04.09.2017

3. Trimester

Und auf einmal befinden wir uns mitten im 3. Trimester. WOW. Die Zeit die ich letztes Jahr so verflucht habe ging auf einmal so schnell dass ich gar keine Zeit hatte sie zu verfluchen! Ich bin jetzt in der 37. SSW, das Ende dieser Schwangerschaft kommt wirklich in Sicht. Ende diesen Monats oder Anfang des Nächsten haben wir wieder ein Baby. Hoffentlich eins das wir sofort mit nach Hause nehmen dürfen. Hauptsache er wird glücklich!

32. SSW
In einer Woche darf er geboren werden und können wir ihn sofort mit nach Hause nehmen! Mittlerweile bin ich in Mutterschutz, zuhause ist alles fertig für seine Ankunft. Alle Klamotten haben ich gewaschen, alles was wir kaufen konnten haben wir gekauft und aufgebaut. Im Auto steht wieder ein Maxi Cosi, liegt ein Kinderwagen. Wir haben wieder einen Laufstall im Wohnzimmer, wir haben ein Beistell-bett im Schlafzimmer. 

In dem Lied 'zo mooi' das für uns für immer mit Joep verbunden sein wird heißt es: 'Und alles war bereit, wir machten die Gesten, die man macht wenn jemand willkommen ist, so willkommen, dass es für immer weh tun wird.'  Wieder ist alles fertig und wieder sind wir groß in den Gesten. Wir sind so bereit wie man es nur sein kann. Wir können kaum noch warten. In den nächsten 4 Wochen ist es soweit, dann werden wir unser Baby, Joeps kleinen Bruder, in den Armen halten und in mir ist es ruhig. Ich weiß dass er uns so unfassbar gut tun wird und das wir perfekte Eltern für ihn sein werden.

Aber ich sollte auch etwas zum 3. Trimester schreiben. Mir geht es noch genauso gut wie im 2. Trimester. Es gab 2 Tage in denen Joeps Bruder sehr ruhig war, viel ruhiger als normal und ich machte mir Sorgen. Bei Joep hätte ich sicher nicht angerufen um zu fragen ob alles okay ist aber diesmal ging ich doch ins Krankenhaus. Er ist normal so stark und liebt seine Yogaübungen die dafür sorgen dass mein Bauch die verrücktesten Formen an nimmt. Aber jetzt fühlte ich schon seit 2 Tagen nur ganz leichte Bewegungen, ich fühlte Joeps Bruder aber er war so schwach dass ich mir Sorgen machte. Ich ging also ins Krankenhaus, ich zweifelte so lange ob gehen sollte oder nicht aber ich rief doch an und konnte sofort vorbei kommen. Es wurde ein CTG gemacht und ich fühlte mich wirklich wie die grösste Anstellerin. Alles in mir sagte dass ich keinen Grund habe hier zu liegen, dass alles einfach okay ist. Dazu kam dass das CTG im Kreisssaal gemacht wurde und ich Joep so nah war, er wurde nur ein paar Räume weiter geboren. Das war emotional wirklich schwieriger als die Sorgen die ich mir um Joeps Bruder machte. Vor allem weil der kleine Scherzkeks 3 Minuten nachdem ich am CTG lag wieder anfing mit aller Kraft zu treten und seine Yogastunde begann.  Es war schön, eine halbe Stunde lang hörte ich seinen Herzschlag, ich fühlte ihn wieder so stark wie eh und je und auf dem Ultraschall sah auch alles gut aus. Natürlich war alles gut, ich wusste es, ich wusste dass ich mich anstellte aber ich durfte mich anstellen! Ich darf mich so viel anstellen wie ich will, Joep ist tot, lieber habe ich 10000 mal zu oft Angst als einmal zu wenig.  Seit dem fühle ich Joeps Bruder wieder stärker, er ist nicht mehr so faul gewesen wie die 2 Tage und es gibt keinen Grund mehr mir Sorgen zu machen.

