19.12.2018

Vorweihnachtszeit

Es ist wieder soweit. Dezember, Nikolaus, Weihnachten, Silvester und jede Menge Geburtstage. Dazu kommt das ich sooo urlaubsreif bin wie noch nie. Der Dezember begann also sehr tränenreich. Immer am Ende meiner Kräfte. 

Nikolaus ist in den Niederlanden wie Weihnachten in Deutschland. Als ich den Boef morgens in die Kita brachte und all die aufgedrehten Kinder mit Geschenken sah wusste ich es wird kein guter Tag. Zu präsent war mein Kind das niemals vor Freude mit hüpfen würde.

Als es dann noch ein unerwartetes und unangenehmes Gespräch auf der Arbeit gab war alles vorbei. Warum denn genau heute. An Nikolaus. Die Kollegen frugen danach was los ist. Aber ich weinte schon so sehr das ich kaum sprechen konnte. Ich sagte 'sinterklaas' (Nikolaus) aber keiner verstand. Und wieder mal war so deutlich wie wenig sie verstanden. Also sagte ich: Sinterklaas und Joep ist tot. Jetzt verstand jeder. Es dauerte meine 2 Sekunden und der Liebe Kollege der auch beim letzten Tränen Ausbruch für mich da war stand neben mir uns sagte komm Imke, wir gehen was trinken und reden. 

Es sind diese glücklichen Tage der anderen die für uns so unglaublich schwer sind. Abends mit dem Boef zuhause haben wir dann ganz klein gefeiert und ging es mir wieder besser. Der kleine grosse Boef sorgt immer wieder dafür das es uns auch in den schwersten Zeiten gut geht.

Die nächsten Tage waren ein wenig besser aber nah am Wasser gebaut werde ich wohl zu dieser Jahreszeit immer sein. Dezember Januar und Februar sind einfach schwer.

Letztes Jahr haben wir Weihnachten gefeiert und es war der pure Stress. Deswegen haben wir uns entschieden dieses Jahr nicht gross mit der Familie zu feiern. Wir brauchen diese freien Tage um uns zu erholen. Seit Mitte Mai arbeite ich. Im Sommer hatte ich 2 Wochen frei aber da waren wir erkältet und ich Idiot hatte mich nicht krank gemeldet. Gesund war ich erst als ich wieder arbeiten durfte. Danach habe ich all meine Urlaubstage benutzt um den Boef jeden Tag 2 mal stillen zu gehen. Nur eine Woche Urlaub im Dezember habe ich gespart. Und in dieser Woche befinden wir uns jetzt.

Geflüchtet sind wir dieses Jahr wieder. Wieder nach Teneriffa. Es gibt dieses Jahr aber 2 grosse Unterschiede: 
1. Wir sind hier mit Kind. Mit Joeps kleinem Bruder! 
2. Wir sind nicht auf der Flucht. 2016 befanden wir uns auf der Flucht vor Weihnachten. Wollten keine kleinen Kinder unterm Baum sehen. Alleine der gedanke an Besinnkeichkeit machte uns regelrecht Panik. 

Dieses Jahr ist das anders. Dieses Jahr haben wir uns für uns entschieden. Entschieden zu entspannen anstatt zu stressen. Nach Teneriffa in ein 5 Sterne Hotel zu fliegen anstatt mit Kleinkind im Auto durch NL und DE zu fahren um an 2 Tagen 3 Adressen ab zu klappern.

Weihnachten sind wir wieder zuhause aber wir werden nur ganz entspannt die Wäsche waschen und zu 3. feiern. Jeden Tag zu Joep gehen und nur tun was sich wirklich richtig anfühlt. Kraft tanken für die nächsten Monate die kommen. Stressige Monate. Intensive Monate.



Am Tag vor unserem Abflug wurden wir wach und war die Welt weiss. Es hatte geschneit und das an einem Sonntag. Jeden Sonntag gehen wir zu Joep und wenn dann morgens Schnee liegt dann laufen wir gleich morgens los. Also spielte der Boef zum ersten mal im Schnee. Bei Joep und der Anblick war so herzzerreissend schön. Meine Jungs zusammen im Schnee. Ich bin so froh das der Boef endlich im Schnee spielen konnte. Ich habe so darauf gewartet!

Und jetzt ein paar Tage später schwimmen wir zusammen in Teneriffa im Pool und genießen das gute Wetter. Ich gucke mir unsere Urlaubsfotos an und ich sehe eine glückliche Familie. Man sieht uns nicht an das Joep fehlt. Man sieht uns nicht an das da zwei kleine Kerle ihre Fruchtzwerge am Pool essen sollten. Niemand ahnt etwas und das ist ein komisches Gefühl. Vor 2 Jahren wahren wir hier und konnten wir den Anblick von Familien wie uns kaum ertragen. Aber die Hoffnung irgendwann zumindest optisch dazu zu gehören war da. Und dann wollten wir wieder kommen und unseren Kind den Ort zeigen an dem wir nie ohne Kind sein wollten. 

