Unser Baby ist tot. Er wurde nur 8 Tage alt. Alles was in seinem kurzen Leben passiert ist steht in seinem Tagebuch beschrieben. In diesem Blog beschreibe ich regelmäßig wie ich mit diesem enormen Verlust und der Trauer umgehe. Wir kämpfen um ein glückliches Leben, ein Leben ohne unseren wunderschönen Joep.
Über einen Eintrag im Gästebuch würde ich mich freuen!
29.01.2017
Schwangere in meiner Umgebung
26.01.2017
Erinnerungsstofftier - Eine Katze aus Joeps Jäckchen
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Der hübsche Lars mit Mama und Papa |
Irgendwann hatte Margriet, die Mama von Lars, die Idee, aus seiner Kleidung ein Stofftier zu machen, um so mit seinen Sachen kuscheln zu können. Ein Stofftier lässt sich einfach viel besser kuscheln als ein Strampler. Zusammen mit ihrer Mama macht sie jetzt auch Stofftiere für andere Mamas, um ihnen so ein wenig Trost spenden zu können.
Auch für mich hat sie ein Stofftier gemacht: eine Katze, die gleichzeitig eine Spieluhr ist und 'you are my sunshine' spielt wenn man am Schwanz zieht. Irgendwann wird diese Katze im Bett von Joeps Geschwisterchen sitzen und dann wird 'Joep' für seine Geschwisterchen 'singen'. Und bis es soweit ist, wird sie bei mir im Schlafzimmer leben. Ich habe die Katze noch nicht abgeholt, ich möchte sie gerne persönlich abholen, darum kann ich leider noch kein Foto posten, aber ich habe ein Video gesehen und ich bin wirklich total begeistert!
Ich habe 2 Jäckchen ausgewählt die Joep leider nie anhatte. Zufällig hatte ich die Jacke die Joep anhatte auch noch eine Nummer grösser und in einer anderen Farbe. Diese Jacke habe ich ausgewählt für diese Spieluhr. Die zweite Jacke passte vom Material perfekt dazu und ich wollte gern ein grosses Stofftier, darum habe ich mich für diese Kombination entschieden. Die Jacke, die Joep anhatte und die man auch auf seinen Fotos sieht, konnte ich nicht verarbeiten lassen. Sie ist einfach noch viel zu wichtig für mich. Aber ich habe so viel Kleidung für ihn gekauft und in jedem Stück steckt so viel Liebe, dass es wirklich nicht einfach war mich zu entscheiden. Das Kleidungsstück durfte nicht zu besonders, aber trotzdem besonders sein.

Ich finde diese Idee so toll, dass ich sie auch hier teilen möchte. Vielleicht liest dies ja irgendjemand hier, für den es genau das Richtige ist und der gerne so eine Erinnerung braucht/möchte. Margriet meinte, dass sie auch Aufträge aus Deutschland annehmen würde: Hauptsache sie kann anderen Mamas, Papas und Geschwistern etwas Trost bieten.
Margriet, wat ben je toch een topper! Ik ben oprecht trots op je en heel blij en dankbaar dat ik je mocht leren kennen. Je bent een inspiratie en steun voor mij en hopelijk veel andere sterrenmamas. Ik weet zeker dat Lars weer lekker aan het opscheppen is op zijn wolkje en heel erg trots op je is.
Sternenmama
Und diese Woche habe ich dann ein Wort gefunden, dass wohl zu mir passt: Sternenmama/Sterneneltern. Ich habe es mir selbst ausgedacht und dann gedacht, dass könnte was sein. Also habe ich es gegoogelt und scheinbar war ich nicht die Erste mit diesem Gedanken. Es gibt mehr Mamas, die sich Sternenmama nennen. Ich denke immer an Joep wenn ich Sterne sehe und darum passt es so gut. Außerdem habe ich den Begriff Sternenkind schon oft gehört, dann ist es doch nur logisch, dass die Mama eines Sternenkindes eine Sternenmama ist.
Ich bin also eine Sternenmama! Mein Leben als Sternenmama muss ich noch lernen zu meistern, aber es klappt immer besser.
22.01.2017
Hausarzt und Psychologen
Sobald ich wusste das Joep sterben würde, rief ich ihn an, weil ich einen Termin mit einem Psychologen wollte. Ich wollte und brauchte Hilfe, dass wusste ich, ich war mir ganz sicher. Allein konnte und wollte ich das nicht und ich wollte alle Hilfe annehmen und suchen die ich kriegen konnte.
Aber schon am Telefon sagte er mir, dass ich keinen Psychologen bräuchte. Ich musste ihn überzeugen und es fühlte sich nicht richtig an. Warum wollte er mir nicht einfach helfen? Gerade er war doch dafür zuständig mir das Leben ein wenig leichter zu machen - wenn er es konnte. Joep war noch bei mir, lebte noch, also hatte ich die Kraft mich durchzusetzen. Noch war ich stark und noch konnte ich alles!
Kurz nachdem Joep gestorben ist, ist er bei uns zuhause vorbei gekommen. Das hatte er selbst vorgeschlagen und wir dachten, dass das eine gute Idee sei. Aber als er dann da war, wurde das Gefühl das wir bei ihm hatten nur noch schlechter. Joep war gerade ein paar Tage beerdigt und er sagte zu mir: "Am besten kannst du sofort wieder schwanger werden".
Rene und ich dachten wir hören nicht richtig. Was um alles in der Welt sagt dieser Mann, der auf meiner Couch sitzt, gerade? Rene und ich hatten einen starken Kinderwunsch. Sofort nach Joeps Geburt dachte ich, wie schön es wäre das nächste Kind sofort mit nach Hause zu nehmen. Wir wollten wieder Kinder, ja. Aber er tatso, als ob wir Joep so mir nichts dir nichts ersetzen konnten und wir wussten beide, dass das einfach falsch ist. Wir fragten ihn, ob das denn nicht schlecht fürs Kind sei? Sofort wieder schwanger zu werden? In unserer tiefen Trauer? So kurz nach einer Geburt? Nein nein, das sei das beste für alle. Wir wussten sofort, dass es Unsinn ist und nicht stimmte. Wir wussten sofort, dass wir einen neuen Hausarzt brauchten, aber die Energie einen zu suchen hatten wir nicht.
Ein paar Tage später sagte meine Hebamme mir, als wir hiervon erzählten, dass sie immer allen rät ein halbes Jahr zu warten, weil der Körper erst dann nach der Geburt wieder alle Vitaminvorräte auffüllen muss und erst dann einem Baby wieder alles geben kann was es braucht. Außerdem sei Trauer schlecht fürs Kind, denn Trauer ist für den Körper Stress, auch wenn es sich nicht so anfühlt.
