28.12.2017

Unser erstes Weihnachtsfest ohne Joep

Wir haben Weihnachten überstanden. Mehr schlecht als recht möchte ich sagen...
Heiligabend fing morgens ganz schlimm an, nicht nur für mich, auch für Rene. Die Tage davor waren schon schwer aber Heiligabend kam alles raus was sich angestaut hatte. Ich wünschte Joeps Grab frohe Weihnachten. Ich stand vor einem Grab. Dem Grab meines geliebten Sohnes und wünschte frohe Weihnachten. Wie mich diese Worte trafen... Nicht unterm Weihnachtsbaum, nein an seinem Grab war der Ort an dem wir zusammen waren. Joeps Bruder ging es zum Glück wieder besser und er war sehr lieb.
Ich habe versucht mich ab zu lenken, dem Schmerz nicht zu viel Kontrolle zu erlauben. Es musste noch so viel vorbereitet werden. Das Auto gepackt, Geschenke eingepackt und das Haus sauber gemacht werden. Ich lief so unkoordiniert rum, war die ganze Zeit beschäftigt aber schaffte nichts. Mein Kopf war wie in Watte gepackt.
Abends war dann irgendwann doch alles soweit vorbereitet und wir gingen nachdem wir Raclette gegessen haben früh ins Bett. Am nächsten Morgen ging es uns ganz okay und wir schafften es zeitig los zu fahren. Joeps Bruder war zwischendurch quängelig also machten wir noch eine 3/4 Std Pause in der wir etwas rum liefen und er essen konnte. Rene und ich konnten uns in dieser Zeit vorbereiten auf das was uns die nächsten Tage erwartete. Immer wieder warnte ich Rene. Wenn es schrecklich wird werde ich dir die Schuld geben. Du willst das, wir machen das für dich. Wenn es nach mir ginge wären wir Zuhause oder in Urlaub aber sicher nicht auf dem Weg Richtung Deutschland.
Am 25. Lief es dann besser als gedacht. Joeps Bruder war der Trubel zwar zu viel aber er hing deswegen einfach den ganzen Tag an meiner Brust und fühlte sich gut. So nah und sicher bei Mama war das okay für ihn und dadurch auch für mich. Das erste Geschenk das wir bekamen war für Joep und das war schön. Er gehörte dazu auch wenn seine Name nie oft genug fallen kann. Es drehte sich viel mehr um die Lebenden und das tat weh aber er wurde nicht vergessen und das war schön. Mehr konnte ich von meiner Schwiegerfamilie nicht erwarten.
Wir schliefen in einem B&B. Als wir dort ankamen erzählte man uns sofort das sie gerade Oma und Opa geworden sind. Was für ein Zufall, Joeps Bruder, ihr Enkel heisst Joep. BAM. Natürlich sagte ich sofort ohne nachzudenken was mir einfiel: wunderschöner Name, so heisst unser erster auch. Ein fragendes Gesicht guckte mich an. Warum ist er Weihnachten nicht  bei euch. Also erzählte wir von Joep und die Leute waren wirklich sehr lieb und nett und reagierten sehr  gut auf uns und unsere Geschichte. Rene hatte in dem alten Gebäude leider Allergie und ihm ging es dadurch nicht so gut. Er schlief mit Tuch auf dem Gesicht um die Luft zu filtern. Joeps Bruderkonnte erst nicht schlafen weil es einfach schon zu spät war. Er war aufgedreht und Rene bekam das erste Mal zu hören das es seine Schuld war. Wir hätten viel eher ins Bett gemusst aber Rene gefiel der Abend zu gut und blieb hängen. Es fiel mir schwer streng zu sein, Rene schien es zu genießen und Rene brauchte diese positive Erfahrung. Aber Joeps Bruder war müde und musste ins Bett. Wir schlossen den ersten Weihnachtstag mit dem Gefühl ab das es alles viel weniger schlimm war als befürchtet und das wir das nächstes Jahr noch Mal schaffen.
Der zweite Weihnachtstag begann ruhig. Wir badeten zusammen in der riesen Badewanne und gingen vor dem Frühstück noch spazieren. Joeps Bruder wollte nicht richtig essen aber das schien mir kein Problem. Er hatte den Tag zuvor ja nur an meiner Brust gehangen. Wir fuhren nach Deutschland zu meiner Familie und Joeps Bruder trank ein paar Minuten bis der erste Besuch kam. Er war abgelenkt und hatte gute Laune. Es war schön. Er lachte mit allen und die Stimmung war gelassen. Mit und mit wurde es voller  und Joeps Bruder bekam Hunger. Ich sah es an ihm aber er trank nicht. Weinte immer nur wenn ich ihn anlegen wollte. Wir gingen spazieren in der Hoffnung das er danach essen würde. Nichts. Ich probierte von 12 bis 16 Uhr ihm etwas essen zu lassen aber es gingen immer nur ein paar Schlücke rein. Er hatte schon Stunden keine volle Windel mehr. Der gelbe Streifen auf seiner Pampers blieb gelb. Er