24.12.2017

Heiligabend am Morgen

Heute ist der 24. Gestern ist Joep vor 1 Jahr und 10 Monate gestorben. Ich habe sein Grab sauber gemacht. Den Stein mit einer Bürste geschrubbt.
Heute Abend ist Heiligabend. Meine Nacht war schlecht, Joeps Bruder hatte gestern leicht erhöhte Temperatur und diese Nacht war er ständig wach. Schlief nur mit Brust im Mund. Ob er merkt wie es mir geht und deswegen extra Trost braucht? Ich hoffe es nicht. Ich hoffe er ist krank. Rene wird erkältet, vielleicht fühlt Joeps Bruder sich auch krank... Ich will nicht Schuld sein, ich will nicht schlecht für ihn sein.
Heiligabend. Seit dem 10. Dezember falle ich, ich spüre es. Und die letzten Tage stürze ich richtig tief. Es fühlt sich richtig an, ich tauche tief in die mir so bekannte Trauer. Umarme und lebe sie in jedem mir möglichen Moment. Ich kann und will jetzt nicht dagegen ankämpfen. Ich bin stark für Joeps Bruder. Lache, küsse und kuschel mit ihm. Aber wenn er schläft oder Rene ihn hat dann lebe ich in meiner Trauerblase und fühle mich hier sehr wohl. Man sieht es auch hier im Blog. Auf einmal schreibe ich so viel. So viel Trauer die raus muss und dieser Blog ist mein Ventil.
Tief fallen fühlt sich so viel besser an als Weihnachten feiern. Ich habe es schon 1000 Mal bereut das wir zugesagt haben. Tief fallen, am Boden liegen. Das kenne ich. Lasst mich einfach liegen, ich stehe nach Weihnachten schon wieder auf. Hier kenne ich mich aus, hiermit kann ich umgehen. Irgendwie ist dieser tiefe Schmerz gerade mein bester Freund.
Gestern waren wir nur eben im Supermarkt und Käse kaufen. Es so war so voll in den Läden, ich konnte es nicht aushalten. Ich bekam kaum noch Luft. Keinen Schritt konnte ich laufen ohne Menschen ausweichen zu müssen. Ich hasse Supermärkte sowieso schon immer. Einkaufen ist Renes Aufgabe. Aber gestern dachte ich ich breche zusammen wenn ich nicht schnell raus komme.
Heute ist also Heiligabend. Vor heute habe ich keine Angst. Heute ist Weihnachten wie es sich für mich richtig anfühlt. Nur mit Rene und Joeps Bruder und Joep im Herzen. Heute trauern wir als Familie anstatt etwas zu feiern. Ohne Geschenke auspacken, ohne Baum, mit Raclette. Rene geht es ähnlich wie mir. Auch Rene bereut es das wir zugesagt haben. Irgendwie werden wir auch die nächsten 2 Tage überleben. Irgendwie schaffen wir es immer.
Wenn Joeps Bruder morgen früh noch erhöhte Temperatur hat sagen wir alles ab. Ich bin so im Zwiespalt. Ich will nicht das er krank ist. Er fühlt sich sichtbar schlecht, ist so schlapp und still wenn er nicht gerade weinerlich ist. Aber Weihnachten feiern will ich auch nicht. Ich hoffe er ist heute wieder gesund... Ich wünschte wir könnten Weihnachten absagen. Aber es fühlt sich an als ich das nicht ohne einen besseren Grund als Trauer bringen kann.
Ich möchte schreien... Alles raus schreien. Aber es ist gerade 6 Uhr. Ich sitze im Badezimmer auf dem Boden und weine und tippe. Rene und Joeps Bruder liegen im Bett, kuscheln und schlafen. Also bin ich leise und der Kloss in meinem Hals wird immer größer, schwerer und schmerzhafter.
Wäre Joep doch nur bei mir. Mein kleiner lieber perfekter Joep. Könnte ich dich doch nur noch einmal halten und küssen und kuscheln. Einmal in deine Augen sehen. Mit dir war ich so stark lieber Joep.  Mit dir in meinem Arm war ich die beste Version von mir selbst. Ich möchte mich so gerne noch einmal komplett fühlen.
Weihnachten 2017. Unser letztes erstes Mal ohne Joep....

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