Unser Baby ist tot. Er wurde nur 8 Tage alt. Alles was in seinem kurzen Leben passiert ist steht in seinem Tagebuch beschrieben. In diesem Blog beschreibe ich regelmäßig wie ich mit diesem enormen Verlust und der Trauer umgehe. Wir kämpfen um ein glückliches Leben, ein Leben ohne unseren wunderschönen Joep.
Über einen Eintrag im Gästebuch würde ich mich freuen!
30.12.2016
Fehlgeburt
27.12.2016
2016 - Joeps Jahr geht vorbei...
Ich habe so viel von Joep gelernt. Ich habe gelernt wie stark ich lieben kann, dass mein Kind wirklich das aller Schönste für mich ist. Ich habe Kräfte gehabt von denen ich nicht wusste dass ich sie habe. Ich habe um Joep gekämpft wie eine Löwin. Ich sass an seinem Bett und habe mich nicht geschont nach der Geburt. Ich brauchte keine Ruhe. Joep brauchte mich und ich war für ihn da. Ich habe in dieser Woche so viel gelernt. Ich habe meinen Sohn kennen gelernt, ich habe gelernt dass Liebe stärker ist als der Tod.
2016 fing für mich perfekt an. Hochschwanger drehte sich natürlich alles um Joep. Ich konnte mich nicht bewegen ohne ihn zu spüren. Aufstehen ging kaum noch. Ich habe gelernt dass eine Geburt das schönste ist was es auf der Welt gibt, dass all die Horrorgeschichten vor denen ich nie Angst hatte die extremen Ausnahme Situationen sind. Die schönen Geschichten sollten viel mehr erzählt werden.
Und dann starb Joep und zum ersten mal in meinem Leben habe ich erfahren was Trauer eigentlich bedeutet. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich erfahren wie es sich anfühlt richtig traurig zu sein. Wie es ist wenn man so traurig ist dass einem das Leben nicht mehr lebenswert erscheint. Ich weiß jetzt wie es sich anfühlt um zu leben nur des Lebens wegen und nicht weil man es möchte. Ich weiß wie sich ein Leben ohne Glück anfühlt. Ich habe lernen müssen Menschen die ich liebe vor den Kopf zu stoßen weil ich keine Nähe mehr ertragen konnte. Ich habe gelernt mich in der Vordergrund zu stellen und dafür zu sorgen dass Menschen mir nicht mehr die so kostbare Energie rauben.
Ich habe gelernt dass trauern so viel mehr ist als ich dachte. Ich habe gelernt, dass man jeden Tag an sein verstorbenes geliebtes Kind denkt. Jeden Tag Stunden lang. Ich habe gelernt dass das Leben nicht gut ist. Mein Leben ist momentan schlecht und ich habe gelernt damit um zu gehen. Erst stirbt mein Baby und dann werde ich nicht mehr schwanger. Es ist wie ein schlechter Film.
Dieses Jahr gab es keinen Tag an dem ich nicht an Joep gedacht habe. Er war immer in meinem Kopf, immer. Jeden Tag habe ich über und mit ihm geredet. Ich habe gelernt dass es jede Menge Raum in meinem Leben für Joep gibt. Ich habe gelernt dass Menschen die ich mochte auf einmal keinen Teil meines Lebens ausmachen weil sie mich nicht verstehen wollen und mir nur weh tun und dann auch noch denken sie seien im Recht. Ich habe gelernt dass ich Dinge fühle die nicht zu mir passen. Aber das ist okay, ich darf alles fühlen was ich fühle weil es normal ist und dazu gehört, es ist okay anderen ihr Glück nicht zu gönnen weil ich es doch selbst viel mehr verdiene. Weil ich doch selbst ein gesundes Baby verdiene und ich in meiner Schwangerschaft alles richtig gemacht habe. Wir haben doch eine Eigentumswohnung, finanzielle Sicherheit, wir hatten doch alles. Joep war geplant und nicht ungewollt und er starb. Andere werden ungewollt schwanger und kümmern sich nicht um ihre Kinder. schreien sie in der Öffentlichkeit an, sind in meinen Augen schlechte Eltern, aber ihre Kinder leben.