Ich musste den Hausarzt fast zwingen mir einen Termin mit der Psychologin zu machen, aber er tat es. Leider war auch der Termin mit der Psychologin, die mit ihm zusammen arbeitet, sehr enttäuschend. Sie war jung und hatte keine Erfahrung mit unserer Situation, das war uns ganz schnell klar. Sie arbeitete eine Liste ab, die sie wahrscheinlich immer abarbeitet. Trinken wir? Nehmen wir Drogen? Wir fühlten uns nicht am richtigen Ort, nicht gut aufgehoben. Sie stellte Fragen die uns nicht helfen konnten, im Gegenzug konnte sie aber keine meiner Fragen beantworten, sagte mir immer nur, dass das bei jedem anders sei und dass sie es auch nicht weiß. Wir vereinbarten einen 2. Termin, ich wollte ihr noch eine Chance geben, aber eigentlich wusste ich sofort, dass das nichts wird. Ich befand mich jedoch in einem Ausnahmezustand und vertraute mir selbst nicht, also wollte ich es noch einmal probieren. Das nächste Gespräch war viel besser, sie hatte sich scheinbar informiert, aber für uns war der Zug abgefahren. Ich wollte nicht mehr zu ihr und wir machten keinen neuen Termin.
Irgendwann zwischen diesen beiden Terminen bei der Psychologin, meldete sich eine Kollegin mit der ich immer einen guten Kontakt hatte und wollte wissen wie es uns jetzt ginge. Sie erzählte von einer Freundin ihrer Mutter, die in dem Krankenhaus arbeitete in dem Joep geboren wurde und deren Job es ist, Mamas wie mich zu betreuen. Sie ist eine psychiatrische Krankenschwester. Ich ging zu meinem Hausarzt, weil ich eine Überweisung haben wollte, aber er stellte mir keine aus. Er sagte ich sollte selbst im Krankenhaus anrufen und wenn sie eine Überweisung bräuchten, dann könnte ich mich nochmal melden. Also rief ich im Krankenhaus an, ich bekam eine Dame die an der Rezeption arbeitet. Ich sagte ihr dass ich einen Termin bei dieser Frau wolle und sie fragte warum. Also erzählte ich weinend dass mein Sohn vor 2 Wochen gestorben ist und ich Hilfe brauche und ich ihren Namen von einer Freundin bekommen habe und dass mein Hausarzt mir keine Überweisung schreiben wollte und ich nicht wusste was ich tun soll. Sie regelte alles für mich und am nächsten Tag hatte ich einen Termin. Aber da ich keine Überweisung hatte war das nur eine Ausnahme. Ich verstand das System nicht, aber ich durfte nur 3 mal mit ihr sprechen, obwohl ich ihre Hilfe wirklich nötig gehabt hätte. Leider hatte ich nicht die Energie um mich durchzusetzen oder etwas zu regeln. Ich akzeptierte es so wie es war und dachte mir: Dann nicht, wenn du mir nicht helfen willst, brauche ich dich auch nicht. Ironischerweise darf ich jetzt, wo ich nicht schwanger werden kann, so viele Termine bei ihr machen wie ich will. Jetzt brauche ich sie wirklich nicht mehr.
Ich nahm es meinem Hausarzt sehr übel, dass er sich weigerte für mich einen Termin zu machen. Er hätte mir mit einem Anruf viel ersparen können. Ich fand es unheimlich schwer selbst anzurufen und alles zu regeln. Ich finde, dass es seine Aufgabe als Hausarzt gewesen wäre mir mein Leben etwas einfacher zu machen, wenn er es doch so einfach konnte, stattdessen machte er es mir schwerer.
Meine Hebamme sagte ein paar mal, dass ich mir eine Trauerpsychologin suchen solle, aber ich hatte keine Energie mehr. Überleben kostete all meine Energie und etwas so komplexes wie eine Psychologin zu finden die auf Trauer spezialisiert ist, schaffte ich einfach nicht. Außerdem dachte ich, ich bräuchte sie nicht, wo mich doch bist jetzt jeder enttäuscht hatte. Ich würde es auch alleine schaffen sagte ich mir. Sie schlug es mir immer wieder vor bis sie mir eine Adresse aufschrieb, die sie rausgesucht hatte und meinte ich hätte nichts zu verlieren. Diesmal tat ich was sie sagte und nahm Kontakt auf mit der Frau. Ich denke die Tatsache, dass ich ihr eine Mail schreiben konnte machte es für mich viel einfacher den Kontakt zu suchen, anrufen war einfach nicht drin. Leider war sie gar keinen Trauerpsychologin für Erwachsene sondern eine für Kinder. Aber sie hat mir schließlich jemanden in der Nähe gesucht und zu ihr gehe ich heute noch in regelmäßigen Abständen. Anfangs ging ich alle 2 - 3 Wochen, mittlerweile geht es mir besser und ich gehe nur noch alle 2-3 Monate. Wirklich helfen im Sinne von einer Therapie konnte sie mir nicht (Ich habe auch nie darum gebeten und finde auch, dass das nicht nötig ist. Ich bin nicht krank, Trauer is keine Krankheit die therapiert werden muss), aber mir ihr zu reden tat mir immer gut. Mit ihr konnte ich Situationen besprechen, die mir im Alltag schwer fielen und sie dachte mit, bestätigte oft meine Gedanken. Von ihr konnte ich annehmen wenn sie sagte, dass ich es wirklich alles gut mache, dass meine Trauer gesund ist und ich mir keine Sorgen machen muss. Das konnte ich sonst von niemandem, was wissen denn meine Eltern, Schwestern, Schwiegerfamilie, Freunde, Kollegen oder die Nachbarn? Die haben nie ihr Kind nach 8 traumatischen Tagen verloren. Meiner Trauerpsychologin glaubte ich und das gab mir eine Art innere Ruhe, die Gewissheit, dass ich es wirklich gut mache, diese Bestätigung hatte ich lange gesucht aber vorher nicht gefunden.
