich immer ein Bild vor meinem inneren Auge habe wie du wohl gerade wärst. 

Joepi ich liebe dich so sehr. Soooo sehr. Du fehlst mir so schrecklich. Es gibt Momente die sind unerträglich. Wie lebt man nur ohne sein Kind. Wie machen wir das nur?

23.12.2018

Jahresrückblick

2018. Wieder ein Jahr das vorbei geht. Ein Jahr ohne Joep. 

2016 war ich hochschwanger und bekam und verlor Joep. 
2017 war ich schwanger und bekam den Boef. 
2018 feierten wir die beiden Geburtstage der Jungs. Schon fast komisch ein ganzes Jahr nicht schwanger gewesen zu sein und kein Baby bekommen zu haben. Dafür habe ich fast das ganze Jahr lang gestillt und durfte mein Baby im Arm halten und ihm dabei zusehen wie aus dem Baby ein kleiner Junge wurde.

2016 bedeutete für uns pures überleben. Jeder Tag ein Kampf den wir gewinnen mussten.
2017 wurden wir dann gelebt. Arbeiten, Schwangerschaft, funktionieren.
2018 hofften wir so sehr das wir endlich wieder die Kontrolle übernehmen würden. Wir zurück blicken und das Gefühl haben das das Jahr so ging wie wir es wollten und wir nicht so kämpfen mussten wie die letzten Jahre.

Das das Leben nicht immer ist wie man sich das wünscht wissen wir ja schon und deswegen war es dann auch auch kein Schock das das Jahr 2018 bei weitem nicht so rosig war wie erhofft. 

Versteht mich nicht falsch. Wir hatten jeden Tag wunderschöne Momente und würden keinen Tag missen wollen. Der Boef macht uns so glücklich. Aber es gab leider auch so viele sorgenvolle und schmerzerfüllte Tage. 

Ich denke darüber nach ob 2018 besser war als 2017. Ich glaube ein bisschen. 

2018 begann mit einer Art Nervenzusammenbruch als Menschen nicht zu Joeps Geburtstag kommen wollten. Dann war da Joeps Geburtstagsfeier. Einer der schönsten und glücklichsten Tage des Jahres. Die Liebe zu Joep war so greifbar und schön. Sie hat uns regelrecht durch seine Woche getragen.

Ich habe angefangen Youtube Videos zu machen. Definitiv etwas was ich selbstbestimmt getan habe und nicht weil ich es musste. Ich habe Joeps Namen in die Welt geschrien und er wurde gehört. So viele Menschen kennen Joep jetzt. Und trotzdem wünsche ich mir vor allem von unseren Familien das sie an Joeps Geburtstag denken und uns wissen lassen das sie an ihn denken. Das hat uns dieses Jahr so verletzt. Das Gefühl das er vergessen wird. Vergessen von denen die ihn am meisten lieben sollten. Der Familie. Menschen die auf seiner Beerdigung waren und sich dann zu seinem Geburtstag nicht meldeten. 

Dumm von mir das ich das so nie gesagt habe. Aber wir haben Konsequenzen getroffen. Die Menschen denen wir wichtig sind die denken an Joeps Geburtstag und lassen uns das wissen. Die die das nicht tun sind jetzt auch für uns ein Stück weniger wichtig geworden. Die Erwartungen sind minimal und ihre Erwartungen an uns dürfen auch minimal sein. 

Dann der Schock des Jahres. René ging es immer schlechter. Wir dachten zuerst an ein bevorstehendes Burnout. Dann die Gewissheit. Kein Burnout, dafür eine Posttraumatische Belastungsstörung. Joeps Woche war traumatisch für uns und wir wussten immer das das passieren kann. Trotzdem hat es uns eiskalt erwischt. René hat dieses Jahr so sehr gekämpft wieder gesund zu werden. Hat eine Therapie gemacht die zur Folge hatte das es ihm erst einmal noch viel viel schlechter ging.

Gleichzeitig fing ich an wieder zu arbeiten. Ein neuer Job. Ein guter Job bei dem ich mich wohl fühle. Ein Geschenk von Joep. Auf Joeps Geburtstag bekam ich eine Nachricht ob ich nicht gerne in Den Haag arbeiten will. Genau das wollte ich. Immerhin verweigerte Joeps Bruder gekonnt die Flasche und war all mein Urlaub schon lange aufgebraucht. In die Kita konnte er so aber nicht. Er musste gestillt werden und ich hatte keine Sicherheit von meinem Arbeitgeber das ich irgendwo in der Nähe eingesetzt werden konnte. Also reagierte ich auf die Nachricht und bekam den Job. Dank Joep. Ohne diesen Job wäre dieses Jahr so viel schwerer geworden.

Also musste der Kleine mit knapp 7 Monaten in die Kita. Mein Mamaherz tat weh aber es ging nicht anders. In den Niederlanden gehen die Kinder normalerweise schon mit 3 Monaten in die Kita. Es gibt hier nur Mutterschutz. Keine Elternzeit. Finanziell gab es keine andere Möglichkeit.

Jetzt habe ich also den viel besseren Job. Arbeite weniger Stunden und verdiene sogar mehr. Danke Joepi! Danke das du so gut aufpasst.

Der neue Job bedeutete auch das wir eine Kita in Jobnähe suchen konnten und ich 2 mal täglich Stillen gehen konnte. Perfekt! Der Boef liebt die Kita und die Kinder so sehr das ich kein Kind das ganze erste Jahr zuhause lassen wollen würde. Es ist einfach zu schön zu sehen wie viel Spaß er da hat und durch das Stillen hatte ich einen guten Blick darauf ob es ihm gut ging. 

Mit und mit ging es René besser. Die Therapie (EMDR) war vorbei und er erholte sich davon. Schaffte es wieder zu arbeiten und im Haushalt und mit dem Kleinen zu helfen. Trotzdem merken wir das er noch nicht da ist wo ich bin und das er noch eine Therapie braucht. Ich bin so stolz auf ihn. Er kämpft so hart dafür für uns da zu sein. Er ist trotz allem so ein toller Vater. 

Der Kleine vergöttert seinen Papa so so sehr. Was auch damit zu tun hat das ich mir dieses Jahr alle Mühe gegeben habe dafür zu sorgen René zu entlasten und ihm den Kleinen nur zu gehen wenn es ihm gut genug ging. Wenn es René schlecht ging dann habe ich mich um Joeps Bruder gekümmert und den Haushalt gemacht. Das alles neben dem neuen Job. Neben den schlaflosen Nächten. René brauchte seinen Schlaf und deswegen stand ich jede Nacht 3-5 mal auf. Stillte den Kleinen und legte ihn wieder in sein Bett ohne René zu wecken. 

Oft war auch ich am Ende meiner Kräfte. Hatte Angst wir lange ich das schaffen kann. Aber ich habe es geschafft. Auf der Arbeit ist es mittlerweile natürlich entspannter weil ich eingearbeitet bin. Joeps Bruder war zum Glück ein einfaches Baby und ist jetzt auch ein einfaches Kind. Wobei die Definition 'einfach' hier auch mit meiner Belastbarkeit zu tun hat. René hat das ganz anders erfahren weil er dieses Jahr einfach nicht belastbar war. Ihm war jedes weinen, jeder Machtkampf eigentlich einer zu viel. Trotzdem hat er jedes Lachen und jeden neuen Meilenstein so sehr genossen.

Dann wurde aus unserem Baby ein kleines Kind. Der Boef wurde 1 Jahr alt. Ein Geburtstag mit Kind. Was für ein unglaubliches Glück!

Im Sommer hatten wir 2 Wochen Urlaub. 2 Wochen in denen der Boef und ich richtig erkältet waren. Pünktlich zum ersten Arbeitstag war ich wieder gesund. Die restlichen Urlaubstage gingen zum Stillen drauf. Und dann haben wir abgestillt. Angst hatten wir davor weil der Kleine auch mit 13,5 Monaten einfach nicht essen wollte. 85% Brust. Jeden Tag. Also stillten wir von einem Tag auf den anderen ab. Ich erklärte ihm das er ein grosser Junge ist und wir zelebrierten die letzte Nacht Stillen. Ich habe kaum geschlafen weil ich diese Momente nicht verschlafen wollte. Dann am nächsten Morgen war es soweit. Keine Brust zum Frühstück. In der Kita ass er dann zum ersten mal richtig mit. Genauso wie alle anderen Kinder. Ohne auch nur ein bisschen Anstellerei. Er ist jetzt ein grosser Junge und das hatte er verstanden. Kein einziges mal hat er nach der Brust gefragt. Die erste Nacht war er 2 mal lange wach und fand es schwer wieder einzuschlafen ohne Brust aber das wars. Danach schlief er fest an mich gekuschelt durch. 

Und dann im Dezember endlich der lang ersehnte Urlaub von dem wir nicht wussten ob wir entspannen können oder nicht. Eine Flucht vor dem Weihnachtsstress aber kann man im Urlaub mit Kind denn vor dem Stress fliehen? Jeder meinte wie stressig so Urlaube mit Kind sind. Und wieder einmal wird uns bewusst wie anders wir sind. Wie sehr wir den Urlaub genießen und entspannen. Die Zeit mit dem Boef zusammen ist so wunderschön. René und ich können endlich durchatmen. Joep ist jeden Tag mit dabei.

Ich muss zwischen den Tagen wieder arbeiten. René hat noch frei.

Und dann gibt es da noch den Dachaufbau den wir geplant haben. Der Anfang nächsten Jahres gebaut wird. 45 qm extra Wohnraum plus 20 qm Dachtereasse. Das ganze Jahr sassen wir beim Architekten um das alles zu planen aber richtig stressig wird es wohl erst wenn der Aufbau umgesetzt wird. 

Und Instagram und Youtube gibt es. Unzählige Stunden diesen Jahres habe ich investiert um mir hier was auf zu bauen. Anderen zu helfen und auf zu klären. Wissend das Joep stolz ist das er die Welt auf diese Art verbessert. Und trotzdem ist es anders als dieser Blog. Hier blieb es so ruhig dieses Jahr. Auf Instagram dagegen war fast jeden Tag was los. Ob das so richtig war weiss ich nicht. Instagram ist ein Segen und Fluch zugleich für mich. Ich geniesse meine momentane Instagram Pause sehr und weiss nicht genau wann ich wieder zurück komme. Ob ich zurück komme. Aber ich will nächstes Jahr so gerne ein Kinderbuch schreiben und da wäre es doch unglaublich Schade wenn ich meine Reichweite nicht nutze. Verliere weil ich inaktiv bin...