Es ist Joeps Jahr und das Jahr ist fast vorbei. Nur noch wenige Tage und 2016 ist Vergangenheit. Und irgendwie fühlt es sich an wie ein Abschied von Joep. Es ist sein Jahr und es ist fast vorbei. Natürlich ist meine Trauer dann nicht vorbei aber ich habe Angst was die Welt dann von mir erwartet. Wenn ich sage letztes Jahr ist mein Sohn gestorben... das hört sich so viel weniger schlimm an als vor ein paar Monaten ist mein Sohn gestorben. Wie lange wird mein Umfeld noch Verständnis haben? Und wie werde ich auf Unverständnis reagieren?
Ich habe Angst vor 2017. Sollte ich gute Vorsätze haben? Alles was ich will ist ein Baby aber das kann man nicht planen. Kinder sind ein Geschenk, großes Glück und ob ich dieses Glück wieder haben darf weiß ich nicht? Bedeutet ein positiver Schwangerschaftstest denn dass ich auch ein gesundes Kind mit nach Hause nehmen darf? Die Gefahr ist doch so groß dass er das nicht bedeutet. Viel grösser als die Chance dass Joep sterben würde als er doch so fit geboren wurde.
Ich habe Wünsche für 2017, keine Vorsätze. Ich wünsche mir dass es mir wieder etwas besser geht, dass Joep immer so nah bei mir ist wie in 2016. Ich wünsche dass meine Umgebung weiterhin Verständnis für mich hat. Ich wünsche mir dass wenn ich wieder schwanger werden darf ich auch ein gesunder Baby bekommen werde. Ich wünsche mir dass eine erneute Schwangerschaft tatsächlich wieder Glück in unser Leben bringt. Ich wünsche mir dass ich die Welt ein klein wenig besser machen kann indem ich anderen Menschen helfe. Ich wünsche mir dass ich meine Versprechen die ich Joep gegenüber gemacht habe halten kann. Es sind Wünsche aber ich traue mich nicht zu hoffen dass sie in Erfüllung gehen. Ich habe das Vertrauen ins Leben verloren. Ja vielleicht wünsche ich mir sogar dass ich dieses Vertrauen wieder finden kann. Vielleicht noch nicht in 2017 aber irgendwann... Und ich hoffe dass ich alles Gute was ich jetzt noch habe für immer behalten kann, ich wünsche mir dass 2017 nicht noch schlimmer wird als 2016. Denn auch das lese ich, dass das zweite Jahr noch schlimmer ist als das Erste.
2016 ist Joeps Jahr. Joep hat es zum schönsten und traurigsten Jahr meines Lebens gemacht. Ich habe so viele liebevolle Erinnerungen und wunderschöne Momente die ich nie vergessen werde. Und so viel traurige Momente die auch immer dazu gehören werden.
Egal welches Jahr wir schreiben, meine Liebe für Joep wird immer groß sein! Ich wünsche mir dass Joep nicht vergessen wird. Ich wünsche mir dass Menschen an Joeps Geburtstag denken und uns wissen lassen dass sie an ihn denken. Das tut uns so gut und ist so wichtig für uns. Ich wünsche mir dass Joep niemals vergessen wird und sein Name immer genannt wird, dass er nicht nur für uns immer dazu gehört.
Erste Weihnachten ohne Joep
23.12.2016
Wo auch immer wir sind, du gehörst zu uns!
14.12.2016
Weltweiter Candle Lighting Day
In Holland wird dieser Tag in den meisten Gemeinden in Gruppen 'gefeiert' und man kann sich aussuchen ob und wohin man gehen möchte. Viele Mamas mit denen ich rede gehen an diesem Tag zu so einem Treffen, manche zünden auch nur zuhause eine Kerze an und stellen sie um 19 Uhr ins Fenster und denken an unsere Engel.
Der Friedhof auf dem Joep liegt organisiert jedes Jahr so ein Treffen für Eltern von verstorbenen Kindern, dabei ist es nicht wichtig wie alt das Kind war, es geht um den Verlust seines Kindes. Ich sah schon vor Monaten einen Aushang hierfür und wusste sofort dass ich gehen wollte, auch Rene wollte gehen. Im November bekamen wir außerdem einen Brief mit einer Einladung.
Auf dem Weg zum Friedhof liefen wir am Oliebollenkraam vorbei und sie verschenkten gerade die Reste des Abends bevor sie schlossen, wir bekamen also beide noch was Leckeres für unterwegs. Wir bedankten uns bei den Leuten und auf dem Weg zum Friedhof natürlich auch bei Joep, es war ein Geschenk von Joep, da waren wir uns sicher. Noch nie zuvor haben wir dort etwas geschenkt bekommen und sie stehen direkt neben dem Friedhof. Letzte Jahr standen sie nicht da und schon als wir sie dieses Jahr zum ersten mal sahen sagten wir dass es ein Geschenk von Joep ist. Ich esse so gerne Oliebollen und jetzt konnte ich sie immer ganz in der Nähe kaufen. Wir haben ein paar mal Oliebollen gekauft auf dem Weg zu Joep.