Ansonsten kann ich eigentlich nichts erzählen das abweicht von meiner Schwangerschaft mit Joep außer dass es mir körperlich sogar besser geht. Das liegt aber daran dass ich 2 Wochen eher aufgehört habe zu arbeiten und dass ich die ersten 2 Wochen im August nur halbe Tage gearbeitet hat. Ich hatte wieder solche Rückenschmerzen, die hatte ich bei Joep auch schon. Im oberen Rücken und sitzen ist einfach Gift für meinen Rücken. Diesmal war es mir egal, ich ging einfach schon 6 Wochen vor dem ausgerechneten Datum in Mutterschutz und sagte auf der Arbeit bescheid dass ich die 2 Wochen davor nur noch halbe Tage arbeiten würde. (Ein Hoch auf die Niederlande in der man sowas als Arbeitnehmer einfach selbst entscheiden kann.) Bei Joep habe ich die Schmerzen 'ignoriert', ich wollte funktionieren, ich wollte weiter arbeiten. Zwei Wochen länger arbeiten bedeutete zwei Wochen die ich nach der Geburt länger bei Joep zuhause sein konnte. Diesmal habe ich auf meinen Körper gehört und ich weiß dass ich das auch beim nächsten Kind so machen werde. Je besser es mir körperlich geht desto besser geht es mir mental. Dann nehme ich mir halt unbezahlten Urlaub!

Seit heute bin ich also in der 37. SSW, mir geht es soweit gut. Ich vermisse Joep noch immer, das wird sich nie ändern. Es war komisch Joeps Klamotten zu waschen und zu wissen dass er sie nie getragen hat. Dass sie jetzt für Joeps Bruder sind. Ich fühlte mich wie in einer Zeitreise. Es war wieder Januar 2016, ich bereitete alles für Joep vor. Ich wusch die gleichen Klamotten, ich wusch die gleichen Schubladen aus, dekorierte das selbe Regal. Natürlich wusste ich dass ich es dieses mal alles für Joeps Bruder tat und nicht für Joep. Aber es waren die gleichen Handlungen, ich habe das alles schon einmal gemacht. Es war nicht schrecklich oder so, es fühlte sich richtig an. Joeps Bruder verdient diese Klamotten genauso wie Joep sie verdient hat. Diesmal werden sie getragen, diesmal werde ich sehen wie sie meinem Sohn stehen, wie goldig und perfekt er aussieht in den Outfits die wir für ihn haben.

Das nächste Update das ich schreiben werde wird wohl über die Geburt gehen. Ich habe keine Angst vor der Geburt. Wir haben abgesprochen dass Joeps Bruder nach der Geburt von einem Kinderarzt untersucht wird. Die nächsten Wochen werden wir mit einem Kinderarzt reden um unsere Erwartungen an diese Untersuchung zu besprechen. Ich will sicher wissen dass Joeps Bruder keine Hirnblutung hat, ich will sicher sein ein gesundes Kind mit nach Hause zu nehmen. Aber vor allem will ich dass er nicht unnötig viel untersucht wird, er soll nicht zur Kontrolle im Krankenhaus bleiben wenn das nicht nötig ist. Sobald der Kinderarzt grünes Licht gibt fahren wir nach Hause. So schnell wie möglich! Ich freue mich soooo sehr ihn bald zuhause zu haben, zu kuscheln. Nur Rene, Joeps Bruder und ich im Bett, wir werden ihn stundenlang angucken, genau so wie wir seinen Bruder in uns aufgesaugt haben. Jeder Millimeter seines Körpers wird studiert. Was hat er von Papa? Was von Mama? Was hat er von Joep?

Ich bin froh und dankbar dass ich keine Ängste habe. Die hatte ich wirklich nur im ersten Trimester und das war hart aber ich bin davon überzeugt dass das durch die Fehlgeburt und Joeps Geburtstag kam. Nach dem Verlust seines Kindes kann man wieder schön schwanger sein. Es ist natürlich ganz anders als bei Joep, ich sitze nicht auf meiner rosa Wolke aber mehr als keine Ängste haben konnte ich mir nicht wünschen. Ich lebe von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Noch immer kann ich mir kaum vorstellen dass wir den Kleinen bald zuhause haben. Aber das ist okay für mich, bald ist er zuhause und dann werde ich mich sicher kneifen weil ich es sogar dann noch nicht glauben kann. Dass wir nach so langer Zeit tatsächlich wieder richtig Glück haben. Joeps Bruder ist unser grösstes Glück, ein gesundes Kind ist das grösste Glück. Nach all den Niederlagen werden wir wieder Glück haben, natürlich traue ich mich noch nicht mich darauf zu verlassen. Mein Leben hat mir 2016 doch sehr klar vor Augen gehalten dass nichts so läuft wie ich es mir wünschen würde, dass ich mich nicht darauf verlassen kann dass einfach alles gut geht! Aber 2017 war bis jetzt gut zu uns und ich hoffe dass es das auch bleibt.

5 Tage vor der Geburt

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