Ich suchte mir einen neuen Hausarzt, nach wenigen Wochen schon. Ich nahm den Hausarzt, bei dem ich mich via Email anmelden konnte. Anrufen und erklären was los war konnte ich einfach noch nicht. Ich bekam seine Adresse von der Psychologin, zu der ich nur 2 mal gegangen bin. Mein neuer Hausarzt war sehr mitfühlend und wir hatten anfangs fast jede Woche einen Termin um zu reden was uns/mir gut tat. Mittlerweile ist er in Rente gegangen und habe ich wieder eine neue Hausärztin. Sie scheint ganz okay zu sein, aber um ehrlich zu sein, kenne ich sie kaum. Ich war nur bei ihr wegen meines Zyklusses und habe eigentlich sofort verlangt, dass sie mir eine Überweisung ins Krankenhaus schreibt, damit ich endlich untersucht werden konnte. Denn der alte Hausarzt, der in Rente gegangen ist, wollte mir nicht glauben, dass mein Zyklus wirklich schlecht ist, dass ich nicht schwanger werden konnte. Er sagte alles sei normal, es käme durch die Geburt und die Trauer. Im Krankenhaus halfen sie mir nach Wochen Wartezeit dann endlich und gaben mir Recht. Mein Zyklus war so schlecht, dass ich nicht schwanger werden konnte. Aber das habe ich alles in einem anderen Bericht beschrieben der um unseren Kinderwunsch geht.
21.01.2017
Mein Gehirn filtert den Schmerz aus meinen Erinnerungen
Ich erinnere mich an die Situationen in denen ich kurz lachen konnte, auch kurz nach Joeps Tod, ich erinnere mich an die Scherze und muss wieder lächeln. Ich erinnere mich nicht mehr dass ich an diesem Tag auch unfassbar traurig war oder weinte. Ich weiß dass es so war, denn ich weinte jeden Tag. Jeden Tag empfinde ich den Schmerz des Vermissens und der Trauer aber das Gefühl des Schmerzes ändert sich und mein Gehirn vergisst wie er sich all die Monate anfühlte.
Ich kann mich nicht erinnern wie unfassbar weh es tat, ich weiß es ganz genau, der Schmerz war so unerträglich dass ich lieber nicht mehr leben wollte aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern wie es sich wirklich anfühlte. Es ist verrückt. Ich erinnere mich wohl noch ganz genau an den Stolz den ich immer für Joep fühlte und noch immer fühle, der hat sich auch nicht verändert. Ich bin so unglaublich stolz auf meinen kleinen starken hübschen Jungen. Ich erinnere mich so gut an die Liebe die ich fühlte als er noch da war und jetzt während ich das schreibe steigen mir Tränen in die Augen weil ich die Liebe so deutlich fühle, weil es die schönsten Momente meines Lebens waren.
Wahrscheinlich sollte ich froh und dankbar sein dass ich mich nicht mehr richtig an diesen Schmerz erinnere. Auch der Schmerz den ich heute noch fühle ist so viel schlimmer als alles was ich jemals vor Joep gefühlt habe. Aber irgendwie fühlt es sich auch an als ob mein Kopf mir ein Stück von Joep wegnimmt das doch so zu ihm gehört.
Meine Liebe die ich empfinde fließt in allen Tränen die ich weine. Traurigkeit ist ein Teil von mir geworden, es gehört so sehr zu mir dass mein Kopf es scheinbar nicht mehr für wichtig hält dass ich mich richtig daran erinnere. Traurigkeit ist eine Art neue Eigenschaft die mir von Joep geblieben ist, sie gehört zu meinem neuen Ich, sie ist immer da, auch wenn ich lache, auch wenn ich nicht bewusst an sie denke.
Vielleicht filtert mein Gehirn auch weil es auf dem Weg in die Zukunft ist. Irgendwann werde ich an Joep denken und glücklich lächeln voller Dankbarkeit und Liebe weil ich seine Mama sein darf. Dann werde ich Liebe empfinden und wird die Liebe in meinem Lächeln stecken anstatt in meinen Tränen. Dann werde ich wieder glücklich sein und wird Joep Teil meines Glückes sein.
20.01.2017
Eine Hand auf meiner Schulter
Nach einiger Zeit merke ich allerdings das Menschen ganz unterschiedlich reagieren. Manche Menschen können sich besser einleben als andere. Menschen mit Kindern in der Regel besser als Menschen ohne weil sie wissen was wir vermissen. Wenn jemand selbst keine Kinder hat kann er nicht wissen wie sehr man sein Kind liebt, wie stark die Liebe ist die ich nicht geben kann.
Niemand weiß was er sagen soll weil es nichts gibt das man sagen kann. Niemand kann etwas sagen das meinen Schmerz weg nimmt. Aber kleine Gesten sagen oft genug.
Auf der Arbeit passiert es öfter dass ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spüre, ein kleiner Moment. Jemand läuft vorbei, oft sagen sie kein Wort, aber es ist diese kurze Berührung die mir sagt: "Ich denke an dich und Joep, ich weiß dass es dir nicht gut geht. Ich finde es tapfer dass du hier sitzt und arbeitest und versuchst dein Leben wieder auf zu bauen." Die erste Hand auf meiner Schulter war wirklich etwas besonderes, ich habe nie gedacht dass so eine kleine Berührung, so eine kleine Aufmerksamkeit, so gut tun kann. Seitdem gibt es das immer wieder, von vielen verschiedenen Menschen ohne dass ich je gesagt habe wie angenehm ich es finde.
Ich brauche keine grossen Worte, der Schmerz in den Augen der anderen wenn ich weine, oder die Hand auf meiner Schulter sind mehr als genug. Es reicht mir wenn ich spüre/höre das jemand an mich denkt, dann muss er nichts großes sagen.
Solange man mir das Gefühl gibt dass ich über Joep reden darf wenn ich das gerne möchte, mehr kann man für mich nicht tun. Das chinesische Zeichen für zuhören ist so passend und beschreibt alles was ich von meinem Gegenüber brauche:
Ich bin so dankbar für jede Hand auf meiner Schulter.
15.01.2017
Der 15.
Leider habe ich im Mai kein Foto gemacht von Joeps Grab, aber er hatte jeden Monat einen Ballon:
03.01.2017
Traum
01.01.2017
Gästebuch
Ich habe in erster Linie angefangen diesen Blog zu schreiben um mir alles von der Seele zu schreiben was mich beschäftigt. Dieser Blog ist eine Art Therapie für mich.
Seit Monaten merke ich aber dass dieser Blog sehr oft angeklickt wird und ich würde mich freuen mehr über meine Leser zu erfahren. Habt ihr Fragen? Oder Themen über die ihr gerne mehr hören wollt? Wer seid ihr?
30.12.2016
Fehlgeburt
27.12.2016
2016 - Joeps Jahr geht vorbei...