Wir sind extra etwas eher zum Friedhof gegangen weil wir erst noch zu Joep wollten. Von meiner Schwester hat er zu Weihnachten ein neues Stofftier für sein Grab bekommen und auch wir haben ihm ein Neues mitgebracht. Also bekam er zwei neue Stofftiere und wir haben alle Kerzen angezündet die auf seinem Grab stehen. Auch der kleine Junge der neben ihm liegt hat eine Kerze von uns bekommen. In meiner Vorstellung sind die beiden Freunde und ich wollte dass an diesem besonderen Tag an dem es doch um Kerzen geht auch für ihn eine Kerze brannte.
Wir gingen zurück zur Aula in der auch die Trauerfeier für Joep stattgefunden hat, mittlerweile leuchteten überall Kerzen, der Weg zur Aula war mit Kerzen und Fackeln erleuchtet, es war wirklich sehr schön. Wir wurden schon zuvor am Eingang des Friedhofes mit Handschlag empfangen und gefragt für wen wir kamen. Auch jetzt wurden wir wieder am Eingang der Aula gefragt für wen wir kamen, für Joep. Sie machte einen Hacken hinter seinen Namen, wir durften wieder seinen Namen nennen, etwas was wir nur so selten machen können, fast nie bei Leuten die uns und Joep nicht kennen. Alle Eltern nennen die Namen ihrer Kinder so oft aber Joeps
Bevor wir in die Aula gingen kamen wir in einen Warteraum, es war nicht der Raum in dem wir vor der Beerdigung mit Joep waren sonder der Raum an der anderen Seite in dem am 27. Februar auch alle Gäste für Joep empfangen wurde. Wir liefen also in den Warteraum und bekamen sofort etwas zu trinken angeboten. Und dann standen wir da, zwischen all den Leuten die wir nicht kannten, alle Sitzplätze waren besetzt, die einzige Ecke in die man sich stellen konnte war auch schon voll, wir mussten uns also in die Mitte des Raumes an einen grossen Tisch stellen wodurch wir immer jemandem den Rücken zukehrten. Wir fühlten uns verloren und waren viel jünger als alle anderen in dem Raum. Ich fühlte mich fehl am Platz, ich wollte und sollte hier nicht sein und trotzdem war ich genau dort wo ich hin gehörte. Niemand redete miteinander, nur mit ihren Partnern. Mit und mit füllte sich der Raum, neben älteren Menschen waren jetzt auch Kinder dabei und ich bemerkte plötzlich wie sich Erleichterung in mir breit machte. Es waren keine Babys oder dicken Bäuche da, etwas was für mich noch immer so konfrontierend und schmerzhaft ist. Auf der einen Seite war ich froh dass keine Schwangeren da waren, auf der anderen Seite dachte ich darüber nach was ich denn nächstes Jahr mache. Dann hoffe ich wieder ein Baby zu haben oder zumindest auch wieder schwanger zu sein, ob das anderen dann auch so weh tut? Aber ich werde gehen weil es dazu gehört, ich werde immer für Joep gehen und seine Geschwister werden mitkommen, es ist doch auch ihr Bruder.
Ein Mann kam zu uns, ein Sprecher wie sich heraus stellte und wir erzählten ihm von Joep. Er begleitete schon seit 40 Jahren trauernde Eltern und er schien uns zu verstehen, auch wenn er unseren Schmerz nicht kannte.
Nach einiger Zeit durften wir in die Aula, die 2. und 3. Reihen waren schnell besetzt, wir wollten nicht hinten sitzen also setzten wir uns ganz vorne in die erste Reihe. Rene wollte den Bildschirm gut sehen konnten also sassen wir auf den Plätzen auf denen wir auch bei Joeps Beerdigung sassen, die letzten freien Plätze vorne links. Neben uns sassen keine Eltern sondern Sprecher, Mitarbeiter und eine Sängerin. Irgendwie war es weniger heftig als ich dachte um wieder in diesem Raum zu sein, ich hatte keine Flashbacks oder so etwas obwohl ich mir wohl darüber im Klaren war dass Joep auch hier war, dass wo jetzt hinter uns eine Familie mit kleinem Kind sass vor fast 10 Monaten meine Schwester mit ihren Kindern sass.