Wir werden sehen.

Oh und zu guter Letzt schließe ich das Jahr ab mit einer Festanstellung. Mein Jahresvertrag wurde schon nach 5,5 Monaten zumindest mündlich umgesetzt. Nach dem Urlaub wird es dann ein richtiger Vertrag 😁

Für 2019 wünsche ich mir das wir noch mehr Regie über unser Leben haben. Ich hatte 2018 teilweise Regie über mein Leben aber René gar nicht. René musste so kämpfen und das gönne ich ihm einfach nicht. Ich wünsche ihm so sehr das er seine Kraft behält und erkennt wie stark er ist. Der stärkste Mensch den ich kenne. Ich weiss wir schaffen das. Zusammen. Als Familie. Und wenn die PTBS nie ganz weg geht dann halte ich ihm einfach den Rest seines Lebens den Rücken frei damit sein Leben, unser Leben, so schön wie möglich ist. Damit unsere Kinder immer aus vollem Herzen sagen das sie den besten Papa der Welt haben. 


19.12.2018

Vorweihnachtszeit

Es ist wieder soweit. Dezember, Nikolaus, Weihnachten, Silvester und jede Menge Geburtstage. Dazu kommt das ich sooo urlaubsreif bin wie noch nie. Der Dezember begann also sehr tränenreich. Immer am Ende meiner Kräfte. 

Nikolaus ist in den Niederlanden wie Weihnachten in Deutschland. Als ich den Boef morgens in die Kita brachte und all die aufgedrehten Kinder mit Geschenken sah wusste ich es wird kein guter Tag. Zu präsent war mein Kind das niemals vor Freude mit hüpfen würde.

Als es dann noch ein unerwartetes und unangenehmes Gespräch auf der Arbeit gab war alles vorbei. Warum denn genau heute. An Nikolaus. Die Kollegen frugen danach was los ist. Aber ich weinte schon so sehr das ich kaum sprechen konnte. Ich sagte 'sinterklaas' (Nikolaus) aber keiner verstand. Und wieder mal war so deutlich wie wenig sie verstanden. Also sagte ich: Sinterklaas und Joep ist tot. Jetzt verstand jeder. Es dauerte meine 2 Sekunden und der Liebe Kollege der auch beim letzten Tränen Ausbruch für mich da war stand neben mir uns sagte komm Imke, wir gehen was trinken und reden. 

Es sind diese glücklichen Tage der anderen die für uns so unglaublich schwer sind. Abends mit dem Boef zuhause haben wir dann ganz klein gefeiert und ging es mir wieder besser. Der kleine grosse Boef sorgt immer wieder dafür das es uns auch in den schwersten Zeiten gut geht.

Die nächsten Tage waren ein wenig besser aber nah am Wasser gebaut werde ich wohl zu dieser Jahreszeit immer sein. Dezember Januar und Februar sind einfach schwer.

Letztes Jahr haben wir Weihnachten gefeiert und es war der pure Stress. Deswegen haben wir uns entschieden dieses Jahr nicht gross mit der Familie zu feiern. Wir brauchen diese freien Tage um uns zu erholen. Seit Mitte Mai arbeite ich. Im Sommer hatte ich 2 Wochen frei aber da waren wir erkältet und ich Idiot hatte mich nicht krank gemeldet. Gesund war ich erst als ich wieder arbeiten durfte. Danach habe ich all meine Urlaubstage benutzt um den Boef jeden Tag 2 mal stillen zu gehen. Nur eine Woche Urlaub im Dezember habe ich gespart. Und in dieser Woche befinden wir uns jetzt.

Geflüchtet sind wir dieses Jahr wieder. Wieder nach Teneriffa. Es gibt dieses Jahr aber 2 grosse Unterschiede: 
1. Wir sind hier mit Kind. Mit Joeps kleinem Bruder! 
2. Wir sind nicht auf der Flucht. 2016 befanden wir uns auf der Flucht vor Weihnachten. Wollten keine kleinen Kinder unterm Baum sehen. Alleine der gedanke an Besinnkeichkeit machte uns regelrecht Panik. 

Dieses Jahr ist das anders. Dieses Jahr haben wir uns für uns entschieden. Entschieden zu entspannen anstatt zu stressen. Nach Teneriffa in ein 5 Sterne Hotel zu fliegen anstatt mit Kleinkind im Auto durch NL und DE zu fahren um an 2 Tagen 3 Adressen ab zu klappern.

Weihnachten sind wir wieder zuhause aber wir werden nur ganz entspannt die Wäsche waschen und zu 3. feiern. Jeden Tag zu Joep gehen und nur tun was sich wirklich richtig anfühlt. Kraft tanken für die nächsten Monate die kommen. Stressige Monate. Intensive Monate.



Am Tag vor unserem Abflug wurden wir wach und war die Welt weiss. Es hatte geschneit und das an einem Sonntag. Jeden Sonntag gehen wir zu Joep und wenn dann morgens Schnee liegt dann laufen wir gleich morgens los. Also spielte der Boef zum ersten mal im Schnee. Bei Joep und der Anblick war so herzzerreissend schön. Meine Jungs zusammen im Schnee. Ich bin so froh das der Boef endlich im Schnee spielen konnte. Ich habe so darauf gewartet!

Und jetzt ein paar Tage später schwimmen wir zusammen in Teneriffa im Pool und genießen das gute Wetter. Ich gucke mir unsere Urlaubsfotos an und ich sehe eine glückliche Familie. Man sieht uns nicht an das Joep fehlt. Man sieht uns nicht an das da zwei kleine Kerle ihre Fruchtzwerge am Pool essen sollten. Niemand ahnt etwas und das ist ein komisches Gefühl. Vor 2 Jahren wahren wir hier und konnten wir den Anblick von Familien wie uns kaum ertragen. Aber die Hoffnung irgendwann zumindest optisch dazu zu gehören war da. Und dann wollten wir wieder kommen und unseren Kind den Ort zeigen an dem wir nie ohne Kind sein wollten. 

2018. Ein Jahr das einen Jahres Rückblick definitiv wert ist. 

Einen neuen Job den Joep mir geschickt hat. An seinem Geburtstag bekam ich die Anfrage ob ich den Arbeitgeber wechseln will. Eine Kündigung die letztendlich lange hinfällig war und endlich ausgesprochen werden konnte. Und jetzt das Versprechen auf eine Festanstellung zeitig zum Jahresende (7 Monate bevor mein Vertrag ausläuft). Ich hatte 2018 einen kranken Mann zuhause. Ein Kind das nicht Essen will. Ein Jahr beim Architekten in dem wir den Anbau planten der nächstes Jahr gebaut wird. Ein Jahr in dem ich so stark war wie noch nie. Ein Jahr in dem René sich so schwach fühlte wie nie und doch der heimliche Held des Jahres ist. So viel stärker als ich. So viel mehr hat er geschafft. Ein Jahr im dem die Welt meinem Joep durch Youtube kennen gelernt hat. Ein Jahr in dem ich keine Zeit für ein Kinderbuch hatte. Ein Jahr in dem wie Joeps 2. Geburtstag ohne ihn gefeiert haben und das Jahr in den wir den 1. Geburtstag seines Bruders gefeiert haben. Ein Jahr voller Höhen und Tiefen.

So viel ist passiert. Unglaublich. 1 Jahr länger ohne Joep. Wieder haben wir ein Jahr geschafft und trotzdem fühlt es sich schrecklich an. Noch 1 Jahr weiter weg von Joep. Jetzt feiern wir bald schon seinen 3. Geburtstag. Das 3. Mal ohne ihn. Dabei ist es mir als sei es gerade erst ein paar Wochen her das ich meine Nase an seine gerieben habe. Seine hübschen kleinen Lippen geküsst habe und mich darüber gewundert habe das seine kleinen Socken stinken und das obwohl seine Füsse doch dufteten. 

19.10.2018

Wenn die Gedanken schweifen

Heute Abend ist ein ganz normaler Abend. Der Boef schlief gerade als es an der Türe klingelte, natürlich fing er an zu weinen und war untröstlich. Er hatte sich richtig erschreckt. Also entschied ich mich nach einer Zeit ihn doch in den Schlaf zu stillen. 

Während ich in dem gemütlichen Stuhl in seinem Zimmer sass dachte ich an meine kleine Nichte. Joeps Cousine ist jetzt älter und schwerer als er. Dabei ist sie so winzig klein. In meiner Erinnerung war Joep nicht so klein... Ich dachte daran wie ich ihn festgehalten habe. Als er starb durfte ich ihn endlich richtig halten. Ich versuchte mich daran zu erinnern wie klein er war, wie es war als ich ihn hielt.

Dann erinnerte ich mich an eine Situation für die ich mich so geschämt habe. Ich habe mich gefühlt wie eine Rabenmutter. Ich hielt den toten Joep im Arm und wollte ihn mir anders in den Arm legen. Da passierte es. Ich hatte seinen Kopf nicht gut gehalten und sein Köpfchen fiel zur Seite. René und die Krankenschwester schnellten im Reflex auf mich zu. Bevor mich jemand erreichte hatte ich seinen Kopf schon wieder in der Hand und unterstützte ihn. René schimpfte das ich aufpassen muss. Ich fühlte mich schrecklich. Joep war gerade gestorben und offensichtlich war ich wirklich nicht in der Lage mich um mein Baby zu kümmern.  Würde er leben würde ich jetzt bestimmt ins Krankenhaus fahren dachte ich, wie ein Stein war sein Kopf gefallen... Doch ich sagte zu René das es keinen Grund gibt zu schimpfen. Tot ist tot. Es ist nichts passiert. Ich konnte Joep nicht mehr schaden.

