07.07.2017

Unruhe

Irgendwie habe ich oft so ein unruhiges Gefühl von dem ich nicht weiss woher es kommt.

Unruhig ist vielleicht auch das falsche Wort für dieses Gefühl, ich weiss nicht genau was ist es, wo es her kommt und warum es da ist. 

Es ist wie eine Art regelmäßige Erinnerung daran dass halt nichts gut ist und es niemals wieder gut werden kann. 

Ich fühle mich nicht gehetzt oder so, es ist eine Art Schatten die über mir schwebt. Manchmal ist er da, manchmal nicht. 

Vielleicht ist es die Angst vor dem normalen Leben? Das normale Leben... Was ist das überhaupt? Manche Abende, so wie gestern sind so erschreckend normal. Dann sprechen wir über die Arbeit und erzählen uns diese kleinen unwichtigen Dinge die passiert sind. Der Kollege der Stunden beschäftigt ist obwohl ich das gleiche in 15 Minuten mache und meine Resultate sogar viel besser sind. Sowas normales im Abend anstatt Stunden über Joep zu reden. 

Aber in dem Moment realisierte ich mir auch dass ich das alles also einfach so erzähle. Als Anekdote. Normal wenn ich sowas im letzten Jahr erzählt habe wollte ich Renes Meinung und Hilfe, dieses Mal was es einfach nur weil es mich beschäftigt hat. Mich beschäftigt jetzt wieder sowas in meiner Freizeit und das obwohl Arbeit mir vor ein paar Monaten noch so am Arsch vorbei ging. Ich arbeitete, aber nur weil ich es musste, nicht weil ich es wollte oder es sich okay anfühlte. Das ist jetzt anders. Dafür habe ich aber dieses unruhige Gefühl von dem ich einfach nicht weiss was es ist, was es mir sagen will...

Menschen sehen mir meine Trauer nicht mehr an. Das ist gut und schlecht gleichzeitig. Auf der Arbeit fragt nie jmd aufrichtig wie es mir denn geht. Ich habe 2 Kollegen die schon eher in die Kategorie Freunde fallen denen ich ehrlich gesagt hab dass der Urlaub nicht so pralle war. Zum Rest sagte ich einfach dass Slowenien ein tolles Land ist und dass sie mal dahin müssten. Es ist die Wahrheit und die unpersönlichste Antwort die ich geben konnte.

Aber der Rest denkt ich bin eine glückliche strahlende Schwangere. Ja so hat mich der Betriebsarzt diese Woche noch beschrieben. Ich bin ein anderer Mensch, ich bin nicht mehr so verletztlich wie im letzten Jahr. Verletztlicher als vor Joep aber ich falle in der Menge nicht mehr auf.  Niemand sieht mir an dass ich schon ein Kind habe. Ich spreche weiterhin viel über Joep aber irgendwie reagiert die Welt anders. Er wäre jetzt schon fast 17 Monate alt und die Welt hat sich weiter gedreht. 

Ich bin froh dass ich mich im ersten Jahr so intensiv mit meinen Gefühlen auseinander gesetzt habe, ich sie gelebt habe. Wenn mich das alles in ein paar Jahren einholen würde dann wäre die Welt um mich rum weniger verständnissvoll.

Was ich jetzt mit dem Gefühl machen werde? Nichts, es ist da und es ist okay. Alle Gefühle sind immer okay und das sage ich aus tiefster Überzeugung. Ich habe keine Unruhe wegen der Schwangerschaft, es kommt durch Joep, meine Trauer, mein Leben. Und darum ist es so okay. 

Joep hat mir im letzten Jahr so viele Gefühle gegeben die ich oft nicht verstanden habe aber mit der Zeit lernte ich damit zu leben, sie an zu nehmen und zu akzeptieren. Man kann wohl sagen dass er mir was das betrifft sehr viel beigebracht hat. Vor seinem Tod verstand ich immer all meine Gefühle, ich wusste was ich fühlte und warum, ich wusste wie ich mich in bestimmten Situationen fühlen würde. Das alles hat sich verändert. Meine Gefühle überraschen mich jetzt oft. Situationen die mir Angst machen sind oft viel einfacher als gedacht und Situationen die so unbedeutend sind können plötzlich alle Wunden aufreißen. 

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