Der Dienst war wirklich schön, vor uns stand ein Tisch mit Fotos, auch Joeps Foto stand dazwischen. Manche Fotos standen in einem Bilderrahmen, niemand hatte uns gesagt dass wir sein Foto in einem Rahmen mitnehmen sollten und ich fand es sehr Schade dass Joeps Foto nicht eingerahmt war. Nächstes Jahr wird es das wohl sein, dann weiß ich es besser. Der Tisch war voller Fotos, die meisten ohne Rahmen. Die Aula war voll, wie viele Menschen genau da waren weiß ich nicht aber es waren mindestens 50.
Es wurde gesungen und geredet. Zwischendurch wurden die Namen unserer Kinder genannt und durften die Eltern eine Kerze anzünden und vor das jeweilige Foto stellen.
Zuerst wurde das Lied 'precious child' gesungen, die Frau die das Lied gesungen hat war vermutlich eine ausgebildete Opernsängerin, zumindest hat sie unfassbar schön und gut gesungen. Meine Tränen liefen in Strömen, auch Rene weinte. Der Text des Liedes, die Art wie sie es sang und ihre Stimme waren so schön und so traurig.
Es wurde eine Rede gehalten von dem Mann mit dem wir schon zuvor geredet haben, er sagte ein paar Dinge die ich erkannte und die Rene und ich auch so empfinden, aber auch ein paar Dinge die wir nicht so erlebt haben. Jeder trauert anders sagt man und seine Beispiele waren der Beweis hierfür. Er sagte er hat in den Jahren gelernt dass man Trauende nicht therapieren kann, sondern dass man nur viel von Ihnen lernen kann und dass er seit Jahren immer mehr und immer wieder lernt und er sah uns dabei an. Ich fragte mich ob wir denn etwas gesagt haben was neu für ihn war, ob er auch von uns gelernt hatte. Seinem Ausdruck nach war das so. Er sagte außerdem dass das Wort 'verarbeiten' nicht richtig ist und das ist etwas dass ich auch schon oft gesagt habe. Verarbeiten hört sich an als ob ich aktiv etwas tun kann und wenn ich meine Arbeit gut mache dann ist danach alles wieder gut. Aber es wird nie wieder gut, Joep wird immer fehlen also ist das Wort 'verarbeiten' für mich nie genug, es ist so viel mehr als das. Aber was er dann sagte machte es nochmal deutlicher: Abfall wird verarbeitet aber sein Kind verarbeitet man nicht. BAM, ja dachte ich, das stimmt. Auf NL sagt man dass man dem Verlust einen Platz geben muss. Etwas was mich auch immer störte, was für einen Platz? Türe zu und fertig? Das stimmt auch nicht, man kann seinem Kind keinen Platz geben, es ist immer da, überall, nicht auf einem Platz. Und auch das Wort Verlust stimmt nicht, etwas was man verliert kann man wieder finden, aber ich kann Joep nicht mehr finden, er kommt nie wieder. Er wusste worüber er redet.
Es wurden noch ein paar Gedichte vorgelesen und mehr Lieder gesungen. Dann durften wir eine Kerze für Joep anzünden als sein Name, sein Geburtsdatum und Todestag vorgelesen wurde. Rene zündete die Kerze an und ich stellte sie vor Joeps Foto. Beim letzten Lied das gesungen wurde brach die Wahrheit dann über mich hinein. Auf einmal war der Schmerz wieder so groß, Joeps Foto steht da weil er tot ist, alle Menschen und Kinder auf den Fotos sind Tod. Alle Menschen hier vermissen ihr Kind und ich vermisse Joep. Ich weinte und Rene nahm mich in den Arm. Das einzige Taschentuch dass ich bei mir hatte hatte Rene schon benutzt aber es störte mich auch nicht, ich weinte in Renes Armen, auf dem gleichen Platz an dem ich auch vor 9,5 Monaten in Renes Armen weinte, ich weinte um Joep.