Seitdem versuche ich dieses Gefühl zu verdrängen. Ich weiss das ich Joep eine gute Mutter war und bin. Ich weiss das es mir unter anderen Umständen nie passiert wäre. Aber es ist passiert und das Gefühl das ich ihn hätte verletzten können verfolgt mich ab und zu. Alle paar Monate denke ich daran und frage mich ob René sich wohl noch daran erinnert. Ich glaube nicht das wir je darüber geredet haben. Wie kalt ich damals reagiert habe. René sollte sich nicht so anstellen, Joep ist doch eh schon tot.... Dafür schäme ich noch heute. Es war aus reinem Selbstschutz. Und ganz rational betrachtet hatte ich auch Recht. Trotzdem hatte René alles Recht der Welt mit mir zu schimpfen. Ich hätte besser aufpassen müssen. Es war ein Fehler der Bitte hätte passieren sollen 

Heute Abend tut es mir so Leid Joep! Entschuldige bitte das ich nicht besser aufgepasst habe. Das hattest du nicht verdient. Ich verspreche dir das ich das nie nie nie wieder machen werde. Auf deine Geschwisterchen passe ich besser auf. Versprochen. 

15.10.2018

Imke, du bist der stärkste Mensch den ich kenne

Auf der Arbeit hatten wir ein Feedbacktraining. Zum Schluss sollten wir uns Komplimente machen und Tipps geben. Dieses eine Kompliment ist wohl das grösste das ich je bekommen habe. 

"Imke, du bist der stärkste Mensch den ich kenne."

Der stärkste Mensch den er kennt. Wieviele Menschen kennt man? Und ich bin der Stärkste? Dabei fühle ich mich so oft so schwach. Dementsprechend mache ich mich wieder klein. "Ich bin nur stark weil ich keine andere Wahl habe" sage ich. Wie oft habe ich das nicht schon gesagt... "Ja aber es geht auch anders Imke. Nicht jeder steht wieder so im Leben wie du" sagt er. "Und du erreichst so viel." Er hat sich verändert sagt er. Sieht die Dinge jetzt anders. 

So oft habe ich das jetzt schon gehört. Wenn man so etwas so hautnah mitbekommt und man sieht wie ich mit meinem Verlust umgehe dann erscheinen einem die eigenen Probleme plötzlich nicht mehr so gross. Dann relativiert man ganz anders. Ist man zuhause entspannter. Genießt seine Kinder noch mehr. 

So ein schönes Kompliment. Es macht mich nachdenklich. So stark bin ich. Und das aus dem Mund von jemandem den man selbst als stark erfährt. 

Als ich Joep versprach stark zu sein und alles daran zu tun wieder glücklich zu werden wusste ich das dieses Versprechen für mich wichtig sein würde. Das es Lebenswichtig war merkte ich erst später. Das es mich zu einem so aussergewöhnlich starken Menschen macht habe ich nicht erwartet. 

Ich höre es so oft. Und manchmal, an Tagen wie heute kann ich es glauben. Ich bin stark. Stark für mich, für meinen Mann und meine Söhne. 

Ich werde wieder glücklich Joep. Weil ich es dir versprochen habe. Weil ich stark genug bin es zu schaffen. Du wirst mir immer fehlen aber unser Leben wird wieder immer ein bisschen besser. Weil wir stark sind. Weil du uns deine Kraft schenkst. Bei uns bist.

Danke 💙

30.09.2018

Der erste Geburtstag von Joeps Bruder

Es ist kaum vorstellbar aber wahr. Und kleines Baby ist kein Baby mehr sonder ein kleines Kind.

Oh wie schnell die Zeit doch ging. Und wie schön sie war. Dieses Jahr in dem wir so richtig Mama und Papa waren war schön und wenn wir jetzt René fragen dann wird er vermutlich sagen das es auch schwer war. Das er oft an seine Grenzen gekommen ist. Gesundheitlich. Das es aber trotzdem der glücklichste Jahr seines Lebens war. Auch eins der traurigstens Jahre aber vor allem das glücklichste. Mit dem Boef ist das Glück und die ganz grosse Liebe bei uns eingezogen. Plötzlich hatten wir wieder einen Sinn in unserem Leben. Einen Grund weiter zu machen und zu kämpfen. Plötzlich gab es nicht nur schwarze Leere wenn wir an unsere Zukunft dachten. Wir planen jetzt wieder. Urlaube wenn der Kleine was älter ist. Wir wollen Skifahren und nach Thailand. Wir wollen ihm die Welt zeigen. Die Welt neu durch seine Augen entdecken. 

Wir freuen uns auf das was vor uns liegt. Wir sind gute Eltern. Das Leben ist nicht mehr nur schwer. Oh wie unglaublich schwer es war... Ohne Joep zu leben ist das schwerste das wir je getan haben. 

Aber jetzt blicken wir auf ein Jahr mit Baby zurück und in eine Zukunft voller Glück und Liebe und Zuversicht.

Boefs Geburtstag war emotional. Unser Baby ist kein Baby mehr. Gleichzeitig freuen wir uns so auf das nächste Jahr mit einem 1 jährigen. Der Geburtstag war aber nicht nur Friede Freude Eierkuchen. Kurz bevor der Besuch kam war ich soooo traurig. René war mit dem Kleinen einkaufen und ich sollte aufräumen. Joeps Foto hatte eine Partymütze bekommen und ich postete in WhatsApp das er auf seine Art mit feiert. Und dann brach alles. Weinend sass ich auf der Couch. Verfluchte das Leben das so ungerecht zu uns ist. Warum darf er denn nicht richtig mitfeiern?

Aber es half alles nichts. Die Gäste würden bald kommen und die Wäsche musste gefalten werden. Das Haus musste aufgeräumt sein. Geschmückt hatte ich schon fast alles. Also wischte ich meine Tränen weg und arbeitete weiter. Für Joeps kleinen Bruder der gar nicht mehr so klein ist. 

Seine Geburtstagsfeier war so anders als die von Joep. Sie war richtig schön. Ich habe viel gebacken und eine Torte bestellt. Alles für den Kleinen. Überall hingen Girlanden und Ballons. Er verdient einen perfekten ersten Geburtstag und deswegen hat er den auch bekommen. 

Dann kamen die Gäste und der kleine Boef wusste gar nicht mehr wohin mit seiner Energie. Essen und schlafen wurde auf ein Minimum reduziert. Er genoss es soooo sehr mit den anderen Kindern zu spielen und seine Geschenke aus zu packen. Damit zu spielen. Er war das glücklichste und ausgeglichenste Kind das man sich vorstellen kann.

Es war ein richtig schöner Tag. Es war viel Arbeit aber es hat sich sooo gelohnt. Seine leuchtenden Augen waren es so wert.

Er liebt all seine Geschenke und spielt so gerne damit. Es war so schön. Ein erster Geburtstag mit Kind zuhause. Es war sogar so schön das niemand Fotos gemacht hat. Schade das wir keine Erinnerungen haben aber wie toll ist es denn wenn in dieser Zeit jeder im hier und jetzt lebt und nicht mal auf sein Handy guckt. 

Ein richtiger Erfolg. Oh kleiner Boef. Ich freue mich schon so auf deinen nächsten Geburtstag. Dann isst du bestimmt auch Kuchen 💛

16.09.2018

Der Laufstall ist weg - schon wieder

Nachdem Joep starb haben wir alles behalten. Fast alles. Den Laufstall und seine Badewanne haben wir zurück gegeben. Es stand im Weg. So ganz ohne Baby war es einfach im Weg. Sein Bett und die Kommode haben wir behalten, die standen und stehen in seinem Zimmer. Im Zimmer seines Bruders. Gerade schläft Joeps Bruder in Joeps Bett. 

Aber den Laufstall haben wir abholen lassen. Ich habe eine Freundin anrufen lassen. Der Laden in dem wir alle Möbel gekauft haben hat als Service alles kostenlos ab zu holen wenn das Baby stirbt. Als man uns das erzählte dachte ich warum erzählst du mir das. Ich hab schon Halbzeit. Eine Fehlgeburt wird es nicht mehr werden. Oh wie naiv ich war. Ich dachte wirklich das Joep nicht sterben könnte. Das unser Leben so perfekt bleibt wie es war...

Lange Rede kurzer Sinn. Der Laufstall wurde abgeholt. René stand unter der Dusche. Fertig mit den Nerven. Ich war am Boden zerstört. Der Männer kamen hoch, nahmen alles mit und gingen ohne auch nur was zu sagen. Den ganzen morgen hatte ich Panik weil ich wusste das sie kommen. Joep war noch keinen Monat tot. Die Stimmung am Morgen war schlecht. Wir waren fertig mit den Nerven. Ich brauchte René, René brauchte Abstand. Ich war so sauer das er mich alleine ließ mit den Kerlen. Noch unter der Dusche stand als es an der Türe klingelte. 

Aber ich hatte ihm das morgens nicht so gesagt. Wie sehr ich ihn brauchte. 

Das war also der Moment... Ich weiss noch wie ich abends zuvor unter Tränen den Laufstall abbaute. Ihn in den Flur stellte. Die Matratze dazu stellte. Wie ich mich dazu entschied die Decke zu behalten. Nicht alles zurück geben konnte und wollte. 

Ich erinnere mich wie ich mich an die Hoffnung klammere das ich ganz schnell wieder einen Laufstall aufbauen werden. Bis es soweit sein sollte vergingen mehr Monate als ich damals je gedacht hätte. 

Und dann kam der Tag. Wir kauften einen neuen Laufstall. Eins der wenigen Dinge die wir für Joeps Bruder neu kauften. Ich baute ihn mit dickem Bauch auf. Genau wie 1,5 zuvor den Laufstall für Joep. Ich stand neben dem Laufstall und konnte kaum fassen das diesesmal ein Baby darin liegen sollte. 

Aber es wurde wirklich wahr. Der Boef lag wenige Wochen später im Laufstall. Anfangs recht häufig. Immer wenn ich die Hände wirklich frei haben musste legte ich ihn kurz in den Laufstall. Das Mobile fand er fantastisch. Aber gemocht hat er den Laufstall nie. Dementsprechend wenig wurde er genutzt.

Jetzt ist der Boef fast 1 Jahr alt und der Laufstall diente seit Monaten nur zur Spielzeugablage. Also habe ich ihn dieses Wochenende abgebaut. Schraube für Schraube. Die Einzelteile habe ich in den Flur gestellt. Die Matratze auch. Die Decke liegt im Wäschekorb. Meine Eltern haben ihn mit nach Deutschland genommen weil wir hier keinen Stauraum haben. Wieder habe ich einen Laufstall abgebaut. Diesmal weil mein Kind zu gross dafür wurde. Doch die ganze Zeit dachte ich ans letzte mal. Als ich ihn abbaute weil mein Kind nie darin liegen würde. Als nur seine Fotos im Laufstall lagen. 