Ich habe so viel von Joep gelernt. Ich habe gelernt wie stark ich lieben kann, dass mein Kind wirklich das aller Schönste für mich ist. Ich habe Kräfte gehabt von denen ich nicht wusste dass ich sie habe. Ich habe um Joep gekämpft wie eine Löwin. Ich sass an seinem Bett und habe mich nicht geschont nach der Geburt. Ich brauchte keine Ruhe. Joep brauchte mich und ich war für ihn da. Ich habe in dieser Woche so viel gelernt. Ich habe meinen Sohn kennen gelernt, ich habe gelernt dass Liebe stärker ist als der Tod.
2016 fing für mich perfekt an. Hochschwanger drehte sich natürlich alles um Joep. Ich konnte mich nicht bewegen ohne ihn zu spüren. Aufstehen ging kaum noch. Ich habe gelernt dass eine Geburt das schönste ist was es auf der Welt gibt, dass all die Horrorgeschichten vor denen ich nie Angst hatte die extremen Ausnahme Situationen sind. Die schönen Geschichten sollten viel mehr erzählt werden.
Und dann starb Joep und zum ersten mal in meinem Leben habe ich erfahren was Trauer eigentlich bedeutet. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich erfahren wie es sich anfühlt richtig traurig zu sein. Wie es ist wenn man so traurig ist dass einem das Leben nicht mehr lebenswert erscheint. Ich weiß jetzt wie es sich anfühlt um zu leben nur des Lebens wegen und nicht weil man es möchte. Ich weiß wie sich ein Leben ohne Glück anfühlt. Ich habe lernen müssen Menschen die ich liebe vor den Kopf zu stoßen weil ich keine Nähe mehr ertragen konnte. Ich habe gelernt mich in der Vordergrund zu stellen und dafür zu sorgen dass Menschen mir nicht mehr die so kostbare Energie rauben.
Ich habe gelernt dass trauern so viel mehr ist als ich dachte. Ich habe gelernt, dass man jeden Tag an sein verstorbenes geliebtes Kind denkt. Jeden Tag Stunden lang. Ich habe gelernt dass das Leben nicht gut ist. Mein Leben ist momentan schlecht und ich habe gelernt damit um zu gehen. Erst stirbt mein Baby und dann werde ich nicht mehr schwanger. Es ist wie ein schlechter Film.
Dieses Jahr gab es keinen Tag an dem ich nicht an Joep gedacht habe. Er war immer in meinem Kopf, immer. Jeden Tag habe ich über und mit ihm geredet. Ich habe gelernt dass es jede Menge Raum in meinem Leben für Joep gibt. Ich habe gelernt dass Menschen die ich mochte auf einmal keinen Teil meines Lebens ausmachen weil sie mich nicht verstehen wollen und mir nur weh tun und dann auch noch denken sie seien im Recht. Ich habe gelernt dass ich Dinge fühle die nicht zu mir passen. Aber das ist okay, ich darf alles fühlen was ich fühle weil es normal ist und dazu gehört, es ist okay anderen ihr Glück nicht zu gönnen weil ich es doch selbst viel mehr verdiene. Weil ich doch selbst ein gesundes Baby verdiene und ich in meiner Schwangerschaft alles richtig gemacht habe. Wir haben doch eine Eigentumswohnung, finanzielle Sicherheit, wir hatten doch alles. Joep war geplant und nicht ungewollt und er starb. Andere werden ungewollt schwanger und kümmern sich nicht um ihre Kinder. schreien sie in der Öffentlichkeit an, sind in meinen Augen schlechte Eltern, aber ihre Kinder leben.
Es ist Joeps Jahr und das Jahr ist fast vorbei. Nur noch wenige Tage und 2016 ist Vergangenheit. Und irgendwie fühlt es sich an wie ein Abschied von Joep. Es ist sein Jahr und es ist fast vorbei. Natürlich ist meine Trauer dann nicht vorbei aber ich habe Angst was die Welt dann von mir erwartet. Wenn ich sage letztes Jahr ist mein Sohn gestorben... das hört sich so viel weniger schlimm an als vor ein paar Monaten ist mein Sohn gestorben. Wie lange wird mein Umfeld noch Verständnis haben? Und wie werde ich auf Unverständnis reagieren?
Ich habe Angst vor 2017. Sollte ich gute Vorsätze haben? Alles was ich will ist ein Baby aber das kann man nicht planen. Kinder sind ein Geschenk, großes Glück und ob ich dieses Glück wieder haben darf weiß ich nicht? Bedeutet ein positiver Schwangerschaftstest denn dass ich auch ein gesundes Kind mit nach Hause nehmen darf? Die Gefahr ist doch so groß dass er das nicht bedeutet. Viel grösser als die Chance dass Joep sterben würde als er doch so fit geboren wurde.
Ich habe Wünsche für 2017, keine Vorsätze. Ich wünsche mir dass es mir wieder etwas besser geht, dass Joep immer so nah bei mir ist wie in 2016. Ich wünsche dass meine Umgebung weiterhin Verständnis für mich hat. Ich wünsche mir dass wenn ich wieder schwanger werden darf ich auch ein gesunder Baby bekommen werde. Ich wünsche mir dass eine erneute Schwangerschaft tatsächlich wieder Glück in unser Leben bringt. Ich wünsche mir dass ich die Welt ein klein wenig besser machen kann indem ich anderen Menschen helfe. Ich wünsche mir dass ich meine Versprechen die ich Joep gegenüber gemacht habe halten kann. Es sind Wünsche aber ich traue mich nicht zu hoffen dass sie in Erfüllung gehen. Ich habe das Vertrauen ins Leben verloren. Ja vielleicht wünsche ich mir sogar dass ich dieses Vertrauen wieder finden kann. Vielleicht noch nicht in 2017 aber irgendwann... Und ich hoffe dass ich alles Gute was ich jetzt noch habe für immer behalten kann, ich wünsche mir dass 2017 nicht noch schlimmer wird als 2016. Denn auch das lese ich, dass das zweite Jahr noch schlimmer ist als das Erste.
2016 ist Joeps Jahr. Joep hat es zum schönsten und traurigsten Jahr meines Lebens gemacht. Ich habe so viele liebevolle Erinnerungen und wunderschöne Momente die ich nie vergessen werde. Und so viel traurige Momente die auch immer dazu gehören werden.
Egal welches Jahr wir schreiben, meine Liebe für Joep wird immer groß sein! Ich wünsche mir dass Joep nicht vergessen wird. Ich wünsche mir dass Menschen an Joeps Geburtstag denken und uns wissen lassen dass sie an ihn denken. Das tut uns so gut und ist so wichtig für uns. Ich wünsche mir dass Joep niemals vergessen wird und sein Name immer genannt wird, dass er nicht nur für uns immer dazu gehört.
