29.08.2016

Sonnenbrille

Heute wäre Joep schon 6,5 Monate alt. Aber anstatt ihm dabei zu zu schauen wie er langsam anfängt zu krabbeln und sich alles in seinen Mund steckt sitze ich an seinem Grab, wie die meisten Tage in den letzten 6 Monaten. Heute mit Sonnenbrille.

Ich arbeite mittlerweile 3 Mal die Woche für 2 Stunden, auch heute morgen. Auf dem Weg nach Hause komme ich am Friedhof vorbei und dann halte ich meistens an, besuche Joep und genieße die Zeit zu zweit die wir hier haben. Bevor ich aus dem Auto aussteigen konnte stürzte alles wieder über mich hinein. Ich werde jetzt aussteigen und den oh so bekannten weg gehen den ich auch gegangen bin als ich Joep in seinem Korb zu seinem Grab getragen haben. Den Weg den ich inden letzten Monaten fast täglich gehe, manchmal zwei mal am Tag. Ich sitze im Auto und weine mir meine Augen aus dem Kopf. Der Parkplatz ist voller Menschen, scheinbar ist gleich wieder eine Beerdigung. Ich gucke in den Rückspiegel und sehe mein verweintes Gesicht. Es ist Zeit aus zu steigen aber ich will das Mitleid von all den Menschen nicht sehen wenn ich aussteigen und meine Augen rot verweint sind. Es ist Sommer, die Sonne lacht vom Himmel. Ich setze meine Sonnenbrille auf und steige aus. Ich grüße die Menschen denen ich entgegen komme weil das so höflich ist... Obwohl ich nichts außer meinen Füßen sehen will diesen Weg, ich will nur auf den Boden gucken. Als ich an allen vorbei gelaufen bin fange ich wieder an zu weinen. 20 Meter habe ich es geschafft ohne zu weinen, ich schlage meine Arme vor die Brust und erinnere mich daran wie es sich anfühlte als Joep auf meiner Brust lag. Ich habe die Arme genau so über ihn gelegt um ihn meine Nähe spüren zu lassen, um ihn vor der großen bösen Welt zu beschützen. Ich konnte ihn nicht beschützen, meine Arme haben nichts gebracht. Auch jetzt sind sie leer. Joep ist nur noch eine Erinnerung. Meine schönste Erinnerung und meine schmerzhafteste. Ich sitze hier vor Joeps Grab während ich das schreibe und Tränen kullern über meine Wangen. Am Grab haben wir immer Taschentücher stehen. Die brauchen wir oft.

Ich sitze am Grab meines Sohnes und schaue mir sein Foto an das hier steht. Ich sehe sein schönes Gesicht. Für mich ist er das schönste was ich je gesehen haben. Jede Mama findet ihr Kind wunderschön aber ich glaube und werde immer glauben dat Joep wirklich außergewöhnlich schön war. Überdurchschnittlich schön. Wie gerne hätte ich gesehen wie schön er geworden wäre.
Joep lasst die Sonne für mich scheinen. Ich trage Sonnenbrille und verstecke mich darunter. Meine Augen tun weh vom weinen, ich hab Kopfschmerzen.

Joep hat nie die Sonne in seinen Augen gesehen, nie das Meer oder den Sommer gerochen. Nie etwas geschmeckt. Ich wollte dir alles geben, dir die Welt erklären und zeigen. Jetzt erkundest du den Himmel, ob dich die Sonne blendet? Erklärst du mir den Himmel wenn ich nach komme?

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