Und obwohl es so etwas kleines war versetzte es mich zurück in die schlimmste Zeit meines Lebens. Die Zeit als die Trauer zuschlug und mich auf den Boden warf. 

Wieder ist die Ecke vom Laufstall leer. Aber diesesmal stehen Boefs Spielsachen in der Ecke. Diesesmal haben wir einen Teppich gekauft damit es eine Spielecke bleibt. Aber trotzdem sehe ich einfach eine leere Stelle im Haus und erinnere mich daran wie unfassbar weh es tat als diese Stelle das letzte mal leer wurde. 

10.09.2018

Warum wir?

Vor ein paar Wochen habe ich eine sehr liebe email über diesen Blog bekommen. Ich hatte noch keine Zeit zu antworten aber ein Teil dieser Email schwirrt seitdem immer wieder in meinem Kopf.

Es war ein Kompliment dafür das ich nie frage warum das gerade uns passiert ist Und das ich es keinem anderen gönne.

Und seitdem denke ich daran wir oft ich mir genau diese Frage schon gestellt habe. Es ist eine Frage auf die ich niemals eine Antwort bekommen werde. Also drücke ich sie weg sobald sie in mir aufkommt. 

Aber warum mein Kind sterben musste, das frage ich mich jedes mal wenn ich wieder ganz tief am Boden liege. Jedes Mal.... Dann bemittleide ich mich selbst. Warum muss es mir so schlecht gehen. Und dann denke ich an Joep und das ihm so viel mehr genommen wurde als mir und dann bricht mein Herz noch mehr. Joep kann es nicht mal mehr schlecht gehen. Joep hatte 8 Tage in denen er uns überleben kämpfte. Wortwörtlich. Er kämpfte einen Kampf den ich mir nicht mal ausmalen kann. Joep hat so viel durchlebt in seinem kurzen Leben. Und dann frage ich mich: warum Joep. Warum mein perfekter Joep. Er hat doch keinem etwas getan...

Oh ja. Die Warum-Fragen sind immer in meinem Kopf. Ich bekomme niemals eine Antwort auf diese Fragen. Ich würde mich nur selbst fertig machen wenn ich sie immer aussprechen würde. Darum versuche ich sie mir nicht zu stellen. Sie sobald sie ankommen gleich wieder weg zu schieben. Sie nicht zu zu lassen. Und Antworten... Antworten suche ich nicht einmal. Ich weiss das es sie nicht gibt. 

Und dann, wenn es mir so schlecht geht und ich versuche diese Fragen zu verdrängen kommt immer noch ein Gedanke hinzu: sowas wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht. Sowas gönnt man niemandem. Niemals. Es sollte das nicht geben dürfen. Tote Babys. Das ist so falsch... Ich gönne es wirklich niemanden. Aber am aller wenigsten gönne ich es mir und meiner Familie. Am aller aller wenigsten gönne ich es Joep. 

05.09.2018

Bei den anderen geht halt doch nicht immer alles gut

Immer wieder erwische ich mich dabei wie ich voller Neid denke: Jeder bekommt gesunde Kinder, nur unser Joep, nur unser Kind ist nicht bei uns. Und selbst wenn jemand ein krankes Kind bekommt, dann wäre mir ein kranker aber glücklicher Joep doch so viel lieber als mein toter Joep.


Es scheint immer als ob jeder sofort schwanger wird, ohne Probleme. Jeder bekommt gesunde Kinder. Jeder scheint immer genau das zu haben was ich so vermisse. Und es fällt mir schwer jedem sein Glück zu gönnen. Der Neid ist da, wird immer da sein. Und das ist etwas was mir ganz und gar nicht gefällt.  So war ich früher nicht.


Immer wieder die Angst das mir jemand erzählen könnte das sie ein Kind erwarten. Immer ist meine erste Reaktion: Neid. Neid den ich runter schlucke. Den ich mir nicht anmerken lassen will weil ich finde das er hier nicht hin gehört.


Jedes Mal sage ich mir wieder: Du kannst auch noch ein Kind bekommen. Du kannst auch nochmal dieses Glück haben.


Ich finde das schwer. Schwer mit diesem Neid zu leben, ihn zu akzeptieren. Er passt nicht zu mir. Falsch. Er passt nicht zu der alten Imke. Zu der neuen wohl und das finde ich schwer zu akzeptieren. Das die neue Imke schlechter ist als die Alte.


Nachdem der Boef geboren wurde wurden wir von der gleichen Hebammenpraxis betreut bei der ich auch während Joeps Schwangerschaft war. Es fühlte sich richtig an. Ja, sie haben den Herzfehler übersehen, aber ansonsten waren sie toll und jeder macht mal Fehler. Die Hebamme die bei Joeps Geburt dabei war konnte uns nicht betreuen weil sie zu dem Zeitpunkt selbst hochschwanger war. Ihre Tochter ist nur ein paar Wochen jünger als der Boef. Seit Joeps Geburt haben wir Kontakt, sie war eine der ersten die wusste das ich wieder schwanger war (wie praktisch so eine Hebamme die alle Fragen beantworten kann als Freundin zu haben. Danke Joep) und seitdem die Kinder geboren sind treffen wir uns regelmässig.


Jedenfalls konnte sie mich nicht betreuen und zwei andere Hebammen kamen abwechselnd zu uns. Beide so nett und lieb und Joep stand genauso im Mittelpunkt wie der kleine Boef. Als die eine sich das Fotobuch von Joep ansah weinte sie und entschuldigte sich dafür. Natürlich fand ich das sie sich nicht entschuldigen muss, es ist einfach so traurig und alle Tränen um Joep sind willkommen, tun uns gut.


Sie erzählte das ihr Sohn nach der Geburt auch so da lag, auch einen Herzfehler hatte. Jetzt geht es ihm aber zum Glück gut. Sie durfte ihren Sohn mit nach Hause nehmen. Sie hatte Glück und wir hatten Pech.


Ich traf sie ein paar Wochen später nochmal im Supermarkt. Da sass ihr Sohn vorne im Einkaufswagen. Sie wohnte ganz in der Nähe.


Dann sah ich sie lange nicht mehr, bis vor ein paar Wochen. Rene, der Boef und ich gingen Mittags in einem Cafe etwas essen und da sass sie. Mit einer Freundin, beide hochschwanger. Ein kugelrunder Bauch. Wieder war der Neid sofort zur stelle. Wieder ärgerte ich mich über den Gedanken das natürlich bei jedem immer alles gut geht ausser bei uns. Wieder hoffte ich sofort danach das es bitte wirklich gut geht.


Und dann traf ich mich gestern mit der Hebamme die auch bei Joeps Geburt dabei war. Ich wusste schon das die Tochter einer Kollegin letzte Woche gestorben ist. Aber sie hatte mir noch nicht erzählt wer es war. Den dicken Bauch hatte ich schon lange vergessen. Es ist eine grosse Praxis und ich kenne nicht alle Hebammen die für diese Parxis arbeiten. Ich dachte ich würde sie nicht kennen. Sofort sagte ich ihr das wenn sie Deutsch kann sie gernen meinen Blog lesen kann, das sie sich bei mir melden darf wenn sie jemanden zum reden braucht. Jemand der versteht. Aber noch nicht jetzt, die kleine war ja noch bei ihren Eltern zuhause.


Als wir über den Strand liefen sagte Caroline dann das ich die Hebamme kenne deren Tochter gestorben ist. Das sie bei uns zuhause war. Ich brauchte einen Moment um 1 und 1 zusammen zu zählen. Mein Kopf wollte nicht wahr haben war er da hörte, verstand. Vor 1,5 Wochen waren wir doch noch auf der Beerdigung einer 25-jährigen die 6 Wochen nach der Geburt ihrer Tochter plötzlich gestorben ist. Und jetzt das. Ein Baby, das Baby von jemandem den ich kenne. Das Baby auf das ich neidisch war. Der dicke Bauch. Wie glücklich sie an dem Tag aussah an dem ich sie traff. Weil sie es war.


Und jetzt sitze ich hier und schäme mich das ich einfach immer und immer neidisch bin. Auf jede Schwangere, auf jedes gesunde Baby. Ich hatte gar keinen Grund auf sie neidisch zu sein. Wie gerne wäre ich zu recht neidisch gewesen. Und jetzt schäme ich mich wieder. Wie immer, dieser verfluchte Neid.


Aber das bin jetzt ich. Ob der Neid jemals weg geht wird nur die Zeit zeigen. Aber mögen werde ich ihn nie. Nie nie nie...

02.09.2018

Wie soll ich es ihm erklären?

Wie erzieht man das Geschwisterchen von einem toten Kind. Oft stelle ich mir diese Frage. Es gibt nur eine Antwort: nach Gefühl. Jeden Tag nehmen so wie er kommt und vertrauen darauf das wir als Eltern alles richtig machen.

Aber was ist richtig? Ich will das Joeps Bruder eine glückliche Kindheit hat. Ich will nicht das er sich anders fühlt. Auf keinen Fall will ich das er das Gefühl hat extra lieb/gut sein zu müssen weil er ja ein Leben lebt das sein Bruder nie haben konnte. Denn diese Gedanken schwirren in unseren Köpfen. Oft. Das was der Boef gerade macht, das kann Joep nicht. Wie wäre Joep wohl gewesen? Hätte er das auch gemacht?

Ich sage oft das Boef doppelte Liebe bekommt. Die für ihn und die für Joep. Das bedeutet auch doppelte Geduld und extra viele Kuschelmomente und Küsse. Und ja. Das bedeutet natürlich auch das er ein bisschen verwöhnt wird. Er hat wirklich alles was er braucht (und noch viel mehr) und wir ihm kaufen können.

Aber wie erzieht man jetzt so ein Regenbogenbaby? Welchen Einfluss wird unsere Trauer auf ihn haben? Wie entwickelt sich so ein Kind das halt nicht nur von Glück umgeben ist sondern auch von Traurigkeit?

Und wie wird es später für ihn sein? Wenn alle anderen Kinder ihre Geschwister zuhause haben und er der einzige ist mit einem grossen Bruder im Himmel. Wird er das verschweigen? Wird er stolz von ihm erzählen? Wird er sich dafür schämen wenn er ein Teenager ist und alles was anders ist erstmal peinlich ist?