Erste Weihnachten ohne Joep
23.12.2016
Wo auch immer wir sind, du gehörst zu uns!
14.12.2016
Weltweiter Candle Lighting Day
In Holland wird dieser Tag in den meisten Gemeinden in Gruppen 'gefeiert' und man kann sich aussuchen ob und wohin man gehen möchte. Viele Mamas mit denen ich rede gehen an diesem Tag zu so einem Treffen, manche zünden auch nur zuhause eine Kerze an und stellen sie um 19 Uhr ins Fenster und denken an unsere Engel.
Der Friedhof auf dem Joep liegt organisiert jedes Jahr so ein Treffen für Eltern von verstorbenen Kindern, dabei ist es nicht wichtig wie alt das Kind war, es geht um den Verlust seines Kindes. Ich sah schon vor Monaten einen Aushang hierfür und wusste sofort dass ich gehen wollte, auch Rene wollte gehen. Im November bekamen wir außerdem einen Brief mit einer Einladung.
Auf dem Weg zum Friedhof liefen wir am Oliebollenkraam vorbei und sie verschenkten gerade die Reste des Abends bevor sie schlossen, wir bekamen also beide noch was Leckeres für unterwegs. Wir bedankten uns bei den Leuten und auf dem Weg zum Friedhof natürlich auch bei Joep, es war ein Geschenk von Joep, da waren wir uns sicher. Noch nie zuvor haben wir dort etwas geschenkt bekommen und sie stehen direkt neben dem Friedhof. Letzte Jahr standen sie nicht da und schon als wir sie dieses Jahr zum ersten mal sahen sagten wir dass es ein Geschenk von Joep ist. Ich esse so gerne Oliebollen und jetzt konnte ich sie immer ganz in der Nähe kaufen. Wir haben ein paar mal Oliebollen gekauft auf dem Weg zu Joep.
Wir sind extra etwas eher zum Friedhof gegangen weil wir erst noch zu Joep wollten. Von meiner Schwester hat er zu Weihnachten ein neues Stofftier für sein Grab bekommen und auch wir haben ihm ein Neues mitgebracht. Also bekam er zwei neue Stofftiere und wir haben alle Kerzen angezündet die auf seinem Grab stehen. Auch der kleine Junge der neben ihm liegt hat eine Kerze von uns bekommen. In meiner Vorstellung sind die beiden Freunde und ich wollte dass an diesem besonderen Tag an dem es doch um Kerzen geht auch für ihn eine Kerze brannte.
Wir gingen zurück zur Aula in der auch die Trauerfeier für Joep stattgefunden hat, mittlerweile leuchteten überall Kerzen, der Weg zur Aula war mit Kerzen und Fackeln erleuchtet, es war wirklich sehr schön. Wir wurden schon zuvor am Eingang des Friedhofes mit Handschlag empfangen und gefragt für wen wir kamen. Auch jetzt wurden wir wieder am Eingang der Aula gefragt für wen wir kamen, für Joep. Sie machte einen Hacken hinter seinen Namen, wir durften wieder seinen Namen nennen, etwas was wir nur so selten machen können, fast nie bei Leuten die uns und Joep nicht kennen. Alle Eltern nennen die Namen ihrer Kinder so oft aber Joeps
Bevor wir in die Aula gingen kamen wir in einen Warteraum, es war nicht der Raum in dem wir vor der Beerdigung mit Joep waren sonder der Raum an der anderen Seite in dem am 27. Februar auch alle Gäste für Joep empfangen wurde. Wir liefen also in den Warteraum und bekamen sofort etwas zu trinken angeboten. Und dann standen wir da, zwischen all den Leuten die wir nicht kannten, alle Sitzplätze waren besetzt, die einzige Ecke in die man sich stellen konnte war auch schon voll, wir mussten uns also in die Mitte des Raumes an einen grossen Tisch stellen wodurch wir immer jemandem den Rücken zukehrten. Wir fühlten uns verloren und waren viel jünger als alle anderen in dem Raum. Ich fühlte mich fehl am Platz, ich wollte und sollte hier nicht sein und trotzdem war ich genau dort wo ich hin gehörte. Niemand redete miteinander, nur mit ihren Partnern. Mit und mit füllte sich der Raum, neben älteren Menschen waren jetzt auch Kinder dabei und ich bemerkte plötzlich wie sich Erleichterung in mir breit machte. Es waren keine Babys oder dicken Bäuche da, etwas was für mich noch immer so konfrontierend und schmerzhaft ist. Auf der einen Seite war ich froh dass keine Schwangeren da waren, auf der anderen Seite dachte ich darüber nach was ich denn nächstes Jahr mache. Dann hoffe ich wieder ein Baby zu haben oder zumindest auch wieder schwanger zu sein, ob das anderen dann auch so weh tut? Aber ich werde gehen weil es dazu gehört, ich werde immer für Joep gehen und seine Geschwister werden mitkommen, es ist doch auch ihr Bruder.
Ein Mann kam zu uns, ein Sprecher wie sich heraus stellte und wir erzählten ihm von Joep. Er begleitete schon seit 40 Jahren trauernde Eltern und er schien uns zu verstehen, auch wenn er unseren Schmerz nicht kannte.
Nach einiger Zeit durften wir in die Aula, die 2. und 3. Reihen waren schnell besetzt, wir wollten nicht hinten sitzen also setzten wir uns ganz vorne in die erste Reihe. Rene wollte den Bildschirm gut sehen konnten also sassen wir auf den Plätzen auf denen wir auch bei Joeps Beerdigung sassen, die letzten freien Plätze vorne links. Neben uns sassen keine Eltern sondern Sprecher, Mitarbeiter und eine Sängerin. Irgendwie war es weniger heftig als ich dachte um wieder in diesem Raum zu sein, ich hatte keine Flashbacks oder so etwas obwohl ich mir wohl darüber im Klaren war dass Joep auch hier war, dass wo jetzt hinter uns eine Familie mit kleinem Kind sass vor fast 10 Monaten meine Schwester mit ihren Kindern sass.
Der Dienst war wirklich schön, vor uns stand ein Tisch mit Fotos, auch Joeps Foto stand dazwischen. Manche Fotos standen in einem Bilderrahmen, niemand hatte uns gesagt dass wir sein Foto in einem Rahmen mitnehmen sollten und ich fand es sehr Schade dass Joeps Foto nicht eingerahmt war. Nächstes Jahr wird es das wohl sein, dann weiß ich es besser. Der Tisch war voller Fotos, die meisten ohne Rahmen. Die Aula war voll, wie viele Menschen genau da waren weiß ich nicht aber es waren mindestens 50.
