15.05.2017

Muttertag

Gestern war zum zweiten Mal Muttertag. Zum zweiten mal bin ich Mama aber irgendwie halt auch nicht. Es hätte ein besonderer Tag für mich werden sollen. Mit Frühstück im Bett, Blumen und dieses Jahr sogar mit einer Zeichnung die Joep für mich gemacht hätte.

Zum 2. Mal hatte ich keinen Muttertag. Letztes Jahr wollte ich nichts von Muttertag wissen. Mir ging es schlecht. Joep war noch keine drei Monate tot und ich wusste nicht wie ich es aus meinem Bett schaffen sollte. Jede Erinnerung an Muttertag tat einfach nur weh und ich wollte den Tag ausblenden.

Meinen Eltern hatte ich vorher gesagt dass ich Mutter und Vatertag komplett ausfallen lassen, ich sah dass sie es traurig fanden aber verstanden. Auch dieses Jahr habe ich es komplett ausfallen lassen. Ich gratulierte nicht mal, Rene gratulierte nicht. Mein Plan war Muttertag zu ignorieren also sagte ich zu Rene dass ich NICHTS will.

Dieses Jahr schaffte ich es zeitig auf zu stehen, ich hatte Energie, es ging mir okay und ich war dankbar dass es okay sein durfte. Unter der Dusche dachte ich dann dass es nicht richtig war gar nichts zu wollen. Es ist Muttertag, ich bin Mama! Ich habe zwei Söhne, einen in meinem Bauch und einen auf dem Friedhof und ganz tief in meinem Herzen. Ich rief Rene zu mir und sagte dass ich doch Blumen wollte. Ich wollte zwei Blumensträusse: Einen grossen für mich und einen kleinen für Joep. Es sollte der gleiche Strauss sein, einfach etwas kleiner. Jetzt steht also in meinem Wohnzimmer ein wunderschöner weiss gelber Blumenstrauss und den gleichen haben wir später noch zu Joep gebracht. Wir haben sein Grab wieder aufgeräumt, sauber gemacht und alles ordentlich hingestellt. Ich habe ihm erklärt was für ein Tag es ist und ihm gesagt wie sehr wir ihn lieben. 

Gestern ging es mir überraschend gut. Vorgestern war ein Gedenkdienst im LUMC, gestern war Muttertag, heute ist der 15 (Joep, du wärst jetzt 15 Monate alt) und morgen werde ich 30. Es sind Tage die alle so anders hätten sein sollen und das tut weh... Aber tagsüber ging es uns recht okay. Wir gingen zu Joep und ein Stückchen spazieren. Abends ging es Rene schlecht, er war so wütend auf alles und sagte er wolle schreien aber konnte es nicht, er wolle etwas kaputt hauen aber er konnte es nicht. Also sagte ich ihm dass wir raus gehen können, zum Skatepark. Das taten wir, Rene konnte sich auspowern und es ging ihm danach wieder etwas besser.

Aber abends brauchte er Zeit für sich und die gab ich ihm. Ich konnte nicht einschlafen, schaute Netflix und irgendwann war es so spät dass ich den TV ausgemacht habe. Plötzlich brach dann alles über mich hinein. Rene kam sofort angelaufen als er mich weinen hörte. Ich weinte nicht, ich heulte mir wirklich die Seele aus dem Leib. Trauer kann so weh tun, richtig körperlich weh tun. Ich hatte Schmerzen, ich bekam keine Luft, ich atmete zu kurz und abgehackt, ich schluchzte.... Ich dachte ich will das nicht, ich kann das nicht. Warum wir? Warum ich? Warum mein Joep? Rene hielt mich fest und versuchte mich zu trösten, ich beruhigte mich erst als der Kleine in meinem Bauch aktiv wurde, ich legte meine Hand auf meinen Bauch und wurde etwas ruhiger. Sein erstes Muttertagsgeschenk.

Es war Muttertag und ich weinte mich in den Schlaf. Ein Tag der so anders hätte sein müssen, wir feierten Muttertag am Grab unseres Kindes. 

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