Ich möchte ihm so gerne eine tolle Kindheit geben. Die Basis für ein einen tollen Menschen. Er soll glücklich sein. Immer. Ich hoffe einfach das unsere Traurigkeit das zulässt. Das er später nicht denkt das seine Kindheit von Gutem und Traurigem geprägt wurde. Er soll zurück denken und sich an all die schönen Dinge erinnern. An all die Liebe in unserem Haus. Dem Respekt füreinander. Die Freude und den Spass den wir jeden Tag haben. 

Bedürfnisorientiert ist wohl das Wort das meine Erziehung am besten beschreibt. Weil es sich richtig anfühlt das sich alles um ihn dreht und wir es zusammen schaffen. Aber was sind seine Bedürfnisse bezüglich Joep?

Bis jetzt lacht er Joeps Fotos immer so schön an. Ich hoffe es bleibt so. Ich hoffe das ich ihm die beste Mama bin die er sich wünschen kann. Das er sich niemals wünscht das jmd anders seine Mama wäre. Niemals... Ich weiss das ich ihm eine gute Mama bin. Manche Menschen können schön malen oder singen oder lecker kochen und ich? Ich bin eine gute und geduldige Mama mit ganz viel Liebe und Kraft für meine Kinder. Eine Mama der es nie zu viel wird. Eine Mama die nicht jammert weil es für mich keinen Grund gibt, weil ich Mamasein nicht als anstrengend erfahre. Weil es mir so viel Freude und Kraft gibt. Und Liebe. So viel Liebe für meine Jungs. 

22.08.2018

Alles ist wieder gut

Wir befinden uns in Joeps Woche. 2,5 Jahre... Unglaublich. Morgen ist es 2,5 Jahre her das er in unseren Armen starb. 

Wir haben wieder ein Baby. Einen kleinen Bruder. Und wieviel Glück er uns schenkt. 

Man sieht was man sehen will und jeder sieht lieber Glück als Traurigkeit. Wir strahlen mit Boef um die Wette. Die Liebe in unserer Familie ist so sichtbar.

Und genau das ist der Grund weswegen die Welt denkt alles ist wieder gut. Joep ist so lange tot. Wir haben den kleinen. Wir strahlen wieder. 

Zumindest haben wir das Gefühl das die Welt so denkt. Mit der Geburt von Joeps Bruder fing es an. Anfangs gab es noch Verständnis. Wie schwer muss es sein jetzt zu erleben was wir alles bei Joep verpasst haben. 

Aber mit der Zeit fragt man nicht mehr wie es uns geht. Und das obwohl René es momentan wirklich schwer hat. Und das obwohl wie noch jeden Tag um Joep trauern. Ihn vermissen. Immer vor Augen haben was uns fehlt. Er ist allgegenwärtig. Es vergeht kein Tag an dem sein Name nicht genannt wird.

Wie kann alles gut sein ohne Joep? Unmöglich! Wir haben Glück im Unglück. Wir sind oft glücklich. Aber Joep wird immer fehlen. Richtig gut kann es mir mehr werden. Der kleine 2,5 jährige an meiner Hand fehlt. Jeden Tag, jede Minute. 

Der Boef ersetzt nichts. Niemanden. Kann und soll er auch nicht. 

Viele Teile unseres Lebens sind schön und wir sind dankbar dafür. Wir wissen das wir viel Glück haben. Aber Joep ist auch Teil unseres Lebens und dieses Stück wird niemals gut werden. Er wird immer fehlen. Er wird immer geliebt werden.

Manchmal wäre es einfach schön zu spüren das unser Umfeld das versteht. Aber das versteht wohl nur wer uns online verfolgt. Menschen die uns neu kennen lernen haben keine Ahnung. 

Ach wieviele Menschen es gibt die uns beneiden. Für unsere Beziehung. Für das Leben das wir uns aufgebaut haben. Für Joeps Bruder der so lieb und aufgeweckt und kuschelig (und schön, kein Blogeintrag ohne zu erwähnen wie schön meine Kinder sind) ist. Wenn die nur wüssten was uns fehlt. Wenn Sie nur erahnen würden das der Boef ein kleiner Bruder ist. Aber Verlust und Trauer sieht man uns nicht an. Ein Stück weit bleibe ich immer diese unsichtbare Mama zu der Joep mich gemacht hat. 

07.08.2018

Ich will dich vor allem beschützen

Ach Boefi,

alles was ich will ist dich beschützen. Niemals sollst du so traurig sein müssen wie Mama und Papa es waren. Du sollst glücklich werden. So unglaublich glücklich wie wir es einmal waren. Ich will dir alles geben um das zu erreichen. Wir werden aus dir einen Menschen machen der zurecht stolz auf sich sein kann. Der sich selbst lieben kann. Der zufrieden ist mit sich ist.

Ach Boefi, ich will das aller beste für dich. Dich wirklich vor allem schlechten, allem traurigen beschützen. Aber laufen lernst du indem du fällst und immer wieder auf stehst. Ich kann dich nicht davor beschützen dass du fällst, nicht immer. Ich bin nicht immer da wenn ein anderes Kind dich beißt. Du bist so hart im nehmen. So hart... Wenn mein Herz blutet weil du dir weh getan hast weinst du schon lange nicht mehr. Wenn ich noch geschockt darüber nachdenke was alles hätte passieren können lachst du schon wieder und kuschelst.

Ich kann und darf dich nicht vor allem beschützen. Du musst Fehler machen, du musst traurig sein dürfen. Du musst das alles selbst lernen. Nur so kannst du ein selbst reflektierter Mensch sein, nur so lernst du aus deinen Fehlern und wirst du verstehen.

Aber mein Schatz, ich konnte deinen Bruder nicht beschützen und vielleicht tut es meinem Mamaherzen gerade darum so weh dich fallen zu sehen. Auch wenn du gleich wieder kuschelst und zufrieden bist. Ich will dich glücklich sehen. Immer. Du hast das schönste und ansteckenste Lachen der Welt. Deine Tränen tun mir weh, auch wenn ich weiss wie wichtig sie sind und dass sie dazu gehören.

Ich versuche dir die beste Mama der Welt zu sein. Und die beste Mama der Welt weiß dass Fehler machen dazu gehören. Das auch ich Fehler machen muss, damit du siehst wie ich damit umgehe. Damit du siehst das Fehler machen normal ist und dazu gehört. Nicht nur zum groß werden, sondern auch zum Leben. Wir alle machen Fehler.

Ach Boefi... du wunderschöner kleiner Lockenkopf. Ich wünsche mir so sehr das du dein ganzes Leben lang auf die Frage ob du glücklich bist mit ja antworten kannst. Aus Überzeugung.

Jede Mama will ihr Kind beschützen. Jede Mama würde am aller liebsten all den Schmerz ihrer Kinder auf sich nehmen. Ich würde mein Leben für meine Kinder geben.  Ich liebe euch.

Könnte ich dich nur vor allem beschützen, wäre das nur das Beste für dich. Dann wäre mein Leben ein Stück sorgenfreier.


02.08.2018

Endlich eine halbe Stunde Zeit für die Trauer

Trauer kommt und geht wie sie es will. Man kann sie nicht beherrschen. Geht nicht, oder? Oder kann man sie doch unterdrücken? Über Monate? Vor einem halben Jahr hätte ich gesagt das ist unmöglich. Und doch sitze ich hier. Dieses Jahr war anders. Anfangs unglaublich schwer. Uns ging es schlecht. Dann irgendwann ging es mir wieder besser und ich konnte stark sein. Stark für meine Männer.

Ich ging wieder arbeiten. Jetzt musste ich stark sein. Joeps Bruder musste in die Kita. Ich musste arbeiten. Rene musste ich schonen. Und ich konnte, ich kann. Was ich aber nicht konnte war das ganze mit meiner Trauer zu verbinden. Ich kann wieder funktionieren. Ich kann dafür sorgen das zuhause alles läuft. Ich kann arbeiten, eine gute Mama sein, eine okaye Ehefrau sein. Aber ich kann nicht gleichzeitig trauern wenn ich alles andere machen muss. Und deswegen weiß ich nicht ob ich im letzten halben Jahr so richtig geweint habe. Um Joep. Ja, Tränen liefen vereinzelt. Alle 2 Wochen mal ein paar Tränen. Oft weil ich so gerührt war das so viele Menschen an Joep denken. Selten weil das vermissen so weh tat das ich kaum atmen konnte. Und wenn es so war dann gab es da Joeps Bruder oder die Arbeit oder Rene die mich brauchten. Dann wurden die Tränen weg gewischt. Der Boef soll uns nicht zu oft weinen sehen. Er soll eine glückliche Kindheit haben. Ohne diesen Schatten der Trauer der über meinem Leben liegt. Er soll auf der Sonnenseite aufwachsen. Joep lieben auf eine kindlich schöne Art und Weise. Er soll uns nicht trösten müssen. Mamas und Papas trösten ihre Babys und nicht anders rum.

Und so vergingen die Monate. Ohne Zeit und Raum für die Trauer. Die Trauer ist ein guter Freund für mich geworden. Ich vermisste sie. Ständig. Ein Teil von mir fehlte. Kollegen die mich kennen lernten sahen nur die glückliche Imke. Dabei gibt es die glückliche Imke doch gar nicht ohne die traurige.

Jetzt hatten wir Urlaub, genau genommen habe ich diese Woche noch Urlaub aber es fühlt sich schon an als sei er vorbei. Rene arbeitet diese Woche wieder 2 Tage. Joeps Bruder ist 2 halbe Tage in der Kita zur Eingewöhnung (was er übrigens soooo toll macht. Ich bin so stolz). Heute morgen haben Rene und ich den kleinen also in die Kita gebracht. Die neue Kita ist auch ganz nah an meiner Arbeit was bedeutet das wir von zuhause ca 30 Minuten bis zur Kita fahren. Gegen halb 9 waren wir wieder zuhause. Genau eine Stunde Zeit hatte ich bevor ich wieder zurück musste zum stillen. Rene und ich haben uns kurz im Arm gehalten, auf der Couch gesessen. Durchatmen, wir haben beide einen schweren Tag. Sind gestern Abend beide schon traurig ins Bett gegangen. Und dann gingen wir zu Joep. 10 Minuten hin laufen. An seinem Grab sitzen und wissen jetzt sind wir zum ersten mal seit Joep ein großer Bruder ist alleine hier. Zum ersten mal kein Baby das unruhig wird. Zum ersten mal Zeit für uns drei. Wir habe Videos von Joep geguckt. Ich wollte fühlen. Jetzt. Ich brauchte die Trauer. Schon gestern Abend liefen die Tränen aber halt nicht richtig, nur vereinzelt.