Es wurde gesungen und geredet. Zwischendurch wurden die Namen unserer Kinder genannt und durften die Eltern eine Kerze anzünden und vor das jeweilige Foto stellen.
Zuerst wurde das Lied 'precious child' gesungen, die Frau die das Lied gesungen hat war vermutlich eine ausgebildete Opernsängerin, zumindest hat sie unfassbar schön und gut gesungen. Meine Tränen liefen in Strömen, auch Rene weinte. Der Text des Liedes, die Art wie sie es sang und ihre Stimme waren so schön und so traurig.
Es wurde eine Rede gehalten von dem Mann mit dem wir schon zuvor geredet haben, er sagte ein paar Dinge die ich erkannte und die Rene und ich auch so empfinden, aber auch ein paar Dinge die wir nicht so erlebt haben. Jeder trauert anders sagt man und seine Beispiele waren der Beweis hierfür. Er sagte er hat in den Jahren gelernt dass man Trauende nicht therapieren kann, sondern dass man nur viel von Ihnen lernen kann und dass er seit Jahren immer mehr und immer wieder lernt und er sah uns dabei an. Ich fragte mich ob wir denn etwas gesagt haben was neu für ihn war, ob er auch von uns gelernt hatte. Seinem Ausdruck nach war das so. Er sagte außerdem dass das Wort 'verarbeiten' nicht richtig ist und das ist etwas dass ich auch schon oft gesagt habe. Verarbeiten hört sich an als ob ich aktiv etwas tun kann und wenn ich meine Arbeit gut mache dann ist danach alles wieder gut. Aber es wird nie wieder gut, Joep wird immer fehlen also ist das Wort 'verarbeiten' für mich nie genug, es ist so viel mehr als das. Aber was er dann sagte machte es nochmal deutlicher: Abfall wird verarbeitet aber sein Kind verarbeitet man nicht. BAM, ja dachte ich, das stimmt. Auf NL sagt man dass man dem Verlust einen Platz geben muss. Etwas was mich auch immer störte, was für einen Platz? Türe zu und fertig? Das stimmt auch nicht, man kann seinem Kind keinen Platz geben, es ist immer da, überall, nicht auf einem Platz. Und auch das Wort Verlust stimmt nicht, etwas was man verliert kann man wieder finden, aber ich kann Joep nicht mehr finden, er kommt nie wieder. Er wusste worüber er redet.

Es wurden noch ein paar Gedichte vorgelesen und mehr Lieder gesungen. Dann durften wir eine Kerze für Joep anzünden als sein Name, sein Geburtsdatum und Todestag vorgelesen wurde. Rene zündete die Kerze an und ich stellte sie vor Joeps Foto. Beim letzten Lied das gesungen wurde brach die Wahrheit dann über mich hinein. Auf einmal war der Schmerz wieder so groß, Joeps Foto steht da weil er tot ist, alle Menschen und Kinder auf den Fotos sind Tod. Alle Menschen hier vermissen ihr Kind und ich vermisse Joep. Ich weinte und Rene nahm mich in den Arm. Das einzige Taschentuch dass ich bei mir hatte hatte Rene schon benutzt aber es störte mich auch nicht, ich weinte in Renes Armen, auf dem gleichen Platz an dem ich auch vor 9,5 Monaten in Renes Armen weinte, ich weinte um Joep.

Rene und ich gingen noch zu Joeps Grab, er hatte neue Stofftiere bekommen und die alten standen noch an der Bank. Ich wollte sie mit nach Hause nehmen und waschen. Wir verwahren sie, sie wurden Joep geschenkt auf der Beerdigung oder kurz danach. Als wir beim Grab waren brannte eine extra Kerze auf Joeps Grab und bei seinem kleinen Nachbarn brannten jetzt alle Kerzen. Alles war so hell und die Kerzen hier wurden nicht durch den Wind ausgeblasen. Ich freute mich so dass in dieser kurzen Zeit noch jemand da war, bei Joep war und ihm eine Kerze gegeben hat. Ich habe die Eltern seines kleinen Freundes nicht gesehen, sie waren nicht bei dem Treffen aber sie waren wohl am Grab. Ich freute mich so dass sie auch an Joep dachten und es gab mir ein warmes Gefühl dass sie sich sicher auch gefreut hatten dass ich eine Kerze angezündet habe für ihr Kind. Ich hockte vor Joeps Grab und weinte und weinte. Rene war auch am Ende seiner Kräfte und er wollte nur noch nach Hause also gingen wir nach Hause als ich wieder dazu in der Lage war. Wir holten nicht mehr Joeps Foto ab, wir konnten es nicht mehr. Wir gingen nach Hause und taten den Rest des Abends gar nichts mehr, wir hatten keine Kraft mehr, ich sass eine Stunde in meiner Winterjacke auf der Couch bevor ich die Kraft fand um ins Bett zu gehen.
Montag morgen fuhr ich weinend zur Arbeit. Ich sass 5 Stunden im Büro aber eigentlich tat ich nichts, ich konnte mich nicht konzentrieren. Nach der Arbeit fuhr ich zum Friedhof und holte Joeps Foto ab, ich hatte zuvor eine Email geschickt um Bescheid zu sagen dass ich es gerne abholen möchte. Ich habe noch mit der Dame geredet die auch am Abend zuvor da war und habe ihr noch Feedback gegeben was mir besonders gut gefiel und was mir nicht so gut gefiel. Sie war sehr froh und dankbar darüber und wollte es auf jeden Fall weiterleiten und nächstes Jahr mit in die Planung einbeziehen. Wenn also nächstes Jahr etwas noch besser ist als dieses Jahr, dann haben wir das Joep zu verdanken. Lieber kleiner Joep.
12.12.2016
Precious Child
08.12.2016
Traum
Heute Nacht habe ich wieder über Joep geträumt. Ich erinnere mich nur noch an Bruchstücke aber es war kein schlimmer Traum, es war kein Albtraum. Ich war wohl traurig als ich wach wurde, all die Liebe die ich in meinem Traum empfand war noch immer da und erinnerte mich schmerzhaft daran dass ich ihn nicht wirklich festhalten kann.