2018. Ein Jahr das einen Jahres Rückblick definitiv wert ist. 

Einen neuen Job den Joep mir geschickt hat. An seinem Geburtstag bekam ich die Anfrage ob ich den Arbeitgeber wechseln will. Eine Kündigung die letztendlich lange hinfällig war und endlich ausgesprochen werden konnte. Und jetzt das Versprechen auf eine Festanstellung zeitig zum Jahresende (7 Monate bevor mein Vertrag ausläuft). Ich hatte 2018 einen kranken Mann zuhause. Ein Kind das nicht Essen will. Ein Jahr beim Architekten in dem wir den Anbau planten der nächstes Jahr gebaut wird. Ein Jahr in dem ich so stark war wie noch nie. Ein Jahr in dem René sich so schwach fühlte wie nie und doch der heimliche Held des Jahres ist. So viel stärker als ich. So viel mehr hat er geschafft. Ein Jahr im dem die Welt meinem Joep durch Youtube kennen gelernt hat. Ein Jahr in dem ich keine Zeit für ein Kinderbuch hatte. Ein Jahr in dem wie Joeps 2. Geburtstag ohne ihn gefeiert haben und das Jahr in den wir den 1. Geburtstag seines Bruders gefeiert haben. Ein Jahr voller Höhen und Tiefen.

So viel ist passiert. Unglaublich. 1 Jahr länger ohne Joep. Wieder haben wir ein Jahr geschafft und trotzdem fühlt es sich schrecklich an. Noch 1 Jahr weiter weg von Joep. Jetzt feiern wir bald schon seinen 3. Geburtstag. Das 3. Mal ohne ihn. Dabei ist es mir als sei es gerade erst ein paar Wochen her das ich meine Nase an seine gerieben habe. Seine hübschen kleinen Lippen geküsst habe und mich darüber gewundert habe das seine kleinen Socken stinken und das obwohl seine Füsse doch dufteten. 

2 Kommentare:

Ina hat gesagt…

Liebe Imke, lieber Rene, lieber Joep, lieber Boef

Ich möchte euch, wie wir euch als Familie kennen lernen durften und hoffentlich noch weiterhin kennen lernen werden, einfach einmal ein großes Dankeschön da lassen!
Danke, dass ihr uns alle an eurer unendlichen Liebe zu eurem Joep teilhaben lasst, die ich in jedem geschriebenen Wort durchs Internet hindurch fühlen kann. Imke, du kannst so unglaublich stolz auf dich sein, was du mit diesem Blog und all den YouTube Videos (vl anfangs unbewusst) bewirkt hast und ich traue mich zu behaupten, jeder der sich deine Blogeinträge wirklich bewusst durchliest, nimmt so vieles von deiner Liebe, Trauer, dem Schmerz aber auch deiner Hoffnung ein Stück weit auch für sich selbst mit. Du sensibilisierst, lässt einen bedachter mit seinen Mitmenschen umgehen. Lässt mich noch dankbarer für meinen wundervollen Sohn sein (der übrigens einen Tag älter als euer Boef ist :) ).. Und seinen ersten Anflüge der Trotzphase begegnet man so viel gelassener.. warum ungeduldig mit meinem Sohn werden, wenn doch so viel Liebe zu ihm da ist!
Seitdem ich bei dir mitlese, stelle ich mir euch manchmal mit 80, 85 Jahren vor.. und das macht mich im ersten Moment kurz traurig, weil der nächste - wirklich nur ganz kurzer - Gedanke ist, dass euer süßer, wunderschöner Joep all die Jahre nicht bei euch sein konnte, doch der nächste Gedanke ist der, dass ich mir sicher bin, dass Joep IMMER bei euch sein wird und ihr auch mit 80, 85 Jahren ihn kein Stück weniger lieben werdet,das kann man einfach durch deine Worte fühlen und sich sicher sein!
Ich werde morgen wieder eine Kreze für Joep anzünden und dabei ganz fest an euch alle denken!
Ich wünsche euch noch einen schönen Urlaub, in dem ihr bestimmt tolle Erinnerungen schafft und ich hoffe, dass ihr ganz viel Kraft daraus schöpfen könnt! Lasst euch ganz oft von Joeps Sonnenstrahlen kitzeln :) Ganz liebe Grüße aus Österreich, Ina

Anonym hat gesagt…

Ina, das hast so schön geschrieben. Liebe Imke, ich wünsche euch viel Kraft für die kommende Zeit und hoffe ihr konntet etwas zur Ruhe kommen. Lg Simone

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