Wir sahen die Videos von Joep. Oh man was ist er schön. Oh man was waren wir glücklich. Was für eine perfekte kleine Familie. Ich konnte nicht alle Videos gucken. Ich wusste gleich kommen die Videos in denen wir Abschied nehmen. In denen wir wissen er muss sterben. In denen es keine Hoffnung mehr gibt für die Zukunft.

Und dann war sie da. Die Trauer. Die Tränen. Das im Arm halten und zusammen schluchzen. Um unseren liebsten und schönsten Joep. Um unser Glück. Und bevor es richtig angefangen hat gucke ich auf die Uhr und sehe ich dass wir wieder los müssen. Joeps Bruder bekommt Hunger. Um halb 11 wird er gestillt. Es ist mir so wichtig das er gerade zur Eingewöhnung um genau halb 11 gestillt wird. Er sich auf mich verlassen kann.

Gerade schüttelt uns die Trauer noch. Gerade schüttelt unser Körper sich noch unter unseren Tränen. Jetzt versuchen wir sie weg zu wischen. Jetzt bemerken wir erst das wir keine Taschentücher mehr am Grab haben. Zum Tränen weg wischen. Zum Nase putzen. Die liegen doch sonst immer bei den Teelichtern. Wann haben wir die aufgebraucht? Wann haben wir zum letzten mal am Grab geweint?

Weinend laufe ich über den Friedhof in Richtung Ausgang. Leer fühle ich mich. Noch nicht bereit zu gehen. Weg, weg von Joep. Wie ein Magnet zieht es mich zurück zum Grab. Ich bleibe ein paar mal stehen. Gucke in seine Richtung. Bedanke mich bei ihm für die Sonne. Wische meine Tränen weg. Dabei bin ich doch noch gar nicht richting angekommen in der Trauer. Ich habe einfach zu wenig Zeit.

Ich sage immer wieder: Ich liebe dich Joep, ich liebe dich Joep, ich liebe dich Joep. Um zu fühlen. zu realisieren das die Liebe da ist, sie zu spüren, ganz bewusst. Zu spüren das es Joep gibt, gab. Das er Teil unseres Lebens ist. Unser Leben. So falsch ist unser Leben denke ich. Ich will dieses Leben nicht. Ich sage es laut. Ich sage zu Rene das ich dieses Leben nicht will. Ich hasse es. Ich will beide meine Söhne bei mir haben. Warum wir? Warum Joep? Warum? Warum denn nur? Warum frage ich ihn. Darauf werden wir nie eine Antwort bekommen sagt Rene. Recht hat er. Ich hasse es das er Recht hat, meine angestaute Trauer der letzten Monate sucht sich gerade einen Weg und will keine vernünftigen Antworten hören. Kann es nicht akzeptieren das es so ist wie es ist.

Wir laufen zum Tor vom Friedhof. Ich weiß ich muss die Trauer jetzt hier lassen. Weine meine letzten Tränen. Wische sie weg. Ja das kann ich mittlerweile. Die Trauer ausstellen, den Tränen verbieten zu laufen. Es geht also doch denke ich.

Auf der Strasse sind wir leise. Hand in Hand. Mit leere Hände laufen wir nach hause, wie nach der Beerdigung von Joep. Wir haben ihm doch versprochen wieder glücklich zu werden sagt Rene. Ja sage ich, aber da hatte ich doch keine Ahnung das ich ihm etwas verspreche das unmöglich ist sage ich. Als ich es versprach dachte ich wirklich das das geht. Wieder 100% glücklich werden. Aber das geht nicht. Nie mehr werden wir so glücklich sein wie wir es waren. Aber wir geben unser bestes so glücklich zu werden wie es halt eben geht. Das maximale raus zu holen. Für Joep, wir haben es ihm doch versprochen. Und für seinen kleinen Bruder. Sie verdienen doch glückliche Eltern. Der Boef verdient eine tolle Kindheit, Glück und Freude und glückliche Eltern.

23.07.2018

Das erste letzte Foto

Ich bin wie betäubt. Ich laufe aus dem Zimmer in dem ich gerade die Nachricht bekommen habe die mein Leben für immer verändern wird. Taub bin ich, leer. Voller Angst vor dem was noch kommt. Du wirst sterben. Sie haben es entschieden. Ich bin deine Mama und ich kann nichts tun. Ich kann dich nicht retten. Ich kann nicht verstehen. 


Ich weiss nur eins. Ab jetzt zählt jede Minute mit dir. Ich gehe zu deinem Bett. Zu dir. Wissend das ich das nicht mehr oft kann. Es ist Freitag. 


Montag morgen wurdest du geboren. Mein Bauch ist seit heute morgen flach. Die Milch seit dieser Nacht da. Dienstag wirst du sterben. 


Ich gehe zu dir. Ich kann es nicht glauben. Wie soll ich dir das erklären? Das du von uns gehen musst? Bevor du überhaupt richtig angekommen bist. Bevor ich dir auch nur zeigen konnte wie sich frische Luft in der Lunge anfühlt.


Ich mache dieses Foto. Das erste Foto von dem ich weiss das es eins der letzten sein wird. Das erste Foto von dem ich weiss ich brauche es als Erinnerung. Ich darf dein hübsches Gesicht nicht vergessen. 


Was macht eine Mutter sie gerade gehört hat das ihr Kind sterben wird? Sie macht ein Foto. Sammelt Erinnerungen.

14.07.2018

Überraschungsfamilienfoto

Mein Schwiegervater hatte gestern Geburtstag. Als René ihn gestern abend anrief zum gratulieren erwähnte er auch das er gerne ein Foto von allen Enkelkindern hätte. BAM. Der sass... Unerwartet. René dachte: das geht nicht... Er wird niemals ein Foto von allen geben, Joep kann nicht dabei sein. Er sagte nichts. Er sagte auch mir nach dem Telefonat nichts davon um mich nicht zu verletzen. Vielleicht hatte er Angst ich würde nicht auf den Geburtstag gehen wenn ich es weiss? Vielleicht tat ihm der Gedanke einfach zu weh um darüber zu reden.

Mein Schwiegervater wohnt am anderen Ende des Landes. Wir haben uns ein Hotel genommen. Der Tag war gut. Schön. Alles lief gut. Meine Schwägerin ist schwanger. Deutlich schwanger und ich war so erleichtert das ich den Bauch gut ertragen konnte. Das dicke Bäuche mir nicht mehr so weh tun. Das Enkelkind der Freundin meines Schwiegervaters das ein dreiviertel Jahr nachdem Joep starb geboren wurde habe ich das erste mal gesehen. Und auch das habe ich gut weg gesteckt. Ich habe nicht viel daran gedacht wie sehr Joep fehlt. Ein paar mal dachte ich daran wie es wohl wäre... Mit Joep. Wie gross Joep wohl wäre. Ein halbes Jahr älter als unsere Nichte, ein dreiviertel Jahr älter als das kleine Mädchen. Und ich habs ausgehalten und es fühlte sich nicht so schlimm an wie noch vor einem Jahr. Als der Gedanke mit ihnen einen Geburtstag am anderen Ende des Landes zu feiern sich noch anfühlte wie etwas das ich nicht schaffen kann und will. Wovor ich mich/uns schützen musste. 

Es war also ein guter Tag. Mit dem Auto quer durch die Niederlande. Der Stau hielt sich in Grenzen. Wir machten zwei Pausen. Gingen auf dem Markt in Renes Heimatstadt was essen, in seinem Lieblingsrestaurant von Markt. Mit Joeps Bruder. Und wir dachten darüber nach wann wir das letzte mal hier waren. Da war ich schwanger von Joep. So lange ist es her. So lange...

Danach fuhren wir noch zu meiner Schwiegermutter und von da aus ins Hotel. Der Boef trank und schlief noch bevor es dann zum Geburtstag ging. Und schon bald hörte ich die Freundin meines Schwiegervaters sagen dass sie gerne ein Foto von allen Enkeln wollte. Unterbewusst verdrängte ich es. Nicht dran denken. Aber dann wurden am Abend doch noch alle Enkel zusammen getrommelt. Ein Foto von allen. Und ich war nicht vorbereitet. Setzte Joeps Bruder auf den Schoss meiner 16 jährigen Nichte und wünschte ich hätte etwas symbolisches für Joep dabei. Damit er auf seine Art dabei sein konnte. Hatte ich aber nicht. Hatte ich nicht. Seine Katze lag im Hotel. Die ist immer in meine Tasche... Aber sie lag im Hotel. 

Nachdem das Foto gemacht wurde sagte die Freundin meines Schwiegervaters zu meiner schwangeren Schwägerin das nächstes Jahr ein Foto mit ihrem Baby dabei gemacht wird und das sie dann komplett seien. BAM. Sofort guckte sie mich an und sagte das sie natürlich nie komplett seien. Das einer immer fehlt. Und ja verdammt nochmal. Joep fehlt. Immer. Jede Minute meines Lebens. Auf jedem verdammten Foto. 

Und dann war sie da. Die Trauer. Zusammen mit den Tränen. Den Blicken die nicht verstanden. Den Blicken denen ich ansah das sie erst einmal darüber nachdenken mussten warum ich weinte. Darüber nachdenken mussten was denn gerade der Grund war für meine Tränen. Niemand ausser René der es verstand. 

Hätte ich es nur gewusst... Hätte ich es gewusst. Ich hätte Joep mit ins Foto integriert. Aber ich wusste es nicht. Er war nicht dabei. Nicht mal symbolisch. Kein Regenbogen im Foto, keine Katze.

Es wurde noch ein Foto von allen gemacht. Der ganzen Familie. Auf diesem Foto hatte ich Joeps Bruder  auf meinen Schultern. Ich hielt meine Hände in seinem Rücken damit er gut und sicher sitzt. Damit man mein Tattoo und die Fußabdrücke von Joep sieht. Damit er wenigstens auf diese Art und Weise mit auf dem Foto ist. 

Fotos... Familienfotos... Es wird immer schwer bleiben. 