In meinem Traum war Joep tod, aber schon etwas länger. Ich sah ihn an und er war wunderschön, genauso wie er immer aussah. Plötzlich sagte jemand dass er jetzt so lange tot ist dass er nicht mehr so hübsch ist und ich zweifelte ob ich ihn nog sehen wollte. Er war in ein Tuch eingewickelt und jemand sagte mir ich könnte ruhig gucken. Rene guckte zuerst und sagte mir auch dass ich ruhig gucken kann. Jemand schlug das Tuch auf Seite und ich sah ihn. Die Haut an seiner Brust sah aus als ob er Ausschlag hätte und auch seine Lippen waren dunkel, fast schwarz. Ich strich ihm über seinen Kopf, ein paar mal und auf einmal öffnete er seine Augen, die Krankenschwester die bei uns war konnte es gar nicht glauben. Sobald meine Hand nicht mehr auf seinem Kopf lag waren seine Augen wieder zu, also streichelte ich ihn weiter und er machte seine Augen wieder auf und fing wieder an zu atmen. Alle Zeichen des Todes an seinem Körper verschwanden ganz schnell und er war wieder wunderschön. Ich hob ihn auf und drückte ihn fest an mich, davon überzeugt dass einzig und allein meine Liebe und Wärme ihn retten könnte und dass alle unrecht hatten.
Ich wachte auf und erinnerte mich noch an alle Details des Traumes. Ich weiß noch dass ich es eigentlich aufschreiben wollte aber es war mitten in der Nacht und ich war zu müde. Sofort erinnerte ich mich an etwas das ich mal gelesen habe: Eine Mutter bekam Zwillinge, viel zu früh mussten sie geholt werden und nur ein Baby überlebte. Als man ihr das tote Baby an die Brust legte fing es plötzlich wieder an zu atmen. Es war ein Wunder, ein echtes Wunder. Aber für mich war es nur ein Traum...
Joep wacht nie mehr auf, meine liebe hat ihn 'nur' 13 Stunden kämpfen lassen, sie konnte ihn nicht retten, wir konnten ihn nicht retten. Niemand konnte ihn retten. Irgendwann werde ich von Joep als gesunden kleinen Jungen träumen, irgendwann wird er in meinen Träumen leben.
05.12.2016
Ich bin eine unsichtbare Mama
Ich bin jetzt seit 9,5 Monaten Mama aber niemand sieht es mir an. Ich habe kein Kind auf meinem Arm. Ich habe keine Flecken auf meinen Klamotten, ich habe keine Augenringe weil ich nicht genug schlafe. Ich habe keine Wickeltasche bei mir, Ich habe keinen Maxicosi im Auto. Niemand sieht mir an dass ich Mama bin.
Joep wurde Montags geboren, schon Freitags war mein Bauch weg und man sah mir nicht mehr an dass ich gerade Mama geworden bin. Ich war erstaunt wie schnell es ging, Mittwochs sah ich noch aus als sei ich im 6. Monat schwanger und Freitag morgen stehe ich auf und mein Bauch war weg. Als wir Mittwochs, den Tag nach Joeps Tod nach Hause kamen war aus mir plötzlich eine unsichtbare Mama geworden. Mein Bauch war im Verhältnis sogar flacher denn je, ja ich war noch dicker als vor der Schwangerschaft aber das Fett war anders verteilt und wenn ich stand war mein Bauch einfach flach. Kein einziger Schwangerschaftsstreifen auf meinem Bauch zeigte dass ich ein grosses und kräftiges Kind bekommen habe. Mein Körper erholte sich noch von der Geburt aber niemand sah mir an dass ich gerade erst ein Kind geboren habe, weil ich kein Kind habe dass ich zeigen kann.
Ich bin Mama, aber eine Mama mit leeren Händen. Ich weiß Sachen übers Mama sein die andere Mütter nicht wissen. Ich weiß wie es sich anfühlt sein Kind zu vermissen, es nicht versorgen zu dürfen. Ich weiß so viel über die Trauer um meinen Joep. Aber ich weiß nicht wie es ist nächtelang nicht zu schlafen weil Joep weint. Ich weiß nicht wie es sich anfühlt ein Kind zuhause zu haben. Ich bin Mama, aber ich bin eine unsichtbare Mama. Niemand sieht mich als Mama.
Wenn ich draußen bin, wenn ich rum laufe, niemand sieht an mir dass ich eine Mama bin. Ja wir sind noch jung, viele Leute in unserem Alter haben noch keine Kinder, es ist nicht ungewöhnlich dass man in unserem Alter noch keine Kinder hat. Niemand fragt mich ob ich Kinder habe, niemand sieht mir an dass ich Mama bin. Ich bin eine unsichtbare Mama mit einem unsichtbaren Kind auf meinem Arm. Mein unsichtbares Kind trage ich immer bei mir. Er sitzt immer auf meinem Arm, ich drücke ihn fest an mein Herz, denn da gehört er hin.
Es vergeht kein Tag an dem ich nich an meinen lieben schönen Joep denke und an dem ich ihn nicht vermisse. Es vergeht kein Tag an dem ich ihn mir nicht zurück wünsche und es vergeht keine Woche in der ich mich nicht frage wozu ich das alles mache, in der ich nicht denke ich will keine unsichtbare Mama sein. Ich hab nie darum gebeten, ich wollte das nicht. Ich will das nicht!
Aber mich hat niemand gefragt, ich hatte keine Wahl. Ich bin unsichtbar und Joep bleibt immer mein unsichtbares Kind an meiner Hand.
30.11.2016
Wenn dein Name genannt wird aber ein anderer Joep gemeint ist
Gestern im Büro sass dann jemand neben mir der in ein Gespräch über einen Joep verwickelt war. Ich hörte deinen Namen, immer und immer wieder aber sie sprachen nicht über dich. Ich war wie in Trance als meine Kollegin lachend 'Joepie de Poepie' sagte. Dein Name gefiel uns so gut weil er sich immer fröhlich anhört und er so einfach gereimt werden kann. Wir nennen dich immer Joepisnoepi. Aber jetzt wird also ein anderer Joep 'Joepie de Poepie' genannt. Niemals werden Leute über ihren Kollegen Joep reden und damit dich meinen. Mein Herz brach und ich weinte, meine Gefühle übermannten mich und ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Auf einmal vermisste ich dich so sehr und war der Schmerz den ich fühlte so intensiv.
Heute schaffe ich diese erst so schmerzhafte Erfahrung so hin zu biegen dass es eine schöne Erfahrung ist. Joep sagte 'Hallo' so wie nur er es kann, es war dein Zeichen.