Danach gingen wir alle nach draußen mit der Kerze die wir zuvor angezündet hatten. Wir sollten die Fotos stehen lassen weil wir noch zurück kommen sollten um noch zusammen einen Kaffee zu trinken. Wir liefen nach draußen und jetzt war ein Weg auf dem Friedhof mit Fackeln erleuchtet, wir liefen alle zu einem grossen Herz aus Kerzen dass bei den Kindergräbern aufgestellt wurde. Auch die Sängerin und der Mann der Klavier gespielt hatte waren da und sangen gemeinsam Alle standen wir zusammen um das Herz und setzten die Kerzen für unsere Kinder in das grosse Herz. Aber wir würden nicht in Den Haag wohnen wenn die Kerzen die wir hinstellten nicht innerhalb von einer Minute wieder ausgeblasen wären. Ich fand es nicht schlimm, ich stellte mir vor wie all die Kinder auf den Wolken darüber lachten.
Rene und ich gingen noch zu Joeps Grab, er hatte neue Stofftiere bekommen und die alten standen noch an der Bank. Ich wollte sie mit nach Hause nehmen und waschen. Wir verwahren sie, sie wurden Joep geschenkt auf der Beerdigung oder kurz danach. Als wir beim Grab waren brannte eine extra Kerze auf Joeps Grab und bei seinem kleinen Nachbarn brannten jetzt alle Kerzen. Alles war so hell und die Kerzen hier wurden nicht durch den Wind ausgeblasen. Ich freute mich so dass in dieser kurzen Zeit noch jemand da war, bei Joep war und ihm eine Kerze gegeben hat. Ich habe die Eltern seines kleinen Freundes nicht gesehen, sie waren nicht bei dem Treffen aber sie waren wohl am Grab. Ich freute mich so dass sie auch an Joep dachten und es gab mir ein warmes Gefühl dass sie sich sicher auch gefreut hatten dass ich eine Kerze angezündet habe für ihr Kind. Ich hockte vor Joeps Grab und weinte und weinte. Rene war auch am Ende seiner Kräfte und er wollte nur noch nach Hause also gingen wir nach Hause als ich wieder dazu in der Lage war. Wir holten nicht mehr Joeps Foto ab, wir konnten es nicht mehr. Wir gingen nach Hause und taten den Rest des Abends gar nichts mehr, wir hatten keine Kraft mehr, ich sass eine Stunde in meiner Winterjacke auf der Couch bevor ich die Kraft fand um ins Bett zu gehen.
Montag morgen fuhr ich weinend zur Arbeit. Ich sass 5 Stunden im Büro aber eigentlich tat ich nichts, ich konnte mich nicht konzentrieren. Nach der Arbeit fuhr ich zum Friedhof und holte Joeps Foto ab, ich hatte zuvor eine Email geschickt um Bescheid zu sagen dass ich es gerne abholen möchte. Ich habe noch mit der Dame geredet die auch am Abend zuvor da war und habe ihr noch Feedback gegeben was mir besonders gut gefiel und was mir nicht so gut gefiel. Sie war sehr froh und dankbar darüber und wollte es auf jeden Fall weiterleiten und nächstes Jahr mit in die Planung einbeziehen. Wenn also nächstes Jahr etwas noch besser ist als dieses Jahr, dann haben wir das Joep zu verdanken. Lieber kleiner Joep.
12.12.2016
Precious Child
08.12.2016
Traum
Heute Nacht habe ich wieder über Joep geträumt. Ich erinnere mich nur noch an Bruchstücke aber es war kein schlimmer Traum, es war kein Albtraum. Ich war wohl traurig als ich wach wurde, all die Liebe die ich in meinem Traum empfand war noch immer da und erinnerte mich schmerzhaft daran dass ich ihn nicht wirklich festhalten kann.
In meinem Traum war Joep tod, aber schon etwas länger. Ich sah ihn an und er war wunderschön, genauso wie er immer aussah. Plötzlich sagte jemand dass er jetzt so lange tot ist dass er nicht mehr so hübsch ist und ich zweifelte ob ich ihn nog sehen wollte. Er war in ein Tuch eingewickelt und jemand sagte mir ich könnte ruhig gucken. Rene guckte zuerst und sagte mir auch dass ich ruhig gucken kann. Jemand schlug das Tuch auf Seite und ich sah ihn. Die Haut an seiner Brust sah aus als ob er Ausschlag hätte und auch seine Lippen waren dunkel, fast schwarz. Ich strich ihm über seinen Kopf, ein paar mal und auf einmal öffnete er seine Augen, die Krankenschwester die bei uns war konnte es gar nicht glauben. Sobald meine Hand nicht mehr auf seinem Kopf lag waren seine Augen wieder zu, also streichelte ich ihn weiter und er machte seine Augen wieder auf und fing wieder an zu atmen. Alle Zeichen des Todes an seinem Körper verschwanden ganz schnell und er war wieder wunderschön. Ich hob ihn auf und drückte ihn fest an mich, davon überzeugt dass einzig und allein meine Liebe und Wärme ihn retten könnte und dass alle unrecht hatten.
