29.08.2016

Warum wissen Menschen was ich tun muss aber nicht was ich brauche?

Seitdem Joep gestorben ist höre ich immer wieder von Menschen was wir machen müssen. Jeder scheint zu denken das sie es besser wissen als wir. Obwohl sie keine Ahnung haben wie es uns geht, wissen nicht was wir jeden Tag fühlen. Menschen fällen ein Urteil darüber ob wir es gut machen oder nicht, sie wissen ganz genau wann es Zeit für uns ist wieder ans Telefon zu gehen, wann wir genug Energie haben müssen uns zu melden. 

Die Menschen die es am aller besten Wissen und uns mit ihren gut gemeinten Ratschlägen überschütten sind die Menschen die es am wenigsten verstehen. Es sind Menschen die uns nie gefragt haben was wir brauchen. Sie haben uns nie gefragt 'was kann ich tun um dir zu helfen'? Es sind Menschen die uns so viel Energie rauben. Die ersten Monate hatten wir nicht die Kraft/Energie um uns ständig selbst zu verteidigen, es ging einfach nicht. Dann nickten wir alles ab und hofften das es von selbst aufhört. Aber das tut es nicht denn die Menschen die alles besser wissen denken sie tun das Richtige und wollen weiterhin das Richtige tun. Ich habe oft versucht ihnen zu erklären dass sie uns nicht helfen, aber jeder Versuch sie zu ändern ist gescheitert. 

Was man braucht wenn sein Kind stirbt sind Menschen die zuhören und wenn nötig mit anpacken. Als es Monate lang nicht richtig klappte zuhause sauber zu machen, da wussten diese Menschen genau was ich besser machen kann, aber sie waren nie bei mir zuhause, haben nie mit angepackt. Haben mir nur meine eh schon kaum vorhandene Energie geraubt.

Du musst auch schöne Sachen machen. Du musst kochen. Du musst einen Tagesrhythmus haben. Du musst zum Psychologen. Du musst wieder arbeiten gehen. Du musst dich nicht hängen lassen. Du musst raus gehen. Du musst, du musst, du musst. Aber nie: du musst tun was sich richtig anfühlt. Nie: Gehst du jeden Tag raus? Machst du auch schöne Sachen? Wie sieht euer Rhythmus jetzt aus? Kannst du schon wieder an Arbeit denken?

Manchmal sage ich was ich davon halte. Erkläre von mir aus warum es nicht stimmt was sie sagen und wie ich mich fühle. Dann kommt nix. 'Gut Imke'... Gut. Hört ihr mir nicht zu? Ich schütte mein Herz aus, nichts ist gut. 'Das hört sich aber nicht gut an' Ja es hört sich nicht gut an, mein Leben ist nicht gut. Ich brauche diese Antworten nicht. Zeig Empathie, mehr will ich nicht. Wenn ich um Joep weine dann sei auch traurig, dass ist alles was ich will. Das schönste auf dieser Welt wurde mir genommen. 

Was ich tun muss das weiß nur ich. Rene und ich tun was wir tun müssen. Wir tun alles was sich richtig anfühlt, alles was in unserer Macht liegt. Ihr wisst nicht wie viel Energie es uns kostet um unser Leben zu leben, ihr wisst nicht dass uns jedes Gespräch Energie raubt und wir verzweifelt versuchen unsere Energie zu beschützen und darum den Kontakt beschränken. Wir haben Prioritäten, gehen wirklich nicht immer ans Telefon wenn jemand anruft. Wie nah stehst du uns? Sehr nah? Dann gehen wir bei dir öfter ans Telefon, wie oft rust du an? Zu oft? Dann gehen wir nur jedes 20. mal ans Telefon. Wir versuchen jedem so viel zu geben wie wir geben können. Für euch ist das zu wenig, das wissen wir, aber für uns ist es alles was wir geben können. 

Wenn ich mich hierüber beschwere sagen andere mir dass diese Personen nicht wissen wie sie mit uns umgehen sollen, für sie ist das auch schwer. Aber ist es für uns nicht noch 1000 Mal schwerer? Muss ich wirklich Rücksicht nehmen auf andere? Jetzt wo ich kaum die Kraft habe mein eigenes Leben zu leben? Ich trauer 24 Stunden am Tag um Joep. Ich hab keine Energie es Leuten jedes Mal wieder aufs Neue zu erklären. Ich hab es jedem mindestens 2 Mal erklärt. Jeder kann und sollte wissen was ich von ihm brauche. Wenn ihr mir nicht zuhören wollt dann kann ich leider auch nichts daran ändern. Dann wende ich mich ab, ich kann Menschen die meine Energie rauben im Moment einfach nicht erdulden. Meine Energie ist zu wertvoll, wie Wasser in der Wüste. Sie zu verschwenden fühlt sich lebensgefährlich an. Ich will sie nicht verschwenden, ich brauche sie zum überleben.

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