24.11.2016
Joepkissen
Bis heute schlafen wir jede Nacht mit dem Kissen im Arm. Einer von uns hält das Kissen immer fest, auf diese Art und Weise können wir doch noch mit Joep kuscheln. So anders als wir uns das vorgestellt haben aber es tut uns wohl gut. Das Kissen ist weich, lange nicht so weich wie Joep war aber wir fühlen uns nachts geborgen wenn wir das Kissen im Arm halten.
Außerdem haben wir die kleine Decke unter der Joep immer lag noch zwei mal gekauft. Joep wurde unter dieser Decke beerdigt und schläft jetzt für immer unter dieser Decke. Anfangs schliefen wir auch immer unter den Deckchen. Erst hatten wir nur eine aber als Rene eine Woche für die Arbeit nach Serbien musste habe ich noch eine gekauft. Ich wollte dass Rene die Decke mitnimmt weil er sie doch braucht. Für ihn war es viel schwerer in Serbien als für mich alleine zuhause. Aber sobald die Decke aus dem Haus war brauchte ich sie auch also habe ich sie nochmal gekauft. Ich brachte Rene zum Flughafen und fuhr erst zum Ikea bevor ich nach Hause fuhr. Ich musst sogar warten bis der Ikea aufmachte aber das war kein Problem. Jetzt liegen die Decken auf dem Kopfstück des Bettes aber wir benutzen sie nur noch wenn es und richtig schlecht geht.
Das war Anfangs unsere einzige Medizin. Wenn es uns richtig richtig schlecht ging lagen wir auf dem Bett, Joeps Kissen im Arm, Joeps Kätzchen in der Hand und Joeps Decke über uns. Dann fühlten wir uns immer etwas besser.
23.11.2016
Die Achterbahn
Wenn ich mich für eine Metapher entscheiden muss die mein Leben beschreibt dann ist es die Achterbahn.
Mein Leben ist ein einziges auf und ab. Manchmal fühlt sich die Achterbahn eher an wie ein Kinderkarussel, dann geht es mir Tage lang gut aber dann ganz plötzlich und aus dem nichts stürze ich wieder ab und falle so tief dass ich mich erschrecke. Gestern war so ein Tag, ich wurde wach und mir war sofort klar dass es ein schlechter Tag ist. An solchen Tagen vermisse ich Joep noch mehr, dann ist der Schmerz jede Sekunde da, dann weigert mein Kopf sich an etwas anderes als an Joep zu denken. Dann kann ich nicht stark sein, dann fließen meine Tränen unaufhörlich und ich kann nicht dagegen tun ausser meine Kopfschmerzen mit Paracetamol bekämpfen.
Heute vor 9 Monaten kämpfte Joep in meinen Armen um sein Leben. Es war ein ungerechter Kampf den er nicht gewinnen konnte weil niemand ihm dabei helfen wollte/konnte. Ihm war sicher nicht bewusst dass er sterben musste, er hat so lange gekämpft und sich dagegen gewährt. Joep hatte keine Chance.
Und jetzt nenne ich mein Leben eine Achterbahn weil der tiefe Schmerz mich immer wieder so plötzlich überrascht und mich überfällt. Es ist eine Achterbahnfahrt ohne echte Höhen, ohne Glücksschreie und ohne Adrenalin das für diesen glücklichen Rausch sorgt in dem man denkt dass man alles kann. Oft fühle ich mich als ob ich nichts kann, dann habe ich keine Energie. Ich fühle mich abwechselnd ok und schlecht, manchmal geht es mir fast gut. Aber 'gut' ist ein Wort dass ich fast nie benutze. Wenn ich früher sagte dass es mir gut ging ging es mir so viel besser als jetzt. Richtig gut geht es mir nicht mehr. Richtig gut wird es mir nie wieder gehen denn Joep wird mir immer fehlen. Mein Leben wird nie wieder gut denn Joep kommt nie wieder zurück.
Aber auch meine Gefühle für Joep sind eine Achterbahn. Diese unfassbar starke Liebe die ich immer für ihn empfinde, dieser Stolz der dazu gehört wenn ich an ihn denke wechselt sich ab mit dieser tiefen Traurigkeit.
Anfangs war mein Leben eine Achterbahnfahrt in der ich Angst um mein Leben hatte. Eine Achterbahnfahrt von der ich wusste dass andere sie vor mir nicht überlebt haben, also habe ich mich am Bügel festgeklammert und ihn nicht mehr losgelassen, Rene sass neben mir und hat gut aufgepasst dass ich auch genug Kraft hatte um mich zu halten und wenn ich Mal keine Kraft hatte hat er mich festgehalten. Mittlerweile ist die Achterbahnfahrt nicht mehr gefährlich. Ich habe mich daran gewöhnt und sie ist jetzt mein Leben. Rene sitzt noch immer neben mir auf dieser Fahrt. Zusammen gehen wir durch hohen und Tiefen. Wenn es dem anderen schlecht geht geht es einem selbst auch sofort schlechter. Wir fahren die selbe Strecke.
Joep hat uns auf diese Achterbahn gesetzt und ich werde niemals absteigen können. Das Gefühl zu fallen wird immer Teil meines Lebens sein. Aber ich weiss es dass nach dem Fall auch wieder hoch geht. Es ist Joeps Achterbahn und ich will gar nicht absteigen. Joep wird immer Teil meines Lebens sein und mit ihm auch diese Achterbahn.
Früher liebte ich Achterbahnen. Vielleicht schaffe ich es ja auch irgendwann diese Achterbahn zu lieben. Schon jetzt wünsche ich mir manchmal wenn es mir Wochen lang ok ging dass ich nochmal fallen kann. Damit ich weiss dass ich all diese Gefühle noch für Joep habe und ich sie noch fühlen kann. Er verdient doch jedes Gefühl. Ich weiss genau dass wenn ich falle ich nur wieder zurück nach oben will aber wenn ich zulange oben bin sehne ich mich auch nach der Tiefe und dem Schmerz der unten auf mich wartet.
Wie es sich für eine gute Achterbahn gehört falle ich schnell und tief. Wenn ich dann wenn ganz am Boden bin merke ich irgendwann wie es ganz ganz langsam wieder hoch geht. Heute morgen geht es wieder langsam bergauf. Wie lange es dauert bis ich oben bin weiss ich nicht. Ob ich in einmal ganz nach oben fahre oder ob ich vorher nochmal falle weiss ich nicht.
Joep ich liebe dich von ganzem Herzen. Mein Schönster, mein Perfekter! Ich lebe nicht ohne dich, ich lebe mit dir. Du bist immer bei mir, auf deine Art und Weise gehörst du immer dazu.