Ich wachte auf und erinnerte mich noch an alle Details des Traumes. Ich weiß noch dass ich es eigentlich aufschreiben wollte aber es war mitten in der Nacht und ich war zu müde. Sofort erinnerte ich mich an etwas das ich mal gelesen habe: Eine Mutter bekam Zwillinge, viel zu früh mussten sie geholt werden und nur ein Baby überlebte. Als man ihr das tote Baby an die Brust legte fing es plötzlich wieder an zu atmen. Es war ein Wunder, ein echtes Wunder. Aber für mich war es nur ein Traum...
Joep wacht nie mehr auf, meine liebe hat ihn 'nur' 13 Stunden kämpfen lassen, sie konnte ihn nicht retten, wir konnten ihn nicht retten. Niemand konnte ihn retten. Irgendwann werde ich von Joep als gesunden kleinen Jungen träumen, irgendwann wird er in meinen Träumen leben.
05.12.2016
Ich bin eine unsichtbare Mama
Ich bin jetzt seit 9,5 Monaten Mama aber niemand sieht es mir an. Ich habe kein Kind auf meinem Arm. Ich habe keine Flecken auf meinen Klamotten, ich habe keine Augenringe weil ich nicht genug schlafe. Ich habe keine Wickeltasche bei mir, Ich habe keinen Maxicosi im Auto. Niemand sieht mir an dass ich Mama bin.
Joep wurde Montags geboren, schon Freitags war mein Bauch weg und man sah mir nicht mehr an dass ich gerade Mama geworden bin. Ich war erstaunt wie schnell es ging, Mittwochs sah ich noch aus als sei ich im 6. Monat schwanger und Freitag morgen stehe ich auf und mein Bauch war weg. Als wir Mittwochs, den Tag nach Joeps Tod nach Hause kamen war aus mir plötzlich eine unsichtbare Mama geworden. Mein Bauch war im Verhältnis sogar flacher denn je, ja ich war noch dicker als vor der Schwangerschaft aber das Fett war anders verteilt und wenn ich stand war mein Bauch einfach flach. Kein einziger Schwangerschaftsstreifen auf meinem Bauch zeigte dass ich ein grosses und kräftiges Kind bekommen habe. Mein Körper erholte sich noch von der Geburt aber niemand sah mir an dass ich gerade erst ein Kind geboren habe, weil ich kein Kind habe dass ich zeigen kann.
Ich bin Mama, aber eine Mama mit leeren Händen. Ich weiß Sachen übers Mama sein die andere Mütter nicht wissen. Ich weiß wie es sich anfühlt sein Kind zu vermissen, es nicht versorgen zu dürfen. Ich weiß so viel über die Trauer um meinen Joep. Aber ich weiß nicht wie es ist nächtelang nicht zu schlafen weil Joep weint. Ich weiß nicht wie es sich anfühlt ein Kind zuhause zu haben. Ich bin Mama, aber ich bin eine unsichtbare Mama. Niemand sieht mich als Mama.
Wenn ich draußen bin, wenn ich rum laufe, niemand sieht an mir dass ich eine Mama bin. Ja wir sind noch jung, viele Leute in unserem Alter haben noch keine Kinder, es ist nicht ungewöhnlich dass man in unserem Alter noch keine Kinder hat. Niemand fragt mich ob ich Kinder habe, niemand sieht mir an dass ich Mama bin. Ich bin eine unsichtbare Mama mit einem unsichtbaren Kind auf meinem Arm. Mein unsichtbares Kind trage ich immer bei mir. Er sitzt immer auf meinem Arm, ich drücke ihn fest an mein Herz, denn da gehört er hin.
Es vergeht kein Tag an dem ich nich an meinen lieben schönen Joep denke und an dem ich ihn nicht vermisse. Es vergeht kein Tag an dem ich ihn mir nicht zurück wünsche und es vergeht keine Woche in der ich mich nicht frage wozu ich das alles mache, in der ich nicht denke ich will keine unsichtbare Mama sein. Ich hab nie darum gebeten, ich wollte das nicht. Ich will das nicht!
Aber mich hat niemand gefragt, ich hatte keine Wahl. Ich bin unsichtbar und Joep bleibt immer mein unsichtbares Kind an meiner Hand.