Joep du fehlst so. Jeden Tag. Bei allem. Auf jedem Foto. Bei jedem Atemzug. 

07.07.2018

Ich liebe ihn so so so sehr

Gerade habe ich den Boef nach seinem abendlichen 10 Uhr trinken ins Bett gebracht. Ja richtig gehört, in sein Bett, in seinem Zimmer. So geht das hier jetzt nämlich.

Er ist beim Stillen wieder eingeschlafen und wie er so in meinem Arm lag und ich ihn in sein Zimmer getragen habe überkam mich die Liebe. Ein warmes Gefühl. So unglaublich schön. Glückstränen in meinen Augen. Ich gehe in die Küche, René kocht gerade und ich sage ihm wie sehr ich den Boef liebe. Mein Blick schweift durch den Raum. Von René in der Küche rüber zum Wohnzimmertisch. Dabei sehe ich Joeps Foto an der Wand. Ein grosses Foto mit seinem schönen Gesicht, nicht zu übersehen, aber hängen bleibt mein Blick erst bei seinem Fotobuch das wie so oft aufgeschlagen auf dem Wohnzimmertisch liegt. Ich höre meine Worte noch, meine Glücksträne kullert noch über meine Wange: 'ich liebe ihn so so so sehr'. Ich sehe Joeps Fotos, schlinge meine Arme um meine Brust, wie von selbst geht das. Meine Arme die ins Leere fassen, beim Gedanken daran wie sie Joep das letzte mal gehalten habe. 'Und Joep' sage ich. 'Joep liebe ich auch so so so sehr'. Mich selbst umarmend. Eine leere Umarmung. Und zu meiner Glücksträne gesellen sich wie so oft auch Trauertränen.

Ich denke an ein Gespräch heute Abend, als Boef gerade erst im Bett lag vor ein paar Stunden. Wie René sagte: 'unglaublich das wir ein Kind haben - zuhause' in mir verkrampfte es sich bei den Worten 'ein Kind'. Bevor ich etwas sagen konnte sprach René weiter: 'unglaublich das eins im Himmel ist.' Und wieder wusste ich er spürt genau was ich gerade spüre. Ich sagte 'unglaublich das wir nicht zwei zuhause haben'. Mehr sagten wir nicht, wir fühlen einander an. Wir wissen was der andere denkt und fühlt. 

So viel Liebe gibt es in unserem Haus. So viel Liebe für einander. So viel Liebe für unsere Kinder. 

Als ich aus der Küche zurück ins Bett ging hörte ich René sagen: 'ich habe noch nie jemanden so sehr geliebt wie meine Kinder'. Ich auch nicht... Nie habe ich jemanden mehr geliebt als meine Söhne. 

Niemals werden Glückstränen laufen ohne das sich Trauertränen dazu gesellen. Glück und Traurigkeit liegen so unfassbar nah zusammen in unserem Leben.

Gute Nacht Joepi, mein wunderschöner perfekter kleiner Mann. Schlaf gut auf deiner Wolke mit deinem Sternenlicht. Mama und Papa lieben dich. Morgen besuchen wir dich 💙

16.06.2018

Ich arbeite wieder

Es ist also soweit. Ihr habt es alle gemerkt. Es ist still hier im Blog. Anstatt jede Woche etwas von mir zu lesen kommt oft wochenlang nichts. Und so still wie es hier ist, so stressig ist das echte Leben.

Und der Grund dafür das es hier so ruhig ist ist das ich keine Zeit habe zu trauern. Trauern bedeutet für mich auch hier schreiben. Meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, vom Herz über die Finger ins Internet. Aber dazu fehlt mir die Zeit. 

Ich arbeite wieder. 4 Tage die Woche. 32 Stunden die Woche. Das ist viel, ein Tag weniger als früher aber trotzdem viel. Der Boef geht in die Kita und hat sich gut eingewöhnt. Essen will er noch immer nicht aber ich stille ihn 2 mal am Tag. 1,5-2 Stunden von meinem 8 Stunden Arbeitstags bin ich bei ihm. Auf diese Art und Weise geht es. Arbeiten. Kita. Wir sehen uns ja auch tagsüber. Aber lange geht das nicht mehr so. Wenn er isst werde ich ganze Tage ohne Unterbrechung arbeiten. Und auch das werden wir schaffen. 

Ich arbeite und versuche gleichzeitig Hausfrau, Ehefrau und Mutter zu sein. Mich um alles zu kümmern. Ein Balanceakt den ich noch lernen muss. Joeps Bruder steht dabei immer an erster Stelle. Wenn er nicht ohne mich schlafen will dann bleibe ich bei ihm im Bett bis er es okay findet das ich gehe. 

Das arbeiten selbst fällt mir leichter als gedacht. Zum Glück. Ich dachte ich würde es hassen wieder zu arbeiten aber das ist nicht so. Lieber wäre ich natürlich zuhause aber das Leben ist nunmal kein Wunschkonzert und dafür lebe ich einfach im falschen Land... Ich arbeite 4 Tage damit René auch 4 Tage arbeiten kann. Natürlich würde ich am liebsten nur 3 Tage arbeiten aber dann würde ich René einen Tag mit dem Boef nehmen und das will ich nicht. Noch geht der Boef 4 Tage in die Kita weil ich ihn ja stillen muss. Aber sobald er isst bleibt er einen Tag die Woche zuhause bei Papa. Ein richtiger Männertag. 

Es ist schon verrückt wie schnell man sich daran gewöhnt wieder zu arbeiten. Sich einfindet beim neuen Arbeitgeber. So viele neue Menschen, so viele Menschen die Fragen wieviele Kinder ich habe und mich geschockt angucken wenn ich erzähle das Joep tot ist. Aber so viele Möglichkeiten über ihn zu reden. So viele neue Menschen denen ich stolz Fotos von meinen Söhnen zeigen kann. Der grosse Boef und der kleine Joep. Beide immer als Hintergrund auf meinem Handy. Beide immer ganz nah. 

Eine Träne für Joep

Wir liegen im Bett, Samstag morgen. Der Boef schläft. Mama und Papa dösen vor sich hin. Kuscheln. Viel zu selten liegen wir so, geniessen es zu dritt zu kuscheln.

Joeps Bruder atmet tief im Schlaf. Ein Geräusch das uns so gut tut, es gibt nichts beruhigenderes als sein Kind atmen zu hören. Wie friedlich er hier in meinem Arm liegt. René scheint genau das Gleiche zu denken. Er flüstert meinen Namen, will ihn auf keinen Fall stören oder wecken. Er schläft doch so friedlich. Er flüstert: 'Imke, er ist so schön.' Ich öffne meine Augen, sehe meinen Sohn neben mir liegen und mir wird warm ums Herz. Ja er ist so unglaublich schön. So perfekt. Er wird einfach immer schöner... René sagt: 'ich würde ihn für nichts auf der Welt tauschen wollen.'

Sofort denke ich an Joep, für eine zehntel Sekunde denke ich ob er ihn auch nicht für Joep tauschen würde? Dann schiebe ich den Gedanken schneller weg als er kam. Das geht nicht. Ich brauche nicht darüber nach zu denken. Joep ist tot. Joep kommt nie wieder. Aber sein Bruder ist da. Hier, in meinem Arm. Ich flüstere zurück: 'ja, er ist wunderschön. Er bleibt für immer bei uns! Er muss!' Und in Gedanken denke ich das wenn es das beste für ihn wäre ich ihn gehen lassen müsste und würde. Ihm zu liebe... Ich will nur das beste für ihn. Und ich hoffe das das Beste für ihn die nächsten 20 Jahre bedeutet bei Mama und Papa zu bleiben. Das er alt und Weise wird. Ein guter Mensch der stolz auf seine besondere Familie ist, und wir werden immer stolz auf ihn sein. 

Joeps Bruder macht unser Leben wieder schön. Es geht uns besser. Es gibt wieder so viel Freude. Aber selbst in den schönsten und wärmsten Momenten wie der gerade denken wir auch an Joep. Ich bin mir sicher das auch René in dem Moment an Joep dachte. Wie gerne hätten wir hier zu 4. gelegen. Wie schön wäre es gewesen wenn René gesagt hätte 'sie sind so schön', ich meine Augen geöffnet hätte und beide meine Söhne gesehen hätte.

Und dann kullert sie, eine Träne für Joep heute morgen. Weil auch die Traurigkeit und das Vermissen immer da sind. Auch in den schönsten und wärmsten Momenten des Glückes. 

30.05.2018

Traum

Diese Nacht habe ich nach langer langer Zeit endlich wieder von Joep geträumt.

Leider hatte ich Nachts nicht den Elan es auf zu schreiben und heute Abend ist die Erinnerung nur noch bruchstückhaft...

Joep war ca 2 Jahre alt. Er war aber nicht gesund, er war behindert. Er war schwer krank, das wusste ich. Jeder schien ihn abgeschrieben zu haben, das fühlte ich. Er war wieder ein sterbendes Kind. Eine Frage der Zeit wie lange er noch bei uns sein dürfte.

Aber dann nahm ich ihn und plötzlich fing er an an meinen Händen zu laufen. Es war ein richtiges Wunder. Er war so schön und scheinbar machte er Fortschritte, war er gar nicht sterbend. Joep ass auch ein paar Sachen im Traum. Ich war so stolz und so erleichtert und glücklich. Ich ärgerte mich das andere sagten ich solle mir keine Hoffnung machen. Nicht das sahen was ich sah...

Joep war wunderschön! Mit weiss blondem Haar. Er sah seinem Bruder ähnlich.

Ich wachte auf und sah Joep noch vor meinem inneren Auge. Es war ein schöner Traum. Ich ärgerte mich noch kurz das man mir im Traum mein Glück nicht gönnte und mir rational versuchte  zu erklären das das halt gar nicht toll ist was er kann. Aber dann schob ich den Gedanken weg und klammrte mich an das Bild von Joep. Mein stolzes Gefühl. Die Liebe die ich in dem Moment empfand. Ich lag also in meinem Bett. Joep noch vor meinem inneren Auge, und sein kleiner Bruder in meinem Arm.

21.05.2018

Nicht jetzt Trauer, bitte nicht jetzt!

Im Moment sind die Trauer und ich beste Freunde. Sie gehört in mein Leben, ist mein ständiger Begleiter. Ich liebe sie weil sie zu Joep gehört. Aber sie hat 2 Gesichter. Sie kann mir gut tun und mich heilen. Aber sie kann mich auch auf den Boden schmeißen und nochmal drauf treten. 