weinte die ganze Zeit. Schon lange waren wir oben, nicht mehr beim Rest. Gingen nochmal spazieren, zumindest schlief er irgendwann ein. Aber auch danach trank er keinen Schluck. Es war ihm einfach alles viel zu viel und langsam bekam ich Stress. Uns ging es seit Wochen schlecht, psychisch waren wir am Ende. Weihnachten ohne Joep. So schrecklich falsch aber für Joeps Bruder wollten wir Normalität. Jetzt hatten wir ein Baby das sich total verweigerte und dem es so deutlich schlecht ging. Er sah richtig ausgetrocknet aus. Um 4 Uhr packten wir Hals über Kopf die Sachen und fuhren nach Hause. Haben nicht einmal alle Geschenke ausgepackt. Der Weg nach Hause war schwer. Sehr hart. Joeps Bruder weinte oder schlief. Allerdings weinte er viel mehr als das er schlief. Wir machten jede Menge Pausen immer in der Hoffnung das er trinken würde. Bei Breda trank er dann immerhin 3 Minuten und dann war wieder Schluss. Die 3 Minuten hatten zumindest gereicht ihn schlafen zu lassen. Der arme kleine Mann war so fertig das er nicht mehr konnte. Erst als wir von der Autobahn runter fuhren wurde er wach und weinte noch einmal bis wir Zuhause waren. Zuhause machte ich ihn bettfertig. Wenn er diese Nacht nicht trinkt dann fahren wir ins Krankenhaus dachte ich. Wir legten uns ins Bett. Eine sauber Windel war nicht nötig. Die war noch immer leer.
Sobald wir im Bett lagen trank er. Er trank bis er einschlief. In der Nacht wurde ich öfter wach als er und jedes Mal liess ich ihn trinken und er trank. Ich wollte nicht abpumpen, ich wollte das er trinkt, alles einholt das er am Vortag nicht getrunken hat aber meine Brüste taten weh also musste ich mittags doch 100 ml abpumpen.
Aber der zweite Weihnachtstag fing schön an. Bevor es so voll wurde war Joeps Bruder gut drauf. Joeps Bruder und Joep bekamen Geschenke. Wir spielten mit den Kindern meiner Schwester. Joep bekam von meiner Schwester einen Brief der herzzerreissend schön und traurig war. Endlich hatte ich das Gefühl daß er richtig dazu gehörte. Das Joep so geliebt wird wie er es verdient und zwar nicht nur von uns.
Der erste Spaziergang mit Joeps Bruder war auch wirklich schön. Mein Neffe wollte mit und dann wollte auch seine Schwester mit, also ging auch die Mama mit und wir spielten zusammen. Rene rannte mit den beiden 2-jährigen über den Fussballplatz und alle hatten so viel Spaß. Joeps Bruder schlief ganz ruhig bei mir und wenn ich Rene und Lenn von hinten sah dann brach mein Herz... Joep wäre genauso gross. Das sollten wir jeden Tag haben. Rene ist so ein toller Papa. Der coole Onkel Rene der sich für nichts zu schade ist und so toll mit Kindern spielt.
Rene habe ich auf dem Weg nach Hause und am nächsten Tag noch viele (nicht wirklich gerechtfertigte) Vorwürfe gemacht. Joeps Bruders erstes Weihnachten waren die schlimmsten Tage seines Lebens. Erst fühlt er sich so unwohl das er nicht von meiner Brust wollte und dann ist es sogar so schlimm das er sich weigert zu essen. 2 Tage Stress waren einfach zu viel. Und dann noch die Autofahrten die er ja eh hasst, auch an guten Tagen.
Momentan denke ich: nächstes Jahr machen wir es anders. CenterParcs oder so. Nur wir... Mal schauen wie wir nächstes Jahr Weihnachten feiern. Joeps Bruder ist dann natürlich viel größer und kann richtig essen und trinken. Er wird dann viel wiederstandsfähiger sein als jetzt. Aber ein Ding weiss ich ganz sicher. Nie wieder Weihnachten bei der Familie mit so einem kleinen Baby. Joeps Bruder wollte nur nach Hause und das haben wir erst viel zu spät verstanden. Ich dachte wir fahren nicht bevor er gegessen hat. Ich wollte ihm das nicht antun. Hungrig im so verhassten Auto.
Wir haben uns beide bei Joeps Bruder entschuldigt. Wir haben es versaut und das tut uns leid. Da will man alles richtig machen, sein Kind glücklich sehen aber man tut ihm so viel Leid an. Weihnachten war schwer. Psychisch aber vor allem weil es Joeps Bruder schlecht ging. Wäre Joeps Bruder nicht so fertig gewesen hätte es schön sein können.
Momentan erholen wir uns alle 3 von diesen stressigen Tagen. Gestern wurde Joeps Bruder geimpft und hat noch immer erhöhte Temperatur, weint noch immer viel mehr als normal. Rene und ich sind auch noch immer total erschöpft.

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