Das hat sie lange nicht mehr gemacht. Wochen schon nicht mehr. Ja sogar Monate! Ich weiss gar nicht genau wann sie mich das letzte mal so hart erwischt hat. Wahrscheinlich war es im Januar. Im Januar ging es mir so schlecht. Zwischen Weihnachten und Joeps Geburtstag.

Gerade fühle ich wie die Trauer sich anschleicht. Joeps Bruder liegt neben mir im Bett und schläft schon. Kuschelt sich an mich und träumt schöne Dinge. So friedlich und seelig. 

Und dann überkommt mich das Gefühl. Ich hatte schon so lange keine Zeit mehr intensiv zu trauern. Ich vermisse es. Ich vermisse mich ganz intensiv mit Joep beschäftigen zu können. Wie schön war es als ich seine Videos aufgenommen habe. Alles noch einmal erleben. Ganz bei Joep sein. Etwas für Joep tun. 

Aber seitdem muss ich funktionieren. So viel passiert hier, ich kann jetzt nicht zusammenbrechen. Nicht jetzt. Nicht morgen, nicht mal diesen oder nächsten Monat. Es geht jetzt einfach nicht. Wir brauchen mich stark. Joeps Bruder und René brauchen mich, ich muss jetzt die starke sein bis wir wieder was mehr Platz zum Atmen bekommen. Und ich schaffe es. Ich kann das. 

Aber die Trauer schleicht sich an. Gerade habe ich sie einfach weggedrückt. Ich habe gesagt nicht jetzt und mich geweigert zu fühlen. Zum ersten mal. Wie lange geht das gut?

Morgen früh muss ich arbeiten. Meine zweite Woche.  Zum ersten mal seit August wieder arbeiten. Nach 10 Monaten. Joeps Bruder geht in die Kita und muss sich natürlich auch eingewöhnen. Ihm fällt das noch viel schwerer als mir. Also muss ich stark sein. Er darf nicht fühlen das ich ihn gar nicht her geben will... Das ich ihm am liebsten noch 1000 Küsse geben würde bevor ich gehe. Aber ich kann ja nicht Stunden lang da bleiben. Ich muss ja arbeiten. Ich MUSS. 

Ich kann jetzt nicht zusammen brechen. Ich muss so viel neues auf der Arbeit lernen. Ich muss mich um Joeps Bruder kümmern. Ich muss René unterstützten so gut ich kann. Ich muss funktionieren. Mich auf der Arbeit beweisen und mir selbst beweisen das ich Arbeit, Kind, Haushalt und Ehe kann. Ich kann das auch. Aber daneben kann ich nur ein bisschen Trauer. Das Stück Trauer das mir gut tut. Ich kann jetzt nicht zusammenbrechen. Bitte Trauer. Bitte nicht jetzt. Bitte lass mich dieses mal entscheiden wann es Zeit für dich ist. Sie wird kommen. Denn ich vermisse dich ja auch. Wenn ich am Boden liege dann ist Joep mir immer so nah. 

Ach liebster schönster Joep. Schicke Mama deine Kraft. Genug Kraft damit sie auf der Arbeit alles schafft und sich beweisen kann. Genug Kraft und neben der Arbeit auch Hausfrau, Ehefrau und Mutter zu sein. 

Könnte ich doch nur nochmal mit meiner Nase deinen kleinen weichen Füsse berühren Joep. Deinen Duft einsaugen. Heute habe ich deinen Bruder mit Zwitsal eingecremt. Die Creme ist noch von dir. Es ist dein Duft aber auch wieder nicht...

19.05.2018

Mehr Privatsphäre für Joeps kleinen Bruder

Ich habe mich entschieden seinen Namen aus dem Internet zu holen. Genau aus dem Grund weswegen es auch keine Fotos gibt.

Anfangs war der Blog so klein und hat es mir nichts ausgemacht aber mittlerweile gibt es so viel mehr Menschen hier und ist es denke ich höchste Zeit dafür zu sorgen seinen Namen hier raus zu halten. Er soll sich später nicht googeln und nur Einträge aus Joeps Blog finden. Jemand der ihn später googelt soll nicht sofort wissen das er der kleine Bruder von Joep ist. Er soll das Internet selbst mit seinem Namen füllen und entscheiden. Er soll den ersten Eindruck den Google über ihn auf den Bildschirm zaubert selbst bestimmen. Ich habe nicht das Recht das zu tun. 

Darum heisst er ab heute Joeps Bruder oder L oder Boef(i) (NL für Rabauke oder Räuber - es hört sich so niedlich an)

Das bedeutet leider auch das ich einige Kommentare von euch löschen muss. Die kann ich natürlich nicht ändern. Das tut mir sehr Leid aber es ist das beste für ihn.

15.05.2018

Joeps Bruder und das Internet

Ich habe das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen. In meinem Blog, wegen Kommentaren die ich heute bekam. Ich rechtfertige mich auf diese Art weil es vielleicht mehr Menschen gibt die so denken. Damit ihr versteht.

Ich will zu aller erst eins klarstellen: ich bin eine gute Mutter. Für beide meine Söhne! Niemand der mich nicht persönlich kennt und mich nicht mit Joeps Bruder sieht kann sich hier rüber ein Urteil erlauben. Joeps Bruder steht ganz sicher nicht in Joeps Schatten. Wenn überhaupt ist das andersrum. 

Aber es wurde bemängelt das ich zu sehr an Joep hänge und zu wenig über L. schreibe. Ja sogar das ich ihm was schlechtes tue wenn ich meinen Geburtstag nicht feier. (Ohne darauf Rücksicht zu nehmen das morgen mein zweiter Arbeitstag im neuen Job ist und ich eh nicht feiern würde, ohne darüber nach zu denken was so ein Kommentar an meinem ersten Arbeitstag wohl in mir auslöst. Ohne zu wissen wie Joeps Bruder  die Kita verträgt und darüber nach zu denken das eine Geburtstagsfeier gar nicht gut für ihn wäre. Das er abends Ruhe braucht. Und auch ohne sich zu realisieren das ich ausgewandert bin und eine Einladung für die ganze Familie auch eine riesen Aktion bedeutet, sie müssen immerhin zu uns kommen)

Ich bekomme das Gefühl man denkt ich bin keine gute Mutter. Das ich L. nicht genug liebe, ihn wohl möglich sogar vernachlässige? Aber an jeden der so denkt: nur weil hier im Blog wenig über L. steht bedeutete das nicht das es in meinem Leben wenig L. gibt. Das hier ist kein Blog über mein komplettes  Leben. Hier geht es um die Trauer. Die Trauer und den Weg zurück ins Glück. Hier kann ich über Joep reden so viel ich will und seine Fotos teilen. Etwas was ich sonst kaum kann. Über Trauer will niemand reden. 

Diesen Blog schreibe ich genau für 2 Gruppen Mensch. Die erste bin ich. Schreiben und reden ist meine Therapie. Ich brauche diesen  Blog, er tut mir gut. Aber seit langer Zeit schreibe ich nicht nur für mich, nein ich weiss ich erreiche andere Sterneneltern. Ich helfe anderen. Ich will dir gerne helfen, ich will das du hier lesen kannst und dich verstanden fühlst. Darum bin ich so offen. Für dich! Für mich! Für alle die wir in einem Boot sitzen.

Und als Joep gerade tot war gab es genau ein Thema das ich nicht ertragen konnte. Schwangere und Babys. Und genau deswegen gibt es hier halt nicht so viel Joeps Bruder. Sondern Joep. Damit niemand unnötig konfrontiert wird. Es geht darum wie ich trauer. Wie sich meine Trauer verändert. Wie Trauer anfangs mein Leben fest im Griff hatte. Ich Trauer geatmet habe und es nichts anderes gab. Bis hin zum jetzt wo Trauer nur noch einen kleinen Teil des Tages einnimmt. Subtieler. Davon möchte ich erzählen. Damit ihr wisst wie euer Weg aussehen kann. Damit ihr selbst lesen könnt wie es jmd ergangen ist mit dem ihr euch identifizieren könnt. 

Und als ob das nicht schon genug Grund ist um Joeps Bruder nicht zu viel zu benennen gibt es noch einen sehr wichtigen: ich hadere mit mir. Wieviel von meinem Kind darf ich im Internet Preis geben? Fotos? Geschichten? Darf ich sein Leben hier beschreiben so wie ich es mit meinem und Joeps tue? Die Antwort ist nein. Es ist sein Leben. Seine Entscheidung. Das kann und will ich nicht. Niemals würde ich L.'s Leben so detailliert beschreiben wir Joeps Woche. Auch über René schreibe ich nur was er okay findet. Joeps Bruder kann noch nicht entscheiden, und darum bin ich zurückhaltend. Aus Liebe zu Joeps Bruder  halte ich mich zurück, nicht weil er nicht genug geliebt wird. 

Und genau darum wird es auch keine neuen Fotos geben. Die nach der Geburt gab es weil ich Hoffnung machen wollte. Seht mein Glück, das könnt ihr auch! Aber Joeps Bruder verändert sich und wie er jetzt aussieht. Wie er sich entwickelt. Das ist etwas fürs Familiealbum und nicht fürs Internet. 

Ich ärgere mich das ich das Gefühl habe mich rechtfertigen zu müssen. 

Ich habe 2 perfekte Kinder. Ich liebe beide mehr als mich selbst. Ich bin beiden eine gute Mutter. Urteilt nicht nur weil ihr wenig L. seht. Ich habe meine Gründe. 

Und zu guter letzt: selbst wenn ich meinen Geburtstag nur wegen Joep nicht feiern würde (und Joep ist der Grund warum ich nicht mal darüber nachgedacht habe zu feiern bis meine Mutter gefragt hat) dann finde ich das das mehr als okay ist. Es ist mein Geburtstag und meine Entscheidung. Wenn ich nicht feier nehme ich Joeps Bruder nichts. Was hat Joeps Bruder davon wenn ich feier und es mir deswegen tagelang schlecht geht? Nichts! Da können wir lieber alleine bleiben und kuscheln und er hat eine glückliche und entspannte Mama. Ausserdem kann er seine Familie jederzeit sehen. Sie sind hier immer willkommen. Nur morgen nicht  😜